Stadlberg (Miesbach)

Ortsteil der Stadt Miesbach im oberbayerischen Landkreis Miesbach

Stadlberg ist ein Gemeindeteil von Miesbach auf der Gemarkung Parsberg im oberbayerischen Landkreis Miesbach.[1]

Stadlberg
Kreisstadt Miesbach
Koordinaten: 47° 46′ N, 11° 51′ OKoordinaten: 47° 46′ 14″ N, 11° 51′ 12″ O
Höhe: 909 m ü. NHN
Einwohner: 52 (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 83714
Vorwahl: 08025
Säule auf der Stadlberghöhe zum Gedenken
an Theodor von Zwehl, bez. 1875
Säule auf der Stadlberghöhe zum Gedenken
an Theodor von Zwehl, bez. 1875

Ortsbeschreibung

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Die Einöden von Stadlberg liegen südöstlich von Miesbach.

Das ehemalige Bauernhaus und jetzige Landhaus in der Stadlbergstraße 19, die Hofkapelle des Rainhofes in der Stadlbergstraße 32 und eine Ruhebank mit Gedenksäule zur Erinnerung an Theodor von Zwehl sind in die Liste der Baudenkmäler in Miesbach eingetragen.

Ortsname

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Der Name Stadlberg beinhaltet das althochdeutsche Wort stadal (Scheuer, Schuppen), ein Holzgebäude, das auf entlegenen Grundstücken zur Unterbringung des Heus errichtet wurde, bevor dort ein fester Wohnsitz entstand. Auch der jetzige Kaiserhof (von Kaser) deutet auf eine almenhafte Viehwirtschaft hin.[2]

Haberfeldtreiben von 1893

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Haberfeldtreiben in Die Gartenlaube, 1895
Der Haberfeld­trei­ber von Miesbach
Darstellung im Festzug zum Miesbacher Volksfest, 1925

In der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober 1893 fand auf dem Stadelfeld (Baderwirtschaftswiese) ein Haberfeldtreiben statt, das sich zu dieser Zeit bereits von einem humorvollen Rügegericht zur Ahndung von Verstößen gegen gesellschaftliche Normen zu einem rechtswidrigen Laienpranger gewandelt hatte. Bei ihm versammelten sich bis zu 200 Teilnehmer, und es ging als sogenannte Habererschlacht in die Geschichte ein.

Kurz nach Mitternacht zogen aus dem Wald über 100 schwarz-geschminkte Haberer (Treiber) aus den Nachbarorten lärmend auf Miesbach zu. Die meisten von ihnen waren ledige Burschen, vor allem Arbeiter, Knechte und Tagelöhner, und nur wenige Bauern oder deren Söhne nahmen teil. Gleichzeitig läutete man in der Pfarrkirche Sturm und in der Folge eilten unzählige Miesbacher auf die Straßen, dem Schauplatz des Treibens zu, der auf einer Hochebene lag.

Gendarmen unter Leitung des Bezirksamtmanns Carl Riezler, der Ort und Zeitpunkt des Treibens ermittelt hatte, rückten gegen die Haberer vor. Nach einmaliger Warnung durch die Gendarmerie wurde scharf geschossen. Das Treiben musste aufgrund der Schießerei abgebrochen werden. Die Haberer zogen sich zurück. Ein Gendarm wurde von seinen Kameraden schwer verletzt geborgen, ebenso ein Haberer.

Das Ausmaß der Haberfeldtreiben zu dieser Zeit wird deutlich, wenn man die insgesamt 13 Prozesse mit 425 Verurteilungen betrachtet. Bis Mai 1897 wurden 94 Haberfeldtreiber zu Gefängnisstrafen verurteilt (insgesamt 282 Jahre Haft), und viele der betroffenen Familien flüchteten in der Folge nach Amerika.[3]

Bevölkerungsentwicklung

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Hofkapelle des Rainhofes, im Kern 18. Jh., umgestal­tet um 1900 und 1953[4]
Landhaus in der Stadlbergstraße 19, Flachsatteldachbau mit Blockbau-Obergeschoss, umlaufender Laube und Hoch­laube, am Oberstock Reste barocker Bemalung, um 1775

Um 1871 lebten in Stadlberg 68 Einwohner. Bis 1970 stieg die Bevölkerungszahl auf 173 Einwohner. Im Mai 1987 gab es 52 Einwohner in 24 Häusern, die in 28 Wohnungen aufgeteilt waren.[1]

Einwohner in Stadlberg
Jahr 1871 1925 1950 1970 1987
Einwohner 68 120 222 173 52

Einöden

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Anders als in der Gemarkung Wies tragen die Einöden von Stadlberg auf der Gemarkung Parsberg seit der Eingemeindung im Jahr 1878 meist nicht-amtliche Ortsnamen und sind keine eigenständigen Gemeindeteile von Miesbach. Daher wird die Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen Einöden nicht gesondert erfasst.[5]

Aberg
Böberg
Gschwendt
Rain[4]
Schmautzhof
Waldeck

Siehe auch

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  • Ein alter Streit, ein Roman von Wilhelmine von Hillern aus dem Jahr 1898, der das in den 1860er Jahren im Bayerischen Oberland noch übliche Haberfeldtreiben zum Gegenstand hat.
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Commons: Stadlberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 107 (Digitalisat). Zum Schlüssel „001“ siehe S. XVI (Digitalisat).
  2. Anton Wessinger: Bayerische Orts- und Flussnamen – Erklärungsversuche. 1886, S. 67.
  3. Elmar Schieder: Haberfeldtreiben. Publiziert am 22. Januar 2019 (aktualisierte Version vom 2. März 2020).
  4. a b Rain (Stadlberg). Nicht amtlicher Ortsname auf Bavarikon.
  5. 1. Mai 1978 – Gebietsreform: Eingemeindung von Parsberg, Wies, Haidmühl und Straß, Parsberger Höhe und Unterwartbichl.