Stadthaus (Wittenberg)
Das Stadthaus Wittenberg ist ein öffentlicher Gebäudekomplex am Arsenalplatz, der verschiedene historische Gebäude einschließt und unterschiedliche Funktionen (Stadt-Information, Veranstaltungsräume, Museum, Archiv) erfüllt.
Historische Bausubstanz
BearbeitenDie Ursprünge der im Stadthaus zusammengefassten Gebäudeteile gehen bis in das 13. Jahrhundert zurück. Das Stadthaus enthält in seinen Umfassungsmauern bedeutende Reste mittelalterlicher Bausubstanz der ehemaligen Klosterkirche der Franziskaner, die ihrerseits als Grablege der Askanier genutzt wurde. Bereits 1536 wurde das Gebäude durch Conrad Theiß zu einem Kornspeicher umgebaut und durch das Einziehen mehrerer Ebenen stark überformt. Die mittelalterlichen Fenster wurden hierbei zugesetzt und Schüttöffnungen eingebaut. Im Siebenjährigen Krieg wurde das Gebäude schwer beschädigt und mit niedrigerer Gebäudehöhe wiedererrichtet. Mehrfache Bautätigkeiten der Folgezeit haben das Erscheinungsbild des Gebäudes stark verändert. So wurde Ende des 19. Jahrhunderts ein Geschoss aufgestockt, und an der Südseite wurden große Fensteröffnungen eingebrochen. Zwischen 1945 und 1992 war der Arsenalplatz mit dem Stadthaus durch die Rote Armee besetzt und daher nicht zugänglich.[1]
Neubau
BearbeitenAuf dem Grundstück des ehemaligen Franziskanerklosters wurde 2014/2015 ein Neubau als zentraler Besucherempfang der Stadt eröffnet. Das Gebäude wurde 2014 fertiggestellt. Die Architekten waren Ralf Niebergall aus Magdeburg und Fabian Schulz, Biederitz. Die Ausführungsplanung und Bauüberwachung übernahm die bc Architekten + Ingenieure GmbH aus Lutherstadt Wittenberg und Jörg Lammert GEROTEKTEN aus Weimar. Bauherr des Gebäudes war die SALEG Sachsen-Anhaltinische Landesentwicklungsgesellschaft mbH in Magdeburg. Die Lutherstadt Wittenberg trat als Treuhänder auf. Die Einweihung des Neubaus erfolgte im August 2014. Das Gebäude ist von der Mauerstraße aus zugänglich.[2]
Funktionen
BearbeitenDas Stadthaus dient unterschiedlichen Funktionen: Erstens ist es ein Veranstaltungszentrum, welches als das eigentliche „Stadthaus“ bezeichnet wird; zweitens umfasst es die zentrale Tourist- und Stadtinformation; drittens hat es die Funktion eines Sammlungs- und Ausstellungshauses, dass die Historische Stadtinformation und das Ratsarchiv beherbergt. Diese musealen Einrichtungen bilden zusammen mit dem auf der anderen Seite des Arsenalplatzes gelegenen Museum der städtischen Sammlungen im Zeughaus einen Museumskomplex, der die historischen Sammlungs-Potentiale der Stadt mit der naturwissenschaftlichen und ethnologischen Sammlung von Julius Riemer in einem Forum vereint.[3][4]
Literatur
Bearbeiten- Antonia Brauchte, Isabelle Fräse: Keller als Quellen für die Stadtforschung – erste Ergebnisse aus Wittenberg. In: Das ernestinische Wittenberg: Universität und Stadt (1486–1547) (= Wittenberg-Forschungen. Band 1). Im Auftrag der Stiftung Leucorea hrsg. von Heiner Lück, Enno Bünz, Leonhard Helten, Dorothée Sack, Hans-Georg Stephan. Imhof, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-270-3, S. 169–179.
- Antonia Brauchte: Kelleranlagen des 13. bis 18. Jahrhunderts in Wittenberg. Bauliche Struktur und Nutzung. In: Das ernestinische Wittenberg: Stadt und Bewohner. Teil 1: Textband (= Wittenberg-Forschungen. Band 2.1). Im Auftrag der Stiftung Leucorea hrsg. von Heiner Lück, Enno Bünz, Leonhard Helten, Armin Kohnle, Dorothée Sack, Hans-Georg Stephan. Imhof, Petersberg 2013, ISBN 978-3-86568-917-7, S. 91–104.
- Jörg Bielig (Hrsg.): Wittenberg – Stadtführer durch Stadt und Umgebung. Stadtführer mit Stadtplan, Signet, Wetzlar 1990, ISBN 3-927595-30-6.
- Michael Schulze (Hrsg.): Wittenberg an einem Tag. Ein Stadtrundgang. Lehmstedt, Leipzig 2017, ISBN 978-3-937146-88-1.
- Lorenz Friedrich Beck: Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg (1212–1422) (= Bibliothek der Brandenburgischen und Preußischen Geschichte. Band 6). Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000, ISBN 3-932981-63-4 (Zugl.: Berlin, Techn. Univ., Diss., 1998).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ MZ: Zwei Keller am Arsenalplatz bleiben erhalten. In: mz-web.de. 18. März 2011, abgerufen am 23. August 2018.
- ↑ Neu in LSA/Wittenberg. Stadthaus. In: architekturtourismus.de, abgerufen am 27. August 2018 (PDF; 181 kB).
- ↑ Zentraler Besucherempfang am Arsenalplatz. In: wittenberg.de, abgerufen am 3. August 2016.
- ↑ Städtische Sammlungen. In: wittenberg.de, abgerufen am 27. August 2018.
Koordinaten: 51° 52′ 7,9″ N, 12° 38′ 35,3″ O