Stehle Orgelbau

Orgelbauunternehmen

Orgelbau Stehle ist ein Orgelbauunternehmen, das im Jahr 1894 in Bittelbronn gegründet wurde, heute ein Stadtteil von Haigerloch im Zollernalbkreis in Baden-Württemberg. Es hat seinen Wirkungsschwerpunkt im Gebiet der heutigen Landkreise Sigmaringen und Zollernalb, aber baut auch darüber hinaus neue Orgeln und restauriert alte Werke.

Firmensitz in Bittelbronn

Geschichte

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Wappen von Bittelbronn mit Orgelpfeifen

Johann Stehle (* 1862; † 31. Dezember 1924) und seine Brüder Gustav (1864–1907) und Josef I Stehle (* 7. August 1873; † 1946) zogen in das Schweizer Frauenfeld, um dort den Orgelbau zu erlernen. Während Gustav sich im unweiten Warth im Kanton Thurgau selbstständig machte, gründeten Johann und Josef 1894 eine Orgelbauwerkstatt im heimischen Bittelbronn. Josef II (1907–1970) und Sebastian Stehle (1909–1977), zwei Söhne von Josef I Stehle, der insgesamt acht Kinder hatte, erlernten ebenfalls das Orgelbauhandwerk. Josef II vertiefte sich ab 1931 bei Hans Klais und Sebastian Stehle in Straßburg. Die beiden Brüder übernahmen 1936 den väterlichen Betrieb, der 1962 vergrößert wurde. Während des Zweiten Weltkriegs entstanden einige Orgeln für Brasilien, teils ins Zusammenarbeit mit Klais. Vor dem Krieg wurden die Orgeln mit Kegelladen ausgeführt, danach wieder mit Schleifladen (pneumatisch, elektrisch und mechanisch).[1] 1947 legte Josef II die Meisterprüfung ab. In dritter Generation machte Johann Georg Stehle (* 1946), Sohn von Josef II, die Ausbildung im väterlichen Betrieb (1961–1964) und vertiefte seine Kenntnisse bei Richard Rensch (1967–1968). Nach dem Tod des Vaters führte er bis 1975 zunächst gemeinsam mit Sebastian Stehle das Unternehmen Gebr. Stehle OHG fort, in das seine Frau Roswitha geb. Bieger 1973 eintrat. Nachdem Johann Georg (Hans) 1974 erfolgreich die Meisterprüfung abgelegt hatte, schied sein Onkel 1975 altersbedingt aus dem Betrieb aus. 1979 erfolgte eine nochmalige Erweiterung der Gebäude und 1980 eine Umwandlung in eine GmbH.[2] 2010 schied Hans Stehle aus Altersgründen aus dem Betrieb aus und übertrug seinem Mitarbeiter Markus Hilbel die Leitung.[3]

Das Familienunternehmen arbeitete vor allem in den ehemals hohenzollernschen und badischen Teilen des Landkreises Sigmaringen. Bisher wurden über 200 Orgelneubauten weltweit geliefert. Hinzu kommen Restaurierungen historischer Instrumente.[4] Drei silberne Orgelpfeifen im Wappen der ehemaligen Gemeinde Bittelbronn erinnern an die Orgelbautradition durch das Familienunternehmen Stehle.

Werkliste (Auswahl)

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Jahr Opus Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1904 8 Bubsheim St. Jakobus Maior II/P 15 Kegelladen; erhalten
1904–1905 Ablach St. Anna II/P Kegelladen; erhalten
1914 Weilen unter den Rinnen St. Nikolaus erhalten
1927 Burkheim am Kaiserstuhl St. Pankratius   II/P 13 pneumatische Taschenladen (Röhrenpneumatik), hinter Gehäuse von Adrien Joseph Pottier (1752); 1990 ersetzt[5]
1937 Mettenberg St. Alban II/P 13
1951 Oberbergen St. Mauritius II/P 18 elektropneumatische Kegelladen[6]
1959 Ringingen St. Martin I/P 10
1960 Veringendorf St. Michael   II/P 22 unter Verwendung von Teilen der Vorgängerorgel von Anton Hieber (1834) und Alex Kleinmann (1888), 1985 technischer Neubau durch Stehle[7]
1962 Brombach St. Josef   II/P 23
1962 118 Schlatt St. Dionysius   II/P 19
1966 / 1974 132 Steinau an der Straße Reinhardskirche   II/P 25 Neubau in historischem Gehäuse. Mensuren und Disposition von Ernst Karl Rößler. Zunächst nur 19 Register. 1974 werden 6 fehlende Register eingebaut.
1969 Walddorfhäslach Evangelische Pfarrkirche Walddorf II/P 23
1970 145 Glatt St. Gallus II/P 16
1971 146 Pfalzgrafenweiler St. Jakob II/P 22
1973 149 Obernheim St. Afra   II/P 18
1973 150 Rötenberg St. Johannes II/P 18
1976 156 Tieringen Unserer lieben Frau
 
II/P 16 hinter Prospekt von Johann Martin Jetter (1749)[8]
1976 158 Weilheim St. Marien   II/P 16
1978 167 Egesheim Mariä Himmelfahrt II/P 15
1980 170 Calw Stadtkirche St. Peter und Paul   III/P 49 in neugotischem Gehäuse von 1888
1980 172 Dauchingen St. Cäcilia II/P 25 [9]
1981 173 Trochtelfingen St. Martin II/P 23
1984 181 Bargau Jakobuskirche III/P 33
1985 184 Hausen im Killertal St. Nikolaus   II/P 25 im Gehäuse der Vorgängerorgel
1985 185 Harthausen auf der Scher St. Mauritius   II/P 25 hinter historischem Prospekt
1986 188 Dettlingen St. Pantaleon
 
II/P 14
1986 189 Weiler St. Wolfgang II/P 12
1989 194 Hundersingen St. Martin   II/P 26
1990 201 Poltringen St. Klemens II/P 8
1992 205 Ergenzingen Heilig-Geist-Kirche
 
II/P 24
1995 211 Hirrlingen St. Martinus II/P 21 [10]
1997 212 Straßberg St. Verena   II/P 26
2002 222 Killer Mater Dolorosa   II/P 22
2008 229 Empfingen St. Georg II/P 27
2014 232 Bösingen St. Jakobus II/P 16

Literatur

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Commons: Stehle Orgelbau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. 1991, S. 313.
  2. Fischer, Wohnhaas: Lexikon süddeutscher Orgelbauer. 1994, S. 400.
  3. Homepage Stehle: Firmengeschichte. Abgerufen am 6. September 2024.
  4. Homepage Stehle: Werkverzeichnis. Abgerufen am 6. September 2024.
  5. Orgel in Burkheim. Abgerufen am 6. September 2024.
  6. Orgel in Oberbergen. Abgerufen am 6. September 2024.
  7. Orgel in Veringendorf. Abgerufen am 8. September 2024.
  8. Orgel in Tieringen. Abgerufen am 6. September 2024.
  9. Orgel in Dauchingen. Abgerufen am 6. September 2024.
  10. Orgel in Hirrlingen. Abgerufen am 6. September 2024.