Stewartit
Stewartit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Phosphate, Arsenate und Vanadate. Er kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Mn2+Fe3+2[OH|PO4]2 • 8 H2O[4] und entwickelt tafelige, blättrige bis nadelige Kristalle, aber auch radialstrahlige, büschelige Aggregate von nur wenigen Millimetern Größe in bräunlichgelber oder orangegelber Farbe.
Stewartit | |
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Stewartit aus Hagendorf im Oberpfälzer Wald (Bayern) – Bildgröße 1,5 mm | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol |
Stw[1] |
Chemische Formel | Mn2+Fe3+2[OH|PO4]2 • 8 H2O |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate, Vanadate |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VII/D.09 VII/D.09-030 8.DC.30 42.11.10.02 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol | triklin-pinakoidal 1[2] |
Raumgruppe | P1[2] |
Gitterparameter | a = 10,398 Å; b = 10,672 Å; c = 7,223 Å α = 90,10°; β = 109,10°; γ = 71,83°[2] |
Formeleinheiten | Z = 2[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 3 |
Dichte (g/cm3) | 2,94 |
Spaltbarkeit | Bitte ergänzen |
Farbe | bräunlichgelb, orangegelb |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz, Seidenglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,612 bis 1,630 nβ = 1,653 bis 1,658 nγ = 1,660 bis 1,681[3] |
Doppelbrechung | δ = 0,048 bis 0,051[3] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Pleochroismus | deutlich: farblos – hellgelb – gelb[3] |
Etymologie und Geschichte
BearbeitenErstmals entdeckt wurde Stewartit 1912 in der „Stewart Mine“ (in den Tourmaline Queen Mountains) im Pala District des San Diego Countys, Kalifornien. Waldemar Theodore Schaller beschrieb dieses Mineral zusammen mit Hydroxylapatit und Sicklerit im „Journal of the Washington Academy of Sciences“ (2, 143–145) und benannte es nach seiner Typlokalität.[5]
Klassifikation
BearbeitenIn der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Stewartit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Kastningit, Metavauxit und Pseudolaueit die unbenannte Gruppe VII/D.09 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Stewartit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen sowie dem Verhältnis der zusätzlichen Anionen zum Kationenkomplex RO4, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 1 : 1 und < 2 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Ferrolaueit, Gordonit, Maghrebit (IMA2005-044), Kastningit, Laueit, Mangangordonit, Paravauxit, Pseudolaueit, Sigloit und Ushkovit die „Laueit-Gruppe“ mit der System-Nr. 8.DC.30 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Stewartit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er zusammen mit Laueit, Pseudolaueit, Ushkovit und Ferrolaueit in der „Laueit-Gruppe“ mit der System-Nr. 42.11.10 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)4(XO4)3Zq × x(H2O)“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
BearbeitenDie Verbindung Mn2+Fe23+[OH|PO4]2 · 8H2O ist trimorph und kommt in der Natur neben dem triklinen Stewartit noch als ebenfalls triklin, jedoch mit anderen Gitterparametern kristallisierender Laueit und als monoklin kristallisierender Pseudolaueit vor.[6]
Bildung und Fundorte
BearbeitenStewartit ist ein Sekundärmineral und bildet sich durch Auslaugung primärer Phosphatvorkommen in Granit-Pegmatiten.
Fundorte sind unter anderem Córdoba (San Alberto) in Argentinien; Minas Gerais in Brasilien; Limousin in Frankreich; Baden-Württemberg (Landkreis Wolfach) und Bayern (Bayerischer und Oberpfälzer Wald) in Deutschland; Fianarantsoa auf Madagaskar; Erongo in Namibia; einige Regionen in Portugal; sowie mehrere Regionen in den USA.[7]
Kristallstruktur
BearbeitenStewartit kristallisiert im triklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2) mit den Gitterparametern a = 10,398 Å, b = 10,672 Å, c = 7,223 Å, α = 90,10°, β = 109,10° und γ = 71,83, sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Siehe auch
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b c d Webmineral – Stewartit
- ↑ a b c Stewartite bei mindat.org (engl.)
- ↑ Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 5. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2008, ISBN 3-921656-17-6.
- ↑ Waldemar T. Schaller (1912): New manganese phosphates from the gem tourmaline field of Southern California, in: Journal of the Washington Academy of Sciences, Band 2, S. 143–145 (PDF 223 kB)
- ↑ John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Laueite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 64,8 kB)
- ↑ MinDat - Localities for Stewartite
Literatur
Bearbeiten- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 648.
Weblinks
Bearbeiten- Mineralienatlas:Stewartit (Wiki)
- John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Stewartite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 64,8 kB)