Die Strahlenberger waren ein mittelalterliches Geschlecht von Edelfreien, das von der zweiten Hälfte des 12. bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts existierte. Ihr Stammsitz war die Strahlenburg in Schriesheim, wo sich die Familie ursprünglich auf der Basis von Vogteirechten eine kleine Herrschaft aufgebaut hatte, die sie allerdings vom Kloster Ellwangen zu Lehen hielt.

Wappen derer von Strahlenberg bei Johann Siebmacher unter den Schweitzerischen
Wappen derer von Strahlenberg bei Johann Siebmacher unter den Reynlendischen

Ursprünge

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Ursprünglich gehen die Strahlenberger auf die Hirzberger, heute würde man Hirschberger sagen, zurück. Die Hirzberger hatten ihren Stammsitz auf der Hirzburg oder Hirschburg oberhalb von Leutershausen, heute Teilort der Gemeinde Hirschberg an der Bergstraße. Conrad I. von Hirzberg (gestorben wahrscheinlich 1165) hatte zwei Söhne. Der ältere, Eberhard von Hirzberg, führte das Haus Hirschberg in Leutershausen weiter. Es ist 1223 zum letzten Mal erwähnt. Sein Bruder Heinrich begründete die Nebenlinie der Strahlenberger. Dessen Enkel Conrad I. erbaute 1235 auf dem Berg südlich des Taleingangs, über dem kurz danach gegründeten Ort Schriesheim, auf Vogteibesitz des Klosters Ellwangen die Strahlenburg als neuen Stammsitz. Darüber kam es zum Streit zwischen ihm und dem Abt von Ellwangen. Conrad wurde in der Folge mit der Reichsacht belegt und musste schließlich die Burg und seinen bisherigen Eigenbesitz als Lehen von Ellwangen annehmen.

Den Namen Strahlenberger, erstmals im Jahre 1174 belegt, hatte sich die Familie bereits vor dem Bau dieser neuen Strahlenburg zugelegt, vermutlich mit Bezug auf eine ältere Strahlenburg der Hirzberger, die als Sitz für einen jüngeren Sohn gebaut, aber dann wieder aufgegeben worden war. Tatsächlich gibt es Reste einer solchen ersten Strahlenburg, das sogenannte Schanzenköpfle, nur 500 m oberhalb der Hirzburg, ebenso wie Hinweise auf zwei verschiedene Zweige der Hirzberger um 1200.

Aufschwung

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Gedenkinschrift für Friedrich von Strahlenberg, Speyerer Dom, Südseite

Bald nach dem Bau der Strahlenburg erfolgte die Gründung der Stadt Schriesheim, direkt unterhalb der Burg auf dem Lehensgrund der Strahlenberger. Conrad I., der Erbauer der Strahlenburg, hatte drei Söhne, von denen der erste, Heinrich, jedoch schon vor 1255 verstarb. Eberhard, der jüngste, trat in den geistlichen Stand ein und wurde 1291 Bischof von Worms. Conrad II. erhielt so das Erbe ungeteilt.

Zeit seines Lebens beteiligte sich Conrad II. an Fehden, um seine Macht und die seines Hauses auszuweiten. Später versuchte er durch Fehden die Stellung seines Bruders Eberhard als Bischof von Worms zu stärken, um so dem Geschlecht der Strahlenberger größeren Einfluss zu verschaffen. Dies hatte insofern Erfolg, als sein Sohn, Conrad III., vom Bischof von Worms, seinem Onkel, mit ausgedehntem Gebiet im Steinachtal nördlich von Neckarsteinach belehnt wurde, das er zum Ausbau seiner Herrschaft im Odenwald, anschließend an das Gebiet von Schriesheim, nutzte. Um die schon von Conrad II. in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaute Burg Waldeck entstand so die Herrschaft Waldeck. Im Verlauf des weiteren Ausbaus dieser Herrschaft entstanden die Waldrodungssiedlungen Lampenhain, Eiterbach, Altneudorf und Vorderheubach. Auch die Gründung von Altenbach dürfte in diesem Zusammenhang erfolgt sein.

Am südöstlichen Langhausportal des Speyerer Domes hat sich im Türgewände eine zeitgenössische Gedenkinschrift an den Speyerer bzw. Straßburger Domherrn Friedrich von Strahlenberg († 1333), den Bruder Conrad III., erhalten.

Niedergang

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Schon 1310 wurde die Burg Waldeck an das Bistum Worms verpfändet, und 1357 verkaufte Siegfried von Strahlenberg Burg und Herrschaft Waldeck an Pfalzgraf Ruprecht I. Der letzte Strahlenberger, Siegfrieds Sohn Hans, verstarb 1404.

Jüngere Linie in Frankfurt

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Wappen der Frankfurter Patrizier Stralenberger, Johann Siebmachers Wappenbuch, 1605

Ein jüngerer Zweig der Strahlenberger, der um 1200 kurzzeitig versucht hatte, am Hirschberg Fuß zu fassen und sich daher auch von Hirschberg nannte, wanderte nach Frankfurt am Main aus. Durch Heirat zu Besitzungen gekommen, nannten man sich wieder von Strahlenberg und wurde zu einer angesehenen Patrizierfamilie, welche durch Geldleihe und Kaufleute für Wein und Tuche zu Wohlstand gelangte. Auch stellten die Strahlenberger in Frankfurt Ratsherren und Schöffen und bestimmten im späten Mittelalter die Stadtpolitik von Frankfurt am Main.[1] Ein als „Strahlenberger Lehen“ bekannter Besitz befand sich um den Wasserhof am Nordrand von Oberrad und umfasste einst auch die Gerbermühle und 80 Hektar Land – von der Stadtgrenze zu Offenbach bis zur Deutschherrnbrücke.[2] Die Letzte des Geschlechts und Erbtochter, war Anna Margarethe Stralenberger (1628–1691), die Mutter der Brüder Johann Hieronymus von Humbracht (1652–1713) und Johann Maximilian von Humbracht (1654–1714).

Stammtafel

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Hier die Stammtafel der Strahlenberger, wobei die Jahreszahlen die jeweils erste und letzte Erwähnung angeben (nach H. Brunn).

 
 
 
 
 
 
Conrad I. v. Hirzberg
(1142–1165)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Eberhard v. Hirzberg
(1165)
 
Heinrich I. v. Strahlenberg
(1174)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Heinrich II. v. Strahlenberg
(1196)
 
 
 
 
 
Conrad II. v. Hirzberg
(1191–1211)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Conrad I. der Strahlenberger
(1220–1240)
Erbauer der Strahlenburg,
Gründer der Stadt Schriesheim
 
 
 
 
 
Conrad III. v. Hirzberg
(1220–1223)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Heinrich
(1250–1254)
 
Conrad II. v. Strahlenberg
(1250–1283)
Stadtherr von Schriesheim,
Erbauer von Waldeck
 
Eberhard
(1250–1293)
Bischof von Worms
 
Frankfurter Familie
v. Strahlenberg
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Conrad III. v. Strahlenberg
(1283–1296)
Stadtherr von Schriesheim,
Herr von Waldeck
 
Friedrich
(1291–1333)
Domherr in Speyer und Straßburg
 
Rennewart I.
(1291–1301)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Conrad IV.
(1303–1309)
 
Rennewart II. v. Strahlenberg
(1301–1347)
Verpfändet 1329 Schriesheim,
verkauft es 1347 an Kurpfalz
 
Theobald
(1309–1325)
Domherr in Speyer
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Siegfried v. Strahlenberg
(1342–1368)
Verkauft 1357 Waldeck an Kurpfalz
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hans v. Strahlenberg
(1390–1404)
 
 
 
 
 
 
 
 

Für die Strahlenberger sind mindestens zwei Wappenvarianten überliefert (siehe Abbildungen), die weitgehend mit den Wappenvarianten der Schweizer von Strättlingen übereinstimmen:

  • Blasonierung des schweitzerischen Wappens in Siebmachers Wappenbuch: In Rot eine silberne schrägrechts aufwärts gerichtete Pfeilspitze. Auf dem Helm die Pfeilspitze senkrecht aufwärts. Die Helmdecken sind rot-silbern.[3]
  • Blasonierung des reynlendischen Wappens in Siebmachers Wappenbuch: In Gold eine rote schräglinks aufwärts gerichtete Pfeilspitze. Auf dem Helm die Pfeilspitze senkrecht aufwärts. Die Helmdecken sind rot-golden.

Bei dem Wappen handelt es sich um ein Redendes Wappen, denn die Pfeilspitze steht für „Strahl“.

Literatur

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  • Hermann Brunn: 1200 Jahre Schriesheim. Mannheim 1964
  • Achim Wendt: Das Schanzenköpfle. Oder: Woher kommt die Strahlenburg. In: Schriesheimer Jahrbuch 1997, S. 35–56.
  • Rainer Kunze: Die Hirschberg-Waldecker und ihre Burgen. In: Mannheimer Geschichtsblätter, Neue Folge, Band 5 (1998) S. 9–32.
  • Frank Göttmann: Die Strahlenberger, der Pfalzgraf und die Keßler. In: Alzeyer Geschichtsblätter 18 (1983), S. 48–70.
  • Johann Siebmacher: Johann Siebmachers allgemeines großes und vollständiges Wappenbuch,
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Einzelnachweise

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  1. Schriese.de (04.08.2003) - Die Strahlenberger zog's nach Frankfurt, abgerufen am 18. August 2020
  2. FAZ.net (18.08.2010) - Wasserhof: Allein der Investor fehlt noch (Bernd Günther), abgerufen am 17. September 2020
  3. Ein Siegel mit schrägrechter Pfeilspitze findet sich u. a. an einer Urkunde, die 1270 von Conrad II. von Strahlenberg besiegelt wurde (HStA Stuttgart, A 502 U 798 (Digitalisat)).