Sucre [ˈsukre], die konstitutionelle Hauptstadt von Bolivien und Sitz des obersten Gerichtshofs, liegt im zentralen Südteil des Landes und ist Hauptstadt des Departamento Chuquisaca.

Sucre
Panorama
Panorama
Basisdaten
Einwohner (Stand) 237.480 Einw. (Volkszählung 2012)
Rang Rang 6
Höhe 2808 m
Telefonvorwahl (+591) 4
Koordinaten 19° 3′ S, 65° 16′ WKoordinaten: 19° 3′ S, 65° 16′ W
Sucre (Bolivien)
Sucre (Bolivien)
Sucre
Politik
Departamento Chuquisaca
Provinz Provinz Oropeza
Bürgermeister Rosario López Rojo de Aparicio
Homepage von Sucre

Die Stadt ist seit 1839 nach dem revolutionären Führer Antonio José de Sucre benannt und für ihre Schokoladen-Spezialitäten bekannt.

Geschichte

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Vorgeschichte

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Sucre wurde 1538 von Pedro Anzurez Marques de Campo Redondo als Ciudad de la Plata de la Nueva Toledo gegründet und war kurz als La Plata sowie Charcas und auf Quechua als Chuquisaca bekannt. Das heutige Bolivien wurde im 18. Jahrhundert für seinen Reichtum an Silber La Plata genannt („plata“ bedeutet „Silber“ bzw. „Reichtum“ allgemein). Auch der Río de la Plata und Argentinien (lat. argentum = Silber), beide Zugang zu den silberreichen Gebieten, wurden nach diesem benannt.[1]

Kolonialzeit

La Plata profitierte wirtschaftlich von seiner Nähe zu Potosí und fungierte als kulturelles, administratives und religiöses Zentrum.

Im Jahr 1559 wurde auf Befehl König Philipp II. in La Plata die Real Audiencia von Charcas mit Kompetenzen in Sachen Gerichts- und Finanzwesen sowie der allgemeinen Verwaltung eingerichtet.[2] Zu Anfang unterstanden dieser Audiencia Gebiete von Cusco bis Buenos Aires, in denen aber nach und nach eigene Audiencias eingerichtet wurden. Nach einer Verwaltungsreform wurden ab 1782 von La Plata aus die vier Intendencias La Plata, Potosí, Cochabamba und La Paz, zwischen 1784 und 1796 auch die Intendencia Puno verwaltet.

La Plata wurde 1552 Sitz eines Bischofs, der für ehemals vom Bistum Cuzco betreute Gebiete als Bistum La Plata o Charcas zuständig wurde. 1559 wurde mit dem Bau der Kathedrale begonnen. Bis zur Erhebung zum Erzbistum La Plata o Charcas im Jahr 1609 gehörte das neu formierte Bistum zum Einflussbereich des Erzbistums Lima. Mit der Zeit siedelten sich verschiedene kirchliche Orden, beispielsweise Jesuiten und Franziskaner, an und errichteten Klöster. 1924 erhielt das Erzbistum den Namen Erzbistum Sucre.

Im Jahre 1622 unterzeichnete König Philipp III. einen Befehl zur Gründung einer königlichen Universität. Durch eine Bulle Papst Gregors XV. aus dem Jahr 1623 zusätzlich legitimiert, konnte sich die Gründung „königlich und päpstlich“ nennen. Vor Ort trat 1624 der lokale Vorsteher der Jesuiten Juan Frías de Harrán als Gründer in Erscheinung, und auch das ursprüngliche Personal rekrutierte sich aus den Reihen der Padres. Fast zwangsläufig wurde mit dem Asienmissionar San Francisco Xavier dann auch ein Jesuit Namensgeber der Universidad Mayor Real Y Pontificia de San Francisco Xavier de Chuquisaca. Das Lehrangebot umfasste zunächst Theologie, Philosophie, Latein sowie die Sprache der Indios, Aymara.[3]

Unabhängigkeit

Nach der Unabhängigkeit von Spanien im Jahr 1825 wurde die Stadt zu Ehren von Mariscal António José de Sucre in Sucre umbenannt und Hauptstadt des neuen Staates Bolivien.

Wegen des wirtschaftlichen Niedergangs Potosís sowie der schlechten Verbindungen mit dem Rest des Landes wurde Sucre im Jahr 1899[4] als Regierungssitz zugunsten von La Paz aufgegeben. Es blieb aber die konstitutionelle Hauptstadt des Landes und beherbergt den Obersten Gerichtshof (Corte Suprema de Justicia).

Lage und Sehenswürdigkeiten

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Sucre liegt auf rund 2800 m, hat ein sehr angenehmes, gemäßigtes Klima und gilt mit seinen reichen, gepflegten Plätzen und Parkanlagen als eine der schönsten Städte Südamerikas.

UNESCO-Weltkulturerbe
Historische Stadt Sucre
UNESCO-Welterbe  

 
Kathedrale von Sucre
Vertragsstaat(en): Bolivien  Bolivien
Typ: Kultur
Kriterien: (iv)
Referenz-Nr.: 566
UNESCO-Region: Lateinamerika und Karibik
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 1991  (Sitzung 15)

Die Altstadt von Sucre mit ihren weißen Gebäuden gilt als eines der am besten erhaltenen Beispiele einer Kolonialstadt in Südamerika und ist im typischen Schachbrettmuster angelegt. Im Jahr 1991 wurde die Altstadt als Ensemble von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Die UNESCO begründete dies mit der Vielzahl gut erhaltener Häuser aus dem 18. Jahrhundert sowie damit, dass auch spätere Bauwerke mit Innenhöfen und unter Beibehaltung des Stils spanischer Kolonialarchitektur errichtet wurden. Ebenso unter Schutz stehen frühe Bauwerke wie beispielsweise die durch die ersten Siedler errichteten Kirchen von San Lazaro (1544) und San Francisco (1581). Zur Anerkennung trug ebenfalls bei, dass die bolivianischen Behörden zum Schutz des Gesamtbilds bereits im Jahr 1988 ein weitgehendes Bauverbot für die angrenzenden Hügel erlassen und ein Programm zu deren Aufforstung gestartet hatten.[5]

 
Casa de la Libertad
 
Kloster La Recoleta
Bauwerke

Die Casa de la Libertad stellt den historischen Gebäudekomplex dar, in dem 1825 Boliviens Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet wurde. Der Hauptsalon ist nach wie vor im Stil jener Zeit erhalten, in dem er die damaligen Revolutionäre beherbergte. In dem Museum werden die ersten Nationalflaggen, sowie all jene Dokumente aufbewahrt, die die historischen Ereignisse rund um die Erlangung der Unabhängigkeit dokumentieren.

Das Kloster la Recoleta wurde im Jahr 1601 von Franziskanern gegründet und ist umgeben von viereckigen, mit steinsäulenbewehrten Gängen umrundeten Innenhöfen, in denen liebliche Gärten mit Rosen und blühenden Geranien angelegt sind. Die auf die restaurierte Kapelle hin ausgerichteten Wege führen zu einem schönen Chorgestühl.

Museen

Die Webkunst der ansässigen Indigenen der Umgebung (Tarabuco) ist im Textilmuseum dokumentiert. Im nahegelegenen Kalkabbaugebiet (nur mit dem Taxi zu erreichen) kann man die auf mehrere Quadratkilometer verteilten und am besten erhaltenen Dinosaurierspuren der Welt besichtigen.

Im Museo de los Niños Tanga Tanga gibt es interaktive Ausstellungen zu den Themen Bolivianische Kultur, Gesundheit, Umwelt, Wissenschaft und erneuerbare Energien.[6]

Die Jungfrau Maria, die in Sucre verehrt wird, besitzt einen speziellen Stellenwert in Bolivien. Frauen, die keine Kinder mehr wollen, bringen der Jungfrau eine Puppe und bitten sie, keine Kinder mehr zu bekommen. Andere Frauen, die gerne Kinder wollen, gehen zu ihr, und nehmen eine Puppe mit und bitten sie, ihr den Kindersegen zu schenken.

Obwohl die Stadt per Luftlinie gut zwischen allen größeren Städten des Landes liegt, ist sie verkehrsmäßig relativ abgelegen, da das Straßennetz in dem schwierigen, bergigen Gelände nur schlecht ausgebaut ist.

Der neugebaute Flughafen „Alcantarí“ liegt 25 km südöstlich der Stadt. Von hier gibt es Flugverbindungen in die anderen größeren Städte wie La Paz, Cochabamba und Santa Cruz. Der innenstadtnahe alte Flughafen „Juana Azurduy de Padilla“ wird nicht mehr bedient.

Es gibt Busverbindungen in alle Städte des Landes, nach La Paz, Cochabamba, Potosí, Uyuni, Tarija und Santa Cruz.

Es gibt eine nicht mehr genutzte Bahntrasse von Potosí über Sucre bis nach Tarabuco. Während der Teil der Trasse von Sucre nach Osten schon länger nicht mehr in Betrieb war, wurde die Trasse von Sucre nach Potosí noch bis in die 2010er Jahre von einem Ferrobus bedient. Er war wesentlich langsamer als der Bus auf der Straße, bot aber stattdessen eine sich malerisch durch die Berge windende Strecke und erschloss einige Dörfer, die über die Straße schwer zu erreichen sind.

Bildungseinrichtungen

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Die Universidad San Francisco Xavier de Chuquisaca (USFX) wurde 1624 gegründet und ist somit 24 Jahre älter als die bekannte Harvard University. Das Studienangebot umfasst neben Natur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften auch Technik, Jura, Sprachen und Medizin.

Die Universidad Andina Simón Bolívar (UASB) wurde 1985 durch die Andengemeinschaft gegründet, um die Integration der Andenländer im Bereich der universitären Bildung voranzutreiben. Neben dem Hauptsitz in Sucre bestehen Nationalsitze in Quito (Ecuador) sowie Caracas (Venezuela).

Bevölkerung

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Die Einwohnerzahl der Stadt hat sich in den vergangenen 65 Jahren auf ein Mehrfaches erhöht:

Jahr Einwohner Quelle
1950 40 128 Volkszählung[7]
1976 63 625 Volkszählung[8]
1992 131 769 Volkszählung[9]
2001 193 876 Volkszählung[10]
2012 237 480 Volkszählung[11]
2024 Volkszählung

Geographie

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Sucre liegt östlich des bolivianischen Altiplano am Westrand der Cordillera Central. Das Klima ist ein gemäßigtes Höhenklima und ein typisches Tageszeitenklima, bei dem die mittlere Temperaturschwankung im Tagesverlauf stärker ausfällt als im Jahresverlauf.

Die Jahresdurchschnittstemperatur in der Region liegt bei etwa 16 °C (siehe Klimadiagramm Sucre), die Monatsdurchschnittswerte schwanken zwischen 14 °C im Juni/Juli und 17 °C im Oktober/November. Der Jahresniederschlag beträgt etwa 700 mm und weist fünf aride Monate von Mai bis September mit Monatswerten unter 25 mm auf, und eine deutliche Feuchtezeit von Dezember bis Februar mit Monatsniederschlägen zwischen 125 und 150 mm.

Sucre
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
150
 
20
13
 
 
126
 
19
12
 
 
108
 
19
12
 
 
46
 
19
12
 
 
10
 
20
10
 
 
4
 
19
9
 
 
2
 
19
8
 
 
14
 
20
10
 
 
23
 
21
11
 
 
56
 
21
12
 
 
72
 
21
13
 
 
124
 
20
13
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Sucre
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) 19,5 19,0 19,4 19,3 19,6 19,1 19,4 19,9 20,6 20,8 21,2 20,0 19,8
Mittl. Tagesmin. (°C) 12,8 12,3 12,2 11,6 10,2 8,5 8,3 9,9 11,2 12,4 12,8 12,9 11,3
Niederschlag (mm) 150 126 108 46 10 4 2 14 23 56 72 124 Σ 735
Luftfeuchtigkeit (%) 67 70 68 62 46 43 39 44 46 47 52 60 53,6

Städtepartnerschaft

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Söhne und Töchter der Stadt

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Commons: Sucre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Sucre – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Los nombres Río de la Plata y Argentina
  2. Geschichte und Verwaltung der Real Audienca von Charcas (spanisch, abgerufen am 27. Februar 2011)
  3. http://usfx.info/edif/index.php?id=0&pag=163&ex=yes Homepage der Universität Sucre (spanisch) 5. März 2011
  4. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 22. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lap.sagepub.com Regalsky (2010): Political Processes and the Reconfiguration of the State in Bolivia in Latin American Perspectives 37(3), S. 46
  5. Historic City of Sucre. In: whc.unesco.org
  6. Homepage des Museo de los Niños Tanga Tanga (englisch)
  7. Demographic Yearbook 1955 Seite 189
  8. Thomas Brinkhoff: City Population
  9. Instituto Nacional de Estadística Bolivia (INE) 1992
  10. INE – Instituto Nacional de Estadística Bolivia 2001
  11. INE – Instituto Nacional de Estadística Bolivia: Censo Nacional de Población y Vivienda 2012. Abgerufen am 11. November 2024 (spanisch).