Synkopendissonanzkette
Als Synkopendissonanzkette wird in der Musiktheorie eine kontrapunktische Fortschreitung bezeichnet, bei welcher zwei Stimmen eine Folge (»Kette«) von Synkopendissonanzen vollziehen. Die Synkopendissonanzen folgen dabei unmittelbar aufeinander, sodass diese Konstellation jeweils schrittweise abwärts sequenziert wird.[1] Der "Auflösungston" der Synkopendissonanz, welcher auf unbetonter Taktposition steht, wird seinerseits erneut synkopisch übergebunden und dient als "Vorbereitungston" für die nachfolgende Synkopendissonanz, die wiederum auf betonter Taktposition steht.
Es ergibt sich daraus die wiederholte Intervallfolge Septime-Sexte (7-6) oder im Stimmtausch Sekunde-Terz (2-3). Bei der 2-3-Kette ist die Dissonanz unten gebunden, wohingegen bei der 7-6-Kette die Dissonanz oben gebunden ist.
Synkopendissonanzketten können durch weitere hinzutretende Stimmen ergänzt werden. Sie liegen einer Vielzahl von Sequenzen zugrunde,[2] wie beispielsweise dem Karussell. Besonders gut beobachten lassen sie sich oftmals im Trio Sonaten-Oeuvre von Arcangelo Corelli zwischen den beiden Violinen.
Literatur
Bearbeiten- Ulrich Kaiser: Gehörbildung. Satzlehre, Improvisation, Höranalyse. Bärenreiter, Kassel 1998, Bd. 1 (Grundkurs) ISBN 3-7618-1159-4, Bd. 2 (Aufbaukurs) ISBN 3-7618-1160-8.
- Johannes Menke: Historisch-systematische Überlegungen zur Sequenz seit 1600. In: Christian Utz, Martin Zenck (Hrsg.): Passagen. Theorien des Übergangs in Musik und anderen Kunstformen (= musik.theorien der gegenwart. 3). Pfau, Saarbrücken 2009, ISBN 978-3-89727-422-8, S. 87–111.
- Johannes Menke: Kontrapunkt II: Die Musik des Barock. Laaber-Verlag, Laaber 2017, ISBN 978-3-89007-826-7.
- Ludwig Holtmeier: Rameaus langer Schatten. Studien zur deutschen Musiktheorie des 18. Jahrhunderts. Georg Olms Verlag, Hildesheim 2017, ISBN 978-3-487-15547-0.