Tüddern (niederländisch Tudderen, limburgisch Töddere) ist ein Ort in der Gemeinde Selfkant im nordrhein-westfälischen Kreis Heinsberg. Tüddern ist Sitz der Verwaltung der Gemeinde Selfkant.

Tüddern
Gemeinde Selfkant
Koordinaten: 51° 1′ N, 5° 54′ OKoordinaten: 51° 0′ 42″ N, 5° 54′ 11″ O
Höhe: [1] 53 (41–53) m
Einwohner: 2382 (30. Juni 2016)[2]
Eingemeindung: 1. Juli 1969
Postleitzahl: 52538
Vorwahl: 02456
Karte
Karte der Gemeinde Selfkant
Vollmühle
Kornmühle

Geographie

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Tüddern liegt am Rodebach im südwestlichen Gebiet der Gemeinde Selfkant an der Landesstraße 228 und der Kreisstraße 1. Die Ortschaft an der deutsch-niederländischen Grenze ist benachbart zur niederländischen Stadt Sittard.

Gewässer

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Tüddern gehört zum Einzugsgebiet des in die Maas mündenden Rodebachs (GEWKZ 281822).[3]

Nachbarorte

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Millen Havert Höngen
Overhoven (NL)   Hastenrath
Sittard (NL) Lahrhof (NL) Wehr

Siedlungsform

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Tüddern ist ein mehrzeiliges, locker bebautes Straßendorf.

Geschichte

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Ansicht um 1720 im Codex Welser
 
Tüddern auf der Neuaufnahme von 1912

Ortsname

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  • 150 Theudurum
  • 1144 Tudere
  • 1172 (de) Thudern
  • 1343 Tuderen
  • 1542 Tuddern
  • 1533 Tudderen
  • 1846 Tüddern

Der Ortsname lässt sich von dem keltischen Wort mit latinisierten Endung *Teuto-durum, das „Volksburg“ oder eher „Nordstadt“, „Stadt des Norden“ bedeutet, ableiten. Das Wort teuto > touto bedeutete „Volk, Volksstamm“ (indogermanisch *teutā. Siehe auch deutsch) hatte aber vermutlich ein Homophon auf keltisch touta- > tuta- „link“, „nördlich“.[4]

Das wohlbekannte Wort duron hieß zuerst „Türen“, dann „[durch eine Mauer umgebene] Stadt“ und eventuell auch Forum, nach dem römischen Muster (Zum Vergleich Forum Julii > Fréjus, Provence mit Augustodurum > Bayeux, Normandie). Duron ist im Wiener Glossar „De nominibus gallicis“ als doro „ostium“ erwähnt. Auf bretonisch und walisisch bedeutet dor noch „Tür“.[5]

Ortsgeschichte

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Im Jahre 150 n. Chr. erwähnte der römische Geograph Ptolemäus erstmals einen Ort namens „Theudurum“ (später: „Teuderion“) an der Straße von Coriovallum (Heerlen) nach Colonia Ulpia Traiana (Xanten). Diese Siedlung lag nordwestlich des mittelalterlichen Ortes an der Straße nach Millen, sie war bis mindestens in die Mitte des 4. Jahrhunderts bewohnt.[6] Nordwestlich und südöstlich des heutigen Ortes wurden wenige Reste von zwei frühmittelalterlichen Gräberfeldern entdeckt.[7] In den mittelalterlichen Schriftquellen wird der Ort wohl 1144 erstmals erwähnt.[8]

Im Mittelalter gehörte Tüddern zur Herrschaft Millen, später zur Herrschaft Heinsberg. Diese fiel 1484 dem Herzogtum Jülich-Berg zu; 1499 gehörte Tüddern zum jülischen Amt Born, 1709 lag Tüddern im jülichen Amt Sittard.

1815 kam Tüddern zu Preußen. Westlich und südlich der Ortschaft wurde die Grenze zu den Niederlanden gezogen.

Tüddern gehörte unter dem Namen Tudderen vom 23. April 1949 bis zum 1. August 1963 zu den Niederlanden. 1963 kam der Ort wieder zu Deutschland[9] (siehe Geschichte des Selfkants und Niederländische Annexionspläne nach dem Zweiten Weltkrieg).

Mit dem Gesetz zur Neugliederung von Gemeinden des Selfkantkreises Geilenkirchen-Heinsberg vom 24. Juni 1969[10] wurden mit Wirkung zum 1. Juli 1969 die Gemeinden Havert, Hillensberg, Höngen, Millen, Süsterseel, Tüddern, Wehr (Amt Selfkant) und die Gemeinde Saeffelen (Amt Waldfeucht) zur neuen amtsfreien Gemeinde Selfkant.

Kirchengeschichte

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Kirche

Die römisch-katholische Pfarre St. Gertrud Tüddern wurde 1804 im Kanton Sittard, 1827 im Dekanat Heinsberg und 1925 im Dekanat Gangelt erwähnt. Ab diesem Zeitpunkt war sie selbstständige Pfarre. Im Zuge der Pfarrgemeindereformen im Bistum Aachen wurde die ehemals eigenständige katholische Pfarrgemeinde St. Gertrud Tüddern in die Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) St. Servatius Selfkant eingegliedert.[11]

Gemäß § 3 (1) der Hauptsatzung der Gemeinde Selfkant ist das Gemeindegebiet in Ortschaften eingeteilt. Tüddern ist eine Ortschaft und wird nach § 3 (2) von einem Ortsvorsteher in der Gemeindevertretung vertreten. Ortsvorsteher der Ortschaft Tüddern ist Heinz-Hubert Ruers. (Stand 2013)

Infrastruktur

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Tüddern war bis April 1949 Endstation des nördlichen Streckenastes der Geilenkirchener Kreisbahnen, einer meterspurigen Kleinbahn.

  • Ein Spielplatz und der katholische Kindergarten stehen zur Verfügung.
  • Ein Nahversorgungszentrum mit vielen Supermärkten.
  • Der Ort hat Anschluss an das Radverkehrsnetz NRW.

Sehenswürdigkeiten

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Blick ins Tüdderner Venn (2016)
 
Das Bauernmuseum
 
Brandsmühle Oligstraße (Denkmal)
 
Hofanlage Gertrudisstraße 7 (Denkmal)
  • Freiwillige Feuerwehr Selfkant, Löscheinheit Millen-Tüddern
  • St. Sebastianus Schützenbruderschaft Tüddern
  • Karnevals Gesellschaft K.G. de Witsemänn Tüddern
  • VfR 1912 Tüddern e. V.
  • Angel Sport Verein ASV Tüddern
  • Sportgemeinschaft Tüddern
  • Tanz Sport Verein TSV Rot-Weiß Tüddern
  • Tisch Tennis Club TTC Tüddern
  • Instrumentalverein Tüddern
  • Kirchenchor St. Caecilia Tüddern
  • Sozialverband VdK Deutschland – Ortsverband Selfkant betreut
  • IG Brauchtumspflege Selfkant e. V.

Ehemalige Löwensafari

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1968 eröffnete der „Löwensafari und Freizeit-Park Tüddern“. Ursprünglich auf 70 ha angelegt, wurden nur 35 ha ausgebaut. 1990 wurde der Park wegen wirtschaftlichen Misserfolgs geschlossen. Das Gelände liegt seit der Zeit brach.[12]

Persönlichkeiten aus Tüddern

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Autobahnanbindung

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BAB Streckenabschnitt Anschlussstelle Entfernung
A 46 Heinsberg – Düsseldorf AS Heinsberg 15 km
A 44 Aachen – Mönchengladbach AS Aldenhoven 30 km
A 4 Aachen – Köln AS Weisweiler 40 km

Bahnanbindung

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Ab Bahnhof Geilenkirchen (ca. 15 km Entfernung)

Linie Linienbezeichnung Linienverlauf
RE 4 Wupper-Express AachenMönchengladbachDüsseldorfDortmund
RB 33 Rhein-Niers-Bahn AachenMönchengladbachDuisburgEssen

Busanbindung

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Die AVV-Linien 435, 436, 439, 475 und SB3 der WestVerkehr verbinden Tüddern mit Höngen, Geilenkirchen, Heinsberg und Sittard.

Zudem verkehrt der Multi-Bus seit dem 9. Juni 2024 kreisweit erweitert und zu einheitlichen Bedienzeiten. Mehr Informationen gibt es bei WestVerkehr.

Linie Verlauf
435 Geilenkirchen Bf – Bauchem – Gillrath – Stahe – Birgden – Kreuzrath – Gangelt – Süsterseel – Hillensberg – Wehr – Tüddern – Höngen
436 Heinsberg Busbf – Selsten – (Hontem – (Waldfeucht –) Bocket –) Abzw. Nachbarheid – Breberen – Saeffelen – Heilder – Höngen (→ Stein → Havert → Schalbruch → Isenbruch → Millen → Tüddern)
439 Millen – Tüddern – (Höngen –) Wehr – Hillensberg – Süsterseel - ( ← Gangelt)
475 (Oberbruch – Unterbruch) / Heinsberg Agentur für Arbeit – Heinsberg Busbf – Lieck –Kirchhoven – Vinn – Haaren – Obspringen – Brüggelchen – Waldfeucht – Bocket – Abzw. Nachbarheid – Breberen – Saeffelen – Heilder – Höngen – (Stein – Havert – Schalbruch – Isenbruch – Millen –) Tüddern
SB3 Schnellbus:
Geilenkirchen Bf – Bauchem – Gillrath – Stahe – Gangelt – Süsterseel – Höngen – Tüddern – Sittard Stadhuis – Sittard Bf  

Literatur

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  • Handbuch des Bistums Aachen. 3. Auflage. Kühlen, Mönchengladbach 1994, ISBN 3-87448-172-7, S. 698 f.
  • Leo Gillessen: Die Ortschaften des Kreises Heinsberg. ISBN 3-925620-13-3, S. 257.
  • Leo Gillessen: Zur Ortsnamen- und Siedlungskunde des südlichen Selfkantkreises. In: Heimatkalender 1971, S. 41–50.
  • Friedrich von Restorff: Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinz. Nicolai, Berlin und Stettin 1830.
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Commons: Tüddern – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Deutsche Grundkarte 1:5000
  2. selfkant.de (Memento des Originals vom 1. Juli 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.selfkant.de
  3. lanuv.nrw.de
  4. Xavier Delamarre, Dictionnaire de la langue gauloise, éditions errance 2003, S. 294–295, S. 304.
  5. Xavier Delamarre, Dictionnaire de la langue gauloise, éditions errance 2003. Op. z, S. 156.
  6. Wilhelm Piepers: Archäologie im Kreis Heinsberg I: Bodendenkmäler und Funde im ehemaligen Kreis Geilenkirchen-Heinsberg. Schriftenreihe des Kreises Heinsberg 5. Heinsberg 1989, ISBN 3-925620-05-2, S. 438 ff.
  7. Wilhelm Piepers: Archäologie im Kreis Heinsberg I: Bodendenkmäler und Funde im ehemaligen Kreis Geilenkirchen-Heinsberg. Schriftenreihe des Kreises Heinsberg 5. Heinsberg 1989, ISBN 3-925620-05-2, S. 446 Nr. 6 mit Taf. 115 und Taf. 72,4a-b; Frank Siegmund: Merowingerzeit am Niederrhein. Rheinische Ausgrabungen 34. Rheinland-Verlag, Köln 1998, ISBN 3-7927-1247-4, S. 430–431.
  8. Theodor Josef Lacomblet: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins. Düsseldorf 1840–1558, Band I, S. 239 ff. Nr. 351; Erich Wisplinghoff: Urkunden und Quellen zur Geschichte von Stadt und Abtei Siegburg Band 1: (948) 1065-1399. Siegburg 1964, S. 113ff., Nr. 52.
  9. Insa van den Berg: Eine Königin für Tüddern In: spiegel.de, 23. April 2009, abgerufen am 27. März 2023.
  10. Gesetz zur Neugliederung von Gemeinden des Selfkantkreises Geilenkirchen-Heinsberg vom 24. Juni 1969 auf SGV.NRW vom 29. Juni 2017.
  11. St. Gertrud, Tüddern (Memento vom 1. Juli 2013 im Internet Archive)
  12. Der ehemalige Safaripark Löwensafari und Freizeit-Park Tüddern auf zoo-ag.de, abgerufen am 3. Juli 2017.