Theutbirg-Basilika
Die Teutbirg- oder Theutbirg-Basilika ist eine Kirchenruine in Wetzlar, an der südlichen Stadtgrenze außerhalb des Stadtteils Nauborn gelegen. Erhalten sind lediglich die Grundmauern, die in einem Waldstück im Siebenmühlental nahe der Dickesmühle entdeckt wurden. Die Ruine ist als eingetragenes hessisches Kulturdenkmal geschützt.
Geschichte
BearbeitenDie Kirche der Theutbirg bzw. Teutbirg in loco qui dicitur Nivora („am Ort, der Nivora genannt wird“) wurde erstmals 778 urkundlich erwähnt,[1] ist jedoch deutlich vor diesem Jahr entstanden. Diese Eigenkirche, die von einer „ehrwürdigen Frau“ (venerabilis matrona) namens Teutbirg („Gott Geweihte“) dem Kloster Lorsch geschenkt wurde, ist wohl mit der heutigen Teutbirg-Basilika zu identifizieren.[2] Bei der 806 von dem Ehepaar Engeltrut und Engelswint gestifteten Marienkirche wird es sich um die Dorfkirche auf dem Engelsberg handeln.[3] Demzufolge existierten in Nauborn bereits zu Zeiten Karls des Großen[4] zwei Kirchen in Nauborn, die neben der Martinskirche in Leun und der Michaelskirche in Wieseck zu den ältesten bezeugten Kirchen der Region gehören.
Die Teutbirg-Basilika war vermutlich mit Kloster Lorsch verbunden.[5] Sie wird nur bis zur Wende zum 9. Jahrhundert bestanden haben und wurde wohl aufgegeben, als sich der Schwerpunkt der Nauborner Siedlung weiter nördlich verlagerte. Ihre Mauerreste wurden erst 1927 von Karl Schieferstein entdeckt. Auf dem zugehörigen Friedhof wurden neben Knochen einige Gefäßscherben aus der Zeit zwischen 700 und 780 sowie eine Eisenaxt gefunden.[5]
Architektur
BearbeitenDie 788 genannte „basilica“ ist nach der heutigen Definition architektonischer Bautypen keine Basilika, sondern ein Saalbau. Die geostete Saalkirche ist westlich der Straße von Nauborn nach Niederwetz aus Bruchsteinmauerwerk errichtet. Die Fundamentmauern erreichen eine Höhe von 0,60 Meter. Der Saalbau auf rechteckigem Grundriss hat einen Ostschluss. Dieser ist um eine Mauerstärke eingezogen, innen halbkreisförmig gestelzt, von außen aber rechteckig ummantelt. Das Kirchenschiff war durch eine Zwischenmauer mit Durchgang zweigeteilt.[5] Umstritten ist die Deutung des westlichen Baukörpers als Atrium in gleicher Breite wie das Schiff.
Am westlichen Ende der Südseite war ein kleiner Anbau nur von außen zugänglich. Aufgrund einer Herdstelle wird er als Klause der Teutbirg gedeutet.[6]
Literatur
Bearbeiten- Folkhard Cremer (Red.): Dehio-Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Hessen I: Regierungsbezirke Gießen und Kassel. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2008, ISBN 978-3-422-03092-3, S. 670.
- Irene Jung: Wetzlar. Eine kleine Stadtgeschichte. Sutton Verlag 2010, ISBN 978-3-86680-715-0.
- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.); Reinhold Schneider (Bearb.): Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Wetzlar (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland). Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1900-1, S. 432–433.
Weblinks
Bearbeiten- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Theutbirg-Basilika In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
- Uta Barnikol-Lübeck: Rückzugsort im Wald. Die Theutbirg-Basilika bei Nauborn.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Karl Josef Minst (Übers.): Lorscher Codex, Band 5, Urkunde 3058, 13. März 778 – Reg. 1375. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 72, abgerufen am 9. November 2020.
- ↑ Fred Schwind: Burg, Dorf, Kloster, Stadt. Beiträge zur hessischen Landesgeschichte und zur mittelalterlichen Verfassungsgeschichte Ausgewählte Aufsätze. Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, 1999, ISBN 978-3-942760-30-0, S. 34.
- ↑ Irene Jung: Wetzlar. Eine kleine Stadtgeschichte. Sutton Verlag, Erfurt 2010, ISBN 978-3-86680-715-0, S. 17, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
- ↑ Friedrich Kilian Abicht: Der Kreis Wetzlar, historisch, statistisch und topographisch dargestellt. Band 2. Wigand, Wetzlar 1836, S. 129, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
- ↑ a b c Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Theutbirg-Basilika In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen.
- ↑ Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Hessen I. 2008, S. 670.
Koordinaten: 50° 31′ 3,4″ N, 8° 29′ 15,4″ O