Thun (pommersches Adelsgeschlecht)
Thun ist der Name eines alten, mecklenburgischen und vorpommerschen Adelsgeschlechts, das seinen Ursprung in Lüneburg hat, sich später auch nach Dänemark und Schlesien ausbreiten konnte und zu einigem Ansehen gelangte. Die Familie blühte wenigstens bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts und ist nicht stammverwandt mit den Grafen von Thun oder zwei weiteren gleichnamigen Familien Thun des Berner Oberlandes.
Geschichte
BearbeitenDie Familie entstammt dem lüneburgischen Uradel und wurden mit Ulrich von Thun († 1291)[1] erstmals urkundlich genannt. Die gesicherte und durchgängige Stammreihe des Geschlechts beginnt mit Heinrich Thun urkundlich genannt 1318, Marschall und Rat Witzlaws III. von Rügen.
1523 haben Matthæus von Thun und Peter von Thun für die Familie die Union der Landstände in Mecklenburg mitgesiegelt. Von 1522 bis 1531 war Anna von Thun Priorin im Kloster Dobbertin.[2] Im Einschreibebuch des Klosters Dobbertin von 1696–1918 befinden sich sieben Eintragungen von Töchtern der Familien von Thun.
Der königlich preußische Rittmeister Philipp Otto Balthasar von Thun (* 1751), Sohn des königlich preußischen Generalleutnants Otto Balthasar von Thun (1721–1793), war Herr auf Zweibrodt und Blankenau bei Breslau, sowie polnisch Krawarn, Mackau und Nieder Ellguth im Kreis Groß Strehlitz und erhielt am 7. April 1783 das schlesische Inkolat. Er setzte den Stamm fort.
Mit dem königlich schwedischen Kammerherrn Carl Ludwig von Thun (1752–1838) hat die Linie Schlemmin ihren Ausgang gefunden. Die Erbgüter gingen auf den königlich preußischen Offizier und nachmaligen Generalmajor Philipp Wilhelm Ulrich von Thun (1784–1862) aus der Linie Tribohm über, der den Stamm fortsetzte.
Die Töchter des königlich dänischen Rittmeisters Ludwig von Thun haben am 22. März 1877 das dänische Indigenat erhalten.
Historischer Güterbesitz
Bearbeiten- Lüneburg
- Blekede (1340), Helberg (1264), Thomasburg (1319), Thune (1264), Tiesmesland (1430) und Wittorff (1291)
- Mecklenburg
- Borchfelde (1603–1628) im Amt Stavenhagen; Poppendorf, Steinhorst (1625) und Vieren (1625) im Amt Ribnitz, Schossien (1721) im Amt Wittenburg und Zepelin (1603) im Amt Bützow
- Pommern
- Vorpommern:
- Arenshaben (1560–1694); Eckhof (1856), Forkenbeck (1673), Neuenrost (1394–1856), Plennin (1695), Schlemmin (1505–1856), Semlow (1560), Tribohm (1673–1856) und Zarnow (1506–1856) im Kreis Franzburg; Borrentin (1330), Cummerow (1324), Kiekindepene (1324), Mesiger (1330), Metschow (1330), Rottmanshagen (1324), Rützenwerder (1324), Schönfeld (1330), Sommersdorf (1330) und Zetternin (1324) im Kreis Demmin; Rüstow (1649–1662) und Volksdorf (1743) im Kreis Grimmen
- Hinterpommern:
- Steinhöfel (1671–1696) im Kreis Saatzig; Stramehl (1672–1700) im Kreis Regenwalde;
- ohne lokale Zuordenbarkeit: Falkenberg, Steinbeck und Weitendorf
- Schlesien
- Bielitz (1804) und Lammsdorf (1804) im Kreis Falkenberg; Blankenau (1804) und Zweibrodt (1804) im Kreis Breslau; Dirschel im Kreis Leobschütz; Nieder Ellguth (1804–1830), Karlubitz (1804), polnisch Krawarn, Mackau, Malnie (1804), Oberwanz (1804), Ollmuth (1804) und Wyssoka (1804–1856) im Kreis Groß Strehlitz; Herzogswaldau (1804) im Kreis Grottkau
- ohne lokale Zuordenbarkeit: Bielschowitz und Rokittnitz
Angehörige
Bearbeiten- Johannes Thun († 1506), Dobbertiner Klosterpropst, 1504 Bischof im Bistum Schwerin
- Otto von Thun (1585–1637), pommerscher Landrat[3]
- Philipp Christoph von Thun (1617–1673), pommerscher Landrat und fürstlich mecklenburgischer Hauptmann in Neukalden und Gnoien[3]
- Otto Balthasar von Thun (1721–1793), preußischer Generalleutnant[4]
- Otto Heinrich von Thun (* 1747), Kanzler der Stralsunder Regierung
- Wilhelm Ulrich von Thun (1784–1862), preußischer Generalmajor
- Joachim Friedrich von Thun († 1776), pommerscher Landrat
- Nikolaus (Clas) Philipp von Thun (1746–1825), schwedischer Obrist und Kammerherr, 1790 Ritter des Johanniterordens
- Carl Ludwig von Thun (1752–1838), schwedischer Kammerherr, 1790 Ritter des Johanniterordens
Wappen
BearbeitenDas Stammwappen zeigt in Blau drei goldene Querströme. Auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken eine blaue Pyramide, besteckt mit einem aufwärts gerichteten silbernen Halbmond.
Literatur
Bearbeiten- Julius Theodor Bagmihl: Pommersches Wappenbuch. Band 2, Selbstverlag, Stettin 1846, S. 92–96, Tfl. 35.
- Claus Heinrich Bill: Mecklenburgischer Adel in der Frühen Neuzeit 1500–1750. (online)[5]
- Friedrich Crull: Die Wappen der bis 1360 in den heutigen Grenzen Meklenburgs vorkommenden Geschlechter der Mannschaft. In: Verein für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 52 (1887), S. 120–121.
- Danmarks Adels Aarbog: 1 (1884), 2 (1885), 4 (1887), 50 (1933), 52 (1935), 53 (1936). (dänisch)
- Johann Friedrich Gauhe: Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon, Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1740, c. 2562 f.
- Carl Gesterding: Genealogien und beziehungsweise Familienstiftungen Pommerscher, besonders ritterschaftlicher Familien. Erste Sammlung, G. Reimer, Berlin 1842, S. 69–74.
- Christoph Franke: Genealogisches Handbuch des Adels, Band XIV, Adelslexikon, Band 131 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 2003. S. 428–429.
- Genealogisches Taschenbuch des Uradels, Friedr. Irrgang, Brünn 1889. (Stammreihe u. ältere Geschichte)
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1902 A (Uradel), Justus Perthes, Gotha 1901, S. 827 ff. ff. Jahrgang 1903, ff. (Stammreihe u. ältere Geschichte), ff. Jahrgang 1905, ff. bis 1939 (Fortsetzungen). Letztausgabe zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft.
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Friedrich Voigt, Band 9, Leipzig 1870, S. 211–212..
- Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preußischen Monarchie. Band 3, Ludwig Rauh, Berlin 1858, S. 17..
- Gustav von Lehsten: Der Adel Mecklenburgs seit dem landesgrundgesetzlichen Erbvergleiche (1755). J. G. Tiedemann, Rostock 1864, S. 268–269..
- Lexicon over adeliche Familier i Danmark. Bd. II, Kopenhagen 1784, S. 219. (dänisch)
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon Band 5, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1837, S. 268.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Original im Staatsarchiv Hannover
- ↑ Horst Alsleben: Zusammenstellung aller Persönlichkeiten des Klosters Dobbertin. Schwerin 2010–2013. in: 2010. in: Regesta Imperii
- ↑ a b Claus Heinrich Bill: Mecklenburgischer Adel in der Frühen Neuzeit 1500–1750. (online)
- ↑ Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Band 2, Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, o. O. [Hamburg], o. J. [1937], S. 115–116, Nr. 635. DNB 367632772
- ↑ Kurzbiographie zu Claus v. Thun (1580–1630) u. Margaretha Catharina v. Thun (1636–1661)