Timerio ist eine auf Zahlen basierende Plansprache, die 1921 von dem Berliner Architekten Tiemer als reine Schriftsprache einem ausgewählten Publikum vorgestellt wurde. Bei dieser Sprache wird jedem sprachlichen Konzept eine Nummer zugewiesen. Dadurch sollte sie bei einer einfachen – auch automatisierten – Übersetzung zwischen zwei Sprachen helfen. Die Idee von Timerio baut auf der Dezimalklassifikation von Gottfried Wilhelm Leibniz auf.[1] Einzige Voraussetzung ist die Annahme, dass bei allen Kulturvölkern dieselben Begrifflichkeiten bekannt sind.

Timerio
Projektautor Tiemer
Jahr der Veröffentlichung 1921
Linguistische
Klassifikation
Besonderheiten Plansprache, die nur auf Zahlen basiert.

Beim Timerio handelt es sich nicht um eine Welthilfssprache im engeren Sinne, wie etwa beim Volapük oder beim Esperanto, vielmehr sollte sie ein Verständigungsmittel darstellen. Im Gegensatz zu anderen Sprachen muss sie nicht extra erlernt werden, da alle Begriffe in einem Buch oder einer Datenbank nachgeschlagen werden können und sich ein Sprechen des Timerio ohnehin schwierig gestaltet.

Wortschatz

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Tiemer ging davon aus, dass sich jede Idee mit etwa 7000 Zeichen ausdrücken ließe, der Grundwortschatz des Timerio umfasste daher ebendiese Zahl von Begriffen.[2] Allerdings gab es Überlegungen, den Wortschatz für spezielle Themen, zum Beispiel Technik oder Pharmazie, durch bestimmte Vorsätze zu erweitern. Spezielle Beispiele für einzelne Begriffe sind allerdings wegen der skizzenhaften Beschreibung der Sprache nur wenige überliefert. Auch kann davon ausgegangen werden, dass einzelne Zahlen in ihrer Bedeutung noch nicht festgelegt waren.

Zahl Bedeutung
1 ich
2 du
30 schreiben
80 lieben
164 groß
980 Brief
1673 Farbe
6215 Vater

Grammatik

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Zeitformen
  ich schrieb
  ich werde schreiben
Deklination
  der Vater
  des Vaters
  dem Vater

Um eine Sprache ausreichend abzubilden, wurde auch das Timerio mit einer Grammatik ausgestattet. Um die Vergangenheit auszudrücken, wird etwa die Tätigkeitszahl unterstrichen, für die Zukunftsform wird ein Strich über dieser Zahl gezogen. Die Mehrzahl wird durch eine hochgestellte Zwei dargestellt, so bedeutet 980² Briefe. Eine Steigerung von Adjektiven ist ebenfalls möglich: 164 bedeutet groß, 164* größer und 164*** am größten.

Das Bindewort und wird durch ein Plus dargestellt, also etwa 1+2 – Ich und du. Um eine Zahl an sich auszudrücken, wird sie in Klammern gesetzt: (5) heißt also fünf. Um ein Substantiv oder ein Adjektiv zu deklinieren, wird die Ordnungsnummer des Falls als römische Zahl an den entsprechenden Ausdruck angehängt. Weiterhin ermöglicht die Grammatik die Ableitung aus Wortstämmen, zum Beispiel heißt 1673 Farbe, >1673 heißt farbig und 1673< bedeutet färben.

Beispiele

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Beispiele aus dem Timerio sind nur wenige überliefert, das bekannteste hat allerdings durch das Internet eine weite Verbreitung gefunden: 1-80-17 bedeutet ich liebe dich.[3]

Weitere Beispiele sind:

 Ich werde drei Briefe schreiben.
 Der Vater liebte große, farbige Briefe.

Rezension

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Während das Timerio von vielen für seine Möglichkeit zur schnellen und einfachen Übersetzung anerkannt wurde, bezeichnete es Wilhelm Oppermann in seinem Werk Aus dem Leben unsrer Muttersprache als Spielerei, da es keinesfalls wirklich gesprochen werden kann.[4] Wiederum andere bemerken, dass Timerio eine interessante Idee sei, aber ein Bilderbuch wäre doch einfacher.[2]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. OCLC FirstSearch Electronic Collections Online (Hrsg.): The Political quarterly. Band 14. Basil Blackwell, 1943 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fbooks.google.de%2Fbooks%3Fid%3D1GM4AAAAMAAJ%26hl%3Dde~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D [abgerufen am 14. Juli 2010]).
  2. a b Bert Leston Taylor: Project Gutenberg's The So-called Human Race. Project Gutenberg, 30. Januar 2010, abgerufen am 28. Juni 2010 (englisch): „The inventor has found that 7,006 figures are enough to express any imaginable idea.“
  3. Mario Pei: One Language for the World. Biblo & Tannen Publishers, 1958, ISBN 0-8196-0218-3, S. 145 f. (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fbooks.google.de%2Fbooks%3Fid%3D6hV0zzsyxzUC%26pg%3DPA145%26hl%3Dde~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D [abgerufen am 22. Juni 2010]).
  4. Wilhelm Oppermann: Aus dem Leben unsrer Muttersprache. Eine Einführung in das Verständnis deutscher Sprache und deutscher Art. Friedrich Brandstetter, 1928 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fbooks.google.de%2Fbooks%3Fid%3Dm31BAAAAIAAJ%26hl%3Dde~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D [abgerufen am 14. Juli 2010]).