Toneelgroep Amsterdam

Niederländisches Theaterunternehmen

Toneelgroep Amsterdam (abgekürzt als TA, zuvor TGA) ist eine niederländische Theatergruppe. Seit dem 1. Januar 2018 firmiert sie unter dem Namen Internationaal Theater Amsterdam oder ITA ensemble.[1][2] Mit rund zwanzig Schauspielern ist sie die größte staatlich geförderte Theatergesellschaft der Niederlande und hat ihren Stammsitz in der Stadsschouwburg Amsterdam am Leidseplein. Die Toneelgroep Amsterdam bringt moderne Inszenierungen klassischer Stoffe, neue Stücke und Theaterkunst zusammen mit anderen künstlerischen Disziplinen auf die Bühne. Seit 2001 ist Ivo van Hove der künstlerische Leiter der Truppe.

Stadsschouwburg Amsterdam, Stammhaus der Toneelgroep Amsterdam

1987–2000: Gerardjan Rijnders

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Das alte Transformatorhaus

Zusammengestellt wurde die Theatergesellschaft 1987 durch eine Fusion des Publiekstheater (gegründet 1972) und der Toneelgroep Centrum (gegründet 1960). Der Theaterregisseur Gerardjan Rijnders übernahm die künstlerische Leitung. Die ersten Schauspieler waren u. a. Jacques Commandeur, Kitty Courbois und Pierre Bokma. Die Truppe wurde unter Beratung des Casting Director Hans Kemna zusammengestellt. Kemna ist immer noch tätig im Casting bei Produktionen der Gesellschaft.

Unter Leitung von Rijnders wuchs die Toneelgroep Amsterdam in den 1990er Jahren zu einer der tonangebenden Gesellschaften der Niederlande an. In dieser Zeit bekam die Truppe einen eigenen Theatersaal (mit ebenerdiger Bühne) in einem Gebäude auf dem Gelände eines alten Amsterdamer Gaswerks („Westergasfabriek“), genannt das „Transformatorhuis“. Hier führten sie u. a. Bearbeitungen von Ilias, die Weltpremiere von Ashes to Ashes von Harold Pinter und Stücke von Arnon Grunberg auf. 2000 gab Rijnders seinen Abschied von der Gesellschaft bekannt.

2001 bis 2023: Ivo van Hove

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Der Rabozaal, ein 2009 eingerichteter Theatersaal mit ebenerdiger Bühne in der Stadsschouwburg Amsterdam

Zwischen 2001 und 2023 wurde die Toneelgroep Amsterdam von dem flämischen Theaterregisseur Ivo van Hove geleitet.

Als ersten Gastregisseur lud Van Hove im gleichen Jahr den kontroversen Filmemacher Cyrus Frisch ein, um unter seiner Leitung eine Aufführung zu produzieren. Im April 2001 hatte das Stück Ik ben bang (Ich habe Angst) seine Premiere mit einem Stoff, den Frisch später noch in seinem Film Blackwater Fever (2006) behandeln würde. Die Theateraufführung fand jedoch ohne die festen Schauspieler des Ensembles statt. Diese verweigerten sich noch bei den Proben gegenüber Frisch mit der Aussage: „Wir können weder der Gruppe noch dem Publikum etwas zumuten, wovon wir überzeugt sind, dass es Nonsens ist.“ So wurde die Vorstellung zu einer der meist diskutierten Aufführungen in der Saison 2001.[3]

Aber auch die Verpflichtung Ivo van Hoves selbst war umstritten, wie die Dokumentation Toneelgroep Amsterdam von Niek Koppen aus dem Mai 2001 über die Theatergesellschaft belegt.[4] So nahm Van Hove einige weitreichende Änderungen vor: Das Transformatorhaus wurde aufgegeben, das berühmte Dekoatelier veräußert und ein neuer künstlerischer Kurs eingeschlagen. Somit waren ersten Spielzeiten unter seiner Führung für alle Beteiligten erst einmal schwierig. Auch die durchschlagenden künstlerischen Erfolge, die er vor 2001 mit seinem Zuidelijk Toneel erzielt hatte, blieben aus. Im Herbst 2003 gab es so innerhalb des Unternehmens eine Krise und die Schauspieler Lineke Rijxman und Pierre Bokma verließen das Ensemble. Auch Hans Kesting reichte seinen Rücktritt ein, zog ihn später aber wieder zurück. Das Stück Trauer muss Elektra tragen, das Van Hove damals bei der Toneelgroep Amsterdam inszenierte, kann als seine Verarbeitung dieser Krise gelesen werden. Dieses Stück wurde bei seiner Uraufführung auch kritisch aufgenommen, gilt heute aber als eines seiner Schlüsselstücke der Toneelgroep Amsterdam.[5] In der Saison 2004/05 startete Van Hove einen vierteiligen Hochzeitszyklus, mit dem er sich trotzig an seine Kritiker wandte. Der Zyklus bestand aus „Kruistochten“ (The Norman Conquests) von Alan Ayckbourn, Der Widerspenstigen Zähmung von William Shakespeare, Szenen einer Ehe von Ingmar Bergman und „Perfect Wedding“ von Charles Mee, das speziell für die Toneelgroep Amsterdam geschrieben wurde. Seitdem wurden fast alle Produktionen von Van Hove in der Toneelgroep Amsterdam von der Presse und dem Publikum positiv aufgenommen und sowohl für die Schauspieler als auch für die Regie mit Preisen ausgezeichnet. Viele der begehrten jährlichen Theaterpreise Louis d’Or und Theo d’Or gingen an Akteure der Gesellschaft. Weitere Schauspieler der Truppe wurden hierfür nominiert.

Daneben wurden regelmäßig Gastregisseure verpflichtet, wie Pierre Audi, Theu Boermans, Guy Cassiers, Christoph Marthaler, Katie Mitchell, Thomas Ostermeier, Luk Perceval, Johan Simons, Simon Stone, Eric de Vroedt und Krzysztof Warlikowski.[6] Auch viele namhafte Schauspieler wirkten bei der Toneelgroep Amsterdam mit oder starteten hier ihre Karriere. So u. a. Hans Kesting, Halina Reijn, Joop Admiraal, Hajo Bruins, Barry Atsma, Pierre Bokma, Jacob Derwig, Gaite Jansen, Marwan Kenzari oder Hadewych Minis.

Ausscheiden

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Im Juli 2024 wurde von einer externen Untersuchungskanzlei ein Bericht über grenzüberschreitendes Verhalten beim ITA veröffentlicht. Unter der künstlerischen Leitung von Van Hove soll jahrelang ein Arbeitsklima der Beklemmung geherrscht haben. Van Hove soll es versäumt haben, grenzüberschreitendes Verhalten, Mobbing und Machtmissbrauch zu unterbinden. „Leute mit Prestige, wie wichtige (Gast-)Regisseure und Starschauspieler, sollen von Van Hove einen ‚Freifahrtschein‘ erhalten haben.“[7][8] Van Hove trat dann im September 2023 als künstlerischer Leiter zurück, blieb aber als regelmäßiger Gastregisseur und Berater verbunden und behielt ein Gehalt von 145.000 Euro pro Jahr. Jedoch beendete am 21. August 2024 das ITA aufgrund der Forschungsergebnisse die gesamte Zusammenarbeit mit Van Hove. Begründet wurde dies damit, dass seine Anwesenheit einen Kulturwandel der Theaterinstitution behindern würde. Der Aufsichtsrat, der für seine Ernennung im Jahr 2023 als ständiger Gastregisseur und Berater verantwortlich war, trat noch am selben Tag vollständig zurück.[7]

Am 1. November 2023 übernahm Ivo van Hove turnusgemäß für die Spielzeiten 2024–2026 die Intendanz der Ruhrtriennale und trat damit die Nachfolge von Barbara Frey an, die das Festival von 2021 bis 2023 leitete.

2023 bis heute: Eline Arbo

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Die heutige Direktion besteht aus Eline Arbo (Künstlerische Leitung), Denise de Boer (Direktion Geschäftliches) und Clayde Menso (Allgemeine Direktion).[9]

Theaterstücke

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In der Reihenfolge ihrer Uraufführung:

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Commons: Internationaal Theater Amsterdam – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Informationen des Internationaal Theater Amsterdam (englisch)
  2. 'Fusie Stadsschouwburg en Toneelgroep Amsterdam gaat door' auf theaterkrant.nl vom 19. September 2017.
  3. Ik ben bang auf der Webseite der Gesellschaft
  4. Toneelgroep Amsterdam Eintrag in der Internet Movie Database
  5. rouw siert electra (Links zu den Kritiken). Abgerufen am 27. Januar 2022.
  6. Eigenbeschreibung auf den Webseiten der Gesellschaft
  7. a b Theatergezelschap ITA breekt na 23 jaar met sterregisseur Ivo van Hove in De Volkskrant vom 21. August 2024
  8. Strenge Hierarchien und Angstkultur erschienen auf nachtkritik.de am 29. Juli 2024 als Transkription zu einem Beitrag des WDR vom gleichen Tag.
  9. Mitarbeiter des ITA Abruf am 23. Dezember 2024