Tupoka Ogette
Tupoka Ogette (* 1980 in Leipzig) ist eine deutsche Autorin und Vermittlerin für Rassismuskritik.[1]
Leben und Werdegang
BearbeitenTupoka Ogette wurde 1980 in Leipzig als Tochter eines tansanischen Studenten der Landwirtschaft und einer deutschen Mathematikstudentin geboren. Kurz vor der Wende übersiedelte ihre Mutter mit ihr nach West-Berlin, wo Ogette bis zu ihrem Abitur lebte.[2] Sie hat einen Magister in Afrikanistik, mit Schwerpunkt Politik und Wirtschaft Afrikas, und Deutsch als Fremdsprache an der Universität Leipzig. Von 2007 bis 2009 absolvierte sie ihren Master in International Business an der Graduate School of Business in Grenoble, Frankreich. Von 2008 bis 2012 arbeitete sie als Lektorin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes an der Université Stendhal in Grenoble. Seit 2012 ist Tupoka Ogette selbständige Beraterin, Rednerin und Autorin.
Sie ist mit dem Künstler und Bildhauer Stephen Lawson verheiratet. Gemeinsam mit ihrer Familie lebt sie in Berlin.
Antirassismus-Aktivitäten
BearbeitenTupoka Ogette ist Trainerin und Beraterin für Rassismuskritik und Antirassismus in der DACH-Region. Gemeinsam mit ihrem Team begleitet sie Unternehmen, Organisationen und Verbände mit individuellen Workshops, Vorträgen und Beratungen auf ihrem rassismuskritischen Weg. Sie leitet Workshops zu Rassismus und dessen Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft und ist darüber hinaus als Rednerin und Autorin tätig.[3] In ihren Workshops führt sie unter anderem Sensibilisierungen zu den Themen struktureller Rassismus, Intersektionalität und Empowerment durch. Seit 2021 bildet Tupoka Ogette als Mentorin neue „Trainer*innen“ aus. Diese werden von ihr begleitet und ergänzen das Team als „Referent*innen“ für Workshops. Ogette arbeitete für Institutionen wie Google, Vogue oder das Auswärtige Amt.[4]
Seit 2019 betreibt sie den Podcast TuPodcast – Gespräche unter Schwestern[5][6] , in dem ein Safer Space für und von schwarzen Frauen geschaffen werden soll. Hierbei bildet der Tupodcast einen Raum für Gespräche über das Schwarz- und Frausein, sowie über das Überleben in einer weißen, patriarchalen Mehrheitsgesellschaft. Gemeinsam mit ihren Gästen aus Wissenschaft, Politik, Film, Fernsehen uvm, gibt Tupoka einen Einblick in die Vielfalt der Perspektiven und Lebensrealitäten afrodeutscher Frauen.[7][3]
Gemeinsam mit ihrem Mann Stephen Lawson betreiben sie seit 2019 ein Atelier. Der Ort soll einen sicheren Raum für junge Menschen bieten, um sich kreativ auszuleben und sich miteinander auszutauschen.[8]
Schriftstellerische Tätigkeit
BearbeitenIm März 2017 erschien ihr Handbuch exit Racism. Rassismuskritisch denken lernen.[9] Das Buch beschäftigt sich mit Rassismus, dessen Geschichte und Wirkungsweisen und versteht sich als lesbarer Workshop, um rassismuskritisches Denken und Handeln zu erlernen. Das im Unrast Verlag veröffentlichte Buch erhielt positive Rezensionen,[10][11][12] lag 2020 bereits in der 10. Auflage vor und prägte maßgeblich die rassismuskritische Bildungsarbeit.[13][14] Besonders im Zuge der Antirassismusproteste nach der Tötung des Schwarzen US-Amerikaners George Floyd durch die Polizei wird das Buch als Einführungswerk zur Beschäftigung mit Rassismus für Nichtbetroffene empfohlen,[15][16][17][18][19][20] so dass im Juni 2020 die 7. Auflage erschien.[21] Das Buch erschien im April 2020 auch als digitales Hörbuch.[22] Im Juni 2020 stieg das Buch in der Spiegel-Bestseller-Liste Sachbuch/Taschenbuch auf Platz 3 ein.[23]
Am 8. März 2022 erschien Und jetzt du. Rassismuskritisch leben., das zweite Buch von Tupoka Ogette beim Penguin Verlag. Aufbauend auf dem ersten Buch, liegt hier der Fokus darauf wie Menschen lernen können, Rassismus in verschiedenen Kontexten zu erkennen. Tupoka Ogette zeigt dabei besonders unbeabsichtigten Alltagsrassismus auf und lässt immer wieder erkennen, wie wütend sie der fehlende Diskurs über das Thema Rassismus macht. Dennoch behält das Buch bei diesen schwierigen Themen einen lockeren Ton.[24]
Auszeichnungen
BearbeitenIm Jahr 2019 wurde sie vom Magazin Edition F als eine der 25 einflussreichsten Frauen des Jahres ausgezeichnet. Die Jury hob hervor, dass Ogette „in über 500 Workshops, Beratungen, Tagungen und Vorträgen bisher bereits um die 10.000 Menschen erreichen [konnte].“[25] Vom Spiegel Online wurde Ogette als eine von zehn Frauen in den Bildungskanon zum Thema Theorie und Politik aufgenommen.[26] Im Jahr 2021 erhielt sie den Idol of the Year Award bei den About You Awards.[27] Zudem wurde Tupoka Ogette für den Grimme Online Award 2021 nominiert.[28] 2022 wurde Tupoka Ogettes Buch Und Jetzt Du. Rassismuskritisch leben für den NDR Sachbuchpreis nominiert.[29] Im Mai 2023 erhielt sie den Emilie-Jäger Preis in Bern, Schweiz.[30] Im April 2024 gewann sie den „Goldenen Blogger“ in der Kategorie „Blogger*in des Jahres 2024“.[31]
Publikationen
Bearbeiten- exit RACISM: Rassismuskritisch denken lernen. Unrast, Münster 2017, ISBN 978-3-89771-230-0.
- Und jetzt du. Rassismuskritisch leben. Penguin Verlag, München, 2022, ISBN 978-3-328-60218-7.
- Ein rassismuskritisches Alphabet. cbj Verlag, München 2022, ISBN 978-3-570-16640-6.
- Tag für Tag gegen Rassismus. Dein Journal. Penguin Verlag, München 2023, ISBN 978-3-328-60219-4
- TuPodcast – Gespräche unter Schwestern. Tupoka Ogette und Stephen Lawson.[32]
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Tupoka Ogette im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website von Tupoka Ogette
- Website zum Buch exit Racism
- Website zur Tupokademie
- Coach und Speakerin Tupoka Ogette. Lernen, nicht rassistisch zu sein. Deutschlandfunk Nova
- Der Fall Rachel Dolezal. „Missbrauch von schwarzen Menschen“. Tupoka Ogette im Gespräch mit Gesa Ufer. Deutschlandfunk Kultur
- Tupoka Ogette. Ich gehe nicht wieder zurück zu dieser Ohnmacht. Zeitmagazin
- SPIEGEL-Gespräch mit Joy Denalane und Tupoka Ogette»Ich bin nicht mit geballter Faust auf die Welt gekommen und habe geschrien: ›Black Power‹!« SpiegelKultur
- Interview mit Tupoka Ogette: Warum wir rassismuskritisch denken müssen. ( vom 4. März 2022 im Internet Archive) ZDFheute vom 13. Juni 2020
- Tupoka Ogette: “Afrodeutsch? Das bin ja ich!”. GERMANIA
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ buchreport. Abgerufen am 20. Oktober 2020 (deutsch).
- ↑ Daniel Schulz: „Ich war nie das Volk“. In: Die Tageszeitung: taz. 2. November 2019 (taz.de [abgerufen am 27. Januar 2020]).
- ↑ a b #rp23 Keynote-Sprecherin Tupoka Ogette: Antirassismus zum Alltag machen. | republica. Abgerufen am 18. April 2023.
- ↑ Jakob Maurer: Wer repräsentiert Deutschland? Frankfurter Rundschau, 2021, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Tupoka Ogette: Tupodcast. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 25. Januar 2020; abgerufen am 27. Januar 2020. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Tupoka Ogette: tupodcast. Abgerufen am 17. März 2020.
- ↑ Tupoka Ogette. Abgerufen am 4. März 2022 (deutsch).
- ↑ Tupoka Ogette: “Afrodeutsch? Das bin ja ich!” | GERMANIA. Abgerufen am 4. März 2022 (deutsch).
- ↑ UNRAST Verlag | exit RACISM. Abgerufen am 17. März 2020.
- ↑ Selina Staniczek: Happyland’s End. (PDF) In: konkret. 20. September 2017, abgerufen am 10. April 2018.
- ↑ Reinhild Khan: exit RACISM. In: ekz.bibliotheksservice. 12. Juni 2017, abgerufen am 10. April 2018.
- ↑ Claudia Schneider: exit RACISM. Rassismuskritisch denken lernen. (PDF) In: EfEU. März 2018, abgerufen am 10. April 2018.
- ↑ Bayerischer Rundfunk Malcolm Ohanwe: "Exit Racism" von Tupoka Ogette: Diese Antirassismus-Expertin solltest du kennen. 17. Oktober 2019 (br.de [abgerufen am 27. Januar 2020]).
- ↑ Aminata Touré: „Im Profil“ im Ostholsteiner Anzeiger. 18. September 2019, abgerufen am 27. Januar 2020.
- ↑ Malcolm Ohanwe, Kofi Shakur, Aylin Karabulut, Susan Barth bento: Drei Bücher gegen Rassismus, die du lesen solltest. Abgerufen am 8. Juni 2020.
- ↑ Einfach nur raus! Abgerufen am 8. Juni 2020.
- ↑ Antirassismus-Trainerin Tupoka Ogette - Wie wir mit unseren Kindern über George Floyd sprechen können. Abgerufen am 8. Juni 2020 (deutsch).
- ↑ Andreas Austilat, Julia Weiss, Kevin P. Hoffmann, Annette Kögel, Angie Pohlers, Leonard Brandbeck: „Ich kann mich hier nicht frei bewegen“. In: tagesspiegel. Abgerufen am 8. Juni 2020.
- ↑ Alexander Moritz: Soziologin zur deutschen Debatte über Rassismus - "Die ständigen Ausreden bin ich leid". In: Deutschlandfunk Kultur. Deutschlandfunk, abgerufen am 8. Juni 2020 (deutsch).
- ↑ Elisa Eberle: „Wir alle unterliegen bestimmten Rassismen“. In: weser-kurier.de. Abgerufen am 8. Juni 2020.
- ↑ Pressemitteilung zur 7. Auflage von exit RACISM. UNRAST Verlag, abgerufen am 8. Juni 2020.
- ↑ EXIT RACISM. Abgerufen am 4. Juli 2020.
- ↑ Raus aus Happyland!, auf stellwerk-magazin.de, abgerufen am 31. Dezember 2020
- ↑ NDR: Tupoka Ogettes Plädoyer gegen Rassismus: "Und jetzt du". Abgerufen am 20. Mai 2024.
- ↑ Redaktion Edition F: Die 25 Frauen, die mit ihrer Stimme unsere Gesellschaft bewegen. In: EDITION F. 16. Mai 2019, abgerufen am 27. Januar 2020.
- ↑ Sibylle Berg: Bildungskanon: Welche Frauen man heute kennen muss. Der Spiegel, abgerufen am 27. Januar 2020.
- ↑ ABOUT YOU Awards 2021: Das war die größte Award Show der Social Media Branche live auf ProSieben mit prominenten Gästen und emotionalen Momenten. 21. Mai 2021, abgerufen am 21. Mai 2021.
- ↑ Tupoka Ogette auf Instagram. Abgerufen am 4. März 2022 (deutsch).
- ↑ NDR Sachbuchpreis
- ↑ Spiegel-Bestseller-Autorin Tupoka Ogette hält Vortrag zu Rassismuskritik. Universität Bern, 4. Juni 2023, abgerufen am 6. Mai 2023.
- ↑ Verleihung der Goldenen Blogger. Abgerufen am 2. Mai 2024.
- ↑ Tupoka Ogette: tupodcast. Abgerufen am 4. März 2022.
Personendaten | |
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NAME | Ogette, Tupoka |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Autorin, Beraterin, Antirassismus-Aktivistin |
GEBURTSDATUM | 1980 |
GEBURTSORT | Leipzig |