Geschichte

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In der Schweiz wurde von 2003 bis 2016 ein Unwort des Jahres durch eine private Jury bestimmt. 2015 bestand die Jury aus dem Schriftsteller Peter Stamm, dem Rapper Manillio, der Kolumnistin Yonni Meyer aka Pony M., dem Kolumnisten Bänz Friedli sowie dem Autor Daniel Quaderer. Mit jährlich etwa 2000 Wortvorschlägen beteiligte sich die Bevölkerung an dieser Aktion.

Übersicht

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Jahr Unwort des Jahres Aus der Begründung der Jury
2023 Remigration Remigration (auch Rückwanderung oder Rückkehrmigration) bezeichnet den Teil eines Migrationsprozesses, bei dem Menschen nach einer beträchtlichen Zeitspanne in einem anderen Land oder einer anderen Region in ihr Herkunftsland oder ihre Herkunftsregion zurückkehren.
2022 Klimaterroristen Klimaterrorismus ist ein abwertend gemeintes politisches Schlagwort, um den zivilen Ungehorsam von Klimaaktivisten zu kritisieren. Für das Jahr 2022 wurde der Begriff in der Form „Klimaterroristen“ in Deutschland zum Unwort des Jahres gewählt.
2021 Pushback Pushback ist ein Begriff für staatliche Maßnahmen, mit denen Flüchtlinge und andere Migranten meist unmittelbar nach Grenzübertritt zurückgeschoben werden.
2020 Corona-Diktatur Form der Herrschaftsausübung, bei der der Staat unter Verletzung der Regeln demokratischer Kontrolle bzw. Missachtung von Bürger- und Freiheitsrechten Maßnahmen beschließt und durchsetzt, die der Eindämmung der von SARS-CoV-2 hervorgerufenen Pandemie dienen
2019 Klimahysterie Klimahysterie ist ein politisches Schlagwort, das von Vertretern der Klimawandelleugnung zur Relativierung des gegenwärtigen Klimawandels verwendet wird.
2018 Anti-Abschiebe-Industrie Der Begriff insinuiert abwertend, dass die Abschiebung von ausländischen Staatsbürgern ohne gegenwärtiges Bleiberecht mithilfe von Anwälten und Nichtregierungsorganisationen geschäftsmäßig hinausgezögert und erschwert würde mit dem Ziel, in jedem Fall ein Bleiberecht oder jedenfalls eine Duldung – wenn auch nur temporär – zu ermöglichen.
2017 Alternative Fakten Alternative Fakten (englisch alternative facts) ist eine Formulierung von Kellyanne Conway, Beraterin des seinerzeitigen US-Präsidenten Donald Trump von 2017 bis August 2020. Im Januar 2017 benutzte sie diese Formulierung während eines Interviews in der amerikanischen Polit-Talksendung Meet the Press, um falsche Aussagen des Pressesprechers des Weißen Hauses Sean Spicer zur Publikumsgröße während Trumps Amtseinführung vor dem Kapitol zu rechtfertigen. In Deutschland und in Österreich wurde „alternative Fakten“ zum Unwort des Jahres 2017 gewählt.
2016 Inländervorrang light "Diese typisch schweizerische Wortschöpfung spiegelt die Mühen der Politik, einen Volksentscheid umzusetzen und dabei möglichst allen entgegenzukommen: Abstimmungssiegern wie -verlierern, der EU, den heimischen Stellensuchenden.[...]"[1]
2015 Asylchaos Die sogenannte Flüchtlingswelle im Sommer und Herbst 2015 ist weitgehend an der Schweiz vorbeigegangen. Dennoch sei im Wahlkampf damit gezielt Angst geschürt worden.[2]
2014 Dichtestress Ursprünglich der Ornithologie entlehnt, wurde das Wort «Dichtestress» gemäss der Jury über Gebühr vor allem von bürgerlichen Politikern im Zusammenhang mit den Masseneinwanderungs- und der Ecopop-Initiative eingesetzt.
2013 systemrelevant Das Wort «systemrelevant» sei ein Hohn. Tanze ein Geldinstitut dem Rechtssystem lange genug auf der Nase herum, werde es für systemrelevant erklärt.[3]
2012 Bio „Inzwischen wird «Bio» inflationär verwendet und von Detailhändlern im Kampf um den Kunden missbraucht mit dem Ergebnis, dass die Bevölkerung des Begriffes «Bio» überdrüssig wird und dieser seine Wirkung verliert.“[4]
2011 Technologieverbot „Eine Wortschöpfung für reine Propagandazwecke. Das Wort ist schlicht eine Erfindung der Atomlobby, entstanden in der Diskussion um den Atomausstieg nach der Katastrophe in Fukushima. Damit verschleiert diese, dass ein Atomausstieg einen Technologieschub für alternative Energien verursacht.“
2010 FIFA-Ethikkommission „Aufgrund der wiederholten Korruptionsbeschuldigungen rund um die FIFA und ihrer Funktionäre, beabsichtigt der Weltfussballverband nun mit einer hausgemachten Kommission seine hausgemachten Probleme zu lösen. In diesem Zusammenhang den Begriff der Ethikkommission zu strapazieren, ist nach Ansicht der Jury ein glatter Widerspruch – ohne Wenn und Aber.“[5]
2009 Ventilklausel Die «Ventilklausel» umschreibt nüchtern-technologisch die Regulierung der Ein- und Rückwanderung von Personen aus dem EU-Raum in die Schweiz.[6]
2008 Europhorie «Europhorie» bezeichnet die angeblich in der Schweiz festzustellende Vorfreude auf die Fussball-Europameisterschaft 2008. Der laut Jury «sprachliche Missgriff» sei «Werbesprech in Reinkultur» und habe es trotz großer medialer Verbreitung nicht in die Umgangssprache geschafft. Die Schweiz lasse sich nicht «zwangseuphorisieren».[7]
2007 Klimakompensation „Zur vermeintlichen Begrenzung klimaschädigenden Verhaltens wurde die «Klimakompensation» erfunden. Wer beispielsweise eine Flugreise bucht, kann mit dem Entrichten eines zusätzlichen Geldbetrages ein umweltfreundliches Projekt unterstützen. Die «Klimakompensation» präsentiert sich als Win-win-Situation und suggeriert einen Lösungsansatz, der in Wahrheit eine Mogelpackung ist. Der Konsument muss sein Verhalten nicht ändern und hat sein Gewissen erleichtert, die Wirtschaft erfährt zumindest keine Einbußen und die Politik erweckt nicht den Eindruck der Untätigkeit.“[8]
2006 erweiterter Selbstmord «Erweiterter Selbstmord» ist laut Jury ein klarer sprachlicher Missgriff. Es verschleiere und verharmlose den Begriff des Mordes und sei ein Widerspruch in sich, da ein Selbstmord per Definition nur eine Person treffen könne.
2005 erlebnisorientierter Fan «Erlebnisorientierte Fans» seien laut einem Sprecher der Zürcher Polizei gewaltbereit oder gewalttätig, sie seien Chaoten, suchten die Konfrontation mit der Polizei, seien aber keine Hooligans, denn die gingen gegenseitig aufeinander los.
2004 Ökoterror Formulierung des Zürcher Stadtpräsidenten Elmar Ledergerber zum Rekurs des Verkehrs-Clubs der Schweiz (VCS) gegen das Einkaufszentrum im neuen Zürcher Stadion.
2003 Scheininvalide Formulierung des Schweizer Bundesrats Christoph Blocher, die eine pauschale Diffamierung von allen Menschen mit einer Behinderung darstelle.

Weitere Wörter des Jahres

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Staat / Provinz Wort Unwort
Deutschland  Deutschland Wort des Jahres (Deutschland) Unwort des Jahres (Deutschland)
Liechtenstein  Liechtenstein Wort des Jahres (Liechtenstein) Unwort des Jahres (Liechtenstein)
Osterreich  Österreich Österreichisches Wort des Jahres Österreichisches Unwort des Jahres
Schweiz  Schweiz Wort des Jahres (Schweiz) Unwort des Jahres (Schweiz)
Sudtirol  Südtirol Wort des Jahres (Südtirol) Unwort des Jahres (Südtirol)

Einzelnachweise

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  1. SRF, 7. Dezember 2016
  2. SRF, 2. Dezember 2015
  3. Neue Luzerner Zeitung, online, 5. Dezember 2013 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  4. Vgl. Wort des Jahres-Archiv bei www.chwort.ch (Memento vom 3. Dezember 2010 im Internet Archive)
  5. Zitiert nach Archivierte Kopie (Memento vom 19. November 2011 im Internet Archive)
  6. Zitiert nach http://www.chwort.ch/Downloads/WdJ_CH_2009.pdf@1@2Vorlage:Toter Link/www.chwort.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Zitiert nacht Archivierte Kopie (Memento vom 22. Dezember 2014 im Internet Archive)
  8. Medieninformation vom 5. Dezember 2007@1@2Vorlage:Toter Link/www.chwort.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. der Jury