Urban Gottfried Bucher

sächsischer Arzt und Medizintheoretiker

Urban Gottfried Bucher (* 8. August 1679 in Frauenhain; begraben zwischen 23. und 26. Juli 1724[1] in Dresden) war ein sächsischer Arzt und Medizintheoretiker.

Der Sohn des evangelischen Pfarrers Christoph Friedrich Bucher (1651–1716) und dessen erster Ehefrau Maria Dorothea Besser (1662–1688)[2] studierte ab 10. Juni 1699 an der Leucorea in Wittenberg[3] Medizin und wurde 1700 mit einer Schrift über Katalepsie promoviert. 1707 wurde er in Halle (Saale) bei Friedrich Hoffmann erneut promoviert.

Buchers 1713 anonym veröffentlichter Brief-Wechsel vom Wesen der Seelen gilt als der „wichtigste Beitrag der deutschen Freidenker zur Kritik an der spiritualistischen Rationalpsychologie. Der im ‚Brief-Wechsel‘ entworfene Standpunkt ist ein aus medizinischen und philosophischen Quellen (u. a. Hobbes) gespeister Materialismus, auf dessen Grundlage auch eine sensualistische Erkenntnistheorie skizziert wird.“[4]

Bucher war Leibarzt des sächsischen Statthalters Anton Egon von Fürstenberg-Heiligenberg und gehörte einer am 27. März 1720 in Dresden eingesetzten Untersuchungskommission an, die das sogenannte „Hexenfieber“ (auch „Annaberger Krankheit“ genannt) im sächsischen Ort Annaberg aufklären sollte.[5]

Der Wittenberger Altertumswissenschaftler Samuel Friedrich Bucher (1692–1765) war eines seiner jüngeren Halbgeschwister.

Literatur

Bearbeiten
  • Martin Mulsow (Hrsg.): Urban Gottfried Bucher (1679–1724). Mit einer Einleitung von Martin Mulsow. (= Philosophische Clandestina der deutschen Aufklärung. Abt. I: Texte und Dokumente. Bd. 4.) Stuttgart-Bad Cannstatt, 2021.
  • Gabor Rychlak: Hexenfieber im Erzgebirge. Die Annaberger Krankheit 1712–1720. Diss. Univ. Mainz, 2009. Online-Ressource zuletzt abgerufen am 1. November 2022.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Stadtarchiv Dresden, Kirchliche Wochenzettel, Signatur 2.1.3.C.XXI.20-15
  2. Sie war eine Tochter von Urban Besser (1619–1705), Amtsvogt in Hoyerswerda. Vgl. Dietmar Neß: Schlesisches Pfarrerbuch. Neunter Band. Schlesische Oberlausitz. Leipzig, 2016, S. 595.
  3. https://digital.bibliothek.uni-halle.de/hd/content/pageview/2532674
  4. Verlagsankündigung. In: Internetseite des Verlags frommann-holzboog. Zuletzt abgerufen am 31. Oktober 2022.
  5. Gabor Rychlak: Hexenfieber im Erzgebirge. Die Annaberger Krankheit 1712–1720. Diss. Univ. Mainz, 2009.