Vercelli (piemontesisch Vërsèj, walserdeutsch und veraltet deutsch Wertschaal[2]) ist eine Stadt in der italienischen Region Piemont. Sie ist Hauptstadt der gleichnamigen Provinz.
,Vercelli | ||
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Staat | Italien | |
Region | Piemont | |
Provinz | Vercelli (VC) | |
Koordinaten | 45° 19′ N, 8° 25′ O | |
Höhe | 130 m s.l.m. | |
Fläche | 79 km² | |
Einwohner | 45.176 (31. Dez. 2022)[1] | |
Postleitzahl | 13100 | |
Vorwahl | 0161 | |
ISTAT-Nummer | 002158 | |
Bezeichnung der Bewohner | Vercellesi | |
Schutzpatron | Eusebius von Vercelli (2. August) | |
Website | Vercelli | |
Piazza Cavour in Vercelli |
Lage und Einwohner
BearbeitenDie Stadt liegt auf einer Höhe von 130 Metern über dem Meeresspiegel, 80 km östlich von Turin und 85 km westlich von Mailand. Sie dehnt sich über eine Fläche von 79 km² aus und hat 45.176 Einwohner (Stand 31. Dezember 2022).
Geschichte
BearbeitenUrsprünge – Antike
BearbeitenIn der Zeit des römischen Reiches hieß die Stadt Vercellae. Bereits im 10. Jahrhundert v. Chr. bestand eine keltische Siedlung. Südlich der heutigen Stadt gewann Gaius Marius die Schlacht von Vercellae gegen die Kimbern im Jahre 101 v. Chr. auf den Raudischen Feldern. Zu Beginn der Kaiserzeit wurde die Stadt befestigt. In der Spätantike war die Stadt aufgrund ihrer Größe bedeutsam und wichtigstes Zentrum der Nizäner in Norditalien.[3]
Mittelalter
BearbeitenSchon früh entstand das Bistum Vercelli. Der erste Bischof war der sagenumwobene Eusebius von Vercelli. Im Mittelalter war Vercelli auch aufgrund seiner strategischen Lage im Vorfeld eines wichtigen Alpenpasses bedeutender Bischofssitz. Während der Zeit der Langobarden war V. Sitz eines Herzogs und besaß das Recht, Goldmünzen zu prägen. Die Bischöfe Atto von Vercelli und Leo von Vercelli konnten im 10. und 11. Jahrhundert die Machtstellung ihrer Stadt durch königliche Privilegien weiter ausbauen und gegen diverse Angriffe ihrer Gegner (unter Führung des Markgrafen Arduin von Ivrea) erfolgreich verteidigen. Machtkämpfe innerhalb des Klerus in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts schwächten die Position der Kirche in der Stadt. In der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde Vercelli in eine eigenständige Republik umgewandelt, die sich im Lombardischen Städtebund engagierte. In Vercelli wurde 1228 die erste Universität des Piemont errichtet. Machtkämpfe innerhalb der städtischen Fraktionen beendeten in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Blüte der Stadt. Im 14. Jahrhundert stand die Stadt unter der Macht der Familie Visconti, die sie jedoch 1427 endgültig an das Herzogtum Savoyen abtreten musste.
Neuzeit
BearbeitenVercelli gilt als größter Umschlagsplatz für Reis in Europa. Dort hatte auch das Istituto Sperimentale di Risicoltura di Vercelli seinen Sitz, welches etwa 40 Jahre lang von 1912 bis 1952 monatlich die Besonderheit der Baraggia und des dort angebauten Reises in der Zeitschrift Giornale di Risicoltura beschrieb. Im Jahr 1952 wurde dieses Journal durch die Publikation Il Riso ersetzt, die von der italienischen Reisbehörde (Ente Nazionale Risi) herausgegeben wird. In Vercelli befindet sich ein bekanntes Frauengefängnis.
Verkehr
BearbeitenBei Vercelli kreuzen sich die Autobahnen A26 und A4, über die Turin, Mailand und Alessandria einfach zu erreichen sind. Verschiedene Landstraßen verbinden Vercelli mit den Orten in der näheren Umgebung. Vercelli liegt an den Bahnstrecken Turin-Mailand, Vercelli-Pavia und Vercelli-Valenza. Die Stadt hat einen kleinen Flugplatz für die Allgemeine Luftfahrt. Die nächstgelegenen Verkehrsflughäfen sind Turin und Mailand-Malpensa.
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „In Silber ein durchgehendes rotes Balkenkreuz.“
Das große Stadtwappen zeigt über dem Schild eine goldene, innen rote Mauerkrone aus einer zweistöckigen Mauer und fünf dreizinnigen konischen Rundtürmen mit je einem schwarzen Portal und zwei schwarzen Fenstern übereinander, rechts von einem Lorbeerzweig, links von einem Eichenzweig in natürlichen Farben eingefasst, beide mit einem Band in den italienischen Nationalfarben zusammengebunden und belegt mit einem silbernen Devisenband; darauf der Wahlspruch: „POTIUS MORI QUAM FOEDARI“ („Besser sterben denn entehrt werden“).
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Die Basilica di Sant’Andrea, um 1224, ist das bedeutendste Werk des romanisch-gotischen Übergangsstils in Norditalien. Der Bau ist außen romanisch, innen frühgotisch. Die Grundsteinlegung fand am 12. Februar 1219 statt, bereits 1227 war die Kirche vollendet. Diese Baugeschwindigkeit verdankt die Gemeinde ihren hohen finanziellen Mitteln. Der Baumeister ist unbekannt. Es ist eine der ersten gotischen Raumkonzeptionen auf italienischem Boden. Kreuzgang: Vom Bau des 13. Jahrhunderts stammen noch die Crochet-Kapitelle; die runden Bögen und Gewölbe wurden zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Renaissanceformen ersetzt. Der freistehende Campanile stammt aus dem 15. Jahrhundert.
- Der Duomo S. Eusebio stammt aus der Zeit um 1572. Die Vorhalle ist klassizistisch. Vom romanischen Bau ist nichts mehr erhalten.
- Die Piazza Cavour beherbergt ein Monument für den Architekten der 1861 erfolgten nationalen Einigung Italiens, den damaligen Ministerpräsidenten Piemont-Sardiniens Graf Camillo Benso von Cavour. Sie wird von dem mittelalterlichen Engelsturm (Torre dell'angelo) überragt.
Sport
BearbeitenDer Fußballverein Pro Vercelli holte insgesamt sieben italienische Meistertitel. Sein bekanntester Spieler war, von 1930 bis 1934, Silvio Piola („Adler von Vercelli“ genannt), der spätere Mittelstürmer der Squadra Azzurra während der Weltmeisterschaft 1938 und sogenannter „Erfinder des Fallrückziehers“.
Städtepartnerschaften
BearbeitenPartnerstädte von Vercelli sind seit 1970 Arles in der Provence (Frankreich) und seit 2003 Tortosa in Katalonien (Spanien). Mit der englischen Stadt Ely im Osten der Grafschaft Cambridgeshire besteht ein Freundschaftsvertrag.
Persönlichkeiten
BearbeitenSöhne und Töchter der Stadt
Bearbeiten- Eusebius von Vercelli (283–371), Bischof und Heiliger
- Emilia Bicchieri (1238–1314), Dominikanerin, Priorin, Mystikerin und Selige
- Pantaleone da Confienza (um 1450–um 1492), Arzt und Diplomat
- Sodoma (1477–1549), Maler
- Francesco Antonio Vallotti (1697–1780), Komponist, Musiktheoretiker und Organist
- Carlo Giovanni Testori (1714–1782), Musiktheoretiker und Komponist
- Louis Boulanger (1806–1867), Maler
- Luigi Galleani (1861–1931), Anarchist
- Angelo Treves (1873–1937), Übersetzer
- Emanuele Pugliese (1874–1967), General
- Antonio Ambrogio Alciati (1878–1929), Porträtmaler und Freskant sowie Kunstpädagoge
- Marcello Bertinetti (1885–1967), Fechter und zweifacher Olympiasieger sowie Fußballspieler und -trainer
- Virginio Rosetta (1902–1975), Fußballspieler und -trainer
- Vittorio Ghidella (1931–2011), Geschäftsführer der Fiat-Autosparte
- Giuseppe Cavanna (1905–1976), Fußballtorhüter
- Pietro Ferraris (1912–1991), Fußballspieler
- Teobaldo Depetrini (1913–1996), Fußballspieler und -trainer
- Eusebio Castigliano (1921–1949), Fußballspieler
- Franco Bertinetti (1923–1995), Fechter
- Ugo Ferrante (1945–2004), Fußballspieler
- Cristiano Bodo (* 1968), römisch-katholischer Geistlicher, Bischof von Saluzzo
- Elisa Uga (* 1968), Fechterin
- Giovanni Pellielo (* 1970), Sportschütze
- Moise Kean (* 2000), Fußballspieler
Mit der Stadt verbundene Persönlichkeiten
Bearbeiten- Filippo Juvara (1678–1736), Architekt
- Francis Lombardi, Gründer des gleichnamigen Automobilherstellers
Literatur
Bearbeiten- Walter Pippke, Ida Pallhuber: Piemont und Aosta-Tal. (= DuMont Kunst-Reiseführer). DuMont, Köln 1989, S. 114, Abb. 14,20, Farbtafel 29.
Weblinks
Bearbeiten- Homepage der Gemeinde (italienisch)
- Informationen bei www.comuni-italiani.it (italienisch)
- Historische Ansicht der Festung von Vercelli
- Illustration von Frans Hogenberg von 1618: Abcontrafeytung der gewaltigen Statt Vercell im Piemont, ... (Digitalisat)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
- ↑ Sergio Gilardino, I Walser e la loro lingua dal grande nord alle Alpi. Dizionario della lingua walser di Alagna Valsesia, Magenta, Centro Studi Zeisciu, 2008
- ↑ Giancarlo Andenna: Vercelli. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 8. LexMA-Verlag, München 1997, ISBN 3-89659-908-9, Sp. 1495–1497.
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