Wötzelsdorf
Wötzelsdorf (bis 1875 offizielle Schreibweise Wetzelsdorf[2]) ist ein Gemeindeteil der Kreisstadt Kronach im oberfränkischen Landkreis Kronach in Bayern.[3]
Wötzelsdorf Kreisstadt Kronach
| |
---|---|
Koordinaten: | 50° 12′ N, 11° 24′ O |
Höhe: | 387 m ü. NHN |
Einwohner: | 72 (25. Mai 1987)[1] |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 |
Eingemeindet nach: | Fischbach |
Postleitzahl: | 96317 |
Vorwahl: | 09261 |
Fischbach
|
Geographie
BearbeitenIm Dorf entspringt der Fischbach, ein linker Zufluss der Rodach. Im Osten steigt das Gelände ziemlich steil zur Anhöhe Lindig (487 m ü. NHN) an, während es im Westen eher flach bis zu dem 2,5 km entfernten Großen Roten Bühl (514 m ü. NHN) verläuft. Die Kreisstraße KC 12 führt an Tauschendorf vorbei nach Fischbach (1,5 km nordwestlich) bzw. zur Kreisstraße KC 6 bei Gössersdorf (1,8 km südlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße verbindet eine weitere Gemeindeverbindungsstraße (1,9 km nordöstlich) zwischen Fischbach im Westen und Seibelsdorf im Nordosten. Ein Anliegerweg führt nach Vorderstöcken (0,9 km westlich).[4]
Geschichte
BearbeitenDie Erstnennung war im Jahr 1325 im Bamberger Urbar. Nach dem Lehensbuch des Bamberger Bischofs Albrecht erhielt im Jahr 1409 Johannes von Guttenberg elf Güter mit Zubehör in „Wazwesdorf“ zu Lehen.[5]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Wötzelsdorf 22 Anwesen. Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Stadtsteinach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Vogteiamt Stadtsteinach. Grundherren waren die bambergische Verwaltung Untersteinach (1 Hof, 3 Gütlein, 1 halbes Gütlein), das bambergische Kastenamt Kronach (1 Sölde), das Domkapitel Bamberg (2 Güter), die Verwaltung Prügel des Aufseesischen Seminars (2 Höfe, 1 Söldengütlein), das Rittergut Fischbach (6 Güter, 1 halbes Gütlein) und das Seniorat von Guttenberg (3 Höfe, 1 Drittelgütlein).[6][Anmerkung 1]
Mit dem Gemeindeedikt wurde Wötzelsdorf, bis 1875 Wetzelsdorf genannt[2], dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Fischbach zugewiesen. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Wötzelsdorf, zu der Grünlinden, Horlachen und Vorderstöcken gehörten. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Stadtsteinach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Stadtsteinach. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstand einige Anwesen dem Patrimonialgericht Fischbach (bis 1848) und dem Patrimonialgericht Untersteinach (bis 1848). Ab 1862 gehörte Wötzelsdorf zum Bezirksamt Stadtsteinach. Die Gerichtsbarkeit blieb bis 1879 beim Landgericht Stadtsteinach. Für Wötzelsdorf war ab 1880 das Amtsgericht Kronach, das Bezirksamt Kronach (1939 in Landkreis Kronach umbenannt) und das Rentamt Kronach (1919 in Finanzamt Kronach umbenannt) zuständig.[7] Die Gemeinde hatte 1961 eine Fläche von 8,917 km².[8]
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Wötzelsdorf am 1. Januar 1972 nach Fischbach eingegliedert,[9] das am 1. Mai 1978 nach Kronach eingemeindet wurde.[10]
Ehemalige Kunstdenkmäler
BearbeitenDie folgenden Häuser listete Tilmann Breuer in dem Buch Landkreis Kronach von 1964 mit ihren ursprünglichen Hausnummern als Kunstdenkmäler auf. Sie sind in der Denkmalschutzliste nicht geführt, da sie entweder nicht aufgenommen, abgerissen oder stark verändert wurden.
- Haus Nr. 3: An einem Gebäude von 1913 befand sich eine Inschrifttafel des frühen 19. Jahrhunderts: „Dieses Haus ist mein und doch nicht mein der nach mir komt ist auch nicht sein“.[11]
- Haus Nr. 7: Eingeschossiger Wohnstallbau mit Satteldach, verputzt mit Eckquadern, der Scheitelstein der Wohnungstür war mit „1845“ bezeichnet.[11]
- Haus Nr. 17: Zweigeschossiger Wohnstallbau mit Satteldach, der Scheitelstein der Wohnungstür war mit „KW 1840“ bezeichnet.[11]
- Haus Nr. 18: Eingeschossiger, verputzter Wohnstallbau mit zur Hälfte abgewalmtem Mansarddach, verputzt mit Eckpilastern und Rahmungen aus Sandstein, der Scheitelstein der Wohnungstür war mit „JCK 1837“ bezeichnet.[11]
- Haus Nr. 19: Der Türsturz des Kellereinganges war mit „1744“ bezeichnet und, von späterer Wiederverwendung, mit „BK“.[11]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenGemeinde Wötzelsdorf
|
|
Dorf Wötzelsdorf
Jahr | 1818 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 108 | 144 | 156 | 181 | 174 | 164 | 221 | 171 | 167 | 72 |
Häuser[Anmerkung 2] | 18 | 25 | 26 | 27 | 27 | 32 | 18 | |||
Quelle | [7] | [12] | [14] | [17] | [20] | [22] | [23] | [8] | [24] | [1] |
Religion
BearbeitenDer Ort war bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts überwiegend evangelisch und ist nach St. Jakobus (Fischbach) gepfarrt. Die Katholiken waren ursprünglich nach St. Johannes der Täufer (Kronach) gepfarrt.[22]
Literatur
Bearbeiten- Tilmann Breuer: Landkreis Kronach (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 19). Deutscher Kunstverlag, München 1964, DNB 450619354, S. 285.
- Johann Kaspar Bundschuh: Wötzersdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 280 (Digitalisat).
- Johann Kaspar Bundschuh: Wezelsdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 963 (Digitalisat).
- Helmut Demattio: Kronach – Der Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 32). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1998, ISBN 3-7696-9698-0.
- Erich Freiherr von Guttenberg, Hanns Hubert Hofmann: Stadtsteinach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 3). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 451738985, S. 101–102 (Digitalisat).
- Otto Knopf: Thüringer Schiefergebirge, Frankenwald, Obermainisches Bruchschollenland : Lexikon. Ackermann-Verlag, Hof 1993, ISBN 3-929364-08-5, Sp. 791.
Weblinks
Bearbeiten- Wötzelsdorf in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 6. Mai 2023.
- Wötzelsdorf in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 19. September 2020.
- Wötzelsdorf im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 6. Mai 2023.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 310 (Digitalisat).
- ↑ a b c d e Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 156, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- ↑ Gemeinde Kronach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 3. Oktober 2023.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 3. Oktober 2023 (Gemessene Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ Karl Löhner: Fischbach und seine Kirchengemeinde. Kronach 1996, S. 47.
- ↑ H. Helmut Demattio: Kronach – Der Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 32). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1998, ISBN 3-7696-9698-0. S. 520.
- ↑ a b H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 607f.
- ↑ a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 696 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 501.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 690 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ a b c d e T. Breuer: Landkreis Kronach, S. 285.
- ↑ a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 942–943, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 147 (Digitalisat).
- ↑ a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1118, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 53 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 154 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1010 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 154 (Digitalisat).
- ↑ a b c d e f g Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 149, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1060–1061 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 154 (Digitalisat).
- ↑ a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1095–1096 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 946 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 158 (Digitalisat).