Waldrogäsen

Wohnplatz von Möckern

Waldrogäsen ist eine Siedlung des Ortsteiles Wüstenjerichow von Möckern im Landkreis Jerichower Land in Sachsen-Anhalt.

Waldrogäsen
Stadt Möckern
Koordinaten: 52° 14′ N, 12° 6′ OKoordinaten: 52° 13′ 34″ N, 12° 6′ 2″ O
Höhe: 71 m
Fläche: 67 ha
Postleitzahl: 39291
Vorwahl: 039223
Westlicher Ortseingang – L 52 von Küsel
Westlicher Ortseingang – L 52 von Küsel

Geographie

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Der kleine Ort, nahezu vollständig von Wald umgeben, liegt inmitten des 25.063 Hektar großen und sehr waldreichen Landschaftsschutzgebietes (LSG) Möckern-Magdeburgerforth.[1]

Geschichte

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Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes, damals unter der Bezeichnung Ragosen, stammt aus dem Jahr 1375. Bereits um 1400 und im Jahr 1446 finden sich Belege, wonach sich das Dorf Rogosen im Besitz des magdeburgischen Uradelsgeschlechts mit Namen Byern befunden hat.[2]

Wüstenrogäsen, wie der Ort vor dem 20. Jahrhundert genannt wurde, gehörte seit 1666 dem alten[3] märkischen Adelsgeschlecht Thümen und war ein Teil der Güter des jeweiligen Besitzers aus dieser Familie auf Göbel bei Möckern respektive von Klein Lübars.[4] Im Jahr 1693 hat ein neuer Besitzer von ebendiesem hier ein Vorwerk errichtet, welches ebenfalls nach Klein Lübars eingepfarrt und eingeschult war.[5] Namhaftester Gutsbesitzer wurde Karl Friedrich von Thümen (1756–1824), als Fürstlich Anhaltinischer Geheimer Rat und Präsident, verheiratet mit Johanna von Ebra, dann mit Henriette von Tevenar.[6]

1842 verfügte das Vorwerk über einen Krug und fünf Wohnhäuser, in denen 42 Einwohner lebten. Auch sind zu dieser Zeit noch die Grundmauern einer abgebrochenen kleinen Kirche im Ort zu finden.[7] Am 8. Dezember 1849 wurde der neue Kirchhof zu Wüstenrogäsen eingeweiht.[5]

Nach dem Güter-Adressbuch der Provinz Sachsen von 1922 betrug die Gesamtfläche des Rittergutes 792 ha. Als Verwalter agierte Förster Sprenger. Der gutsherrliche Waldbesitz beinhaltete damals 701 ha.[8] Letzte Grundbesitzer waren dann der Rittmeister a. D. und Johanniterritter Kurt von Thümen (1864–1924) und zuletzt seine Ehefrau, die Generalstochter Getrud von Loebell (1878–1953). Sie hatte 1926 sich in zweiter Ehe mit dem Generalleutnant Heinrich von dem Hagen verbunden,[9] der im Mai 1945 in Waldragösen erschossen wurde.[10]

Zum 1. Dezember 1910 wurden im Gutsbezirk Waldrogäsen 27 Einwohner verzeichnet.[11] Im Landkreis Jerichow I der Provinz Sachsen wurden 1928 die beiden Gutsbezirke Waldrogäsen und Wüstenjerichow zur Landgemeinde Rogäsen-Jerichow zusammengeschlossen. Die Gemeinde Rogäsen-Jerichow wurde 1964 in Wüstenjerichow umbenannt.[12] Am 1. Januar 2010 wurde Waldrogäsen nach Möckern eingemeindet.

Literatur

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  • Gustav Reischel: Wüstungskunde der Kreise Jerichow I und Jerichow II (= Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt [Hrsg.]: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaats Anhalt. Neue Reihe, Band 9). Selbstverlag der Historische Kommission, Magdeburg 1930, urn:nbn:de:bsz:14-db-id18951473959 (S. 242f, S. 371).
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Commons: Waldrogäsen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. ProtectedPlanet.net: Möckern-Magdeburgerforth - WDPA-ID 20829. Abgerufen am 2. März 2021.
  2. Gustav Reischel: Wüstungskunde der Kreise Jerichow I und Jerichow II. Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Selbstverlag der Historischen Kommission, 1930, abgerufen am 19. Januar 2014.
  3. Genealogisch-Hitorische Beschreibung Nebst denen Stamm-und Ahnentafeln Des Alt-Adelichen Geschlechts Derer von Thümen. In: Valentin König (Hrsg.): Genealogische Adels-Historie Oder Geschlechts-Beschreibung Derer Im Chur-Sächsischen und angränzenden Landen zum Theil ehemahl, allermeist aber noch nie jetzo in guten Flor stehenden ältesten und ansehnlichsten Adelichen Geschlechter. Erster Theil, Cap. I, II, III, IV und Stammtafeln. Wolfgang Deer, Leipzig 1727, S. 972–979 (google.de [abgerufen am 26. April 2022]).
  4. Wüstenrogäsen. (Wald-Rogäsen). In: schlossarchiv.de. Ludwig Ritter von Eimannsberger, abgerufen am 18. Januar 2014.
  5. a b Historische Kommission: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt. Selbstverlag der Landesgeschichtlichen Forschungsstelle, S. 244, abgerufen am 18. Januar 2014.
  6. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1902. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). In: "Der Gotha" - Hofkalender. Dritter Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. T, Thümen. Justus Perthes, Gotha 9. November 1901, S. 825–827 (uni-duesseldorf.de).
  7. Topographischer Teil. In: J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt (Hrsg.): Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Band 2, September 1842, S. 152 (Textarchiv – Internet Archive).
  8. Oskar Köhler, Gustav Wesche, H. Krahmer: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band V, Provinz Sachsen. 1922. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter von ungefähr 20 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuerertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer zu Halle a. S. (Hrsg.): Verzeichnis der für die Landwirtschaft wichtigen Behörden und Körperschaften. 3. Auflage. V der Reihe von Paul Niekammer, Kreis Jerichow I. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1922, S. 30–31.
  9. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Deutscher Uradel. Zugleich Adelsmatrikel der im Ehrenschutzbunde des Deutschen Adels vereinigten Verbände. 1931. 30. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1930, S. 515.
  10. Walter v. Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser/ A (Uradel), 1975. In: Deutsches Adelsarchiv e. V: (Hrsg.): GHdA Gesamtreihe von 1951 bis 2015. XIII der Reihe A, Nr. 60. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1975, S. 487–488 (d-nb.info).
  11. Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900. In: gemeindeverzeichnis.de. Uli Schubert, 2. Januar 2014, abgerufen am 19. Januar 2014.
  12. genealogy.net: Rogäsen-Jerichow