Walther Thiede

deutscher Ornithologe

Walther Thiede (* 12. Dezember 1931 in Berlin; † 6. September 2011 in Köln) war ein deutscher Ornithologe.

Studium und berufliche Laufbahn

Bearbeiten

Thiede wuchs in Hamburg als Kind einer Apothekerfamilie auf. Auch seine Mutter war Apothekerin. Walther Thiede studierte Pharmazie und bekam 1960 seine Approbation als Apotheker. Er hatte während des Studiums der Pharmazie intensive Studien am Rotschenkel und Sandregenpfeifer durchgeführt. Nach seiner Approbation studierte er Zoologie. 1964 promovierte er in Biologie bei Günther Niethammer in Bonn. Thema seiner Promotion war Die Verbreitung des Rotschenkels. Von 1964 bis 1966 arbeitete er als Apotheker in Hamburg. Ab 1966 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter eines deutschen Pharmaunternehmens. Von 1968 bis 1973 arbeitete und lebte er durchgehend in Japan. Schon 1966 war er zeitweise in Japan eingesetzt. Nach der Rückkehr nach Deutschland war Thiede in verschiedenen leitenden Positionen in der Pharmaindustrie.

Autor, Übersetzer und Herausgeber

Bearbeiten

Er schrieb hunderte größere und kleinere ornithologische Artikel, vier Bücher und übersetzte drei Bücher. Sein Buch Vögel hatte von 1976 bis 2013 21. Auflagen. Das Buch Wasservögel und Strandvögel hatte von 1979 bis 2012 7. Auflagen. Im Jahr 1980 erschien es unter dem Titel Water and shore birds auch in Großbritannien. Greifvögel und Eulen erschien von 1999 bis 2012 in 6. Auflagen. 2007 erschien es unter dem Titel Poznáváme dravce a sovy in Prag. Im Jahr 2009 erschien es in Belgien in Niederländisch (Deltas gids voor roofvogels en uilen) und Französisch (Rapaces, chouettes et hiboux).

1982 übersetzte und bearbeitete er das unter dem Titel BLV-Vogelführer erschienene Buch von Stuart Keith und John Gooders. Er übersetzte und bearbeitete das 1986 erschienene Buch Greifvögel aus dem Dänischen. Dieses Buch erschien 2005 in der 5. Auflage und entwickelte sich zu einem Standardwerk für deutschsprachige Ornithologen. Das von ihm 2000 übersetzte Buch Tierspuren erschien 2009 in der 3. Auflage. Bei diesen drei von ihm übersetzten und bearbeiteten Büchern erschien der Name Walther Thiede jeweils auch auf der Titelseite.

Seit den 1950er Jahren war er redaktioneller Mitarbeiter der Monatszeitschrift Ornithologische Mitteilungen (OM). Nach dem Tod des Herausgebers Herbert Bruns 1998 wurde er zum Herausgeber dieser Zeitschrift. Noch am Todestage arbeitete er, um das Heft 9 des Jahrgangs 2011 der OM fertigzustellen.

Thiede hat nie mit PC oder Internet gearbeitet. So redigierte er seine Zeitschrift noch im Stile der 1970er Jahre mit Stift und Schreibmaschine.

Privatleben

Bearbeiten

Er wohnte seit seiner Rückkehr aus Japan in Köln-Lövenich. Seit Weihnachten 2010 nach einem Unfall im Rollstuhl sitzend starb er am 6. September 2011 in seinem Haus. Sein Nachlass mit der riesigen Privatbibliothek ging an die von ihm gegründete und zum Alleinerben eingesetzte Dr.-Walther-Thiede-Stiftung. Bei dieser ornithologischen Privatbibliothek handelte es sich um die größte Deutschlands in Privathand.

Thiede sprach neben anderen Sprachen Japanisch, Dänisch und Schwedisch fließend. Er unterhielt enge Kontakte zu Ornithologen in Skandinavien, Osteuropa und Ostasien. Er versorgte Ornithologen östlich des Eisernen Vorhangs jahrelang kostenlos mit Literatur. Nach dem Mauerfall war er 1990 an der Wiedergründung bzw. Neugründung des Vereins sächsischer Ornithologen (VSO) und Vereins Thüringer Ornithologen (VTO) beteiligt. Er wurde 2002 Ehrenmitglied des VSO. Er wurde auf dem Friedhof Köln-Nord (Pallenbergstraße) neben seiner Ehefrau Ulrike begraben.[1]

Seine Ehefrau Ulrike (* 23. März 1934; † 13. Juli 2005) war eine Zoologin und Japanologin. Sie studierte Naturwissenschaft und Philosophie, ferner hatte sie in beiden Fachbereichen einen Doktortitel bekommen. Nach dem Katalog der Deutschen Nationalbibliothek schrieb sie fünf Bücher allein und war als Autorin an weiteren zehn Büchern beteiligt. Ulrike Thiede war noch zum Zeitpunkt ihres Todes Lehrbeauftragte für Japanologie an der Bremer Hochschule für Wirtschaft. Von 2004 bis 2005 war sie Vorsitzende des KölnAgenda e.V.[2][3]

Ornithologische Werke

Bearbeiten

Übersetzungen und Bearbeitungen

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Hartmut Meyer: Zum Tod von Dr. Wather Thiede (18.12.1931-06.09.2011). DDA-Aktuell 3/2011, V. In: Die Vogelwelt 2011, 132. Jahrgang.
  • Joachim Neumann: In Memoriam: Dr Walther Thiede. Seevögel 2011, 32/3: 95.
  • Manfred Temme: Dr. Walter Thiede (1931 - 2011). Ornithologische Mitteilungen 63 (10): 316–317.
  • Uwe Laub, Eberhard Mey & Detlef Laub: Die Dr. Walther Thiede Stiftung. Ornithologische Mitteilungen 63 (10): 318–320.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. http://www.vso-web.de/artikel/VSO-Ehrenmitglied_Dr._Walther_Thiede_verstorben.html
  2. http://www.koelnagenda.de/news?nr=05072707
  3. http://www.koelnagenda.de/news?nr=04032705
Bearbeiten