Weiten-Gesäß

Stadtteil von Michelstadt im Odenwaldkreis

Weiten-Gesäß ist ein Stadtteil von Michelstadt im südhessischen Odenwaldkreis.

Weiten-Gesäß
Koordinaten: 49° 42′ N, 9° 3′ OKoordinaten: 49° 42′ 13″ N, 9° 2′ 48″ O
Höhe: 312 m ü. NHN
Fläche: 11,84 km²[1]
Einwohner: 961 (31. Dez. 2024) [2]
Bevölkerungsdichte: 81 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Oktober 1971
Postleitzahl: 64720
Vorwahl: 06061

Geografie

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Das offene Dorf mit unregelmäßigem Grundriss Weiten-Gesäß liegt bei einseitiger Gehängelage im Buntsandstein-Odenwald, ca. 6,5 km nordöstlich von Erbach[3] und 2 km nordöstlich der Kernstadt. Das Gebiet des Stadtteils besteht aus der Gemarkung Weiten-Gesäß mit einer Fläche von 1184 Hektar,[1] davon sind 848 Hektar Wald.[3] Die Ortslage befindet sich auf 300 bis 380 m ü. NHN und der höchste Punkt der Gemarkung liegt mit 512 m im Eulbacher Park. In der Gemarkung liegen die folgenden aktuellen bzw. historischen Siedlungsplätze:[3]

  • Heuberger Hof[4]
  • Trumpfhellerhaus[5]

Weiten-Gesäß liegt inmitten der Wälder nordöstlich der Kernstadt Michelstadt in Südhanglage am Waldbach am Fuße eines gerodeten Bergrückens. Der Waldbach fließt durch den Schlehengrund nach Nordwesten in Richtung Zell der Mümling zu. Im Osten reichen große Waldgebiete über den 449 Meter hohen Katzenbuckel bis zum Eulbacher Park. Im Gottwald westlich des Waldbachs liegt in einer eigenen Rodung der Heuberger Hof, als Forsthaus Habrich bis vor wenigen Jahren noch Sitz eines Revierförsters.

An den Stadtteil Weiten-Gesäß grenzen, von Norden beginnend, im Uhrzeigersinn, die Stadtteile Zell , Momart und Kimbach der Stadt Bad König, die Michelstädter Stadtteile Vielbrunn, Würzberg und Steinbach. Durch den Ort verläuft die Kreisstraße 92, die von Zell im Odenwald über Weiten-Gesäß zur Kernstadt Michelstadt führt.

Geschichte

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Ortsgeschichte

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Die älteste, erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung als Widengesehez datiert von 1113.

Weiten-Gesäß gehörte zum Amt Fürstenau der Grafschaft Erbach-Fürstenau, die mit der Mediatisierung 1806 Teil des Großherzogtums Hessen wurde. Ab 1822 gehörte Weiten-Gesäß zum Landratsbezirk Erbach, ab 1852 zum Kreis Erbach (ab 1939: „Landkreis Erbach“), der – mit leichten Grenzberichtigungen – seit 1972 Odenwaldkreis heißt. Nach Auflösung des Amtes Fürstenau 1822 und Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung, nahm die erstinstanzliche Rechtsprechung für Weiten-Gesäß das Landgericht Michelstadt wahr, ab 1879 das Amtsgericht Michelstadt.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Weiten-Gesäß zum 1. Oktober 1971 auf freiwilliger Basis in die Stadt Michelstadt eingemeindet.[6][7] Wie für jede eingegliederte Gemeinde wurde ein Ortsbezirk eingerichtet.[8]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Weiten-Gesäß angehört(e):[3][9][10]

Bevölkerung

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Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Weiten-Gesäß 951 Einwohner. Darunter waren 12 (1,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 189 Einwohner unter 18 Jahren, 387 zwischen 18 und 49, 222 zwischen 50 und 64 und 186 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 393 Haushalten. Davon waren 84 Singlehaushalte, 144 Paare ohne Kinder und 123 Paare mit Kindern, sowie 36 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 81 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 264 Haushaltungen lebten keine Senioren.[12]

Einwohnerentwicklung

Weiten-Gesäß: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2024
Jahr  Einwohner
1829
  
463
1834
  
585
1840
  
659
1846
  
777
1852
  
801
1858
  
763
1864
  
657
1871
  
647
1875
  
641
1885
  
612
1895
  
610
1905
  
658
1910
  
649
1925
  
588
1939
  
588
1946
  
734
1950
  
718
1956
  
622
1961
  
661
1967
  
717
1970
  
758
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
981
2016
  
965
2019
  
1.014
2024
  
961
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[3]; Stadt Michelstadt[2][13]; Zensus 2011[12]
Ortsbeirat

Für Weiten-Gesäß besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Weiten-Gesäß) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher, nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung gebildet. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.[8] Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat Erlenbach 70,60 %. Dabei wurden gewählt: zwei Mitglieder der CDU und drei Mitglieder der Überparteilichen Wählergemeinschaft (ÜWG).[14] Der Ortsbeirat wählte Peter Hartung (ÜWG) zum Ortsvorsteher.[15]

Sehenswürdigkeiten und Kultur

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Heuberger Hof

Das Forsthaus Habrich, heute: Heuberger Hof, ein 1863 vom Grafen Eberhard zu Erbach-Erbach gegründetes herrschaftliches Hofgut, eine große vierseitige Anlage, ist als Sachgesamtheit Kulturdenkmal.[16]

Kulturdenkmäler

In der Liste der Kulturdenkmäler in Michelstadt sind für Weiten-Gesäß vier Kulturdenkmäler aufgeführt.

Dolles Dorf

Seit dem 26. Januar 1995 wird wöchentlich in der hessenschau ein hessisches Dorf, das zum Zeitpunkt vor der Gebietsreform unter 2.000 Einwohner hatte, für Sendung am folgenden Samstag ausgelost und von einem Reportageteam des Hessischer Rundfunks vorgestellt. Am 22. Februar 2024 wurde Weiten-Gesäß als „Dolles Dorf“ aus den 900 Karten der Lostrommeln gezogen.[17]

Ortsteile

Im Jahre 2001 wurde die Agendagruppe Weiten-Gesäß auf Anregung der Initiative der UNO zur nachhaltigen Entwicklung im 21. Jahrhundert gegründet. Die Gruppe brachte an verschiedenen Stellen Schilder mit alten und noch geläufigen „Ortsteilbezeichnungen“ an. Mittig des weitläufigen Ortsgebiets liegt das Middeldorf (Mitteldorf, Mittelweg – Schneiderweg – Postweg – Kronenweg). Oberhalb befindet sich das Owwerndorf (Oberdorf, Dorfstraße von der Freiburgstraße bis zur Kirche) mit der Kreizgasse, dem früheren Zentrum mit Wirtschaft, Bäcker, Metzger, Schneider, Schuster. Im weiteren Verlauf der Dorfstraße durch das Unnerndorf (Unterdorf) erreicht man die Hoffad (Hofreite, Dreiseithof).

Von der Hoffad zweigt nordwestlich in den Momarter Weg und Am Schmalberg das Neistedtl ab. Hier stand im Jahre 1752 nur ein Haus, 1865 waren es bereits fünf Häuser. Dieses Neudorf wurde übertrieben als Neistedtl (Neustädtchen) bezeichnet. Südlich davon liegt der Flur und Siedlungsteil Litzert. Nördlich des Neustedl im weiteren Verlaufe des Momarter und Mittelwegs ist der Ortsteil Schmoalmisch (Schmalberg), nach dem gleichnamigen Flur benannt. Der Bereich der Eichenstraße zum Schmalberg, nördlich des Middeldorfs, wird nach dem Flurnamen als Am Bäisch (Am Berg) bezeichnet. Der Straßenzug Freiburgstraße, der im Osten an der Freibeusch (Freiburg) mit dem Müllerweg abschließt, nannt man Uff de Häih (Auf der Höhe). Hier stand im Jahre 1752 mit Sandstein gemauertes einzelnes Haus „wie eine Burg“ eines „freien Bauers“.[18][19][20]

Verkehr und Infrastruktur

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Weiten-Gesäß liegt an der Kreisstraße K 92, die von der südwestlich gelegenen Kernstadt Michelstadt über die Sattelhöhe am Weiten-Gesäßer Berg kommt und durch das Waldbachtal hinunter nach Zell im Odenwald im Nordwesten führt.

Literatur

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Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Michelstadt) und Verwaltung.
  5. Deutsche Reichsgründung
  6. Infolge des Ersten Weltkriegs.
  7. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  8. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  9. Am 1. Oktober 1971 als Ortsbezirk zur Stadt Michelstadt.

Einzelnachweise

  1. a b Gemarkung Weiten-Gesäß. In: GEOindex. Abgerufen im Februar 2025.
  2. a b Zahlen und Fakten. In: Webauftritt. Stadt Michelstadt, abgerufen im Februar 2025.
  3. a b c d e f g h Weiten-Gesäß, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 1. März 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Heuberger Hof, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. November 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Trumpfhellerhaus, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 14. August 2023). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 17. September 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 39, S. 1603, Punkt 1320; Abs. 18. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 9,2 MB]).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 358 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  8. a b Hauptsatzung. (PDF; 88 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Michelstadt, abgerufen im Februar 2025.
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (Google Buch).
  11. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  12. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 38 und 92, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  13. web archiv
  14. Ortsbeiratswahl Ortsbezirk Weiten-Gesäß. In: Votemanager. Stadt Michelstadt, abgerufen im Februar 2025.
  15. Ortsbeirat Weiten-Gesäß. In: Ratsinfosystem. Stadt Michelstadt, abgerufen im Februar 2025.
  16. denkmalpflege-hessen: Heuberger Hof
  17. Hessenschau Programmvorschau: Das dolle Dorf der Woche: Weiten-Gesäß im Odenwald. Hessischer Rundfunk, 24. Februar 2024, abgerufen am 24. Februar 2024.
  18. Günther Groh: Wo ein freier Bauer im Odenwald in einer Burg wohnte. In: Darmstädter Echo. Darmstadt 11. Oktober 2022.
  19. Weiten-Gesäßer Ortsteile. Agendagruppe Weiten-Gesäß, abgerufen am 5. März 2024.
  20. Flurnamen in Weiten-Gesäß. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 5. März 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 5. März 2024.