Wiesneck (Buchenbach)

Ortschaft von Buchenbach

Koordinaten: 47° 57′ 54,4″ N, 8° 0′ 1,9″ O Die Kolonie Wiesneck ist ein Weiler der Gemeinde Buchenbach im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald[1][2]. Mit der Errichtung der Burg Wiesneck im Hochmittelalter bildete sich am Fuße bereits eine erste kleine Siedlung. Die heutige Kolonie Wiesneck wurde 1911 als Kolonie von Landhäusern im Stil von Schwarzwaldhäusern gegründet[3][4].

1661 Buchenbach, historischer Plan

Topografie und Geologie

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Wiesneck liegt auf 435 m Höhe etwa 800 m nordwestlich vom Ortskern Buchenbachs und erstreckt sich im Kern auf einer Länge von ca. 400 m entlang des Wagensteigbachs. Die Siedlung liegt an einer geologisch markanten Geländestufe zwischen den Sedimenten des Dreisamtals und Schwarzwaldgesteinen. Sie befindet sich auf Flussbettsanden in der hydrogeologischen Einheit „jungquartäre Flusskiese und Flusssande“[5]. Südlich des Wagensteigbaches gibt es eine Geländestufe von etwa 2–3 m, dort finden sich Flusssande und Flussschotter. Die angrenzende Erhebung zur Burgruine Wiesneck ist überwiegend aus Gneis und gneisähnlichen Gesteinen aufgebaut. Nahe der Brücke über den Wagensteigbach ist eine markante steile Felswand, die mit Felsnägeln und Netzen gegen Steinschlag gesichert wurde.

Burgruine Wiesneck

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Im Norden der Siedlung liegt steil ansteigend auf 537 m die Burgruine Wiesneck. Sie wurde 1096 erstmals urkundlich erwähnt und seitdem mehrfach zerstört und von einer Reihe wechselnder Besitzer wiederaufgebaut. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie dann 1644 endgültig zerstört.

Nach dem zwischenzeitlichen Verkauf des Geländes an die Echtwald GmbH[6][7] ist das Gelände seit 2021 wieder im Besitz des Land- und Forstwirts Nikolaus Freiherr von Gayling-Westphal[8]. Am nahe gelegenen Wiesnecksattel beginnt auf ca. 500 m Höhe ein beliebter Wanderweg, die Wolfsteige, der bis nach St. Peter bzw. St. Märgen in ca. 900 m Höhe führt.

Geschichte der Kolonie Wiesneck

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Meierhof, Tenne

Die Geschichte der Kolonie Wiesneck ist eng verbunden mit der Geschichte der Burg Wiesneck. Am Fuß der Burg befanden sich bereits früh verschiedene Höfe in Leibeigenschaft zu deren Versorgung, der Meierhof, Wanglerhof, Altenvogtshof und insbesondere die Wiesnecker Mühle. Zum Meierhof gehörten eine große Tenne sowie davon getrennte Wohngebäude. 1897 übernahm die Gemeinde Buchenbach den Meierhof mit einer Gesamtfläche von etwa 50 ha. Die Fläche des Acker- und Weidelandes erstreckte sich bis zum Häuslemeierhof, die Gemeinde ließ an den Berglagen Wald anpflanzen. Ab 1904 kaufte der Arzt A.W.C.Berns etwa zwei Drittel des Gutes, die Waldflächen blieben in Gemeindehand. Berns hatte zuvor in Freiburg-Günterstal in einem Landhaus gewohnt und dort ein Arboretum angelegt. Er baute auf dem Areal ein Herrenhaus (Cedernhaus) und legte ein kleines Elektrizitätswerk an. Für einen geplanten Park kaufte er exotische Bäume und Sträucher. Allerdings verkaufte er bereits 1907 das Anwesen an Heinrich Schöndube.

1971 brannte die alte Tenne ab, sie wurde neu errichtet.

Studienhaus Wiesneck

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Neben reiner Wohnbebauung mit wenigen Häusern in der Wiesneckstraße 1–28, gibt es dort das Studienhaus Wiesneck[9], das Institut für politische Bildung Baden-Württemberg e.V. Gegenüber des Parkplatzes des Studienhauses wurde 2016 auf private Initiative ein Gedenkstein aufgestellt. Dieser zeigt die Burgruine Wiesneck und im Vordergrund eine Mühle, die sich auf dem Gelände des Studienhauses befand[10]. 1922 wurde die Mühle als „Familien-Erholungsheim Wiesneck“ umgebaut, von 1944 bis 1959 befand sich dort eine Pension und ein Café[11]

Wasserhäuschen

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Am südöstlichen Ausgang der Siedlung befindet sich ein ehemaliges Wasserhäuschen[12].

Die Häuser Wiesnecks erhielten 1911 eine zentrale Wasserversorgung. Hierzu wurde anfangs Quellwasser in einem Hochbehälter gesammelt. 1927 wurde in einem neu errichteten Pumpenhaus am Wagensteigbach ein Pumpwerk installiert. Damit konnte zusätzlich Wasser von der nahe gelegenen Heissbrunnenquelle bezogen werden. 1966 wurde der Betrieb des Pumpenhauses eingestellt, das Häuschen verfiel. Aufgrund einer privaten Initiative wurde das Haus 2018 renoviert. Das Gelände zwischen Wasserhäuschen und Heissbrunnen entlang des Wagensteigbachs ist ein Wasserschutzgebiet. Oberhalb der Sommerbergschule in Buchenbach befindet sich ein Wasserhochbehälter, der für die Trinkwasserversorgung von Buchenbach errichtet wurde[13].

Links vom Wasserhäuschen ist ein kleines Kunstwerk mit Geröll/Gesteinen aus den drei Gewässern errichtet, die den Gesamtort Buchenbach durchfließen: Rotbach (im Ortsteil Falkensteig), Wagensteigbach (im Ort Buchenbach) und Ibenbach (im Ortsteil Ibental)

Flatterulme

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Unweit des Heissbrunnens findet man eine markante, seltene Baumart, eine etwa 25 m hohe Flatterulme mit einem Stammumfang von fast 5 m[14]. Innerhalb des Modellprojektes Flatterulmen aus dem Südschwarzwald (Gebietsheimische Gehölze pflanzen)[15] wurde dort 2019 Saatgut gesammelt. In einer Forstbaumschule konnten daraus Jungpflanzen gezogen werden, die von Kommunen gepflanzt, aber auch zum Verkauf angeboten wurden[16]. Flatterulmen sind eine Baumart, die ähnliche Standortansprüche wie Eschen haben und daher die durch das Eschensterben absterbenden Bäume ersetzen können.

Friedrich-Husemann-Klinik

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Nordwestlich der Kolonie Wiesneck befindet sich die Friedrich-Husemann-Klinik[17][18], ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie & Psychotherapie mit dem Träger "Zentrum für anthroposophische Psychiatrie e. V.". Es wurde 1930 von Friedrich Husemann als Sanatorium Wiesneck gegründet und ist das älteste anthroposophische Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie in Europa. Die Klinik liegt auf einem 35 ha großen Gelände des Meierhofs, einem ehemaligen Hofgut, das zur Versorgung der Burg Wiesneck diente. Sie besteht aus einer Reihe von unterschiedlichen Gebäuden für Therapie, Verwaltung und Wohnzwecke. Auf dem Klinikgelände finden sich eine Reihe exotischer Gewächse und Bäume (Rhododendren, Zedern, Mammutbäume usw.), die der ehemalige Besitzer Heinrich Schöndube pflanzen ließ.[19]

Literatur

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  • Rudolf Geiger: Aus der Geschichte von Wiesneck. [Broschüre der Friedrich-Husemann-Klinik.] Das Wiesneck-Lädchen, Buchenbach 1995 [80 S., Ill.; 2. Auflage 2022], K10plus 1185759255.
  • Harald Hüttich (Hrsg.): Friedrich-Husemann-Klinik Wiesneck 1930-1980. System-Druck und Verlag, Freiburg im Breisgau 1980, K10plus 1125339772 (125 S.).
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Einzelnachweise

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  1. https://www.openstreetmap.org/way/117183347 Lage Kolonie Wiesneck
  2. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71057373 Topografische Karte von 1881
  3. https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/8062/Kolonie+Wiesneck+-+Wohnplatz Kolonie Wiesneck
  4. https://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/q/5ONJzKNMuJuvibWErb7Qza LUBW Kartendienst, Lage Wiesneck
  5. https://lgrbwissen.lgrb-bw.de/hydrogeologie/jungquartaere-flusskiese-flusssande Geologie
  6. http://www.echtwald.com/de/pages/wald Echtwald GmbH
  7. Silvia Faller: Ein Wald soll werden, wie er war. Badische Zeitung, 24. Mai 2011, abgerufen am 20. März 2022.
  8. http://www.schloss-ebnet.de Schloss Ebnet
  9. https://www.wiesneck.de Studienhaus Wiesneck
  10. Erich Krieger: Relief erinnert an die Mühle. Badische Zeitung, 7. September 2016, abgerufen am 20. März 2022.
  11. http://www.alt-freiburg.de/wiesneck01.htm Heim Wiesneck
  12. Erich Krieger: Altes Wasserhäuschen in der Buchenbacher Kolonie Wiesneck ist saniert. Badische Zeitung, 30. April 2019, abgerufen am 20. März 2022.
  13. Silvia Faller: Investitionen in die Hochbehälter. Badische Zeitung, 31. Januar 2011, abgerufen am 20. März 2022.
  14. https://www.baumkunde.de/baumregister/7828-ulme_bei_buchenbach_im_breisgau/ Flatterulme
  15. https://www.naturpark-suedschwarzwald.de/de/presse/details.php?id=510 Projekt Flatterulmen
  16. https://www.buchenbach.de/de/mitteilungsblatt/data/mitteilungsblatt_295_1.pdf#page=5 MItt.Blatt Buchenbach Nr. 170, S. 5
  17. https://www.friedrich-husemann-klinik.de/ Homepage
  18. https://www.openstreetmap.org/way/190014956 Lage Friedrich-Husemann-Klinik
  19. Elke Kamprad: Von singenden Burgherren und streitbaren Besitzern: So kurios ist die Geschichte des Klinikgeländes in Buchenbach. In: Badische Zeitung, Ausgabe Freiburg im Breisgau. 28. Mai 2024, S. 30 (badische-zeitung.de [abgerufen am 29. Mai 2024]).