Wiewohl ist ein Ortsteil der Gemeinde Dähre im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Wiewohl
Gemeinde Dähre
Koordinaten: 52° 50′ N, 10° 50′ OKoordinaten: 52° 50′ 15″ N, 10° 49′ 33″ O
Höhe: 75 m
Fläche: 3,84 km²[1]
Einwohner: 22 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 6 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Eingemeindet nach: Holzhausen
Postleitzahl: 29413
Vorwahl: 039039
Wiewohl (Sachsen-Anhalt)
Wiewohl (Sachsen-Anhalt)
Lage von Wiewohl in Sachsen-Anhalt
Ackerlandschaft bei Wiewohl
Ackerlandschaft bei Wiewohl

Geographie

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Das Straßendorf Wiewohl liegt im nordwestlichen Teil der Altmark sieben Kilometer nordwestlich von Dähre und rund 25 Kilometer westlich der Kreisstadt Salzwedel am Grabower Graben, der in die Salzwedeler Dumme mündet.[3]. Die Landesgrenze zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen ist rund einen Kilometer entfernt.

Nachbarorte sind das niedersächsische Müssingen im Norden, Dahrendorf im Osten, Lagendorf im Südosten und Holzhausen im Südwesten.[3]

Geschichte

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Mittelalter bis Neuzeit

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Der Ort war ursprünglich ein hufeisenförmiges Rundplatzdorf.[1] Im Jahre 1242 wird das Dorf Wiewohl erstmals als villa Wiewelle erwähnt, als das Kloster Diesdorf Einkünfte davon erhielt.[4] Im Jahre 1395 gab Olrik Buckmasten seinen Töchtern im Kloster Diesdorf auf Lebenszeit den Schulzenhof in Wynwal.[5] Die Brüder Bocmasten verkauften 1404 das Dorf Winwale an das Kloster.[6] Er folgen weitere Stiftungen an das Kloster. 1427 verlieh Markgraf Johann das Dorf an den rechten Lehnserben, da der Verkauf durch die Brüder ohne lehnsherrlichen Konsens erfolgt war.[7]

Im Jahre 1428 kam der restliche Teil des Dorfes von der Familie Buchmast (Bukmast) an das Kloster Diesdorf, nachdem das Kloster es von der Familie gekauft hatte.[8][1] Weitere Nennungen sind 1458 Wiwale,[9] 1527 wiwal, 1585 Dorf Wiwoll, 1687 Wiewoll[1] und schließlich 1804 Wiewohl.[10]

Durch seine Lage nahe der innerdeutschen Grenze befand sich der Ort innerhalb der ab 1954 eingerichteten 5-km-Sperrzone. Im Zuge der Wende erhielten die rechtmäßigen Eigentümer ihre Liegenschaften zurück.

Ein markantes Bauwerk ist der 1911 erbaute Trafoturm in der Ortsmitte, der seit dem Jahr 2019 nicht mehr in Betrieb ist. Bei Dorffesten soll der Turm als Ausstellungsareal für die Ortschronik genutzt werden.[11]

Herkunft des Ortsnamens

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Heinrich Sültmann erkennt in der ersten Silbe das althochdeutsche Wort „wih“ für „geweiht“, „Heiligtum“ und in der zweiten Silbe die sprachlich verwandten Worte „welle“ oder „wallen“ aus althochdeutsch „wallan“ für „hervorquellen“. Das Dorf liegt an der Quelle eines Dummearmes.[12]

Archäologie

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1986 wurden als geschützte Bodendenkmale genannt: Ein Hügelgrab nordwestlich des Dorfes, zwei Gräber westlich, drei nördlich und im Wald drei Hügelgräber und zerstörte Megalithgräber.[13] In der Dorfchronik heißt es dazu: „Auf dem Küster-Acker oben auf dem Hügel befand sich ein kleines Großsteingrab. Der größte Teil der Steine wurde von Dorfleuten für verschiedene Bauvorhaben entfernt, wahrscheinlich ohne gleich zu wissen, dass hier ein Bodendenkmal zerstört wurde.“[14]

Außerdem wurde von steinzeitlichen Steinbeilfunden berichtet.[14]

In der Nähe des Kirchhofes wurden 15 Scherben geborgen, die auf 10. bis 11. Jahrhundert datiert wurden. Sie werden Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) aufbewahrt.[15] Der Kirchhof ist der Ortsfriedhof nördlich des Dorfes.

Schenkenburg

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1,5 Kilometer westlich von Wiewohl, unmittelbar nördlich der Flurgrenze befindet sich eine ganz flache, mit Wald bestandene Erhebung im Wiesengelände, Schenkenburg genannt. Auf dem Flurstück, das bereits zur Zeit der Separation eine rechteckige Begrenzung ohne Unterteilung besaß, sind keine Befestigungsreste zu erkennen.[16][17]

Eingemeindungen

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Wiewohl gehörte ursprünglich zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Von 1807 bis 1813 lag es im Kanton Diesdorf auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen kam es 1816 in den Kreis Salzwedel, den späteren Landkreis Salzwedel im Regierungsbezirk Magdeburg in der Provinz Sachsen in Preußen.[1]

Am 20. Juli 1950 wurden die Gemeinden Wiewohl und Markhausen (mit dem Ortsteil Holzhausen) aus dem Landkreis Salzwedel zur Gemeinde Holzhausen zusammengeschlossen.[18] 1973 wurde der Ortsteil Wiewohl nach Lagendorf umgemeindet.[1]

Der Gemeinderat Lagendorf beschloss am 8. Mai 2008 die Auflösung der Gemeinde und die Vereinigung mit den Gemeinden Bonese und Dähre zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Dähre. Dieser Vertrag trat am 1. Januar 2009 in Kraft.[19] So kam Wiewohl am 1. Januar 2009 als Ortsteil zu Dähre.

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner
1734 33
1774 57
1789 51
1798 46
1801 48
1818 53
Jahr Einwohner
1840 86
1864 89
1871 96
1885 79
1892 [0]85[9]
1895 92
Jahr Einwohner
1900 [0]079[9]
1905 084
1910 [0]099[9]
1925 095
1939 072
1946 108
Jahr Einwohner
2015 [00]35[20]
2018 [00]25[20]
2020 [00]23[21]
2021 [00]28[21]
2022 [00]26[22]
2023 [0]22[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946:[1]

Religion

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Die evangelischen Christen aus Wiewohl gehören zur Kirchengemeinde Lagendorf, die zur Pfarrei Lagendorf gehörte.[23] Seit 2003 gehört die Kirchengemeinde Lagendorf zum Kirchspiel Dähre-Lagendorf und heute auch zum Pfarrbereich Osterwohle-Dähre des Kirchenkreises Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[24]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Dominierend ist die Landwirtschaft. Im Jahre 1963 entstand die LPG Typ I „Heimatland“ in Wiewohl, die 1968 an LPG „Neues Leben“ Lagendorf angeschlossen wurde.[25] Zu DDR-Zeiten gab es in dem Ort eine Schweinezucht und -mast der Rasse Leicoma in einer Schweinemastanlage.[26] Im Jahre 2021 war die SMA Wiewohl als Futtermittelunternehmer registriert.[27]

 
Gedenkstein am Grünen Band nördlich von Wiewohl

Durch das Dorf führen die Kreisstraße 1409 und der Radwanderweg „Am Grünen Band“. Das Grüne Band beginnt nördlich des Dorfes.[3]

Es verkehren Linienbusse und Rufbusse der Personenverkehrsgesellschaft Altmarkkreis Salzwedel.[28]

Literatur

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  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2445–2447, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 149 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 350, 177. Wiewohl (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2445–2447, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Anke Pelczarski: 65 Geburten und 190 Sterbefälle. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 17. Januar 2024, DNB 1047268213, S. 15.
  3. a b c Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Arend Mindermann: Urkundenbuch der Bischöfe und des Domkapitels von Verden. Von den Anfängen bis 1300. Hrsg.: Landschaftsverband der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden. Band 1. Stade 2001, S. 421.
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 226 (Digitalisat).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 226 (Digitalisat).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 471 (Digitalisat).
  8. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 473 (Digitalisat).
  9. a b c d Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 149 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  10. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 389 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00411~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  11. Kai Zuber: Ein Turm für einen Euro. In: Altmark Zeitung. 14. Dezember 2014 (az-online.de).
  12. Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Salzwedel (= Wochenblatt-Schriften. Folge IX.). 1931, DNB 362852693, S. 28.
  13. Johannes Schneider: Die geschützten Bodendenkmale des Bezirkes Magdeburg. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 69, 1986, S. 119(Online)
  14. a b Manfred Schröder: Aus der Ortschronik Wiewohl, Gemeinde Dähre. In: gemeinde-daehre.de. 20. Juli 2019, abgerufen am 19. September 2021.
  15. Joachim Herrmann und Peter Donat (Hrsg.): Bezirke Rostock (Westteil), Schwerin und Magdeburg. Textteil. (= Corpus archäologischer Quellen zur Frühgeschichte auf dem Gebiet der DDR. Lieferung 1). Berlin 1973, DNB 740209957, S. 167, 18/20 Wiewohl.
  16. Paul Grimm: Handbuch der vor- und frühgeschichtlichen Wall- und Wehranlagen. Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg (= Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte. Band 6). 1958, ZDB-ID 1410760-0, S. 377, Nr. 1001.
  17. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 440, Nr. 587 Wüstung (Schenkenburg) bei Wiewohl (uni-jena.de).
  18. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 279 (PDF).
  19. StBA: Gebietsänderungen am 01.01.2009
  20. a b Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf: Einwohner der Ortsteile am 31. Dezember für die Jahre 2015 und 2018. 6. Juni 2019.
  21. a b Anke Pelczarski: Nur Wallstawe und Jübar legen zu. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 15. Januar 2022, DNB 1047268213, S. 17.
  22. Anke Pelczarski: Wenn die Männer das Sagen haben. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 14. Januar 2023, DNB 1047268213, S. 17.
  23. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 98 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  24. Pfarrbereich Osterwohle-Dähre. In: ekmd.de. Abgerufen am 18. Mai 2023.
  25. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 891, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  26. Leicoma. (PDF, 68 KB) Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 9. September 2010.@1@2Vorlage:Toter Link/www.leicoma.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  27. Bundesanzeiger. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Bekanntmachung Nr. 21/01/004über die zugelassenen und/oder registrierten Futtermittelunternehmer. 24. April 2021, abgerufen am 19. Februar 2021.
  28. PVGS Altmarkkreis Salzwedel. In: pvgs-salzwedel.de. Abgerufen am 15. Mai 2023.