Offenes Denkmal: „Stifte nicht möglich“

Vorbereitungen am Vortag in Bontebrug. Wiki Loves Monuments findet dieses Jahr in den Niederlanden nicht statt. Ehrlich gesagt ist mir das für's Fotografieren ziemlich egal. Und noch ehrlicher: Das Land ist auch schon ziemlich abfotografiert.

Wie sehr eine Grenze eine Grenze bleibt, das hat man auch ein bisschen selbst in der Hand. Mit diesem Wahlspruch stieg ich ins Auto, um zwei Tage im September optimal für die Wikipedia zu nutzen. Wie offen sind Denkmäler aber für Fotografen wirklich, warum sind Stifte nicht möglich und seit wann kann man Teekannen essen?

Mit dem Fahrrad kam die Beigeordnete für Kultur nach Bontebrug, letzten Samstag. Das ist eine der kleinsten Siedlungen in Oude IJsselstreek, einer Platteland-Gemeinde im Osten der Niederlande. Die Beigeordnete läutete im Namen der Gemeinde den Tag des Offenen Denkmals ein. Mit einer aus dem Ruhestand geholten Band sowie „altholländischen“ Spielchen wie Nagelscheißen. Für den beschaulichen Ort Bontebrug stellt das eine seltene Massenveranstaltung dar.

Leider war das hübsch gestaltete Programm nicht ganz zuverlässig; so war eine Mühle wegen eines Krankheitsfalls und ein Bauernhof wegen einer Hochzeit nicht geöffnet, wie ich von der Beigeordneten erfuhr. Und jener Bauernhof war ausgerechnet der Sieger des diesjährigen Denkmalpreises der Gemeinde. Dort muss ich wohl mal bei anderer Gelegenheit anklopfen.

Mehr Orte oder mehr Gespräche?

In Goch: „Kann ich auch auf die Empore?“ ― „Äh... also... wenn Sie nichts stehlen...“ – „Sie haben ja meine Karte...“ – „Die sieht aus wie selbst gemacht.“ – „Dabei ist sie das gar nicht.“

Weil man dann doch an Ort und Stelle gerne noch ein wenig mit den Menschen redet, habe ich nicht alles besichtigen können, das ich mir vorgenommen hatte. Ähnlich war es vor einer Woche in Deutschland, am Tag des Offenen Denkmals NRW. Damals fuhr ich nach Kalkar und Goch am Niederrhein. Auf dem Weg, bei Rees, habe ich eine Mühle und einen alten Wohnturm von innen sehen können. Visitenkarten wurden ausgetauscht, und vielleicht sieht man sich noch mal für einen Wikipedia-Vortrag.

Im Goli Theater in Goch, genauer: im Projektorraum. Vorführraum? Oder wie lautet der Fachausdruck?

Ganz ehrlich: Kirchen, Mühlen und Bauernhofe aus alter Zeit haben etwas Besonderes. Noch besonderer aber fand ich in Goch das Goli Theater, ein Kino aus den 1950er-Jahren. Seit diesem Jahr denkmalgeschützt. Einen Artikel hatten wir sogar schon! Jetzt auch noch Bilder. Sogar der alte Filmvorführer war zum Tag des Offenen Denkmals gekommen, da bleibt man gern und hört zu, wie früher die Leute allein schon für die Musik von Ennio Morricone ins Kino gekommen sind.

Traurige Küster und fröhliche Müller

Ohne Ehrenamtliche (hier in Gerritsens Molen in Oude IJsselstreek) läuft nichts.

Aber zurück zum Samstag in den Niederlanden. Man müsste bei Gelegenheit nachzählen, ob es in Oude IJsselstreek noch mehr kirchlich genutzte als anderweitig genutzte Kirchen gibt. Die in Bontebrug etwa kann nicht mehr von innen besichtigt werden ― darin wohnen jetzt Leute. Die in Gendringen hält sich, aber man erklärte mir, wie man die Kirche wegen des Rückgangs der Gottesdienstbesucher umgebaut hat.

Anders die Müller, ob letzte Woche in Rees oder diese Woche in Silvolde in Oude IJsselstreek. Natürlich, sie sind weniger auf Besucher (oder Mehlverkauf) angewiesen. Ich finde Müller besonders cool: Sie drehen ihr Ding (pun intended) und erfreuen sich an der alten Technik aus Holz und Stein. Dennoch sehen auch die niederländischen Müller dunkle Wolken am Horizont, und zwar in Form einer Regierung, die sich das Sparen auf die angebräunten Fahnen geschrieben hat. Auch und gerade am ihr verhassten Kultursektor.

Manchmal ist das Denkmal aber auch das kleinste Element für die Ehrenamtlichen und ihre Aktivitäten das ganze Jahr über. Wörtlich nehmen kann man das bei einem der kleinsten Museen der Niederlande, De Moezeköttel. Es handelt sich um eine ehemalige Notunterkunft für Evakuierte nach dem Zweiten Weltkrieg. Hier kam ich ebenfalls nicht ohne längeres Gespräch über das Ehrenamtlichen-Netzwerk davon, das sich nicht nur um das Museum, sondern auch um ein Stück Liberation Route kümmert. Aber das ist wertvoller, als wenn ich möglichst rasch möglichst viele Orte an einem Tag besuche.

Noch Deutsch? Oder schon Niederländisch?

Anholter Eiskeller. Er war Teil der Festungsanlagen. Ob darin tatsächlich Eis gelagert wurde, bleibt umstritten.

Doch auch am niederländischen Denkmalstag bin ich 'rüber nach Deutschland gefahren, denn das deutsche Anholt (Stadt Isselburg, Kreis Borken) hat sich den Aktivitäten in Oude IJsselstreek angeschlossen. Anholt liegt direkt an der Grenze. Eine Fahrradroute führte Oude-IJsselstreeker zum Anholter Heimathaus und zum Eiskeller am Stadtgraben.

Mit historischem Interesse lauschte ich dem gutgelaunten Ehrenamtlichen in Anholt, der den Niederländern die Welt von früher erklärte. Auch mit linguistischem. Höre ich Deutsch, auf das ein niederländischer Akzent gesetzt wurde? Oder Niederländisch mit deutschem Akzent? Oder ein Platt dazwischen? Vielleicht alles zusammen, so schlussfolgerte ich, nachdem der Ehrenamtliche mich freudig von sich aus über seine beruflichen und sonstigen Lebensstationen beiderseits der Grenze informiert hatte.

Ab und zu schauten Niederländer verdutzt drein, wenn ihnen die sprachliche Mischung zu schnell serviert wurde. Doch mündlich klappte die Verständigung manchmal wohl besser als über das zweisprachige Programm. Eine Mühle bot auf Niederländisch theebeschuit (Zwieback zum Tee) an, was in der deutschen Übersetzung zur „Teekanne“ mutierte. Und warum waren „Stifte“ nicht möglich? Weil das niederländische Original darauf hinwies, dass man nicht mit Karte bezahlen (pinnen) konnte.

Klar: Grammatik und Rechtschreibung, das kann die künstliche Übersetzung mittlerweile hervorragend. Letzten Endes sind mir aber Menschen aus Fleisch und Blut lieber, die an beidem stets scheitern, aber zumindest wissen, was sie überhaupt meinen. Ziko, 15.9.

Papstbesuch in Osttimor – Ein Fazit

Noch hoffe ich auf Bilder aus Osttimor. Dieses stammt aus Indonesien

Und plötzlich war mein Nischenthema wieder mal kurz im Scheinwerferlicht der Welt. Selbst bis in die Hauptnachrichten von ARD und ZDF hatte Papst Franziskus Osttimor mit seinen Besuch gebracht. Ich brauche wohl nicht groß erklären, dass in Osttimor wegen des Papstbesuches der Teufel los war (Paradoxum?). DIe Leute haben auf Flightradar verfolgt, wo sich gerade das Flugzeug des Papstes auf dem Weg nach Dili befand und posteten regelmäßig Updates auf Facebook. Am Flughafen begrüßten Rollfeldarbeiter den Papst und küssten seine Hände und Füße. Überall wo Franziskus unterwegs war, jubelten ihm Unmengen von Menschen zu und bei der Messe unter freiem Himmel waren etwa 600.000 (manche Quellen sagen sogar bis zu 700.000 Menschen) anwesend. Zum Vergleich: Taylor Swift hörten in München 70.000 Fans im und 20.000 außerhalb des Olympiastadions zu. Adele hatte immerhin in Summe bei ihren zehn Konzerten diesen Sommer in München zusammen 730.000 Zuhörer. Die timoresische Begeisterung für den Vertreter Gottes auf Erden ist für die meisten von uns eher befremdlich oder verwunderlich. Doch selbst ich als Ungläubiger freue mich einfach nur, dass sich soviele Leute, die sonst viele Schwierigkeiten im Leben haben, drei Tage voll Glück erlebten, auch wenn es auch hier Schattenseiten gab.

Doch gab es sichtbare Folgen bei den Zugriffen auf die Wikipedia? Doch, wobei mich die Zahlen persönlich doch etwas enttäuschten. Über Osttimor informierten sich an den drei Besuchstagen insgesamt 20.252 Personen (an normalen Tagen etwa 500–700), die Geschichte Osttimors brachte es auf 1.368 (40–100) und der Papst selbst brachte es am Abreisetag auf 2431 Zugriffe und rutschte dann zurück auf 400-1000 Zugriffe pro Tag. Und die Artikel zu mehr Hintergründen? Nun, es gab deutliche Peaks, die sie aus dem normalen Low Level der Bot-Zugriffe hochsteigen ließen. Der Papstbesuch in Osttimor 1989 hatte in den drei Tagen 24 Zugriffe, Begriffe aus den Papstreden Belak (19), Kaibauk (35) und Tais (25). Lulik, die traditionelle timoresische Glaubensphilosophie, stach mit 66 Zugriffen da noch besonders hervor. 128 gab es beim Erzbistum Dili. Schade, der Artikel gehört zu den inhaltlich eher mageren im Themenfeld. 46 Zugriffe hatte der osttimoresische Wallfahrtsort Aitara. Die Römisch-katholische Kirche in Osttimor fanden sogar 95 Zugreifende, Tasitolu, den Ort der Papstmesse immerhin 46. Dilis Ex-Bischof, Friedensnobelpreisträger und „mutmaßlicher“ Missbrauchstäter Carlos Filipe Ximenes Belo hatte 1480 Zugriffe. Der jetzige Kardinal Virgílio do Carmo da Silva nur 91, die Kathedrale von Dili noch 64 und der 103-jährige Pater João Felgueiras immerhin 17.

Heute habe ich den Artikel zum Papstbesuch in Osttimor 2024 online gestellt. Mal sehen, ob ich noch Spender für Bilder des Events finde. Genug Facebook-Friends von mir sollten eigentlich mit dabei gewesen sein ...

Was kann man nun aus diesen Zahlen schließen? Insgesamt finde ich die Zahlen etwas niedriger, als bei anderen Ereignissen. Schon beim 25. Jahrestag des Unabhängigkeitsreferendums am 30. August gab es 6265 Zugriffe auf den Artikel Osttimor. Bei der länger dauernden Berichterstattung mit dem Papst hätte ich mehr erwartet, auch zur Geschichte hätte ich erwartet, dass sich mehr Leute informieren. Und die Kleinartikel? Waren die Leute zufällig darauf gestoßen oder hatten sie auf gut Glück versucht, die Dinge zu finden, die im Zusammenhang mit dem Besuch plötzlich in Reden und Artikeln auftauchten? Im Prinzip ist das egal, denn ich freue mich, dass ein paar Dutzend Leute sie gefunden haben und überhaupt etwas darüber lesen konnten. Wikipedia hat hier seinen Zweck voll erfüllt und vielleicht auch die eine oder andere Erwartung übertroffen. Jetzt würde ich nur noch gerne wissen, ob es Themen zu Osttimor gab, die von den Lesern nicht gefunden wurden. jpf, 14.9.

Verständlichkeit von Wikipediaartikeln

Sind Wikipediaartikel verständlich?

Die Vision der Wikipedia lautet: Das gesamte Wissen der Menschheit sollte jedem frei zugänglich gemacht werden. Doch wie sieht die Realität aus? Viele wissenschaftliche Artikel sind nur schwer verständlich. Nicht einmal die Einleitung erfüllt die eigenen Regeln der Allgemeinverständlichkeit. Das Ziel sollte ein ausgewogener Text sein, der von der Mehrheit der Leser verstanden wird. Doch wie kann man die Lesbarkeit von Artikeln für Laien verbessern? Kann Künstliche Intelligenz die Autoren dabei unterstützen? Dieses wird Thema der Session „Verständlichkeit von Wikipediaartikeln“ am Freitag, dem 4. Oktober 18:15-19:00 Uhr im Rahmen der WikiCon in Wiesbaden sein, bei der man übrigens auch online teilnehmen kann. Außerdem wollen wir diskutieren, wie eine Fortbildung für Autoren aussehen könnte und ob von den Autoren diesbezüglich Interesse besteht.

Hintergrund

Viele der wissenschaftlichen Artikel in der Wikipedia stammen von Fachexperten, denen ihre Fachsprache geläufig ist. Ihnen ist die Problematik der Allgemeinverständlichkeit oft nicht bewusst. Hinzu kommt, dass Wikipedia für alle Inhalte Einzelnachweise verlangt, die natürlich aus entsprechend für Fachleute geschriebenen Fachbüchern stammen. Werden Aussagen in die Wikipedia übernommen, so ist es viel einfacher, den Inhalt mit leichten Änderungen zu übernehmen, als den Text allgemeinverständlich umzuformulieren. Häufig höre ich auch: „Das Thema ist ohnehin nur für Fachleute verständlich und Laien sollen gleich merken, dass es sich um einen Fachartikel handelt, der nicht für sie gedacht ist. Auch herrscht bei Fachexperten die Meinung vor, ohne Fachsprache könnten komplizierte Sachverhalte nicht fehlerfrei beschrieben werden.“

Förderantrag

Zum Thema Allgemeinverständlichkeit von Wikipediaartikeln habe ich einen Förderantrag bei WMDE gestellt (Wikipedia:Förderung/Schulung Allgemeinverständlichkeit). Ziel ist ein Wochenend-Workshop in der ersten Hälfte 2025. Dort geht es insbesondere um die Vermittlung der Fähigkeiten für verständliches Schreiben. Wichtig ist die Frage, wie kann ich verständlicher schreiben, ohne in die leichte Sprache abzudriften. Diese lässt sich trotz ihrer Bezeichnung nicht immer flüssig lesen, da hier viele kurze Sätze aneinandergereiht sind. Zum Thema Allgemeinverständlichkeit gibt es z.B. das Hamburger Modell, das gute Ansätze bietet. Die Frage ist, ob wir die KI als Hilfsmittel wollen. Sie kann helfen, Probleme einfacher zu erkennen oder Vorschläge für verständlichere Texte geben. Die Entscheidung, ob das Umformulieren eine Verbesserung bewirkt, unterliegt weiterhin dem Autor. Über derartige Feinheiten muss man z. B. auf der WikiCon oder auf der Diskussionsseite des Förderantrags diskutieren.

Mit einem Wochenend-Workshop allein ist es nicht getan. Im Nachgang plane ich eine Zusammenfassung des Workshops als Digitalen Themenstammtisch anzubieten. Wichtig wäre zusätzlich die Erstellung einer Wikipediaseite, wie man Einleitungen allgemeinverständlich umschreibt. Natürlich sollen im Nachgang auch Verbesserungen an den Wikipediaseiten durchgeführt werden. Ob es sinnvoll ist, den Einleitungstext direkt zu ersetzen oder zumindest am Anfang auf der Diskussionsseite des Artikels vorzuschlagen, sollte in den einzelnen Redaktionen diskutiert werden. Dann wäre es gut, das erlernte Wissen zu teilen (z. B. innerhalb von Schreibwerkstätten oder Redaktionen). Schön wäre, wenn sich Teilnehmer aus verschiedenen Redaktionen oder lokalen Räumen für die Teilnahme am Workshop finden, die anschließend gezielt Texte ihrer Fachrichtung bearbeiten und das Thema innerhalb ihres Umkreises thematisieren. Vielleicht wäre es sinnvoll, Online-Folgetreffen zu organisieren, um auftretende Fragen zu diskutieren. Doch bis dahin ist es ein langer Weg. Solltest Du Dich angesprochen fühlen, trage Dich unter Orga des Projektantrags ein und unterstütze das Projekt.Salino01 13.9.

„Einfach kann schwerer als kompliziert sein. Man muss hart arbeiten, um das eigene Denken so sauber zu bekommen, damit man es einfach machen kann. Aber zuletzt lohnt es sich, weil man Berge versetzen kann, wenn man erst einmal dahin gelangt.“― Steve Jobs

KI und die Macht über die eigene Sprache

Wie manche von euch vielleicht gesehen haben, hat Google Übersetzer vor einiger Zeit ein großes Update bekommen, wobei die Liste der übersetzbaren Sprachen in etwa verdoppelt wurde. Zu den neuen Sprachen, die Google jetzt übersetzen kann, gehört auch Grönländisch. Grönländisch ist eine polysynthetische Sprache und damit typologisch gesehen eine der kompliziertesten Sprachen der Welt. Deswegen gab es bis vor einiger Zeit noch keine Möglichkeit, automatisch Texte in oder aus einer polysynthetischen Sprache übersetzen zu lassen. Bereits Mitte der 2000er Jahre wurde jedoch am Oqaasileriffik, dem staatlichen grönländischen Sprachsekretariat, in Zusammenarbeit mit der Universität Tromsø damit begonnen, computerlinguistische Werkzeuge für die grönländische Sprache zu entwickeln. Soweit ich weiß, war das eine Pionierleistung, und 2021 erschien in Verbindung damit der erste grönländische Textübersetzer. Ich erinnere mich daran, ihn ausprobiert zu haben, wo Sätze wie „Wie geht’s?“ wortwörtlich als „Wie geht (=läuft auf zwei Beinen) es?“ übersetzt wurden. Ich bin Ende 2022 selbst im Projekt angestellt worden und muss es zum Ende des Monats wegen fehlender Finanzierung leider wieder verlassen. Wir haben in letzter Zeit selbst mit Künstlicher Intelligenz experimentiert, die das Projekt ziemlich überrumpelt hat. Mein Chef meinte vor einem Jahr noch, dass Künstliche Intelligenz niemals Grönländisch übersetzen werden können wird. Er hat sich getäuscht. Zuerst hat der grönländische Medienverlag Sermitsiaq.AG einen KI-Übersetzer lanciert, mit dem sie ihre eigenen Zeitungsartikel übersetzen können, ohne dafür Übersetzer einstellen zu müssen. Die Wikimedia Foundation hat das neulich auch versucht, was ziemlich absurd war, da es aussah wie damals, wenn man einen Satz bei Google Übersetzer der Reihe nach durch alle Sprachen übersetzt hat. Dann kam Google ...

Ich bin der einzige aktive Administrator der grönländischen Wikipedia. Ich habe vor ein paar Jahren etwa 80 bis 90 % der Artikel gelöscht, weil sie nur aus Infoboxen und einem unverständlichen Satz bestanden. Grönländische Muttersprachler (davon gibt es rund 60.000) haben dort in den letzten gut 20 Jahren quasi nie beigetragen. Immer wenn in den letzten Jahren ein neuer Artikel kam, war deutlich, dass dieser nicht von Muttersprachlern geschrieben wurde. Entweder hat jemand sich zusammengegooglet, wie man einen grönländischen Satz schreibt, oder ein Artikel wurde durch unseren Maschinenübersetzer gejagt, was sich qualitätsmäßig deutlich gezeigt hat und vor allem durch die verräterischen „+?“ im Text auffiel, die eingesetzt werden, wenn der Übersetzer ein Wort nicht erkennt und übersetzen kann. Alles was reinkam, habe ich deswegen direkt wieder gelöscht. Aber Googles KI ist tatsächlich überraschend gut darin, ins Grönländische zu übersetzen. Das klingt toll, aber ist es das?

Eigentlich haben wir in letzter Zeit an der Erstellung eines neuen Übersetzers gearbeitet, der von Grönländisch zu Englisch übersetzen soll, um Ausländern grönländische Texte zugänglich zu machen. Aber nicht andersrum. „Wenn nichts ins Grönländische übersetzen kann, ist Grönländisch sicher vor Spam“, hieß es von meinem Chef. Grönländisch war wie eine Geheimsprache, die man nur nutzen kann, wenn man sie lernt. In Grönland spielt die nationale Identität aufgrund der kolonialen Vergangenheit eine große Rolle. Der Sprache wird deswegen ein hoher Wert zugeschrieben, wenn es darum geht, das Grönländischsein zu beschützen. Wenn man die Sprache pflegt und sichert, ist auch die grönländische Identität gesichert. Aber wenn Google plötzlich ins Grönländische übersetzen kann, ist Grönland dann noch sicher?

Was hat das mit Wikipedia zu tun? In den letzten Tagen tauchen zunehmend neue Artikel in der grönländischen Wikipedia auf, die dem Benutzernamen zufolge von einem Türken eingestellt werden. Die Texte lesen sich etwas unnatürlich, etwas zu direkt übersetzt, aber sie sind grammatikalisch quasi einwandfrei. Aber was macht man damit? Stellen wir uns einmal vor, dass jemand beschließt, sämtliche Artikel aus seiner eigenen Wikipedia über sein Heimatland automatisch ins Grönländische zu übersetzen. Das geht ja jetzt recht schnell. Korrekturlesen entfällt, denn er kann die Sprache ja ohnehin nicht. Am besten hat das ganze noch POV-Schlagseite. Das könnte man ja theoretisch mit 100 Artikeln am Tag machen. Ich kann die dann nicht korrekturlesen. Andere Benutzer gibt es nicht. Das hat dann zwei Folgen: Erstens besteht die grönländische Wikipedia dann zu 95 % aus bspw. POV-Artikeln zu Politikern eines spezifischen Landes, die für die grönländische Bevölkerung entweder völlig irrelevant sind oder propagandistische Inhalte vermitteln können. Man könnte theoretisch auch Artikel mit Verschwörungstheorien versehen. Zweitens könnte man das Internet derart mit automatisch übersetzten Texten fluten, dass die schnell anfangen, längere Texte von grönländischen Muttersprachlern zahlenmäßig zu überholen. Sehr plötzlich würde man nicht mehr wissen, was eigentlich echtes Grönländisch ist. Als Analogie für deutsche Sprachpuristen: Wenn die Google-KI beispielsweise beschlossen hat, dass „wegen“ immer mit Dativ steht und nur solche Texte generiert, sähen sich die, die meinen, dass „wegen“ mit Genitiv stehen soll, plötzlich in der Minderheit, denn im Internet benutzt man nur noch Dativ, und wenn die Bevölkerung diese Texte liest, beginnen sie selbst so zu sprechen. Bei so kleinen Sprachen wie Grönländisch kann also Künstliche Intelligenz Sprachwandelprozesse auslösen und verstärken, was gerade in einer Gesellschaft, wo die Sprache als Heiliger Gral, der letzten Bastion der eigenen Identität, angesehen wird, verheerend sein kann. Und Wikipedia wäre das Medium.

Ich bin seit langem der Meinung, dass die kleinen Wikipedias ohne aktive Benutzer geschlossen oder in den Inkubator gesteckt gehören. Die deutschsprachige Wikipedia kann sich vor solchen Einflüssen schützen. Die Grönländische (und aberdutzende andere) können das nicht. Aber „KI-Übersetzung“ ist leider kein mir bisher bekannter Löschgrund. Und deswegen bleiben die Artikel jetzt erstmal stehen, mit der Erwartung, dass das andere motiviert, weiter die kleinen Sprachversionen zu fluten. kenny, 11.09.

Mode und Musik

Wir Münchner Wikis haben diesmal den Tag des offenen Denkmals besonders ausgiebig gefeiert. Angefangen hat unsere Denkmaltour eine Woche zuvor in einer Jugendstilvilla in München-Nymphenburg, die Hermine von Parish, eine kunstsinnige Dame, der Stadt München 1970 geschenkt hat, mitsamt einem großartigen Schatz, der Von Parish Kostümbibliothek, Spezialbibliothek und musealen Sammlung zur Mode- und Kostümgeschichte.

Gemeinsames Editieren

Esther Sünderhauf, Leiterin der Kostümbibliothek, bat uns, den Wikipedia-Artikel zur Sammlung mit ihr zu überarbeiten. Sie fand ihn zu dünn und ungenau. Wir trafen uns dreimal bei ihr zusammen mit der Hauptautorin des Artikels Doris Fuchsberger in Nymphenburg. Struktur und Bebilderung wünschte sich Frau Sünderhauf wie in den von uns im Rahmen des Münchner MUC-KulturTouren-Projekts erstellten Artikeln zum Alpinen Museum und zur Archäologischen Staatssammlung. Sie freute sich, dass wir den Relaunch gerade noch rechtzeitig zum Tag des offenen Denkmals schafften. Und möchte demnächst mit uns die Vita von Hermine von Parish überarbeiten.

Drei Beispiele

Am Sonntag schwärmten wir zu fünft aus, zu den offenen Denkmälern, drei ins Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, hier die Fotos, Ricarda zu den Landvermessern und später dann zum Schloss Fürstenried, wo Doris als etablierte Münchner Historikerin zwei Führungen machte, und Ricarda dann fleißig fotografierte, hier ihre Bilder. Wichtig für uns war überall die Kommunikation mit den Fachleuten, mit denen wir im MUC-KulturTouren-Projekt kooperieren.

Musik im offenen Denkmal

Die Musik war auch diesmal dabei, wie die letzten drei Jahre am Tag des offenen Denkmals: Orgelmusik in Verbindung mit dem Münchner Orgelsommer, einem Projekt der evangelischen Kirche in München, das den ganzen Sommer hindurch läuft, am letzten Tag aber verbunden ist mit dem Tag des öffentlichen Denkmals, diesmal in der katholischen Pfarrkirche St. Anna im Lehel. Zum Auftakt spielte der junge Organist Aaron Voderholzer Musik von Mendelssohn Bartholdy, César Frank, Beethoven und natürlich die Toccata E-Dur von Bach. Am Ende wieder in St. Anna ein wunderbares Konzert für Orgel & Orchester, mit Tobias Frank an der Orgel. Orgelsommer 2024 in Commons

Beifang auf der Denkmalstour

Wenn man eine ganze Woche unterwegs zu Denkmälern ist, gibt es so manch spannende Perspektive nebenbei. Der Stammtisch am Isartor war so früh, dass wir kurz davor endlich mal ein Foto vom Isartor ohne Menschen und Autos erhaschten. Von den kürzlich erneuerten Brunnen am Geschwister-Scholl-Platz existierte noch keine Aufnahme in Commons, jetzt gibt es eine. Auf dem Weg zurück in die Münchner Au streiften wir die Seidlvilla in gutem Licht.

Kleines Fazit

Das Networking hat wieder gut geklappt. Wir ca. 25 Wikipedians vom Münchner MUC-KulturTouren-Projekt begegneten vielen uns wohlgesonnenen Leuten aus den Münchner und bayerischen Kultureinrichtungen, sprachen mit unseren Kooperationspartnern über die sie betreffenden Wikipedia-Artikel, sind in Direktionen und Pressereferaten der meisten Museen, Archive, Sammlungen, Bibliotheken in München weiterhin gleichauf mit anderen Medien gelistet, haben überall freien Zugang, kriegen Gratis-Kataloge und freuen uns auf den Tag des offenen Denkmals 2025. 2023 waren wir mit den Münchner MUC-KulturTouren 38 mal unterwegs, mit 138 Teilnehmern. Heuer sind es wesentlich mehr. Unsere bisher hochgeladenen Bilder vom Tag des offenen Denkmals 2024 sind hier in Commons.PiRe, 09.09.

Doppelgänger in der Wikipedia?

Bereits im Juli hatte qurium.org über die (etwa von Mai 2023 bis Juli 2024 auf Twitter und Facebook aktive) russische Desinformationskampagne „“Doppelgänger“ berichtet und dabei auf ein Netzwerk, das Zugriff auf 100.000 IP-Adressen (deren monatliche Mietkosten mit 50.000 EUR geschätzt wurden) hat, hingewiesen (einen deutschsprachigen Artikel dazu hat Correctiv veröffentlicht). Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz hat im letzten Monat in einer Analyse IP-Adressen veröffentlicht, von denen aus die genutzten Systeme auf zwei Servern gemanaged wurden.

Die beiden genutzten Hetzner-Server sind (nicht ungewöhnlich) WMF-weit als „Open proxy/Webhost“ gesperrt:

Die 26 genannten IP-Adressen der „Manager“ habe ich hier sortiert aufgelistet. Wenn ihre Range gesperrt ist, steht der Sperrgrund hinter der IP/Range:

Neben vielen russischen IP-Adressen, sind auch einige dabei, die (angeblich) in den USA oder den Niederlanden lokalisiert werden. Der Bericht auf qurium.org schreibt jedoch auch von „fake geolocation as a service“. Bei der Sperre der Range 45.8.147.0/24 im April 2023 hatte AmandaNP bereits „Russian based IP ranges masked in other countries“ vermerkt.

Nur eine der Management-IPs wurde direkt in der deutschsprachigen Wikipedia genutzt: 94.25.229.170 bearbeitete im Januar 2019 den Artikel „Fontainebleau“ (also deutlich vor der Kampagne).

In der Liste der einzelnen IPs fallen zwei Ranges auf: 188.162.64.0/24 und 94.25.228.0/23 (möglichst eng gefasst). Beide sind in Wirklichkeit größer (s.o.) und gehören zu Yota/Scartel. Letztere Range wurde bereits mehrfach gesperrt („Cross-wiki spam: spambot“/„Vandalismus/вандализм“). In den Edits finden sich (wenig überraschend) deutlich pro-russiche Edits.

Hauptzielstaaten der koordinierten Kampagnen waren (in absteigender Reihenfolge) Deutschland, Frankreich, USA und die Ukraine (zusammen kommen sie auf über 94 % des Kampagnenvolumens). Die Berichte zeigen auf, dass die Akteure erhebliche Geldmengen und technische Ressourcen einsetzen, um ihre Ziele zu erreichen, und lassen vermuten, dass nach dem Auffliegen schnell neue Strukturen geschaffen werden. RR 8.9.

WikiCon 2024: Programm veröffentlicht

Logo der WikiCon 2024 in Wiesbaden
WikiEule vor der Casino-Gesellschaft in Wiesbaden
WikiEule vor der Casino-Gesellschaft (Wiesbaden)

Wir freuen uns sehr, nun das Programm der WikiCon veröffentlichen zu können. Auch dieses Jahr ist es wieder gelungen, ein interessantes und abwechslungsreiches Wochenende voller Vorträge, Workshops und Diskussionsrunden rund um die Welt von Wikipedia und freiem Wissen zu gestalten. Für jeden Geschmack sollte etwas dabei sein. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen, die unser diesjähriges Konferenzkonzept durch ihren Programmbeitrag mit Leben füllen.

Ein Blick in die Zukunft von Wikipedia …

Unter Berücksichtigung vergangener Entwicklungsprozesse und aktueller Herausforderungen wollen wir mit internen und externen Expert*innen einen Blick in eine nicht allzu ferne Zukunft werfen und darüber diskutieren, wie Wikipedia diese Schwierigkeiten meistern bzw. diese Möglichkeiten nutzen kann:

WikiEulen werden zum elften Mal verliehen

Bereits zum elften Mal werden am 5. Oktober im Rahmen einer feierlichen Abendveranstaltung die WikiEulen an verdienstvolle Wikipedianer*innen sowie für interessante Projekte und Initiativen verliehen. Die Spannung steigt, bis es wieder heißt: „And the winner is…“.

Sei online dabei …

Die WikiCon wird digitaler als je zuvor, denn mehr als 80 % der Sessions werden auch online übertragen – die Teilnahme ist damit auch von zu Hause oder unterwegs problemlos möglich. Du hast die Anmeldefrist zur Vor-Ort-Teilnahme in Wiesbaden verpasst? Dann melde dich noch bis zum 3. Oktober zur Online-Teilnahme an: anmeldung.wikicon.org!

H. & Wnme für das Orga-Team, 3.9.

Zum Entwurf zur Beratungsstelle kann Rückmeldung gegeben werden

Wikimedia Deutschland eröffnet bald eine Beratungsstelle. Diese bietet Ehrenamtlichen verschiedene Unterstützungsformate wie Beratung, Coaching, Mediation und Supervision. Das Angebot richtet sich an alle Ehrenamtlichen, die in den Wikimedia-Projekten mitwirken und Überlastungssituationen, Grenzverletzungen oder Konfliktsituationen erfahren. Die Seite ist bereits als Entwurf veröffentlicht, damit die Community Feedback geben kann. Die erste Ansprechperson der Beratungsstelle ist Beate Leitermann. Sie unterstützte die Ratsuchenden bei ihrem weiteren Vorgehen. Feedback zum Entwurf kann bis zum 16. Oktober 2024 auf der Diskussionsseite gegeben werden. Beate (WMDE), 30.9.

Vernissage im WikiMUC

Amrei-Marie
Gäste

Die Foto-Eule hat Benutzerin:Amrei-Marie schon, seit gestern kann sie sich auch über eine Einzelausstellung ihrer Fotos freuen. Das WikiMUC zeigt 28 ihrer Portraits von Schriftsteller:innen unter dem Titel „Available Light“. Zur Eröffnung kamen Familie, Freunde und Wikipedianer und feierten die erste Vernissage im Münchner Wikipedia-Standort.

Available Light, weil Wikipedianer:innen in aller Regel keine Studioportraits machen können, sondern dokumentarisch bei öffentlichen Auftritten fotografieren. Und da muss man mit den vorgefundenen Umständen leben: Licht, Hintergrund, Aktivitäten, Störungen. Dass dabei sehr eindrückliche Bilder entstehen können, zeigt die Ausstellung, die mindestens bis Frühjahr 2025 im WikiMUC zu sehen ist. Die Bilder zeigen international bekannte Autorinnen und Autoren, darunter Salman Rushdie und Slavoj Žižek, deutschsprachige wie Jenny Erpenbeck und Theresia Enzensberger und natürlich Münchner:innen, darunter Dana von Suffrin oder Michael Krüger. h-stt 27.9.2024

Wikidata MOOC (in englischer Sprache)

Am 1. Oktober 2024 startet zum dritten Mal der Massive Open Online Course (MOOC) Wikidata 101: An Introduction in englischer Sprache.

Der Kurs läuft bis zum 14. November 2024 und sollte circa drei Stunden pro Woche in Anspruch nehmen.

Kursinhalte:

  • Chapter 1: The Wikimedia Movement and the Creation of Wikidata
  • Chapter 2: Understanding Knowledge Graphs and Queries
  • Chapter 3: Discovering Wikidata, Open Data, and the Semantic Web
  • Chapter 4: Contributing to Wikidata, the Community, and Data Quality
  • Chapter 5: Bonus Resources on Scientific Bibliography from Wikidata

Für Interessierte an den Grundlagen gibt es auch zwei kostenlose Kurse von OpenHPI/Harald Sack:

M2k~dewiki, 27.9.

Wahlaufruf

Seit gut einem Tag läuft das Wikipedia:Meinungsbilder/Einführung eines Entwurfsnamensraums. Nach meinem Dafürhalten würde die Einführung eines derartigen Namenraumes die Wikipedia sehr stark verändern. Ich persönlich habe eine echt deutliche Meinung dazu, es gibt aber auch die komplett entgegen gesetzte Sichtweise. Was beide Sichten jedoch teilen dürften ist die Vorstellung, dass die Entscheidung dieses Meinungsbild das Gesicht der deutschsprachigen Wikipedia für die nächsten Jahre deutlich beeinflussen würde. Also, ob ihr das so, oder so seht, interessiert euch bitte dafür und geht abstimmen! Das ist zu wichtig, als dass es keine große Legitimierung erfährt. In die eine, oder auch andere Richtung. Übernehmt ein Stück Verantwortung und nehmt euer demokratisches Mitsprachrecht auch wahr. Bestimmt die Zukunft mit. Hinterher meckern, weil es nicht so oder so kam, bringt ja nichts.MC 19.09.

Monsters of Law: Creative-Commons-Lizenzen in der Verwaltung

Nicht in allen Behörden sieht es mehr so aus. Bei Lizenzen könnten viele jedoch fortschrittlicher sein.
Nicht in allen Behörden sieht es mehr so aus. Bei Lizenzen könnten viele jedoch fortschrittlicher sein.

Wie im Kurier berichtet, hat WMDE dieses Jahr ein Gutachten der Anwaltskanzlei TaylorWessing veröffentlicht, das für die Verwendung der international anerkannten CC-Lizenzen auch durch deutsche staatliche Stellen plädiert.

Am Mittwoch, dem 16.10. wird die WMDE-Syndika Saskia Ostendorff ab 19:00 Uhr in einer neuen Ausgabe von Monsters of Law das Gutachten in den Räumen der Kanzlei nochmals vorstellen und mit dem Hauptautoren der Studie eine Podiumsdiskussion führen. Wer interessiert ist, aber nicht vor Ort teilnehmen kann, kann sich bei der Anmeldung auch für die Zusendung des Links zur Aufzeichnung vormerken lassen! stk (wmde)

Mit der Zukunft geht es weiter

Nach dem Zukunftskongress und der WikiCon ist jetzt der nächste Termin geplant: am 16. Oktober 18-20 Uhr wird es um den Austausch zur Weiterführung von Veränderungsideen zur Zukunft der Wikipedia gehen. Themen könnten sein: Mehr Autor*innen gewinnen, Lesende als Zielgruppe einbeziehen, KI-Tools als Hilfsmittel nutzen, marginalisierte Perspektiven unterstützen oder etwas ganz anderes. Mehr dazu im Community-Portal oder direkt zur Anmeldung. verena(WMDE) 19.9.

DTS Jubiläum – 100

100. Digitaler Themen­stammtisch

Der Digitale Themen­stammtisch (DTS) feiert ein ganz besonderes Jubiläum! Entstanden in der Corona­zeit im April 2020 als Not­lösung, hat sich der Stammtisch zu einer festen Austausch­plattform für die Wikipedia-Community entwickelt.

Zu Beginn ging es um allgemeine Themen wie Reisen oder Berge & Gebirge. Doch inzwischen ist der Digitale Themen­stammt­isch ein zentraler Treffpunkt für spannende Themen rund um Wikipedia geworden. Gemeinsam haben wir uns mit vielen Bereichen beschäftigt: von Vorstellungen der Wikipedia und ihrer Schwesterprojekte, über Workshops und Schwerpunktthemen wie Bilder, Geokoordinaten, Bots und Vorlagen bis hin zu verschiedenen internen Wikipediaprojekten. Auch Künstliche Intelligenz und die externe Wahrnehmung der Wikipedia standen bereits auf dem Programm.

Nun laden wir Dich herzlich ein, mit uns den 100. Digitalen Themenstammtisch zu feiern! Gemeinsam blicken wir auf die Entwicklung des Stammtischs zurück und werfen einen Blick in die Zukunft. Sei dabei und tausche Dich mit anderen Mitgliedern der Community aus! Vielleicht hast auch Du interessante Kurzthemen, z.B.:

  • Hintergründe: Wie kommt man dazu einen Artikel über dieses und jenes Thema zu schreiben?
  • Eine lustige Geschichte als Autor.
  • ...

Willst auch Du bei der Jubiläumsveranstaltung am 25. September dabei sein, trage Dich unter WP:DTS ein. Salino01 11.09.

Unternehmensdaten & der Bundesanzeiger gehen getrennte Wege

Öfters sehe ich unter anderem in Löschdiskussionen Wortmeldungen mit per bundesanzeiger.de recherchierten Unternehmensdaten teils unter Verwunderung, dass nur veraltete Daten vorhanden sind. Durch das Gesetz zur Umsetzung der Digitalisierungsrichtlinie (DiRUG) vom 01. August 2022 sind „Jahresabschlüsse für Geschäftsjahre beginnend nach dem 31.12.2021 direkt an das Unternehmensregister zu übermitteln.“ Daher bitte für die Recherche aktueller Unternehmensdaten die Website www.unternehmensregister.de konsultieren. ɱ, 10.9.

Brückenschlag zwischen Online und Offline: Quellenverifikation verbessern

Wie schlägt man die Brücke zwischen Wikipedia-Artikeln, Offline-Quellen und Online-Quellen mit vergänglichen Inhalten?

Bisher sind Quellenangaben bei Wikipedia immer noch schwer nachzuverfolgen. Bei Literaturangaben: die spezielle Literatur zum Überprüfen haben meist nur die Wenigsten und selbst dann müsste man erstmal aufwendig Nachblättern. Im besten Fall gibt es die Literatur auch online oder als Vorschau bei Google Books.

Weblinks: funktionieren nicht immer, die Webinhalte können sich mittlerweile geändert haben. Im besten Fall gibt es eine archivierte Seite z.B. im Internet Archive, die auch direkt verlinkt wurde.

Aber selbst dann bleibt es immer noch schwierig, die genauen Textstellen zu lokalisieren, die eine bestimmte Aussage belegen sollen. Zumal wenn bei Literatur die Seitenangaben fehlen oder nicht präzise genug sind. Verweise auf Webseiten sind ähnlich schwierig, da diese unbegrenzt viel Inhalt haben können, den man erstmal durchforsten müsste.

Letzte Woche wurden probehalber mal zwei Projektvorschläge von mir bei Wikimedia eingereicht, bei denen es darum geht, eine Archivierung für Textstellen zu ermöglichen. Mittlerweile bin ich aber der Ansicht, dass wir so etwas wir unser eigenes Google Books bräuchten (auch um weniger abhängig von Google-Produkten zu werden). Also jede Quelle sollte im Idealfall als Ganzes eingescannt sein, wegen Urheberrechten usw. wäre es aber nur möglich, bestimmte referenzierte Textstellen einzusehen (so in etwa wie die Vorschau-Schnipsel bei Google Books). Wichtig wäre aber auf jeden Fall, dass man zur genauen Textstelle springen könnte. Bei größeren Textstellen müsste man so etwas wie die Ausleihfunktion von Büchern im Internet Archive implementieren. Technisch müsste es doch irgendwie machbar sein? S20, 8.9.

Wiki Loves Women/SheSaid

Eine Reihe von Schwesterprojekten der deutschsprachigen Wikipedia leiden an mangelndem Zuspruch. Wikinews wird häufig als tot bezeichnet, ist aber in Wirklichkeit aktiver als das englischsprachige Gegenstück. Doch jetzt besteht die Möglichkeit, in einem noch bis zum 31. Dezember 2024 dauernden Wettbewerb zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Zum einen haucht eine Beteiligung Wikiquote unerwartetes Leben ein, und zum anderen besteht ja die Chance, die Sichtbarkeit von Frauen bei Wikiquote durch eine Teilnahme zu verbessern. Weitere Informationen gibt es unter Wiki Loves Women/SheSaid auf dem Meta-Wiki. MaB 07.09.

Wikidata: Teilung des Query-Services für wissenschaftliche Arbeiten

Wikidata-Objekte nach Typen

Derzeit gibt es in Wikidata mehr als 110 Millionen Objekte (d:Special:Statistics), sodass beispielsweise Auswertungen mit dem Wikidata Query Service (WDQS) oftmals nach einer Zeitüberschreitung (Timeout) abgebrochen werden und nicht das gewünschte Ergebnis liefern (Limits of Wikidata). Davon beschreiben mehr als ein Drittel der Wikidata-Objekte wissenschaftliche Arbeiten (scholarly articles, siehe Grafik).

Im Rahmen des Wikidata Query Service graph split wurden daher mit 3. September 2024 zusätzlich zur bisher vorhandenen Adresse auch die Adressen

eingerichtet. Die Teilung erfolgte nach diesen Regeln.

Laut September 2024 scaling update sollen die drei Adressen bis Ende März 2025 weiter bestehen. Danach sollen unter der bisherigen Adresse keine wissenschaftlichen Arbeiten mehr enthalten sein.

Alternativ zum WDQS kann beispielsweise auch QLever verwendet werden, wobei die Aktualisierung meist wöchentlich erfolgt und der jeweilige Stand unter dem Punkt Index Information eingesehen werden kann:

Die Abfragen sind in der Regel schneller und werden weniger oft wegen Zeitüberschreitung abgebrochen.

QLever ist auch einer der möglichen Kandidaten für eine künftige Ablöse der bisherigen Software Blazegraph, wobei allerdings derzeit noch nicht alle Möglichkeiten von SPARQL 1.1 unterstützt werden.

Die Ankündigung findet sich auch unter Wikidata Query Service graph split to enter its transition period

Einige Benutzer schlagen derzeit auch vor, die Anlage von neuen Wikidata-Objekten einzuschränken: Mass-import_policy (permalink)

Ein vorhergegangene Diskussion findet sich unter Wikidata: Standardwerte für alle Sprachen

M2k~dewiki, 4.9.