Wikipedia:Lokal K/Schlagerrallye/Buenos Dias, Argentina

Buenos Dias, Argentina ist ein Schlager aus dem Jahr 1978, den Udo Jürgens zusammen mit der deutschen Nationalmannschaft anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien komponierte und sang. Textdichter war Wolfgang Hofer.[1]

Rezeption

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Veröffentlichung und Erfolge

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Komponiert im Auftrag des DFB als WM-Hymne.

Nach fünf Wochen Goldene Schallplatte, nach zwei Monaten Platin – die erfolgreichste Titel seiner gesamten Karriere für Udo Jürgens.

  • ASCAP award, Bester Country-Song[2]
  • Neuproduktion 2006 auf dem Album Fußball ist unser Leben von Jack White [3]

Kontext und Kritik

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Die Fußball-WM 1978 fand in Argentinien statt, dessen Bevölkerung seit 1976 unter einem diktatorischen Militärregime lebte. Es war international bekannt, dass es regelmäßig zu Folterungen, Morden und „Verschwindenlassen“ von Menschen kam.

Verkaufszahlen und Kritik zu Buenos Dias, Argentina verliefen diametral: Bereits 1978 nutzte Walter Jens in der Wochenzeitung Die Zeit einzelne Zeilen des Schlagers, um eine Aufklärung über die Zustände im WM-Gastland einzuleiten, verbunden mit detailreichen Schilderungen individueller Folterberichte sowie den aus seiner Sicht unzulänglichen Stellungnahmen der Mannschaft und ihres obersten Funktionärs, Hermann Neuberger.[4]

Buenos Dias Argentina: Die Fußballreise geht in ein Land, an dessen Foltermethoden gemessen die Praktiken der SA, anno 36 zur Zeit der Olympischen Spiele, sich eher grobschlächtig ausnehmen.

Stimme aus der DDR:[5]

Konkret 1977, Kritik + Interview: [6]

Wie Udo Jürgens selbst Jahrzehnte später in einem Interview erzählte, war ihm die politische – bzw. eben gerade nicht politisch gewünschte – Dimension des DFB-Auftrags klar; er habe deshalb gemeinsam mit Wolfgang Hofer ganz bewusst auf belanglose Klischees zurückgegriffen.[7] (Interview s. [8])

Anlässlich des achtzigsten Geburtstag des Künstlers resümierte Jan Feddersen für die taz, der Titel zähle zu den „schlimmen Sündenfällen Udo Jürgens als ästhetischer Beiträger […] zu einem Sportereignis, das der Militärjunta imagemäßig mit aufhalf“.[9]

Andreas Meier nennt den Titel 2015 die dunkelste Stunde einer Phase, in der Jürgens auch den Massengeschmack bediente: er sei ein „ganz und gar dummes Lied“, ohne Ironie und ohne jeglichen Sinn.[10]

Die Berliner Zeitung sah Buenos Dias, Argentina im Jahr 2001 auch musikalisch als Vorahnung folgender WM-Hymnen.[11]

Die Platte bot eine Vorahnung von schlechtem Ethno-Sound, lauten Fanfarenstößen und billigen Latino-Rhythmen.

Einzelnachweise

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  1. Udo Jürgens.de. Abgerufen am 22. November 2020.
  2. Wolfgang Spahr: Casebook: Udo Jurgens. In: Billboard. 26. März 1994, S. 68 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Whites Fußball-Klassiker holen Gold am VÖ-Tag. Abgerufen am 22. November 2020.
  4. Walter Jens: Buenos Dias Argentina? Sport und Politik – Fußballweltmeisterschaft und Militärregime. In: Die Zeit. Nr. 18. Hamburg 28. April 1978 (zeit.de).
  5. Pressespiegel aus Zeitungen und Zeitschriften der DDR. Gesamtdeutsches Institut, Bundesanstalt für Gesamtdeutsche Aufgaben, 1978 (google.de [abgerufen am 22. November 2020]).
  6. KONKRET-Interview mit Udo Jürgens. In: Neuer Konkret Verlag. 1977, S. 44–45 (google.de).
  7. Buenos dias Argentina - Udo Jürgens Ausflug ins kitschige Genre. 17. August 2020, abgerufen am 22. November 2020.
  8. Radio SRF 1 - Was sie schon immer über Udo Jürgens wissen wollten. 21. März 2013, abgerufen am 22. November 2020.
  9. Jan Feddersen: Verführer zum privaten Glück;GLÜCKWUNSCH Von einem, dem die großen Posen immer fremd waren: Udo Jürgens zum Achtzigsten. In: taz, die tageszeitung. 30. September 2014, S. 13.
  10. Andreas Maier: Mein Jahr ohne Udo Jürgens. Suhrkamp Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-518-74401-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Spitzenreiter Deutschlands Fußball verstummt. Ein Rückblick auf die WM-Alben der Nationalmannschaft. In: Berliner Zeitung. Berlin 30. Mai 2002.