Wilhelm Heinroth

deutscher Richter, MdHH

Friedrich Heinrich Wilhelm Heinroth (* 19. September 1842 in Limmer; † 28. Oktober 1925 in Berlin) war ein deutscher Richter und Mitglied des Preußischen Herrenhauses.

Nach dem Besuch der humanistischen Gymnasien in Lüneburg und Celle studierte Wilhelm Heinroth Rechtswissenschaft an der Universität Göttingen sowie ein Semester an der Universität München. 1861 wurde er Mitglied des Corps Friso-Luneburgia Göttingen. Er war ein einfach ausgezeichneter Consenior und dreifach ausgezeichneter Senior.[1] Er focht 32 Mensuren und erlangte als Fechter wegen seiner vielgefürchteten Tiefquart, mit der er fast regelmäßig abstach, Berühmtheit. Eine kolorierte Lithographie aus dem Jahr 1862 zeigt ihn bei einer Mensur mit Friedrich Bacmeister.

Nach dem Studium wurde Heinroth 1865 Auditor im hannoverschen Staatsdienst. 1869 wurde er Assessor bei der Kronanwaltschaft in Osnabrück. 1870 wechselte er zum Amtsgericht Blumenthal, wo er 1873 zum Amtsrichter ernannt wurde. 1874 wechselte er als Obergerichtsassessor nach Osnabrück, wo er 1879 zum Landrichter ernannt wurde. Er wurde Landgerichtsdirektor am Landgericht Hagen (1887) und am Landgericht Hannover (1892). Im Oktober 1893 leitete er den Hannoverschen Spieler- und Wucherprozeß, der das Sprungbrett seiner späteren juristischen Laufbahn wurde.[2] 1894 wurde er zum Präsidenten des Landgerichts Göttingen und 1905 zum Präsidenten des Oberlandesgerichts Celle berufen. Als Präsident des Landgerichts Göttingen erwarb er sich besondere Verdienste bei der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches.

Im November 1909 wurde Heinroth Präsident des Kammergerichts in Berlin, der erste Präsident der neueren Zeit, der seine juristische Laufbahn außerhalb des preußischen Justizdienst begonnen hatte.[3] Zudem war er Vorsitzender des Disziplinarhofs für die Schutzgebiete. Am 25. Oktober 1918 präsidierte er der letzten Sitzung des Geheimen Justizrates. Am 6. Dezember 1919 wurde er auf die Weimarer Verfassung vereidigt. Im Anschluss an seine Vereidigung nahm er am selben Tag die Vereidigung aller Richter des Kammergerichts auf die neue Verfassung des Deutschen Reiches vor.[4] Am 1. April 1921 wurde er als erste Person nach dem neuen Gesetz über die Altersgrenze in den Ruhestand versetzt.

Die Krone Preußen ernannte Heinroth 1910 zum Kronsyndikus. In dieser Funktion saß er von 1910 bis 1918 im Preußischen Herrenhaus.[5] Max Liebermann porträtierte ihn 1914 im Auftrag des Kammergerichts.[6] Seit 1913 war er Mitglied der Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin.[7]

Wilhelm Heinroth starb 1925 im Alter von 83 Jahren in Berlin und wurde auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof in Schöneberg beigesetzt. Das Grab ist nicht erhalten.[8]

Wilhelm Heinroths Eltern waren Johann Heinrich Jacob Heinroth (1807–1850), Pastor in Limmer,[9] und Wilhelmine Catharine Dorothee Heinroth geb. Dierks (1820–1845). Der Göttinger Musikdirektor Johann August Günther Heinroth war sein Großvater.

In erster Ehe heiratete er 1874 Adeline Christine Brunkhorst (1848–1889), Tochter des Justizrats Jürgen Peter Brunkhorst (1811–1886), Angehöriger des Corps Bremensia,[10] und der Adelheid Katharina Brunkhorst geb. Schriefer (1808–1858).

In zweiter Ehe heiratete er 1896 die Schriftstellerin Elisabeth Rindfleisch, die unter dem Pseudonym Klaus Rittland schrieb.

Zwei seiner vier Söhne, je einer aus beiden Ehen, wurden ebenfalls Juristen. Sein älterer Sohn aus erster Ehe August Heinroth studierte an der Universität München, der Universität Göttingen und der Universität Berlin. Er wurde 1894 Mitglied des Corps Bremensia. Er war Beigeordneter in Gelsenkirchen und später Rechtsanwalt und Notar in Berlin-Zehlendorf, wo er in der Goethestr. 46 seine Kanzlei hatte, und auf Sylt. Sein älterer Sohn aus zweiter Ehe Wilhelm Heinroth († 1938)[11] studierte an der Universität München und wurde 1915 Mitglied des Corps Brunsviga München. Er wurde Amts- und Landrichter in Berlin.[12]

Der Ornithologe Oskar Heinroth war ein Vetter von Wilhelm Heinroth.

Ehrungen

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Literatur

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  • Wer ist’s? Zeitgenossenlexikon, enthaltend Biographien nebst Bibliographien, Angaben über Herkunft, Familie, Lebenslauf, Werke, Lieblingsbeschäftigungen, Parteiangehörigkeit, Mitgliedschaft bei Gesellschaften, Adresse. A. L. Degener, Berlin/Leipzig 1912, S. 622 (Digitalisat).
  • Kammergerichtspräsident Heinroth in: Berliner Tagblatt vom 11. November 1909.
  • Erik Amburger: Das Kammergericht und seine Präsidenten, Berlin 1955, S. ?.
  • Friedrich Holtze: Kammergerichtspräsident Dr. Heinroth zum 50jähriggen Dienstjubiläum. In: Deutsche Juristen-Zeitung 1915, S. 178.
  • Friedrich Holtze: Kammergerichtspräsident a.D. Dr. Heinroth †. In: Deutsche Juristen-Zeitung 1925, Heft 22, S. 1720.
  • Acta Borussica Band 9 (1900-1909), S. 365.

Einzelnachweise

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  1. Kösener Korpslisten 1910, 67, 72.
  2. Hugo Friedläner: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Darstellung merkwürdiger Strafrechtsfälle aus Gegenwart und Jüngstvergangenheit. 1910, S. 46–56 (Digitalisat).
  3. Berliner Tagblatt vom 4. November 1909.
  4. Jürgen Kipp: Einhundert Jahre: Zur Geschichte eines Gebäudes, 1913–2013, S. 144.
  5. Kösener Corpslisten 1960, 79, 72.
  6. Sabine Deckwerth: Die vergessenen Bilder. In: Berliner Zeitung vom 29. April 2009
  7. Gesetzlose Gesellschaft.
  8. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 752.
  9. Hof- und Staats-Handbuch für das Königreich Hannover 1846, S. 386.
  10. Kösener Korpslisten 1910, 63, 397.
  11. Kösener Corpslisten 1960, 105, 215.
  12. Kösener Corpslisten 1930, 107, 211.
  13. a b Jürgen Kipp: Einhundert Jahre. Zur Geschichte eines Gebäudes 1913–2013. 100 Jahre Kammergericht am Kleistpark. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-8305-3226-2, S. 136.
  14. a b Jürgen Kipp: Einhundert Jahre. Zur Geschichte eines Gebäudes 1913–2013. 100 Jahre Kammergericht am Kleistpark. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-8305-3226-2, S. 135.
  15. Kösener Corpslisten 1930, 83, 72.
  16. SC-Meldungen des KSCV vom März 1921, S. 17.
  17. Kammergericht auf der Webseite territorial.de (Rolf Jehke), Stand 11. Juli 2017