William Joseph Levada

US-amerikanischer Kardinal, römisch-katholischer Bischof, Präfekt der Glaubenskongregation
(Weitergeleitet von William Levada)

William Joseph Kardinal Levada [le'veida] (* 15. Juni 1936 in Long Beach, Kalifornien, USA; † 26. September 2019 in Rom[1]) war Erzbischof von San Francisco und Kurienkardinal der römisch-katholischen Kirche. Er war von 2005 bis 2012 Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre.

William Joseph Kardinal Levada (Mitte) bei der Weihemesse von Erzbischof Augustine Di Noia (2009)
Kardinalswappen
Kardinalpräfekt Levada (Mitte) mit Papst Benedikt XVI. und Monsignore Keith Newton (2011)

Die Großeltern von William Joseph Levada stammten aus Portugal und Irland. Er wuchs in Long Beach und Houston auf und studierte Philosophie und Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Am 20. Dezember 1961 empfing Levada im Petersdom die Priesterweihe. Danach arbeitete er fünf Jahre lang in der Erzdiözese Los Angeles. Nach seiner Promotion lehrte er sechs Jahre lang Theologie an St. John’s Seminary School of Theology, ebenfalls in der Erzdiözese Los Angeles. 1976 wurde er in Rom Mitarbeiter in der Glaubenskongregation, wo er ebenfalls sechs Jahre lang blieb. Am 15. Mai 1980 verlieh ihm Papst Johannes Paul II. den Ehrentitel Kaplan Seiner Heiligkeit[2] (Monsignore). Während seiner Tätigkeit in diesem Dikasterium lernte er auch Joseph Kardinal Ratzinger kennen, der 1981 Präfekt der Glaubenskongregation geworden war. Außerdem unterrichtete er während dieser Zeit an der Universität Gregoriana.

1982 kehrte Levada in die USA zurück, wo er bei der kalifornischen Bischofskonferenz arbeitete. Am 12. Mai 1983 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Capreae ernannt und zum Weihbischof im Erzbistum Los Angeles bestellt. Die Bischofsweihe spendete ihm am 12. Mai 1983 der Erzbischof von Los Angeles, Timothy Kardinal Manning; Mitkonsekratoren waren die Weihbischöfe John James Ward und Juan Alfredo Arzube. Ab 1984 war er Bischofsvikar im Erzbistum Los Angeles. Am 1. Juli 1986 wurde er zum Erzbischof der Erzdiözese Portland in Oregon ernannt, wo er blieb, bis er am 17. August 1995 zum Koadjutorerzbischof in San Francisco ernannt wurde, so dass er mit dem Rücktritt des Erzbischofs dort im Oktober desselben Jahres sofort Oberhirte des Erzbistums wurde. Am 27. Dezember 1995 trat er sein Amt an. Von 1999 bis April 2000 war er gleichzeitig Apostolischer Administrator des Bistums Santa Rosa in Kalifornien.

Im Februar 1999[3] trafen Joseph Ratzinger und sein Sekretär Tarcisio Bertone auf ihrer Reise nach Nordamerika und Ozeanien in San Francisco mit Levada zusammen;[4] im November 2000 wurde er von Ratzinger zum ordentlichen Mitglied der Glaubenskongregation berufen.[5] In kirchlichen Kreisen Deutschlands wurde sein Name bekannt, als er 2004 als Mitglied der Glaubenskongregation die Suspendierung des emeritierten Theologieprofessors Gotthold Hasenhüttl vom Priesteramt bestätigte, nachdem dieser am Rande des Ökumenischen Kirchentages 2003 in der Berliner Gethsemanekirche einen Abendmahlsgottesdienst mit kirchenrechtlich untersagter Interkommunion zelebriert hatte.[6]

Am 13. Mai 2005 ernannte der inzwischen zum Papst gewählte Benedikt XVI. Levada zum Präfekten der Kongregation sowie zum Präsidenten der Internationalen Theologenkommission und der Päpstlichen Bibelkommission.[7] Die Ernennung des als gemäßigt konservativ geltenden Amerikaners wurde innerkirchlich als Überraschung aufgenommen.[6] Benedikt XVI. nahm Levada im Feierlichen Konsistorium am 24. März 2006 als Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie Santa Maria in Domnica in das Kardinalskollegium auf. Am 8. Juli 2009 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zudem in Nachfolge von Darío Kardinal Castrillón Hoyos zum Präsidenten der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei.[8]

William Levada wurde 1983 erster Großprior der Statthalterei USA Northwestern des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem; 2005 wurde George Niederauer sein Nachfolger.[9][10] Er ist Namensgeber und Gründer des William Levada Scholarship Fund an der Universität Bethlehem.[11] Kardinal Levada wurde bereits 1996, damals Erzbischof von San Francisco, als Großkreuz-Konventualkaplan a. h. bei der Westlichen Assoziation der Vereinigten Staaten in den Malteserorden aufgenommen und ist seit dem 25. Mai 2006 Ehren- und Devotions-Großkreuz-Bailli.[12][10] William Joseph Levada wurde zusammen mit dem Erzbischof von Bombay, Oswald Kardinal Gracias, und dem Erzbischof von São Paulo, Odilo Kardinal Scherer, von Papst Benedikt XVI. zum delegierten Präsidenten der 12. Bischofssynode (5. bis 26. Oktober 2008) ernannt.[13]

Am 2. Juli 2012 nahm Papst Benedikt sein aus Altersgründen vorgebrachtes Rücktrittsgesuch an und bestimmte Gerhard Ludwig Müller zu seinem Nachfolger.[14] Nach dem Rücktritt Benedikts XVI. nahm Kardinal Levada am Konklave 2013 teil.

Papst Franziskus erhob ihn am 20. Juni 2016 unter Beibehaltung seines Titelsitzes pro hac vice in den Rang eines Kardinalpriesters.[15] Levada starb am 26. September 2019 im Alter von 83 Jahren.

Mitgliedschaften in der römischen Kurie

Bearbeiten

William Joseph Levada war Mitglied folgender Dikasterien der römischen Kurie:

Im Jahr 2003 kritisierte ein detaillierter Bericht im San Francisco Chronicle Levada wegen seines Verhaltens gegenüber Priestern, die in Portland und in San Francisco des sexuellen Missbrauchs beschuldigt worden waren.[29]

Als Levada am 13. Mai 2005 von Papst Benedikt XVI. zum Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre ernannt wurde, die auch für kirchenrechtliche Verfahren bei Missbrauchsfällen zuständig ist, protestierte die Organisation Survivors Network of those Abused by Priests (SNAP) am selben Tag mit einer Pressemitteilung. Levada habe Missbrauchsfälle im Erzbistum San Francisco vertuscht, statt sie aufzuklären. Er habe dafür gesorgt, dass Priester, gegen die glaubwürdige Missbrauchsvorwürfe vorlagen, im Amt bleiben konnten, sogar während schon Schadensersatzklagen gegen sie liefen. Sein Anwalt habe mit juristischen Vereinbarungen bewirkt, dass Missbrauchsfälle nicht öffentlich wurden. Eine Woche zuvor hatte sich SNAP in einem Brief an Erzbischof Levada darüber beschwert, dass in Zivilprozessen angeklagte Priester noch nicht von ihm suspendiert worden waren.[30]

Die kirchenkritische Gruppe Catholics for a Free Choice kritisierte im Juli 2005 Papst Benedikt XVI. nochmals wegen seiner Entscheidung, Levada zum Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre zu ernennen. Sie wies darauf hin, dass Levada als Erzbischof von Portland einen pädophilen Priester neun Jahre lang geschützt habe, was mit dazu beigetragen habe, dass das Erzbistum Portland später zahlungsunfähig wurde.[31]

Im Mai 2010 schrieb die New York Times, Levada habe in seinen vorigen Ämtern als Bischof und Erzbischof bei mehreren Missbrauchsfällen nicht angemessen gehandelt, so 1985 im Fall Gilbert Gauthe und danach bis 2002 bei drei weiteren belasteten Priestern. 1997 soll Levada einen Priester, der ihn über einen Verdachtsfall informiert hatte, unter vorgeschobenen Gründen vom Dienst suspendiert haben, wogegen der suspendierte Priester mit Erfolg klagte. Levada räumte ein, er hätte früher „vieles besser machen können“. Der Umgang mit Missbrauch sei aber ein gesamtgesellschaftlicher Lernprozess, der noch andauere. Bevor er Bischof wurde, habe er noch nie etwas von Kindesmissbrauch durch Priester gehört. Er sagte: „Wir brauchten viel Zeit, um zu verstehen, welche Schäden solches Verhalten bei den Opfern, den Kindern, anrichtet.“[32]

Bearbeiten
Commons: William Joseph Levada – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Cardinal Levada, former San Francisco archbishop, dies aged 83. Catholic San Francisco, 26. September 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. September 2019; abgerufen am 27. September 2019 (englisch).
  2. Annuario Pontificio per l’anno 1982. Città del Vaticano 1982, S. 1853.
  3. Nicole Neroulias: Locals recall 1999 visit of Ratzinger. In: East Bay Times. 20. April 2005, abgerufen am 5. Juli 2022 (englisch).
  4. Gianni Cardinale: Ein Salesianer für Papst Benedikt. In: 30giorni. Juli 2006, abgerufen am 5. Juli 2022 (Interview mit Kardinal Tarcisio Bertone).
  5. Nomina di Membri della Congregazione per la Dottrina della Fede. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 22. November 2000, abgerufen am 27. September 2019 (italienisch).
  6. a b Heimo Schwilk: Das Wunder von Rom. In: Die Welt. 15. Mai 2005, abgerufen am 10. Juli 2022.
  7. Nomina del Prefetto della Congregazione per la Dottrina della Fede. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 13. Mai 2005, abgerufen am 27. September 2019 (italienisch).
  8. Nomina del Nuovo Presidente della Pontificia Commissione „Ecclesia Dei“. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 8. Juli 2009, abgerufen am 28. September 2019 (italienisch).
  9. Area News. (PDF; 4,0 MB) In: Newsletter USA Western Lieutenancy. 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Mai 2015; abgerufen am 28. September 2019 (englisch).
  10. a b Nomina del Prefetto della Congregazione per la Dottrina della Fede. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 13. Mai 2005, abgerufen am 28. September 2019 (italienisch).
  11. List of endowed Scholarships at Bethlehem University. 16. August 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. August 2011; abgerufen am 28. September 2019 (englisch).
  12. Der Grossmeister empfängt vier neue Kardinäle. Der Malteserorden, 25. Mai 2006, abgerufen am 15. Februar 2023.
  13. Nomina dei Presidenti Delegati per la Dodicesima Assemblea Generale Ordinaria del Sinodo dei Vescovi. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 24. Juni 2008, abgerufen am 29. März 2018 (italienisch).
  14. Rinuncia del Prefetto della Congregazione per la Dottrina della Fede e Presidente della Pontificia Commissione "Ecclesia Dei", della Pontificia Commissione biblica e della Commissione teologica internazionale, e nomina del successore. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 2. Juli 2012, abgerufen am 27. September 2019 (italienisch).
  15. Concistoro Ordinario Pubblico per il voto su alcune cause di Canonizzazione. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 20. Juni 2016, abgerufen am 20. Juni 2016 (italienisch).
  16. Nomina di Membro della Congregazione per i Vescovi. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 24. August 2005, abgerufen am 27. September 2019 (italienisch).
  17. a b c Nomina di Cardinali Membri dei Dicasteri della Curia Romana. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 6. Mai 2006, abgerufen am 27. September 2019 (italienisch).
  18. Conferma del Prefetto della Congregazione per i vescovi e nomine e conferme di membri e consultori nel medesimo dicastero. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 16. Dezember 2013, abgerufen am 27. September 2019 (italienisch).
  19. Nomina di Membri della Congregazione delle Cause dei Santi. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 24. Oktober 2005, abgerufen am 27. September 2019 (italienisch).
  20. Nomina di Membri della Congregazione per l'Evangelizzazione dei Popoli. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 8. Januar 2007, abgerufen am 27. September 2019 (italienisch).
  21. Nomina di Membri della Congregazione per l’Educazione Cattolica. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 24. Mai 2007, abgerufen am 27. September 2019 (italienisch).
  22. Nomina di Membri della Congregazione per le Chiese Orientali. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 8. März 2008, abgerufen am 27. September 2019 (italienisch).
  23. Conferme e nomine nella Congregazione per le Chiese Orientali. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 19. Februar 2014, abgerufen am 27. September 2019 (italienisch).
  24. Nomina di Membri del Pontificio Consiglio per i Testi Legislativi. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 6. Mai 2008, abgerufen am 27. September 2019 (italienisch).
  25. Nomina di Membro del Pontificio Consiglio per la Promozione dell’Unità dei Cristiani. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 6. Dezember 2005, abgerufen am 27. September 2019 (italienisch).
  26. Nomina di Membri del Pontificio Consiglio per la Promozione della Nuova Evangelizzazione. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 5. Januar 2011, abgerufen am 27. September 2019 (italienisch).
  27. Nomine nella Pontificia Commissione per l'America Latina. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 8. Oktober 2009, abgerufen am 27. September 2019 (italienisch).
  28. Conferme e nomina nella Pontificia Commissione per l'America Latina. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 15. Januar 2014, abgerufen am 27. September 2019 (italienisch).
  29. Ron Russell: See No Evil. San Francisco Chronicle, 21. Mai 2003, dokumentiert bei bishop-accountability.org.
  30. Statement on appointment of Archbishop Levada to Vatican Post. Survivors Network of those Abused by Priests, 13. Mai 2005, abgerufen am 19. Dezember 2022 (englisch).
  31. The Making of a Papacy: A Report on the First One Hundred Days of Pope Benedict XVI. (PDF) Catholics for a Free Choice, Juli 2005, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Dezember 2005; abgerufen am 19. Dezember 2022 (englisch).
  32. Benedikts Glaubenswächter im Zwielicht. spiegel.de, 6. Mai 2010, abgerufen am 26. November 2022.
VorgängerAmtNachfolger
---  Großprior der Statthalterei USA NORTHWESTERN des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem
1983–2005
George Hugh Niederauer
Cornelius Michael PowerErzbischof von Portland in Oregon
1986–1995
Francis George OMI
John Raphael QuinnErzbischof von San Francisco
1995–2005
George Hugh Niederauer
Joseph Kardinal RatzingerPräfekt der Glaubenskongregation
2005–2012
Gerhard Ludwig Kardinal Müller
Darío Kardinal Castrillón HoyosPräsident der Päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“
2009–2012
Gerhard Ludwig Kardinal Müller