Windsor Castle (Schiff, 1690)
Die Windsor Castle war ein 90-Kanonen-Linienschiff 2. Ranges der englischen Marine, das 1679 vom Stapel lief und 1693 auf den Goodwin Sands (Straße von Dover) Schiffbruch erlitt.
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Geschichte
BearbeitenEntwicklungsgeschichte und Bau
BearbeitenIn Folge des Englisch-Niederländischen Krieges bzw. des Niederländisch-Französischen Krieges, in den 1670er Jahren, kam es zu einer starken Vergrößerung der niederländischen und französischen Marine. Daher wurde bei den Verantwortlichen in England die Gefahr gesehen, dass die Royal Navy zu einer minderbedeutenden Seemacht absteigen könnte. Durch den Secretary to the Admiralty Commission Samuel Pepys wurde daher im April 1675 ein Bauprogramm über 40 Schiffe in das englische Parlament eingebracht. Nach Änderungen, unter anderem Reduzierung auf 30 Schiffen, darunter neun 90-Kanonen-Schiffen, wurde das Flottenbauprogramm am 5. März 1677 gebilligt.[1]
Die Abmessungen der Windsor Castle waren durch die Admiralität vorgegeben, aber die Bauausführung oblag dem Schiffbaumeister Thomas Shish. Das Schiff wurde nach seiner Bestellung durch diesen auf der Marinewerft in Woolwich (London) auf Kiel gelegt. Nach seinem Stapellauf am 4. März 1679 wurde das Schiff nicht ausgerüstet und in Dienst gestellt, sondern stattdessen aufgelegt. Dies war notwendig, da der Unterhalt und die Bemannung dieser großen Kriegsschiffe in Friedenszeiten zu viele Ressourcen der Marine gebunden hätte.
Entsprechende Gegenstücke anderer Marinen waren etwa die französische Foudroyant (Stapellauf 1691, 90 Kanonen, 51,00 m × 14,29 m × 6,50 m) oder die spanische Nuestra Señora de la Concepción y de las Ánimas (Stapellauf 1687, 90 Kanonen, 46,42 m × 12,92 m × 5,85 m).[2][3]
Einsatzgeschichte
BearbeitenIn Rahmen der Glorious Revolution in England 1688/89 wurde der katholische König Jakob II. abgesetzt und die englische Krone an dessen Tochter Maria und deren Ehemann Wilhelm III. von Oranien übergeben. Dies bedeutete, dass England im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekrieges zusammen mit den Niederlanden gegen Frankreich unter Ludwig XIV. mobil machte. In dieser Situation wurde auch die Windsor Castle ausgerüstet.
Die Indienststellung der Windsor Castle erfolgte im ersten Halfjahr 1690 unter dem Kommando von Captain George Churchill. Sie war anschließend im Juni 1690 als Teil der Red Squadron an der Seeschlacht von Beachy Head beteiligt. 1692 wechselte das Kommando zu Peregrine Osborne, unter welchem sie als Teil der Blue Squadron an den Seeschlachten von Barfleur und La Hougue teilnahm.
Im Folgejahr wurde das Schiff durch die Captains John Munden und Daniel Jones geführt. Unter Letzterem lief die Windsor Castle am 28. April 1693 am Nordeingang der Straße von Dover auf eine Kette von Sandbänken (Goodwin Sands) und erlitt Schiffbruch.[4]
Technische Beschreibung
BearbeitenDie Windsor Castle war als Batterieschiff mit drei durchgehenden Geschützdecks konzipiert und hatte eine Länge von 49,38 Metern (Geschützdeck) bzw. 38,31 Metern (Kiel), eine Breite von 13,61 Meter und einen Tiefgang von 5,58 Metern bei einer Vermessung von 1325 88⁄94 tons (bm).[4] Sie war ein Rahsegler mit drei Masten (Fockmast, Großmast und Kreuzmast). Lediglich am Kreuzmast befand sich auf der untersten Position (Unterbesansegel) ein Lateinersegel. Auf der Spitze des Bugspriets waren zudem noch eine Mars und ein weiterer kleiner Mast, der Sprietmast, angebracht, an dem ebenfalls noch ein kleines Rahsegel gesetzt werden konnte.
Der Rumpf schloss im Heckbereich mit einem Heckspiegel, in den Galerien integriert waren, die in die seitlich angebrachten Seitengalerien mündeten. Diese waren aus Repräsentationsgründen durch zeitspeziefische Schnitzereien und Bildhauerarbeiten geschmückt. Die Beplankung des Schiffes war kraweel ausgeführt, das heißt, die Enden der Planken stießen stumpf aufeinander, so dass eine glatte Außenfläche entstand. Die Bewaffnung bestand aus 90 Kanonen.[4]
Unteres Batteriedeck |
Mittleres Batteriedeck |
Oberes Batteriedeck |
Achterdeck | Poopdeck | Kanonen (Geschossgewicht) | |
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Design | 26 × 32-Pfünder | 26 × 18-Pfünder | 26 × 6-Pfünder | 10 × 3-Pfünder | 2 × 3-Pfünder | 90 Kanonen (341,03 kg) |
Besatzung
BearbeitenDie Besatzung hatte eine Stärke von 660 Mann (Offiziere und Unteroffiziere bzw. Mannschaften).[4]
Literatur
Bearbeiten- Rif Winfield: British Warships in the Age of Sail 1603 to 1714: Design, Construction, Careers and Fates. Seaforth Publishing, Barnsley 2009, ISBN 978-1-84832-040-6 (englisch).
Weblinks
Bearbeiten- Vanguard-Gruppe (British 1677 Programme - 2nd Rates) auf threedecks.org (englisch)
- Windsor Castle auf threedecks.org (englisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Rif Winfield: First Rate. Seaforth Publishing, ISBN 978-1-84832-071-0, Barnsley 2010, S. 36.
- ↑ Rif Winfield & Stephen S Roberts: French Warships in the Age of Sail 1626–1786. Seaforth Publishing, ISBN 978-1-4738-9351-1, Barnsley 2017, S. 64.
- ↑ Rif Winfield, John Tredrea, Enrique Garcia-Torralba Pérez & Manuel Blasco Felip: Spanish Warships in the Age of Sail 1700–1860. Seaforth Publishing, ISBN 978-1-5267-9078-1, Barnsley 2023, S. 101.
- ↑ a b c d Rif Winfield: British Warships in the Age of Sail 1603–1714., S. 196–197.