Bismut

radioaktives chemisches Element
(Weitergeleitet von Wismuth)

Bismut oder Wismut (historisch auch Wismuth) ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol Bi und der Ordnungszahl 83. Im Periodensystem steht es in der 5. Hauptgruppe oder Stickstoffgruppe.

Eigenschaften
Allgemein
Name, Symbol, Ordnungszahl Bismut, Bi, 83
Elementkategorie Metalle
Gruppe, Periode, Block 15, 6, p
Aussehen glänzend silberweiß
CAS-Nummer

7440-69-9

EG-Nummer 231-177-4
ECHA-InfoCard 100.028.343
Massenanteil an der Erdhülle 0,2 ppm[1]
Atomar[2]
Atommasse 208,98040(1)[3] u
Atomradius (berechnet) 160 (143) pm
Kovalenter Radius 148 pm
Van-der-Waals-Radius 207[4] pm
Elektronenkonfiguration [Xe] 4f14 5d10 6s2 6p3
1. Ionisierungsenergie 7.285516(6) eV[5]702.95 kJ/mol[6]
2. Ionisierungsenergie 16.703(4) eV[5]1611.6 kJ/mol[6]
3. Ionisierungsenergie 25.563 eV[5]2466.5 kJ/mol[6]
4. Ionisierungsenergie 45.37(6) eV[5]4378 kJ/mol[6]
5. Ionisierungsenergie 54.856(25) eV[5]5292.8 kJ/mol[6]
Physikalisch[2]
Aggregatzustand fest
Kristallstruktur trigonal[7]
Dichte 9,78 g/cm3
Mohshärte 2,25
Magnetismus diamagnetisch (χm = −1,7 · 10−4)[8]
Schmelzpunkt 544,4 K (271,3 °C)
Siedepunkt 1833 K[9] (1560 °C)
Molares Volumen 21,31 · 10−6 m3·mol−1
Verdampfungsenthalpie 179 kJ/mol[9]
Schmelzenthalpie 10,9 kJ·mol−1
Schallgeschwindigkeit 1790 m·s−1 bei 293,15 K
Elektrische Leitfähigkeit 0,769 · 106 S·m−1
Wärmeleitfähigkeit 8 W·m−1·K−1
Chemisch[2]
Oxidationszustände (−3), +1, +3, +5
Normalpotential 0,317 V (Bi3+ + 3 e → Bi)
Elektronegativität 2,02 (Pauling-Skala)
Isotope
Isotop NH t1/2 ZA ZE (MeV) ZP
205Bi {syn.} 15,31 d ε 2,708 205Pb
206Bi {syn.} 6,243 d ε 3,758 206Pb
207Bi {syn.} 31,55 a ε 2,399 207Pb
208Bi {syn.} 3,368 · 106 a ε 2,880 208Pb
209Bi 100 % 1,9 · 1019 a α 3,137[10] 205Tl
210Bi in Spuren 5,013 d β 1,163 210Po
α 5,037 206Tl
210m1Bi {syn.} 3,04 · 106 a α 206Tl
211Bi in Spuren 2,14 min β 0,579 211Po
α 6,751 207Tl
212Bi in Spuren 60,55 min β 2,254 212Po
α 6,027 208Tl
213Bi {syn.} 45,59 min β 1,426 213Po
α 5,932 209Tl
214Bi in Spuren 19,9 min β 3,272 214Po
α 5,617 210Tl
215Bi in Spuren 7,6 min β 2,250 215Po
Weitere Isotope siehe Liste der Isotope
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[11]

Pulver

Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 228
P: 210​‐​370+378[11]
Toxikologische Daten

5.000 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[11]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Bismut ist ein hellgraues, weiches, eher sprödes sowie ungiftiges Schwermetall. Es wird vor allem für Legierungen benutzt.

Es ist kein stabiles, d. h. nicht radioaktives Isotop von Bismut bekannt. Die äußerst geringe Radioaktivität des natürlich vorkommenden 209Bi ist für den praktischen Gebrauch ohne Bedeutung. Die extrem lange Halbwertszeit konnte erst 2003 nachgewiesen werden, da vorher die dazu nötigen hochempfindlichen Methoden zur Messung nicht verfügbar waren; noch in den 1990er Jahren galt 209Bi als das schwerste stabile Nuklid.

Geschichte

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Als eigenes Element wurde Bismut nach der Mitte des 18. Jahrhunderts durch die Chemiker Claude François Geoffroy,[12] Johann Heinrich Pott,[13] Carl Wilhelm Scheele und Torbern Olof Bergman[14] nachgewiesen. Zuvor wurde es oft als Abart von Blei, Zinn, Antimon und anderen Metallen oder Mineralien betrachtet. In der Schrift Ein nützlich Bergbüchlin (ca. 1527) wird das Erz von Bismut (wißmad ärcz) als Begleiter von Silbererz erwähnt. Später im 16. Jahrhundert versuchte Georgius Agricola eine genauere Unterscheidung.[15][16]

Der Name des Metalls, der im Deutschen 1390 als wesemut und lat. 1450 als wismutum,[17] 1530 als bisemutum[15] erscheint, kann auf die in einer arabischen Dioskurides-Übersetzung des 9. Jahrhunderts belegte Form b[i]sīmūtīyūn zurückgeführt werden, die selbst wohl eine Transliteration von altgriechisch ψιμύθιον psimýthionBleiweiß‘ darstellt. Auch die Entstehung aus arabisch إثمد iṯmid ‚Antimon‘ wurde angenommen; oft wird außerdem auf die angeblich erste Mutung in der Zeche St. Georgen in der Wiesen bei Schneeberg im Erzgebirge im 15. Jahrhundert verwiesen[18] – oder auf die Variante wis(se)mat, die ‚weiße Masse‘ bedeuten soll.[19]

Das chemische Symbol Bi schlug J. J. Berzelius im Jahr 1814 vor.

Vorkommen

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Bismut, gediegen. Fundort: eine Cobalt-Lagerstätte der Region Cobalt-Gowganda, Ontario, Kanada

Bismut tritt in der Natur gediegen, das heißt in elementarer Form auf und ist von der International Mineralogical Association (IMA) als Mineral anerkannt. Die von der IMA verwendete 9. Auflage der Systematik der Minerale nach Karl Hugo Strunz führt das Bismut zusammen mit Antimon, Arsen und Stibarsen in der Unterabteilung der Arsengruppen-Elemente unter der System-Nr. 1.CA.05 (veraltete 8. Auflage: I/B.01-40). Bei der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana gehört Bismut zur „Arsengruppe“ mit der System-Nr. 01.03.01.

 
Federwismut aus der Pöhla-Tellerhäuser Mine, Landkreis Schwarzenberg, Erzgebirge, Sachsen (Gesamtgröße der Probe: 6,8 cm × 4,5 cm × 3,1 cm)

Gediegenes Bismut bildet sich in Hydrothermal-Gängen von Pegmatiten und topashaltigen Zinn-Wolfram-Quarzadern und meist zusammen mit verschiedenen Kupfer-, Nickel-, Silber und Zinnerzen. Bismut entwickelt nur selten gut ausgebildete Kristallformen, die aber eine Größe von bis zu 12 Zentimetern erreichen können. Üblicherweise findet es sich in Form dendritischer, blätteriger oder körniger Aggregate, aber auch als polysynthetische Zwillinge mit paralleler Streifung („Federwismut“) oder trichterförmig ins Kristallzentrum eingezogenen Seitenflächen.[20]

Bisher (Stand: 2011) gelten rund 1400 Fundorte für gediegenes Bismut als bekannt.[21] Die Fundstätten liegen vor allem in Australien, Bolivien, China, Kanada, Mexiko, Peru und Spanien, historisch in Bieber im Spessart und im Erzgebirge, wo Bismut sowohl in reiner Form als auch als Sulfid (z. B. Bismuthinit), Selenid (z. B. Guanajuatit) und Oxid (z. B. Bismit) gefunden wird. Außerdem kommt Bismut, ebenso wie Antimon und Arsen, gelegentlich als Doppelsulfid vor: Galenobismutit (PbBi2S4), Lillianit (Pb3Bi2S6), Matildit (Silberwismutglanz, AgBiS2), Emplektit (Kupferwismutglanz, CuBiS2) und Wittichenit (Cu6Bi2S6). Bekannt ist auch noch ein Tellur-Sulfid in Form von Tetradymit (Bi2Te2S) und ein Silikat namens Eulytin (Bi4(SiO4)3).

Insgesamt sind einschließlich gediegenem Bismut mehr als 560 Minerale bekannt, die Bismut enthalten (Stand 2022).[22]

Erzeugungsmengen 2019[23] und 2020[24]
Land 2019 2020
(Tonnen/Jahr)
China Volksrepublik  Volksrepublik China 16.000 16.000
Mexiko  Mexiko 300 10
Kanada  Kanada 25 35
Kasachstan  Kasachstan 270 230
Bolivien  Bolivien 15 30
Bulgarien  Bulgarien 50 50
Korea Sud  Südkorea 930 970
Japan  Japan 540 570
Laos  Laos 3.000 1.000

Gewinnung und Darstellung

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Zur Gewinnung von Bismut kann man von oxidischen oder sulfidischen Erzen ausgehen.

Oxidische Erze werden in Flammöfen mit Kohle zu Bismut reduziert:

 

Sulfidische Bismuterze können entweder mit Eisen nach dem Niederschlagsverfahren reduziert werden:

 

Oder die sulfidischen Erze werden zunächst in die Oxide umgewandelt und anschließend mit Kohle reduziert (Röstreduktionsverfahren):

 
 

Das Rohbismut wird anschließend durch oxidierendes Schmelzen von anderen Elementen (Antimon, Arsen, Blei, Eisen und Schwefel) befreit. Kupfer wird durch Schmelzen mit Natriumsulfid beseitigt, Gold und Silber durch Extraktion des geschmolzenen Bismuts mit Zinn.

Eigenschaften

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Bismutkristalle ohne die typische bunte Oxidationsschicht.

Physikalische Eigenschaften

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Bismut ist ein silberweißes, sprödes und grobkristallines Metall bzw. Halbmetall mit einem Stich ins Rosa.[7] Es hat eine rhomboedrische Kristallstruktur mit sehr dicht gepackten Doppelschichten. Der kürzeste Abstand zwischen zwei Doppelschichten beträgt 352,9 pm, was nur um 15 % größer als der kleinste Abstand zweier Atome innerhalb einer Doppelschicht ist.[7] Bismut-Einkristalle zeigen eine ausgeprägte Spaltbarkeit parallel zu diesen Doppelschichten.

Bismut hat den stärksten Hall-Effekt aller metallähnlichen Elemente und als Halbmetall in reiner Form eine schlechte elektrische Leitfähigkeit. Es zeigt – abgesehen von Supraleitern und pyrolytischem Graphit – darüber hinaus die stärkste diamagnetische Eigenschaft, aus einem von außen angelegten Magnetfeld wird es hinausgedrückt. Der Schubnikow-de-Haas-Effekt (Oszillationen des elektrischen Widerstands in einem äußeren Magnetfeld) wurde erstmals an Bismut-Kristallen beobachtet und gemessen. Vor der Entwicklung von Hallsensoren und Feldplatten verwendete man zur Messung von Magnetfeldern die sogenannte Wismutspirale, eine Spule mit aufgewickeltem dünnem isoliertem Wismutdraht. Die Widerstandsänderung der Spule unter dem Einfluss eines sich ändernden Magnetfeldes war sicher sehr gering im Vergleich mit heutigen Sensoren.

In reinen Bismut-Einkristallen wurde Supraleitung bei Temperaturen unterhalb der extrem niedrigen Sprungtemperatur von 0,53 mK beobachtet.[25] Bismut ist damit das supraleitende Material mit der geringsten Ladungsträgerdichte.

 
Bismutkristall mit Anlauffarben

Von Bismut sind zwei Modifikationen bekannt: Das bei Zimmertemperatur gewöhnliche Bismut bildet unter hohen Drücken (ab 9 GPa) eine kubisch-raumzentrierte Kristallstruktur.

Flüssiges Bismut dehnt sich als einer von wenigen Stoffen beim Erstarren aus (Dichteanomalie). Dieses Phänomen ist auch bei Gallium, Germanium, Plutonium, Silicium, Tellur[26] und Wasser zu beobachten. Es beruht bei Bismut darauf, dass beim Schmelzen (und Erstarren) ein doppelter Phasenübergang stattfindet: einmal der Phasenübergang 1. Ordnung von fest nach flüssig (normalerweise mit kleiner Abnahme der Dichte) und zusätzlich ein Phasenübergang 1. Ordnung von Halbmetall nach Metall mit erheblicher Dichtezunahme, wodurch sich auch die ungewöhnlich große Schmelzentropie von 21,1 J/(K·mol) und die sprunghaft erhöhte elektrische Leitfähigkeit der Schmelze des Bismuts erklären.

Chemische Eigenschaften

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Bismut ist bei Normaltemperatur an trockener Luft beständig. An feuchter Luft jedoch bildet sich an der Oberfläche eine Oxidschicht. Des Weiteren ist Bismut gegen Wasser und nichtoxidierende Säuren (Salzsäure und verdünnte Schwefelsäure) resistent. In oxidierenden Säuren (Salpetersäure oder heiße konzentrierte Schwefelsäure) wird Bismut unter Bildung von Bismutsalzen (BiX3) gelöst. In Pulverform ist es ein entzündbarer Feststoff, kann durch kurzzeitige Einwirkung einer Zündquelle leicht entzündet werden und brennt nach deren Entfernung weiter. Die Entzündungsgefahr ist umso größer, je feiner der Stoff verteilt ist. Das Metall in kompakter Form ist nicht brennbar.[11]

Bei Rotglut verbrennt Bismut mit bläulicher Flamme zu einem braun-gelben Rauch – Bismut(III)-oxid (Bi2O3).

Unter Hitze verbindet sich Bismut mit den Halogenen sowie mit Schwefel, Selen und Tellur direkt. Mit Stickstoff und Phosphor reagiert Bismut nicht.

Natürliches Bismut besteht nur aus dem Isotop 209Bi. Im Jahr 2003 stellte man im Institut d’astrophysique spatiale in Orsay (Frankreich) fest, dass dieses bisher für stabil gehaltene Isotop ein Alpha-Strahler mit einer Halbwertszeit von (1,9 ± 0,2) · 1019 Jahren ist (etwa 19 Trillionen Jahre).[10] Der sehr langsame Zerfall des 209Bi in 205Tl begründet sich einerseits durch die unmittelbare Nähe zum doppelt magischen 208Pb im Isotopenschema und der Tatsache, dass 209Bi selbst einfach magisch ist. Aus der langen Halbwertszeit ergibt sich eine Aktivität von 0,0033 Bq/kg (entsprechend einem einzelnen Kernzerfall pro fünf Minuten und Kilogramm). Zum Vergleich: Kalium, wie es auf Erden anzutreffen ist, hat aufgrund des Gehalts an 40K eine spezifische Aktivität von rund 30 Bq/g. Aus diesem Grund hat ein menschlicher Körper mit rund 70 Kilogramm Gewicht und einem physiologischen Gehalt von 140 Gramm Kalium eine 40K-Aktivität von etwa 4300 Becquerel oder rund 60 Bq/kg.

209Bi ist das vorletzte Glied der Neptunium-Reihe und außer 205Tl das einzige, das noch in nennenswertem Ausmaß natürlich vorkommt. Weil heute in Kernreaktoren auch die am Anfang der Neptunium-Reihe stehenden Nuklide erbrütet werden, nimmt die 209Bi-Menge auf der Erde mit der Zeit zu. Geringe Mengen 237Np (und folglich auch dessen Zerfallsprodukte) entstehen in Uranerzen durch (n,2n)-Reaktionen zwischen schnellen Neutronen und 238U gefolgt von Betazerfall.[27][28] Im Naturreaktor Oklo wurden vor rund 2 Milliarden Jahren – ähnlich wie in heutigen Leichtwasserreaktoren – nennenswerte Mengen 237Np erzeugt, welche über die folgenden geologischen Zeiträume bis zu Bismut bzw. in deutlich geringerem Ausmaß bis zu Thallium zerfallen sind. Der Verbleib der Zerfallsprodukte in-situ bzw. die anhand Berechnungen ermittelbare fehlende Menge erlaubt Rückschlüsse über das Verhalten von Actinoiden und Spaltprodukten in der Umwelt über Jahrmillionen oder gar Jahrmilliarden und kann als Hinweis für die Konstruktion tiefengeologischer Endlager für vergleichbare anthropogene Substanzen herangezogen werden. Da Neptunium als besonders problematisch gilt, kommt daher der Ermittlung seines langfristigen Verhaltens besondere Bedeutung zu – diese wiederum ist am Beispiel Oklo nur anhand der Analyse des Zerfallsprodukts 209Bi möglich.[29][30]

Verwendung

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Bismut findet Verwendung als Legierungsbestandteil niedrigschmelzender Legierungen, beispielsweise für das Woodsche Metall, das bereits bei 60 °C schmilzt, für Roses Metall mit einem Schmelzpunkt von 98 °C und für das bei 60 °C schmelzende Lipowitz’sche Metall.[1]

Technische Verwendung

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Die Legierung Bismanol aus Bismut und Mangan ist ein starker Permanentmagnet.

In Beschichtungslegierungen (Heißtauchverzinnung) für Solarverbinder dient es als Ersatz für Blei.[31]

Synthetische Bismut-Einkristalle mit Abmessungen von mehr als 20 Zentimeter und polykristalline Bismut-Platten werden als Neutronen-Filter für Materialuntersuchungen an Forschungsreaktoren benutzt.[32][33]

Die chemische Verbindung Bismuttellurid pumpt in Peltier-Elementen Wärmeenergie.

Das Phasenwechselmaterial einiger DVD-RAM enthält Bismut, siehe Phasenwechseltechnologie.[34]

Bismut wird von einigen Quellen als Legierungselement in Automatenstählen als Ersatz für Blei propagiert. Es soll die Zerspanbarkeit dieser Stähle verbessern ohne die negativen ökologischen Eigenschaften des Bleis. Aus Sicht der Stahlmetallurgie ist dies allerdings ungünstig, da Bismut sich metallurgisch quasi nicht entfernen lässt und dann als unerwünschtes Begleitelement in den aus Schrotten erzeugten Stählen auftaucht. In der Elektronik-Industrie wird eine Bismut-Zinn-Legierung als Ersatz (Stichwort RoHS) für bleihaltige Lote verwendet. Nachteilig ist, dass für Bismut-Zinn eigene Lötgeräte erforderlich sind. Die Kontamination mit Blei (z. B. Reparatur von Altgeräten) führt zu einem sehr niedrigen Schmelzpunkt, die Verwendung von Werkzeugen für Zinn-Silber-Legierungen dagegen zu hohen Temperaturen und Kontamination des Werkzeugs mit Bismut.

Bismutoxid wird für die Herstellung von optischen Gläsern sowie als Sinterhilfsmittel in der technischen Keramik verwendet. Außerdem findet es in Form von Bismutgermanat Anwendung als Szintillationsdetektor bei der Positronen-Emissions-Tomographie (PET).

Eine Blei-Bismut-Legierung wurde in der Sowjetunion als Kühlmittel für Kernreaktoren verwendet. Diese Legierung ist zwar wirksamer als eine herkömmliche Druckwasserkühlung, jedoch auch entsprechend schwieriger zu handhaben. Die Legierung erstarrt bei einer Temperatur von unter 125 °C und kann dann große Reaktorschäden verursachen. Solche Reaktoren wurden unter anderem auf Atom-U-Booten eingesetzt (z. B. U-Boot der Alfa-Klasse). Eine mit Protonen aus einem Teilchenbeschleuniger beschossene Blei-Bismut-Legierung dient im MYRRHA-Versuchsreaktor für Atommüllbehandlung (Belgien) gleichzeitig als Neutronenquelle und Kühlmittel. Im Vergleich zu reiner Flüssigblei-Kühlung ergibt sich durch das Eutektikum eine niedrigere Mindesttemperatur, jedoch entsteht durch Neutroneneinfang und Betazerfall aus 209Bi das extrem radiotoxische Polonium-210, welches durch die Vergiftung von Alexander Litwinenko traurige Berühmtheit erlangt hat. Obwohl 210Po ein Glied der „Radium-Reihe“ (Zerfall von 238U über 226Ra und 210Po zu stabilem 206Pb) ist, und damit natürlicherweise in Uranerzen sowie dessen Tailings vorkommt, ist inzwischen die Gewinnung mittels Transmutation die Hauptquelle von Polonium. Daher erfordert die Erzeugung von Polonium den Verbrauch von Bismut.

Bismut wird auch als ungiftiger Ersatz für Blei bei Schrotmunition für Schusswaffen verwendet, da Bismut eine ähnliche Masse im Vergleich zu Stahl- und Kupferschrot hat, jedoch ebenso weich ist wie Blei. Damit ist es für ältere Flinten ohne Stahlschrotbeschuss geeignet. Dies ist jedoch wenig verbreitet.

Im 16. Jahrhundert wurde in Süddeutschland und der Schweiz eine Maltechnik entwickelt, bei der Bismut als Beschichtung für kleinere dekorative Kästchen oder Schachteln, zum Teil auch für Altare aus Holz verwendet wurde. Diese Technik wird als Wismutmalerei bezeichnet.[35]

Verwendung in der chemischen Industrie

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Bismutchloridoxid (BiOCl) wird als silberweißes Perlglanzpigment in Kosmetika verwendet.

Bismutvanadat ist als ein hochwetterstabiles grünstichiges Gelb-Pigment im Einsatz und findet z. B. in hochwertigen Lacken, Dispersionsfarben für den Fassadeneinsatz, Kunststoffen und Druckfarben Verwendung.[36]

Außerdem wird Bismut als Katalysator in der chemischen Industrie verwendet.[1]

Medizinische Verwendung

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Wismut Brandbinde, auch Bardelebensche Brandbinde zur antiseptischen Wundbehandlung

Bismutverbindungen wie Dibismut-tris(tetraoxodialuminat), Bismutoxidnitrat (Bismutsubnitrat, basisches Bismutnitrat)[37] und Bismutcitratkalium finden als Bestandteil einer antibiotischen Therapie gegen den Erreger Helicobacter pylori Verwendung, der in Magen und Duodenum Geschwüre verursachen kann (Eradikationstherapie). Die Anwendung erfolgt als sogenannte Quadrupel-Therapie (Kombinationstherapie aus einem Protonenpumpenhemmer und einer Bismut-Triple-Therapie [Bismut-Salz, Tetracyclin, Metronidazol][38][39]).

Bismutverbindungen werden daneben zum Teil noch bei Durchfällen als Adstringentien sowie geruchmildernd bei Mundgeruch und Flatulenz verwendet. Daneben werden einige Verbindungen (z. B. Bibrocathol) als Antiseptikum eingesetzt.

Außerdem findet Bismut diagnostisch bei der Positronen-Emissions-Tomographie Anwendung in Form von Bismutgermanat als Detektormaterial des Tomographiegeräts.

Historisch wurden Bismutverbindungen am Ende des 19. Jahrhunderts als Bestandteil von Wundpulvern (z. B. Dermatol) eingesetzt. Seit den 1920er Jahren fanden sie Verwendung als Mittel gegen die Syphilis.[40][41] Es wurde jedoch vollständig durch moderne Antibiotika ersetzt.

Bismutsalze wurden zudem als Röntgenkontrastmittel zur Darstellung des Magen-Darm-Trakts (sog. Wismutmahlzeit) verwendet. Hier wurde Bismutsalz durch Bariumsulfat ersetzt.

Basisches Bismutgallat wird in einer Hautsalbenrezeptur nach Stolte verwendet, die Salbe kann für die Behandlung entzündlicher Hautstellen bei Säuglingen verwendet werden.

Vergiftung

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Eine Bismutvergiftung (Bismutismus) ist aufgrund der schlechten Resorption im Magen-Darm-Trakt selten. Sie ähnelt weitgehend einer Quecksilbervergiftung.[42] Typisch sind das Auftreten eines schiefergrauen bis schwarzen Bismutsaums (Bismutsulfid-Ablagerung) an der Mundschleimhaut mit Ausbildung einer Mundschleimhautentzündung (Stomatitis) und Gingivitis (mit Zahnlockerung, -ausfall), Darmentzündungen (Enteritis) mit Durchfällen sowie Nierenschäden (Bismutnephropathie).[40][43]

Nachweis

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Die Bismutrutsche. Links eine Positivkontrolle mit Bismut(III)-chlorid, rechts eine Analysesubstanz. Im rechten Bild sind die einzelnen Salzhäufchen zur Maskierung von Störungen noch zu erkennen.

Der Nachweis von Bismut erfolgt durch die Bismutrutsche mit Thioharnstoff. Zur Fällung unerwünschter Störionen werden Natriumfluorid, Natriumchlorid und Kaliumnatriumtartrat verwendet:

  • NaF zur Komplexierung von Fe3+ und Al3+
  • NaCl zur Fällung von Ag+ und Hg22+
  • Tartrat zur Komplexierung von Sb3+ und Sn2+

Bei Anwesenheit von Bi3+ bildet sich ein kristalliner, zitronengelber Thioharnstoff-Komplex, bei dem drei Thioharnstoff-Moleküle über den Schwefel mit dem Bismut assoziiert sind:

  (Komplexbildungsreaktion).

Alternative Nachweisreaktionen:

  • In einer Redoxreaktion mit Zinn(II)-Ionen als Reduktionsmittel fällt elementares Bismut schwarz aus.
  • Mit Natriumiodidlösung: zunächst fällt schwarzes Bismut(III)-iodid aus, das sich dann im Iodidüberschuss als oranger Tetraiodobismutat-Komplex löst:
  (Komplexbildungsreaktion).

Gehaltbestimmung

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Die Fähigkeit von Bismut(III), im Sauren sehr stabile Komplexe mit Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA) zu bilden, wird zur Gehaltsbestimmung mittels komplexometrischer Titration genutzt. Als Indikator ist z. B. Xylenolorange geeignet.[45]

Verbindungen

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Bismit enthält Bismut(III)-oxid (Bi2O3)

Bismut ist in erster Linie dreiwertig, doch gibt es auch ein- und fünfwertiges Bismut; Bismut(V)-oxid ist jedoch ein sehr starkes Oxidationsmittel, das sogar Mangan(II) zum Permanganat oxidiert. Außerdem bildet es polymere Kationen. An der Luft ist es beständig.

Literatur

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Wiktionary: Bismut – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Bismuth – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks: Praktikum Anorganische Chemie/ Bismut – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise

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  1. a b c Harry H. Binder: Lexikon der chemischen Elemente. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-7776-0736-3.
  2. Die Werte für die Eigenschaften (Infobox) sind, wenn nicht anders angegeben, aus www.webelements.com (Bismuth) entnommen.
  3. CIAAW, Standard Atomic Weights Revised 2013.
  4. Manjeera Mantina, Adam C. Chamberlin, Rosendo Valero, Christopher J. Cramer, Donald G. Truhlar: Consistent van der Waals Radii for the Whole Main Group. In: J. Phys. Chem. A. 113, 2009, S. 5806–5812, doi:10.1021/jp8111556.
  5. a b c d e Eintrag zu bismuth in Kramida, A., Ralchenko, Yu., Reader, J. und NIST ASD Team (2019): NIST Atomic Spectra Database (ver. 5.7.1). Hrsg.: NIST, Gaithersburg, MD. doi:10.18434/T4W30F (physics.nist.gov/asd). Abgerufen am 13. Juni 2020.
  6. a b c d e Eintrag zu bismuth bei WebElements, www.webelements.com, abgerufen am 13. Juni 2020.
  7. a b c Norman N. Greenwood, Alan Earnshaw: Chemie der Elemente. 1. Auflage. Wiley-VCH, Weinheim 1988, ISBN 3-527-26169-9.
  8. Robert C. Weast (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. CRC (Chemical Rubber Publishing Company), Boca Raton 1990, ISBN 0-8493-0470-9, S. E-129 bis E-145. Werte dort sind auf g/mol bezogen und in cgs-Einheiten angegeben. Der hier angegebene Wert ist der daraus berechnete maßeinheitslose SI-Wert.
  9. a b Yiming Zhang, Julian R. G. Evans, Shoufeng Yang: Corrected Values for Boiling Points and Enthalpies of Vaporization of Elements in Handbooks. In: Journal of Chemical & Engineering Data. 56, 2011, S. 328–337, doi:10.1021/je1011086.
  10. a b Pierre de Marcillac, Noël Coron, Gérard Dambier, Jacques Leblanc, Jean-Pierre Moalic: Experimental detection of α-particles from the radioactive decay of natural bismuth. In: Nature. 422, 24. April 2003, S. 876–878, doi:10.1038/nature01541; Ergebnistabelle.
  11. a b c d Eintrag zu Bismut, Pulver in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 26. April 2017. (JavaScript erforderlich)
  12. C. R. Hammond: The Elements. In: David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 81. Auflage. CRC press, 2004, ISBN 0-8493-0485-7.
  13. N. Figurowski: Die Entdeckung der chemischen Elemente und der Ursprung ihrer Namen. Aulis-Verlag Deubner, Köln 1981, ISBN 3-7614-0561-8, S. 214–215.
  14. A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1, S. 822.
  15. a b Georgii Agricolae medici: Bermannus, sive de re metallica. Basileæ 1530, S. 75 ff.
  16. Mark Chance Bandy, Jean A. Bandy: De Natura Fossilium (Textbook of Mineralogy). (Memento des Originals vom 16. November 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.farlang.com des Georgius Agricola, Übersetzung der ersten lateinischen Ausgabe von 1546, erschienen als The Geologigal Society of America Special Paper 63. New York 1955, S. 179.
  17. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 18. Auflage. (bearbeitet von Walther Mitzka), de Gruyter, Berlin 1960, S. 866, Wismut.
  18. Wismut. In: Wolfgang Pfeifer u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 4. Auflage. dtv, München 1999, ISBN 3-423-32511-9, S. 1574.
  19. Elke Grab-Kempf: Zur Etymologie von dt. Wismut. In: Beitraege zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (PBB). 125, 2003, S. 197–206, doi:10.1515/BGSL.2003.197.
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