Wisselsheim

Stadtteil von Bad Nauheim

Wisselsheim ist der kleinste Stadtteil von Bad Nauheim im hessischen Wetteraukreis.

Wisselsheim
Wappen von Wisselsheim
Koordinaten: 50° 23′ N, 8° 46′ OKoordinaten: 50° 22′ 30″ N, 8° 45′ 54″ O
Höhe: 140 (138–167) m ü. NHN
Fläche: 2,72 km²[1]
Einwohner: 865 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 318 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Februar 1971
Eingemeindet nach: Wettertal
Postleitzahl: 61231
Vorwahl: 06032

Geographische Lage

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Der Stadtteil liegt östlich der Kernstadt. Durch den Ort führt die Kreisstraße 173. Wisselsheim liegt an der Wetter.

Geschichte

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Kirche

Ortsgeschichte

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Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes als Wizinesheim (Heim des Wizzo) stammt von 804 und findet sich im Lorscher Codex.[3]

1550 wurde die Kirche erbaut.

Bereits im 16. Jahrhundert wurde hier Salz aus den Solequellen gewonnen. Im Hofgut Löwenthal befand sich die Verwaltung der Salinenanlage. 1830 wurden die Anlagen aufgegeben. Bad Salzhausen kaufte Teile des Gradierwerkes.

Bis 1806 gehörte der Ort als reichsfreier unmittelbarer Besitz zu 1112 den Freiherren Löw von und zu Steinfurth und zu 112 den Freiherren Schenck zu Schweinsberg. 1806 fiel Steinfurth durch die Rheinbundakte[4] an das Großherzogtum Hessen und lag hier im Fürstentum Oberhessen (ab 1816: Provinz Oberhessen). Die Niedere Gerichtsbarkeit blieb den Standesherren erhalten und wurde durch deren „Patrimonialgericht Steinfurt“ ausgeübt. Diese Einschränkung staatlicher Souveränität störte das Großherzogtum selbstverständlich.

Dem Großherzogtum gelang es bei der Verwaltungsreform der Jahre 1820 bis 1822 Wisselsheim weiter in die staatlichen Strukturen zu integrieren. Mit dieser Verwaltungsreform wurden auch auf unterer Ebene Rechtsprechung und Verwaltung getrennt. Für die bisher in den Ämtern wahrgenommenen Verwaltungsaufgaben wurden Landratsbezirke geschaffen, für die erstinstanzliche Rechtsprechung Landgerichte.[5] 1822 wurde Wisselsheim faktisch in den Landratsbezirk Butzbach eingegliedert, da die Löw von Steinfurth darauf verzichteten, polizeiliche Rechte selbst wahrzunehmen.[6] Die Rechtsprechung übernahm das neu eingerichtete Landgericht der Freiherren von Löw mit Sitz in Friedberg.[6] Dieses bestand aber keine drei Jahre, bevor die Löw zu Steinfurth es in das Landgericht Friedberg eingliedern ließen.[7] Ab 1867 war dann das neu gegründete Landgericht Nauheim zuständig.[8]

Mit dem Gerichtsverfassungsgesetz von 1877 wurden Organisation und Bezeichnungen der Gerichte reichsweit vereinheitlicht. Zum 1. Oktober 1879 hob das Großherzogtum Hessen deshalb die Landgerichte auf. Funktional ersetzt wurden sie durch Amtsgerichte.[9] So ersetzte das Amtsgericht Nauheim das Landgericht Nauheim. Das Amtsgericht Bad Nauheim bestand bis 1968. Anschließend war das Amtsgericht Friedberg zuständig.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten die Gemeinden Wisselsheim und Rödgen zum 1. Februar 1971 freiwillig zur neuen Gemeinde Wettertal.[10] Bereits am 31. Dezember 1971 wurde das neugebildete Wettertal kraft Landesgesetz in die benachbarte Stadt Bad Nauheim eingemeindet.[11] Für die eingegliederten ehemals eigenständigen Gemeinden sowie die Kernstadt wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet. Daher entstand für das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Wettertal der Ortsbezirk Rödgen-Wisselsheim, der bis heute für die beiden gleichnamigen Bad Nauheimer Stadtteile zuständig ist.[12]

Hofgut Wisselsheim

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Das Hofgut Wisselsheim gehörte einem Herrn Renker. Dessen Tochter Juliane Christiane Renker heiratete im Jahre 1704 Johann Philipp Huth, gen. Wisselsheim 1664–1726, 3. Sohn des Apothekers Johannes Huth (1619–1693).

Dieser wandte sich dem Medizinstudium zu. Nachdem er die Doktorwürde erlangte, ließ er sich in seiner Vaterstadt Friedberg als Arzt nieder und wurde später physicus ordinarius und Hessen-Kassel’scher Rat und Leibmediziner. Infolge der Erbschaft bekam Johann Philipp den Namen Huth-Wisselsheim. Am 1. Juni 1722 wurde ihm in Anbetracht seiner Verdienste ein persönliches Wappen verliehen, das seine Leibeserben und „Erbes-Erben“ ständig zu führen berechtigt sind. Unterzeichnet ist der Wappenbrief von dem Cousin des Doktors und Sohn des alten Burgpfarrers, dem kaiserlichen Notar Adrian Huth auf der Burg.

Adrian war der Sohn des Burgpfarrers Christoph (1628–1706), also Vetter von Johann Philipp. Juliane Huth überlebte ihren Mann. Ihr Grabstein befindet sich in der alten Liebfrauenkirche in Friedberg im Langschiff, Nordseite unter dem vierten Fenster. Der Ehe Johann Philipps entstammten drei Töchter und zwei Söhne, von denen nur der Ältere bekannt ist. Johann Philipp starb vor dem 19. November 1726.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Wisselsheim angehört(e):[1][13]

Bevölkerung

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Einwohnerentwicklung

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Wisselsheim: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019
Jahr  Einwohner
1834
  
174
1840
  
172
1846
  
166
1852
  
172
1858
  
195
1864
  
212
1871
  
225
1875
  
220
1885
  
235
1895
  
265
1905
  
302
1910
  
294
1925
  
301
1939
  
352
1946
  
579
1950
  
592
1956
  
603
1961
  
621
1967
  
634
1970
  
713
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2010
  
939
2011
  
924
2016
  
850
2019
  
841
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Bad Nauheim (web archiv): 2010, 2016, 2019[2]; Zensus 2011[15]

Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wisselsheim 924 Einwohner. Darunter waren 45 (4,9 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 165 Einwohner unter 18 Jahren, 381 zwischen 18 und 49, 171 zwischen 50 und 64 und 210 Einwohner waren älter.[15] Die Einwohner lebten in 387 Haushalten. Davon waren 108 Singlehaushalte, 120 Paare ohne Kinder und 105 Paare mit Kindern, sowie 42 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 87 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 240 Haushaltungen lebten keine Senioren.[15]

Für Rödgen und Wisselsheim besteht ein gemeinsamer Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinden Rödgen und Wisselsheim) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[16] Zur Zusammensetzung siehe Politik Rödgen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Kulturdenkmäler

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Siehe Liste der Kulturdenkmäler in Wisselsheim

Salzwiesen

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Blick über das Naturschutzgebiet

Schon 1936 wurden die Wisselsheimer Salzwiesen zum Naturschutzgebiet erklärt, weil dort seltene Salzpflanzen wachsen.

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. 1822: Trennung von Justiz (Landgericht Friedberg) und Verwaltung.
  4. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 1. Februar 1971 zur Gemeinde Wettertal.
  8. Am 31. Dezember 1971 zur Stadt Bad Nauheim.

Einzelnachweise

  1. a b c d Wisselsheim, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Zahlen & Daten. In: Webauftritt. Stadt Bad Nauheim, abgerufen im Juni 2024.
  3. Karl Josef Minst [Übers.]: Lorscher Codex (Band 5), Urkunde 3128, 13. September 804(?) – Reg. 2932. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 94, abgerufen am 6. Mai 2019.
  4. Art. 25 Rheinbundakte.
  5. Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr. 33, S. 403 ff. (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
  6. a b Die Vereinigung der beiden bisherigen Löwischen Patrimonialgerichte in ein Landgericht betr. vom 13. November 1822. In: Großherzogliches Ministerium des Inneren und der Justiz (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1822 Nr. 36, S. 520 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 36,6 MB]).
  7. Die Übertragung der die Justiz-Verwaltung betreffenden Gerechtsame der Freiherrlichen Familie von Löw von und zu Steinfurt an den Staat betreffend vom 22. September 1825. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 38 vom 29. September 1825, S. 401.
  8. Ziff. III und Nr. 3 Bekanntmachung betreffend die Gerichtsbarkeit in den durch den Friedensvertrag mit der Krone Preußen vom 3. September v. J. erworbenen Gebietstheilen vom 18. Dezember 1866. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 2 vom 9. Januar 1867, S. 9f.
  9. §§ 1, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.
  10. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Punkt 328, Abs. 37 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 360 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  12. Hauptsatzung. (PDF; 92 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Bad Nauheim, abgerufen im Oktober 2020.
  13. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  14. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  15. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 48 und 102, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  16. Hauptsatzung. (PDF; 92 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Bad Nauheim, abgerufen im März 2024.
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Commons: Wisselsheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien