Wolferborn
Wolferborn ist ein Stadtteil von Büdingen im hessischen Wetteraukreis.
Wolferborn Stadt Büdingen
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Koordinaten: | 50° 20′ N, 9° 12′ O |
Höhe: | 244 (235–377) m ü. NHN |
Fläche: | 6,9 km²[1] |
Einwohner: | 920 (2022)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 133 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. August 1972 |
Postleitzahl: | 63654 |
Vorwahl: | 06049 |
Übersichtskarte von Wolferborn
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Blick über Wolferborn, 2019
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Geographische Lage
BearbeitenWolferborn liegt siebeneinhalb Kilometer nordöstlich von Büdingen am Seemenbach.
Ortsgeschichte
BearbeitenMittelalter
BearbeitenAm 12. August 1276 verlieh König Rudolf I. von Habsburg in Worms Graf Heinrich V. von Weilnau ein Burglehen zu Gelnhausen. In dieser Urkunde wird Wolferborn als „Wolfratsbrunnen“ erstmals erwähnt. Johann v. Isenburg-Büdingen und Friedrich v. Lißberg bekundeten in dieser Urkunde, dass Ritter Sibold Löw von Steinfurth die Gebrüder Henne und Werner v. Cleen und Gise v. Windhausen ihre Streitigkeiten in einer „gutlich, gruntlich, fruntliche Rachtunge“ behoben hätten. Der Streit ging um ihrer Rechte am Dorf Lichenroth die Eisengruben zu Bracht, der Schmieden zu Wolferborn und Rinderbügen sowie der Wiesen zu Hellstein insbes., wie den beiderseitigen Untertanen Rechtshilfe gewährt werden sollte.[3]
1398 verlieh König Wenzel dem Grafen Johann I. von Isenburg in Büdingen das Gericht Wolferborn zu einem Burglehen. Dieses hatte er mit Friedrich von Lißberg in Ganerbschaft inne. Zu dem Burglehen mit allem Zubehör gehörten die Dörfer Hitzkirchen, Kefenrod, Bindsachsen und Rinderbügen.[4]
Nach 1400 wird Wolferborn in der heutigen Schreibweise erwähnt. Wolferborn war im Mittelalter zeitweise Gerichtsort, im Übrigen reine Landwirtschaftsgemeinde. Die Kirche ist ein romanischer Bau und wurde als Wehrkirche gebaut, die einschließlich der Orgel jüngst aufwändig renoviert wurde.
Neuzeit
BearbeitenAb 1787 besteht ein Birsteiner Anteil am Gericht Wolferborn.[5] 1806 kamen alle isenburgische Lande zum Rheinbund[6]-Fürstentum Isenburg; nach dem Beschluss des Wiener Kongresses kam das Fürstentum 1815 zu Österreich,[7] wo es aber nur ein Jahr verblieb. Österreich trat das gesamte Gebiet Mitte 1816 an das Großherzogtum Hessen (Hessen-Darmstadt) ab. Großherzog und Kurfürst (Hessen-Kassel) einigten sich am 29. Juni 1816 auf eine Teilung der nordmainischen Gebiete, der ehemaligen Grafschaften im alten römisch-deutschen Reich (Ysenburg-Büdingen-Meerholz und Ysenburg-Büdingen-Wächtersbach), und schlossen einen Territorial-Ausgleichs-Vertrag.[8] Wolferborn kam zu Kurhessen, und zwar zunächst zum Kreis Salmünster und nach dessen Auflösung 1830 zum Kreis Gelnhausen. Nachdem Kurhessen an der Seite Österreichs den preußisch-österreichischen Krieg 1866 verloren hatte, ging Wolferborn mit Kurhessen an Preußen (Provinz Hessen-Nassau) bis 1945.[5]
Wolferborn bekam bereits 1926 Wasserleitung und 1934 Kanalisation. Von 1914 bis 1920 wurde eine Flurbereinigung durchgeführt. Heute ist Wolferborn Landwirtschafts- und Arbeiterwohngemeinde mit einigen kleinen Gewerbebetrieben.
- Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Obwohl die vormals selbständige Gemeinde Wolferborn nicht zum Landkreis Büdingen gehörte, sondern ab 1830 zum Kreis Gelnhausen (bzw. nach 1938 zum Landkreis Gelnhausen), wird sie mit Wirkung vom 1. August 1972 kraft Landesgesetz im Rahmen der Gebietsreform in Hessen in die Stadt Büdingen als Stadtteil eingegliedert.[9][10] und gehört seitdem zum Wetteraukreis. Durch Wolferborn fließt der Seemenbach. Für Wolferborn wurde ein Ortsbezirk errichtet.[11]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
BearbeitenDie folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Vonhausen angehört(e):[5][12][13]
- vor 1806: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft/Fürstentum Isenburg-Birstein, birsteiner Anteil am Gericht Wolferborn
- ab 1806: Fürstentum Isenburg (Rheinbund),[Anm. 2] Amt Wächtersbach, Gericht Wolferborn
- ab 1813: Generalgouvernement Frankfurt,[Anm. 3] Amt Wächtersbach
- ab 1815: Kaisertum Österreich,[Anm. 4] Amt Wächtersbach
- ab 1816: Kurfürstentum Hessen,[Anm. 5] Amt Wächtersbach
- ab 1822: Kurfürstentum Hessen, Kreis Salmünster[Anm. 6]
- ab 1830: Kurfürstentum Hessen, Kreis Gelnhausen
- ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hanau
- ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Kreis Gelnhausen
- ab 1867: Königreich Preußen,[Anm. 7] Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Gelnhausen
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Gelnhausen
- ab 1918: Deutsches Reich,[Anm. 8] Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Gelnhausen
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Gelnhausen
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Gelnhausen
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone,[Anm. 9] Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Gelnhausen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Gelnhausen
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gelnhausen
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis, Stadt Büdingen
Bevölkerung
Bearbeiten- Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wolferborn 939 Einwohner. Darunter waren 24 (2,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 174 Einwohner unter 18 Jahren, 375 zwischen 18 und 49, 222 zwischen 50 und 64 und 171 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 363 Haushalten. Davon waren 90 Singlehaushalte, 117 Paare ohne Kinder und 129 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 63 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 246 Haushaltungen lebten keine Senioren.[14]
- Einwohnerentwicklung
Wolferborn: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 603 | |||
1840 | 656 | |||
1846 | 674 | |||
1852 | 660 | |||
1858 | 639 | |||
1864 | 623 | |||
1871 | 628 | |||
1875 | 683 | |||
1885 | 631 | |||
1895 | 676 | |||
1905 | 640 | |||
1910 | 682 | |||
1925 | 716 | |||
1939 | 715 | |||
1946 | 924 | |||
1950 | 999 | |||
1956 | 846 | |||
1961 | 846 | |||
1967 | 847 | |||
1970 | 825 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 939 | |||
2014 | 921 | |||
2022 | 920 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[5]; Stadt Büdingen;[15] Zensus 2011[14] |
- Historische Religionszugehörigkeit
• 1961: | 731 evangelische (= 86,41 %), 111 katholische (= 13,12 %) Einwohner[5] |
Politik
BearbeitenFür Wolferborn besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Wolferborn) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[11] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 52,83 %. Alle Kandidaten gehörten der „Bürgerliste Wolferborn“ an.[16] Der Ortsbeirat wählte Patrick Appel zum Ortsvorsteher.[17]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenBauwerke
BearbeitenKulturdenkmäler im Stadtteil Wolferborn:
- Gesamtanlage Wolferborn Ost
- Gesamtanlage Wolferborn West
- Am Kaspersberg 7
- Brunnen an der Wehrtbornstraße
- Herzbergstraße 10 – Evangelische Pfarrkirche[18]
- Wehrtbornstraße 23 – Backhaus
- Wehrtbornstraße 31 – Schule
- Wehrtbornstraße 34 – Hof Rapp
- Wehrtbornstraße 41 und 41a
- Wehrtbornstraße 46
- Wehrtbornstraße 57
-
Der Wehrtborn
-
Evang. Pfarrkirche
Vereine
Bearbeiten- Männergesangverein 1884
- Freiwillige Feuerwehr (seit 1894)
- Sportgemeinschaft (gegründet 1914)
- Landfrauenverein
- Tennisclub
- Natur- und Vogelschutzgruppe
- zwei Reit- und Fahrvereine
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenÖffentliche Einrichtungen
Bearbeiten- Evangelische Kindertagesstätte, seit 1995. (Seit 1885 gibt es bereits einen Kindergarten in Wolferborn, damals Kleinkinderschule genannt.)
- Evangelische Kirchengemeinde Wolferborn
Unternehmen
Bearbeiten- Die Röder Zeltsysteme und Service AG. Die börsennotierte Firma produziert, vertreibt und vermietet Zeltsysteme.
Literatur
Bearbeiten- Hans Georg Ruppel und Karin Müller: Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform = Darmstädter Archivschriften 2. Historischer Verein für Hessen, Darmstadt 1976.
- Siegfried R.C.T. Enders: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Abteilung: Baudenkmale in Hessen. Wetteraukreis I. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Vieweg, Braunschweig/Wiesbaden 1982, ISBN 3-528-06231-2, S. 185–188.
- Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck 14, ISSN 0342-2291). Elwert, Marburg 1926, (Unveränderter Neudruck. ebenda 1974, ISBN 3-7708-0509-7), S. 526–527.
- Hans Philippi: Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen. Elwert, Marburg 1954 (Schriften des hessischen Amts für geschichtliche Landeskunde 23), S. 164–165, 189–190.
- Literatur über Wolferborn nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
Bearbeiten- Stadtteil Wolferborn. In: Webauftritt der Stadt Büdingen.
- Wolferborn, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Anmerkungen und Einzelnachweise
BearbeitenAnmerkungen
- ↑ Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
- ↑ Infolge der Rheinbundakte.
- ↑ Infolge der Befreiungskriege.
- ↑ Mediatisierung infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
- ↑ Durch Staatsvertrag mit Österreich und dem Königreich Preußen sowie Einigung zwischen Großherzogtum Hessen und Kurhessen.
- ↑ Trennung zwischen Justiz (Justizamt Wächtersbach) und Verwaltung.
- ↑ Infolge des Deutschen Krieges.
- ↑ Infolge des Ersten Weltkriegs entsteht die Weimarer Republik.
- ↑ Infolge des Zweiten Weltkriegs.
Einzelnachweise
- ↑ Familienstadt Büdingen: Wolferborn. Abgerufen am 11. September 2023.
- ↑ Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen am 11. September 2023.
- ↑ ebenfalls abgedruckt bei: Gustav Simon: Die Geschichte des reichsständigen Hauses Ysenburg und Büdingen. Band III., Ffm 1865. S. 222, Nr. 206.
- ↑ Friedrich Battenberg: Isenburger Urkunden 1. Regesten zu Urkundenbeständen und Kopiaren der fürstlichen Archive in Birstein und Büdingen. 947 - 1500. Darmstadt 1976. Nr. 988, S. 263.
- ↑ a b c d e Wolferborn, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. Dezember 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Artikel 24 Abs. 11 der Rheinbundakte, amtlich: Vertrag zwischen dem Bevollmächtigten Sr. Majestät des Kaisers der Franzosen, Königs von Italien mit den im Vertrage selbst genannten Bevollmächtigten deutscher Fürsten vom 12. Juli 1806. URL: http://www.documentarchiv.de/nzjh/1806/rheinbundsakte.html Stand: 25. Mai 2013.
- ↑ Artikel 52: Das Fürstenthum Isenburg wird unter die Souverainetät Sr. Maj. des Kaisers von Österreich gestellt, und wird mit demselben in solche Beziehungen kommen, wie die Föderativ-Constitution Deutschlands es für die mediatisirten Staaten bestimmen wird.
- ↑ Convention Territorial entre le Grand Duc de Hesse et Electeur de Hesse. — Signèe à Francfort sur Mein, le 29 Juin, 1816. British and Foreign State Papers 1815–1816, Band 3, Compiled by the Librarian and Keeper of the Papers, Foreign Office, James Ridgway and Sons, Piccadilly, London: 1838, S. 812–819; (größtenteils in deutscher Sprache) Digitalisat; auch abgedruckt in Grindaha, Heft 26, Geschichtsverein Gründau e. V., Gründau 2016 ISSN 2194-8631 S. 4–12 mit Anmerkung von Norbert Breunig
- ↑ http://starweb.hessen.de/cache/GVBL/1972/00017.pdf#page=16
- ↑ Grenzänderungs- und Eingliederungsvertrag (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2024. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. vom 26. November 1971.
- ↑ a b Hauptsatzung. (PDF; 150 kB) § 3. In: Webauftritt. Stadt Büdingen, abgerufen im Juni 2024.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 48 und 102, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021 .
- ↑ 2014: Haushaltsplan 2016. Vorbericht: Statistische Angaben. Stadt Büddingen, archiviert vom ; abgerufen im Juni 2024.
- ↑ Ortsbeiratswahl Wolferborn. In: Votemanager. Stadt Büdingen, abgerufen im Juni 2024.
- ↑ Ortsbeirat Wolferborn. In: Ratsinfosystem. Stadt Büdingen, abgerufen im Mai 2024.
- ↑ Pfarr- und Wehrkirche St. Peter und Paul zu Wolferborn auf der Webseite der Kirchengemeinde Wolferborn