Wolfgang Heichel

deutscher Sänger und Produzent

Wolfgang Heichel (* 4. November 1950 in Meißen) ist ein deutscher Sänger. Bekannt wurde er durch seine Zugehörigkeit zur Pop-Gruppe Dschinghis Khan.

Wolfgang Heichel 2019

Heichel wurde in Meißen (DDR) als Sohn eines Maschinenbau-Ingenieurs geboren.[1] Als er drei Jahre alt war, zog die Familie nach West-Berlin, als er 16 Jahre alt war nach Melsungen bei Kassel.[1] Nach dem Abitur studierte er neun Semester Kunstpädagogik (Hauptfach Foto, Film, Fernsehen)[2] mit dem Ziel Studienrat für Kunsterziehung an der Kunstakademie Kassel, wobei er das Studium zwei Semester vor dem Abschluss abbrach.[1] In der Schweiz lernte er die Zahnarzthelferin Henriette Strobel kennen, welche dort gerade eine Ausbildung zur Kosmetikerin begann. Anderthalb Jahre später, am 9. April 1976 heirateten die beiden. 1977 zog das Ehepaar nach München, wo Heichel ein Studium der Zahnmedizin an der LMU München begann, welches er nach nicht bestandenem Vorphysikum abbrach.[2] Während der Zeit bei Dschinghis Khan brach die Ehe auseinander und es wurde die Scheidung eingereicht;[3] nach der Scheidung nahm Henriette wieder ihren Mädchennamen an.[2]

Ab 1986 arbeitete er hinter den Kulissen als Komponist, Produzent und Verleger. 2001–2003 studierte er Psychologie an der University of North Carolina, USA.

Vor Dschinghis Khan

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Mit acht bis 13 Jahren hatte Heichel Klavierunterricht und brachte sich das Gitarre-Spielen bei.[1] Mit 14 Jahren wurde er Sänger einer Schulband und spielte in Berlin bei den Bands Black Birds und Inaction.[1] Nach seinem Kunstpädagogik-Studium wurde er Bassist und Sänger der Gruppe Blue Heaven, welche gemeinsam in die Schweiz zog.[1] Dort fiel die Gruppe auseinander und Heichel gründete dort eine neue Band, welche aber keine Arbeitsgenehmigung in der Schweiz erhielt.[1] Er wurde als Gitarrist in der Begleitband von Christian Anders engagiert, wobei die geplante Tournee dann aber ausfiel.[1] Während seines Studiums der Zahnmedizin war er nebenbei Studiosänger z. B. bei der Saragossa Band.[1]

Dschinghis Khan

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Der Schlagerproduzent Ralph Siegel reichte für den deutschen ESC-Vorentscheid Ein Lied für Jerusalem das Lied Dschinghis Khan ein, welches von der Gruppe Dschinghis Khan gesungen werden sollte.[4] Diese Gruppe gab es zum Zeitpunkt der Einreichung noch nicht.[4] Nach der Zusage, dass das Lied daran teilnehmen kann, begann Siegel sechs Wochen vor dem Vorentscheid mit der Suche nach Mitgliedern. Nachdem Steve Bender, Leslie Mándoki, Edina Pop und Louis Potgieter zugesagt hatten, fehlten Siegel noch ein Mann und eine Frau für sein Konzept.[5]

Auf Vorschlag eines mit Heichel befreundeten Studiomusikers fragte Siegel bei Heichel an, der dann ebenfalls zusagte.[5] Außerdem fragte Siegel, ob Heichel noch ein Mädchen kennt, welches da reinpassen könnte, worauf Heichel dann seine Frau Henriette Heichel geborene Strobel vorschlug.[5]

Nach dem Sieg beim Vorentscheid nahmen Dschinghis Khan im Mai 1979 für Deutschland am Eurovision Song Contest in Jerusalem teil und belegten mit dem Lied Dschinghis Khan Platz 4. Dschinghis Khan blieb auch in der Folgezeit erfolgreich und erhielt zahlreiche goldene Schallplatten in Deutschland und im Ausland.

1985/1986 löste sich die Gruppe auf.

Weitere musikalische Tätigkeiten

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Nach Auflösung von Dschinghis Khan beteiligte er sich 1986 als Mitglied der Gruppe „That's Life“ an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 1986. Das Lied Telefon belegte dort den letzten Platz, worauf die Band kurz darauf wieder aufgelöst wurde.

1988 erschien die Single Hurra es schneit bei Mándokis Label Red-Rock Music.[6]

 
Dschinghis Khan 2005: Wolfgang Heichel (links) beim Reunion-Konzert

Im Dezember 2005 gab er zusammen mit den Gründungsmitglieden Steve Bender, Edina Pop und Henriette Strobel ein Dschinghis-Khan-Reunion-Konzert in der Olympiahalle in Moskau vor knapp 30.000 Zuschauern.[7]

Ab 2006 erfolgten dann eine Reihe weiterer Auftritte mit Dschinghis Khan, vor allem in Osteuropa und Asien.

Trennung und eigene Formation „Dschinghis Khan“

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Bei einem Konzert im Dezember 2014 fehlte Heichel dann,[8] eine Nachfrage beim Management brachte keine Auskunft, da es sich um ein laufenden Verfahren handelte.[8] Viel später sagte Heichel dann, dass er die Gruppe aufgrund künstlerischer Differenzen verließ.[9] Seitdem trat er nicht mehr zusammen mit den Gründungsmitgliedern Edina Pop und Henriette Strobel auf.

2013 gründete Heichel zusammen mit Berta Striebel in der Schweiz die „NIC, National, International Consulting GmbH“,[10] 2017 wurde ein modernisiertes Logo von Dschinghis Khan von Striebel beim Deutschen Patent- und Markenamt angemeldet und eingetragen,[11] wobei Heichel Mitinhaber der Wort-/Bildmarke war.[12]

2018 wurde die Webseite dschinghis-khan.group als „Dschinghis Khan – The Original – Legal Registered Trademark“ mit dem eingetragenen Logo erstellt,[13] im April erschien das Lied We love football und es wurde ein „Big Comeback“ für 2019 angekündigt.[14]

Unter Berufung auf die Wort-/Bildmarke „Dschinghis Khan“ versuchte Heichel Auftritte der Siegel-Formation „Dschinghis Khan“ im deutschen Fernsehen zu verhindern.[15]

Im Juli 2018 war Heichel in der Mongolei um ein Video für das Lied Dschinghis Khan zu drehen, welches vom mongolischen Hero Entertainment produziert werden sollte.[16]

Zusammenarbeit mit Stefan Track

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Dschinghis Khan 2019: Wolfgang Heichel (Mitte) mit Stefan Track, zweiter von links

Ab etwa Mitte 2018 arbeitete Heichel dann mit Stefan Track zusammen, der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls als „Dschinghis Khan“ auftrat: Auf Tracks Webseite dschinghiskhan.com wurde ab August eine „Wiedervereinigung“ angekündigt.[17] Ab Ende 2018 gab es gemeinsame Auftritte.[18] Durch die Fusion wurden die uneingeschränkten Markenrechte (unter anderem für Deutschland, Russland, Ukraine und Spanien) zusammengeführt.[19] 2019 und 2020 veröffentlichten Heichel und Track gemeinsam unter dem Namen „Dschinghis Khan“ die Singles Die Strassen von Paris und Istanbul sowie das Album Here we go; beim Lied Istanbul ist Berta Striebel Co-Autorin.[20]

Anfang 2022 gab Heichel bekannt, dass er sich bereits 2020 wegen schwerwiegender Differenzen wieder von Track trennte.[21]

Weitere Entwicklung

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Kurz nach Veröffentlichung des Albums Here we go erschien Ende 2020 das 2018 aufgenommene aufwändig produzierte Video zum Lied Dschinghis Khan (2020) aus diesem Album.[22]

2021 verlor Heichel einen Prozess gegen Ralph Siegel um das von ihm eingereichte Dschinghis-Khan-Logo.[12] Seit März 2022 wird auf Facebook ein erneut überarbeitetes Logo von der Siegel-Formation verwendet.[23]

Seitdem tritt Heichel als The Khaan[24] oder Wolfgang Heichel – Original Chinggis Khan[25] auf.

Im April 2023 wurde bekannt, dass Heichel für Oktober 2023 eine Deutschland-Tournee plante;[26] später wurde bekannt, dass die Siegel-Formation „Dschinghis Khan“ die Tournee mit denselben angekündigten Terminen übernommen hatte.[27]

Ehrungen und Auszeichnungen

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Am 16. Juli 2006 wurde Heichel, anlässlich der 800 Jahrfeier der Mongolei, in der Hauptstadt Ulaanbaatar (Mongolei) in einer feierlichen Zeremonie, als Mitglied in die World Academy of Chingges Khan aufgenommen.

Am 15. Januar 2018 wurde Heichel vom Außenminister der Mongolei, D. Tsogtbaatar, zum Kulturbotschafter der Mongolei ernannt.[28] In einem feierlichen Akt wurde ihm die Urkunde in der Mongolischen Botschaft in Berlin überreicht.[28][29]

Am 18. Juni 2018 wurde Heichel die höchste Auszeichnung der Mongolei, die Freundschaftsmedaille, vom Staatspräsidenten Chaltmaagiin Battulga in Ulaanbaatar verliehen.[16]

Am 22. Juni 2018 wurde Heichel in der Mongolei zum Ehrenbürger der Region Khentii, der Region, in der sich der Geburtsort des legendären Dschinghis Khan befindet, ernannt.

Heichel ist Träger des mongolischen Ordens „Polarstern“.[30]

Diskografie

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Siehe Dschinghis Khan#Diskografie

  • 1986: „Telefon“ (mit der Gruppe That's life)[31]
  • 1988: „Hurra es schneit“ (als Wolfgang Heichel)[6]
  • 2018: „We love football“ (als Dschinghis Khan,[13] später als The Khaan[24])
  • 2023: „St. Petersburg“ (zur Melodie von Dorogoi dlinnoju, als Wolfgang Heichel - Original Chinggis Khan)[32]
  • 2024: „We love football (2024)“ (als Wolfgang Heichel)[33]

Literatur

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  • Peter Cornelsen, Peter Hartmann jr.: Dschinghis Khan, Bastei Lübbe 1980, ISBN 3-404-60014-2
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Commons: Wolfgang Heichel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i Peter Raschner: „Bohrverbot“ für Wolfgang aus der Bravo auf Dschinghis Khan in der Presse auf steppenwind.jimdofree.com, abgerufen am 29. Juni 2024
  2. a b c Die "Khane" bei steppenwind.jimdofree.com, abgerufen am 29. Juni 2024
  3. Dschinghis Khan: Der Erfolg hat ihre Ehe zerstört – Wolfgang (31) und Henriette Heichel (28) lassen sich scheiden! auf Dschinghis Khan in der Presse auf steppenwind.jimdofree.com, abgerufen am 30. Juni 2024
  4. a b Wie alles begann... – Anmeldung zur Grand Prix-Vorentscheidung bei steppenwind.jimdofree.com, abgerufen am 29. Juni 2024
  5. a b c Wie alles begann... – Das "Casting" bei steppenwind.jimdofree.com, abgerufen am 29. Juni 2024
  6. a b Wolfgang Heichel – Hurra Es Schneit bei Discogs, abgerufen am 29. Juni 2024
  7. fm: Internationales Comeback von Dschinghis Khan am 11. Juni 2006 bei musikwoche.de, abgerufen am 29. Juni 2024
  8. a b Steppenwind Aktuell – Keine Neuigkeiten zu Wolfgang am 17. März 2015 bei steppenwind.jimdofree.com, abgerufen am 29. Juni 2024
  9. Frank Heinrich: Hits, Kult und Legenden: Interview mit Wolfgang Heichel in El Aviso 09/2022, Seite 4 bis 5, abgerufen am 27. Juni 2024
  10. Tagesregister-Nr. 8269 vom 27.08.2013 / CHE-134.594.041 / 01052421 bei shab.ch, abgerufen am 29. Juni 2024
  11. Registerauskunft Registernummer 302017214484 beim DPMAregister, abgerufen am 27. Juni 2024
  12. a b LG München I, Endurteil vom 27.07.2021 - 33 O 6282/19 bei openjur, abgerufen am 27. Juni 2024
  13. a b dschinghis-khan.group, archiviert am 28. April 2018 von archive.org, abgerufen am 27. Juni 2024
  14. Stephan Imming: Seltsam – Verwirrung um “Dschinghis Khan” am 11. April 2018 auf schlager.de, abgerufen am 27. Juni 2024
  15. «Dschinghis Khan»: Rechte liegen bei Ralph Siegel bei steuerzahler.de am 29. Juli 2021, abgerufen am 27. Juni 2024
  16. a b myagmardorj: Dschinghis Khan ‘to conquer’ Mongolia am 18. Juli 2018 auf news.mn, abgerufen am 27. Juni 2024
  17. Welcome to the official site of Dschinghis Khan (Memento vom 15. August 2018 im Internet Archive)
  18. Dschinghis Khan live at the Avtroradio Show in Moscow 24.11.2018 (Fanmade) auf YouTube, hochgeladen am 8. Dezember 2018, abgerufen am 30. Juni 2024
  19. Dschinghis Khan bei kmp-anowski.de, abgerufen am 29. Juni 2024
  20. Dschinghis Khan – Istanbul bei http://swisscharts.com, abgerufen am 29. Juni 2024
  21. Offizielles Statement von Wolfgang Heichel am 15. Januar 2022 bei steppenwind.com, abgerufen am 27. Juni 2024
  22. Dschinghis Khan - Dschinghis Khan (2020) [Official Video] auf YouTube am 23. Dezember 2020, abgerufen am 27. Juni 2024
  23. Post am 5. März 2022 auf Facebook, abgerufen am 28. Juni 2024
  24. a b The Khaan – We love football bei Amazon, abgerufen am 27. Juni 2024
  25. @thekhaanwolfgangheichel2144: Wolfgang Heichel - Original Chinggis Khan bei YouTube, abgerufen am 27. Juni 2024
  26. Steppenwind - Dschinghis Khan Fanpage am 18. April 2024 auf Facebook, abgerufen am 25. Juni 2024
  27. Dschinghis Khan – Im Oktober 2023 auf großer “EURO DISCO” Tour – mit ARABESQUE und ORIZONT! bei smago.de am 28. Juni 2023, abgerufen am 25. Juni 2024
  28. a b Wolfgang Heichel becomes a cultural envoy of Mongolia bei montsame.mn am 12. Februar 2018, abgerufen am 27. Juni 2024
  29. Renate Bormann: Neues aus der Mongolei – 7. bis 11. Februar 2018 – Wolfgang Heichel wird Kulturbotschafter der Mongolei auf mongolei.de, abgerufen am 28. Juni 2024
  30. Interview mit Dschinghis Khan in Person von Wolfgang Heichel von Frank Riedinger, Odkha Travel Channel am 29. Mai 2021 auf YouTube, abgerufen am 28. Juni 2024
  31. That's Life – Telefon bei Discogs, abgerufen am 29. Juni 2024
  32. St. Petersburg (New Song) - Wolfgang Heichel Original Chinggis Khan auf YouTube am 1. September 2023, abgerufen am 28. Juni 2024
  33. Wolfgang Heichel - We Love Football (2024) bei United Music Group, abgerufen am 27. Juni 2024