Wolfgang Klein (Bildhauer)
Wolfgang Klein (* 15. März 1931 in Esslingen am Neckar) ist ein deutscher Bildhauer, Zeichner und Collagekünstler.[1][2][3]
Künstlerischer Werdegang
BearbeitenKlein absolvierte von 1945 bis 1948 eine Steinbildhauerlehre. Von 1952 bis 1957 studierte er an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart bei Otto Baum, Karl Hils und Peter Otto Heim.
Er entwickelte großes Interesse für Architektur und unterstützte Architekturstudenten beim Fertigen von Entwürfen und Gipsmodellen. In seiner künstlerischen Arbeit konzentrierte er sich zunächst auf Bauplastik und architekturgebundene Bildwerke, die er als integrale Bestandteile von Architektur begriff. Er übernahm Baumaterialien für seine Kunstwerke: ab 1957 Beton, ab 1964 Stahl, ab 1969 Holz, ab 1972 Glas und ab 1974 Polyester.[3]
Häufig bekam er Aufträge öffentlicher Bauträger für Kunstwerke im und am Bau. Im Laufe der Zeit musste er jedoch die Erfahrung machen, dass die „Kunst am Bau“ nur so lange lebt, wie das Bauwerk selbst. Sein futuristisch anmutender Brunnen vor dem Haupteingang der Hochschule Esslingen verfiel, nachdem der Haupteingang verlegt worden war.[4] Die großflächige Wandgestaltung im großen Sitzungssaal des Landratsamtes geht vermutlich mit dem Abriss und Neubau des Landratsamtes verloren.[5]
Ab Mitte der 1960er Jahre wandte sich Klein der autonomen Plastik zu, wie etwa der auf Basis von Grundmodulen aufbauende Serie von Konstellationsplastiken.[4] 1965 experimentierte er mit kinetischen Metallskulpturen und variierte diesen Ansatz 1966 dahingehend, Skulpturen auf flexible metallene Plattformen zu stellen. Ab 1968 setzte er seine Skulpturen aus gängigen Normteilen des Bauwesens zusammen, was ihnen ein geometrisch-konstruktives Aussehen verlieh. Ab 1974 wechselte er in eine poetisch-symbolische Formensprache. In dieser Phase entstehen die Flügel-Arbeiten. Die hochpolierten Flächen nehmen den Skulpturen alle Schwere und erinnern an Nike-Figuren. In den 1980er Jahren strebte Klein eine Einheit von Kunst und Natur an. Er entwickelte raumgreifende Skulpturen aus wenigen Grundelementen, wie hölzernen Vierkantstäben, Metallplatten oder Stahlstreifen.[3]
Auch an Kleinplastiken versuchte sich Wolfgang Klein: Er fertigte Entwürfe für Gedenkmünzen von Friedrich Barbarossa, Käthe Kollwitz, Willy Brandt oder Karl der Große. Allerdings kam er damit über einen 2. Preis nicht hinaus.[3] 1964 realisierte er die Medaille für den Europa Foto Preis und 2001 die Renate-Unkrodt-Medaille.[4]
Neben seiner bildhauerischen Arbeit erstellte Klein zahlreiche Zeichnungen und Skizzen. Ab den 1980er Jahren arbeitete er an Collagen aus Lasurfarbe, Gips, Sand und Erde.[3]
1994 wurde Klein mit dem Esslinger Kulturpreis geehrt.[4]
Klein lebt und arbeitet in Esslingen am Neckar.[6]
Ausstellungen (Auswahl)
BearbeitenDie Ausstellung mit Beteiligungen von Wolfgang Klein:[3]
Einzelausstellungen
Bearbeiten- 1969: Galerie Märcklin, Stuttgart
- 1971: Rathaus Waiblingen (zusammen mit Friedrich Sieber)
- 1973: Galerie Altes Haus, Heidenheim an der Brenz
- 1988: Villa Merkel, Galerie der Stadt Esslingen
Gruppenausstellungen
Bearbeiten- 1970: Aspekte 2, Galerie Heseler, München
Werke (Auswahl)
BearbeitenSkulpturen in Baden-Württemberg
BearbeitenBezeichnung | Bild | Standort | Errichtung Einweihung |
Erhaltungs-zustand | Weitere Informationen |
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Esslingen | |||||
Landschaft im Raum | Esslingen am Neckar, Pulverwiesen 11, Landratsamt Esslingen, großer Sitzungssaal (Lage) |
eine dreiteilige Stahl-Plastik[5] | |||
Wolkenschiff | Esslingen am Neckar, Potsdamer Straße 71 – 75, vor der Lerchenäckerschule | 1963 | Freiplastik aus Beton[4][3] | ||
Wandgestaltung | Esslingen am Neckar, Potsdamer Straße 71 – 75, in der Lerchenäckerschule | 1963 | [4] | ||
Zwiebelbrunnen (Esslingen) | weitere Bilder |
Esslingen am Neckar, Im Heppächer 9 (Lage) |
1984 | [7] | |
Stahl-Wandobjekt | Esslingen am Neckar, Pulverwiesen 25, am Wintergarten der Villa Merkel | [4] | |||
Betonbrunnen | Esslingen am Neckar, Obertorstraße, Ecke Mühlstraße, früherer Haupteingang der Hochschule Esslingen | Ruine | [4] | ||
Stuttgart | |||||
Freiplastik | Stuttgart-Feuerbach, Wiener Straße, Kaufmännische Berufsschule (heute: Louis-Leitz-Schule) | 1963 | [3] | ||
Brunnen der Landeswasserversorgung | weitere Bilder |
Stuttgart-Mitte, Schützenstraße 4 / Paul-Löbe-Staffel (Landeswasserversorgung Baden-Württemberg) (Lage) |
Kaskade von Ablaufrinnen und Brunnen mit Mosaikbecken | ||
Bewegliche Halme | Stuttgart-Münster, Am Schnarrenberg 17 (Deutscher Wetterdienst, Niederlassung Stuttgart) (Lage) |
1984 | nicht öffentlich zugänglich | sieben schmale Stahlbänder auf Federgelenken montiert und locker im Naturraum verteilt, je 2,20 × 0,08 m[8] | |
Fensterbild Carola | Stuttgart-Mühlhausen, Steinbuttstraße 25 (Haus St. Ulrich) | 1983 | Stahl (Corten) auf Betonsockel[9] | ||
Flügel über Landschaft | Stuttgart-Nord, Hahnemannstraße 1 (Polizeipräsidium Stuttgart) (Lage) |
1977 | Edelstahlskulptur, 5,65 × 7,00 × 1,60 m[10][9] | ||
Titel unbekannt | Stuttgart-Nord, Ehmannstraße | unbekannt | Nirosta-Stahl[9] | ||
Spaziergänger | Stuttgart-Zuffenhausen, Marconistraße 65 (Neubau der Park‐Realschule) (Lage) |
1960 | Klinkerrelief, das sich aus dem Mauerwerk heraus entwickeln[11][9] | ||
Flügel-Plastik | anlässlich der Ausstellung Kunst im Stadtbild | 1977 | zerstört | Edelstahl[3] | |
Tübingen | |||||
Gesicht und Blatt | Hechingen, Bisinger Straße 35, Verkehrspolizei-Inspektion Tübingen, Zentraler Verkehrsüberwachungsdienst und Verkehrspolizei Hechingen (Lage) |
1986 (1991) | eine zweiteilige Skulptur aus Stahl (650 × 180 cm und 300 × 180 cm) aus der Reihe Portrait Carola[12] | ||
Ulm | |||||
Adler und Schlange | Ulm, am linken Donau-Ufer (Lage) |
Skulpturen außerhalb von Baden-Württemberg
BearbeitenBezeichnung | Bild | Standort | Errichtung
Einweihung |
Erhaltungs-
zustand |
Weitere Informationen |
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Ohne Titel | Gelsenkirchen. Realschule an der Mühlen-Straße | 1969 | verzinkter 4-Kant-Hohlstahl, rote Farbe[3][13] | ||
Freiplastik | Braunschweig. Physikalisch-Technische Bundesanstalt | 1972 | Edelstahl[3] | ||
Ohne Titel | Uppsala. Universität Uppsala | [3] |
Literatur
Bearbeiten- Horst Heubach: Flügel. Katalog zu einer Ausstellung von Wolfgang Klein 1980. Galerie der Volksbank, Esslingen 1980, DNB 810234602.
- Gert K. Nagel: Schwäbisches Künstlerlexikon. Vom Barock bis zur Gegenwart. München 1986, ISBN 978-3-921811-36-8.
- Anna-Dore Ketelsen-Volkhardt: Wolfgang Klein: Plastiken, Reliefs, Collagen, Zeichnungen. Katalog der Ausstellung vom 24. Juni bis 31. Juli 1988 in der Villa Merkel. Galerie der Stadt Esslingen, 1988, DNB 880989424.
- Hans Frieder Mayer: Wolfgang Klein. OCLC 1299141382.
- Mechthild Haas, Alexander Tolnay: Graphische Sammlung der Stadt Esslingen am Neckar. Bestandskatalog. Bestand von Januar 1979 bis Dezember 1989. Band 2. Esslingen am Neckar 1991, DNB 911184929.
- Edith Neumann (Hrsg.): Kunst an staatlichen Bauten in Baden-Württemberg: 1980-1995. Cantz, Ostfildern 1995, ISBN 978-3-89322-797-6.
- Hans Peter Braun, Günther Wirth, Andrea Wolter-Abele: Der große Alb-Gang im Wandel der Zeit. Katalog der Ausstellung vom 27. Juni 1999 bis 01. Juli 2000 beim Naturschutzzentrum Schopflocher Alb. Landkreis Esslingen, Kultur- und Schulamt, Esslingen am Neckar 2000, DNB 959208097.
- Kunst - genau genommen. Kunst am Bau in der PTB Braunschweig 1959 - 2003. Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig 2004, ISBN 978-3-9805741-6-7.
- Gerd Dethlefs, Wolfgang Steguweit (Hrsg.): Geldkunst, Kunstgeld. Deutsche Gedenkmünzen seit 1949. Gestaltung und Gestalter. Katalog zur Wanderausstellung. Numismatischer Verlag Künker, Osnabrück 2005, ISBN 978-3-9801644-7-4.
- Bärbel Küster (Hrsg.): Skulpturen des 20. Jahrhunderts in Stuttgart. Kehrer, Heidelberg 2006, ISBN 978-3-936636-84-0.
- Anne-Dore Ketelsen-Volkhardt: Zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit: Rede zur Verleihung des Esslinger Kulturpreises an Wolfgang Klein. In: Friedhelm Röttger (Hrsg.): Preisträger 1989-2015: Alexander Tolnay, Hans Georg Bertram, Wolfgang Klein, Friedhelm Röttger, Heribert Glatzel, Hans Gottfried von Stockhausen, Christel Köhle-Hezinger, Ernst Waldemar Bauer, Rolf Hempel, Eberhard Strobel, Helmut Stromsky. Stiftung Esslinger Kulturpreis, 2015, ISBN 978-3-7628-0587-8, S. 28–35.
Weblinks
Bearbeiten- Klein, Wolfgang (1931-, Künstler). In: Deutsche Biographie (Index-Eintrag); abgerufen am 19. August 2024.
- Germaid Ruck: Klein, Wolfgang (1931). In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 80, De Gruyter, Berlin 2014, ISBN 978-3-11-023185-4, S. 423.
- leo-bw: Klein, Wolfgang
- Wolfgang Klein in artnet
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Wolfgang Klein. RKDartists, abgerufen am 19. August 2024 (englisch).
- ↑ Klein Wolfgang. leo-bw, abgerufen am 19. August 2024.
- ↑ a b c d e f g h i j k l Klein, Wolfgang (1931). In: AKL. Band 80, 2014, S. 423.
- ↑ a b c d e f g h Preisträger:innen. In: Esslinger Kulturpreis. Abgerufen am 19. August 2024.
- ↑ a b Alexander Maier: Mit dem alten Landratsamt droht 2023 auch ein Werk des Bildhauers Wolfgang Klein zu verschwinden: Ein Künstler fürchtet um sein Werk. Eßlinger Zeitung online, 20. August 2019, abgerufen am 19. August 2024.
- ↑ Wolfgang Klein. Regio | Kunstwege, abgerufen am 19. August 2024.
- ↑ Kai Holoch: Neue Quellen für die Brunnen. Stuttgarter Zeitung, 7. August 2019, abgerufen am 20. August 2024.
- ↑ Wolfgang Klein: Bewegliche Halme, 1984. Stadt Stuttgart, abgerufen am 19. August 2024.
- ↑ a b c d Matter of (Hrsg.): Kunst im öffentlichen Raum in Stuttgart. 2. aktualisierte Auflage. Kerber Verlag, Bielefeld 2024, ISBN 978-3-7356-0966-3 (Erstausgabe: 2020).
- ↑ Wolfgang Klein: Flügel über Landschaft, 1977. Stadt Stuttgart, abgerufen am 19. August 2024.
- ↑ Wolfgang Klein: Klinkerrelief Spaziergänger, 1960. Stadt Stuttgart, abgerufen am 19. August 2024.
- ↑ Gesicht und Blatt. Wolfgang Klein (DE) auf regio-kunstwege.eu
- ↑ Die Schule – Realschule an der Mühlenstraße. Abgerufen am 20. August 2024.
Personendaten | |
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NAME | Klein, Wolfgang |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bildhauer |
GEBURTSDATUM | 1931 |
GEBURTSORT | Esslingen am Neckar |