Wommen ist ein Ortsteil der Gemeinde Herleshausen im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.

Wommen
Gemeinde Herleshausen
Koordinaten: 51° 1′ N, 10° 7′ OKoordinaten: 51° 0′ 52″ N, 10° 7′ 14″ O
Höhe: 215 m ü. NHN
Fläche: 3,61 km²[1]
Einwohner: 295 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 82 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Dezember 1970
Postleitzahl: 37293
Vorwahl: 05654

Geographische Lage

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Wommen liegt zwischen Ringgau im Norden, Thüringer Wald im Südosten und Richelsdorfer Gebirge im Westen an der durch die Werra gebildeten hessisch-thüringischen Landesgrenze. Es befindet sich am linken und nördlichen Ufer des Flusses, in den dort die durch das Dorf fließende Nesse mündet. Der Kernort von Herleshausen liegt rund 3 km ostsüdöstlich und jener der Stadt Eisenach etwa 15 km in dieser Richtung.

Geschichte

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Ortsgeschichte

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Im Jahre 1021 bestätigte Kaiser Heinrich II. seiner Gemahlin Kunigunde deren Schenkung einiger Güter zu Herleshausen und Wommen an das Stift Kaufungen und Wommen blieb Besitz des Stifts bis zur Säkularisation der hessischen Klöster im Zuge der Reformation. Der Ort Wommen gehörte später zum Burgbezirk der Brandenburg, diese mächtige Doppelburganlage befindet sich vier Kilometer entfernt über dem thüringischen Nachbarort Lauchröden. In einer 1268 ausgefertigten Urkunde des Kaufunger Stiftes trat Graf Burghard von der Brandenburg weitere Besitztümer an dieses Kloster ab, dabei wurde Wommen erstmals urkundlich als „Wumena“ erwähnt.[3]

Die noch im Besitz der Brandenburger Familie befindlichen Güter und Rechte in Wommen gelangten 1364 an die bereits in Stedtfeld bei Eisenach ansässig gewordenen Herren von Kolmatsch. 1401 veräußerte Reinhard von Brandenburg, letzter seines Geschlechts, auch seinen letzten Besitz in Wommen an Hermann von Kolmatsch. Die wahrscheinlich um diesen Zeitpunkt erbaute Wasserburg soll von den Kolmatsch angelegt worden sein. 1497 belehnte die Kaufunger Äbtissin Agnes Burghard von Kolmatsch mit Wommen. Die Burg wurde 1535 durch dessen Sohn, den hessischen Statthalter an der Lahn in Marburg, Georg von Kolmatsch, modernisiert. 1562 starb dieser Familienzweig mit Georg von Kolmatsch im Mannesstamm aus.

Mit der Säkularisierung der hessischen Klöster seit der Mitte des 16. Jahrhunderts gelangten die ehemals Kaufunger Stiftsgüter über die Landgrafen von Hessen im Jahre 1596 an die Adelsfamilie Treusch von Buttlar, die sich bereits im Nachbarort Nesselröden ein Renaissanceschloss erbaut hatte. Wommen gehörte ab 1585 zum Amt Sontra,[4] ab 1818 zum Justizamt Netra und seit 1821 zum Kreis Eschwege.

Der Ort hatte noch viele rasch wechselnde Besitzer:

  • 1364–1562: Familie von Kolmatsch (Lehnsträger des Stifts Kaufungen)
  • 1562–1596: Landgrafen von Hessen
  • 1596–1621: Treusch von Buttlar zu Nesselröden
  • 1621–1641: Landgrafen von Hessen
  • 1641–1663: Johann von Geyso
  • 1663–1765: Familie von dem Brinck
  • 1765–1806: Familie von Lindau (Erbtochter derer von dem Brinck)
  • ab 1806: Familie von Kutzleben

Aus Wommen stammt der Orgelbaumeister Johann Adam Gundermann, er war ein Meisterschüler des Stader Orgelbaumeisters Arp Schnitger und schuf das für seinen Wohlklang berühmte Instrument in der Sontraer Stadtkirche St. Georg.[5]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 1. Dezember 1970 erfolgte im Zuge der Gebietsreform in Hessen der freiwillige Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Altefeld, Archfeld, Breitzbach, Herleshausen (mit Frauenborn), Holzhausen, Markershausen, Nesselröden, Unhausen, Willershausen und Wommen zur Großgemeinde Herleshausen[6] Für die eingliederten Gemeinden und Herleshausen mit Frauenborn wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Wommen angehört(e):[8][9]

Bevölkerung

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Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wommen 294 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 33 Einwohner unter 18 Jahren, 96 zwischen 18 und 49, 87 zwischen 50 und 64 und 81 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 99 Haushalten. Davon waren 30 Singlehaushalte, 21 Paare ohne Kinder und 39 Paare mit Kindern, sowie 9 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 18 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 69 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]

Einwohnerentwicklung

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• 1585: 30 Haushaltungen
• 1747: 39 Haushaltungen
Wommen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2011
Jahr  Einwohner
1834
  
306
1840
  
323
1846
  
337
1852
  
390
1858
  
355
1864
  
350
1871
  
301
1875
  
294
1885
  
287
1895
  
269
1905
  
277
1910
  
302
1925
  
335
1939
  
407
1946
  
510
1950
  
591
1956
  
464
1961
  
420
1967
  
475
1970
  
423
1980
  
?
1987
  
320
2000
  
?
2011
  
294
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[8]; Zensus 2011[2]

Historische Religionszugehörigkeit

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• 1885: 287 evangelische (= 100 %) Einwohner[8]
• 1961: 365 evangelische (= 84,88, %), 64 katholische (= 14,88 %) Einwohner[8]

Sehenswürdigkeiten

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Schloss Wommen

Das heutige Schloss Wommen wurde ab 1911 auf den Grundmauern der ehemaligen Wasserburg und unter Einbeziehung ihres Hauptbaues (dem heutigen Südflügel) errichtet. Diese und das zugehörige Gut waren 1908 in den Besitz des vermögenden Kammerherren Rudolf von Schutzbar genannt Milchling übergegangen. Mit dem Umbau war der renommierte Burgenforscher und Architekt Bodo Ebhardt betraut worden, welcher auch im nahen Eisenach und auf der Burg Creuzburg tätig war und zuvor schon das Herrenhaus auf Gut Hohenhaus umgestaltet hatte. Die letzte Besitzerin, Baronin Margot von Schutzbar genannt Milchling, übergab in einem Stiftungsvertrag vom 24. Juni 1946 ihr Eigentum an den Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverband in Marburg. Das Schloss Wommen dient heute stiftungsgemäß als Altersheim der diakonischen Anstalten Hephata.

Die Kirche in Wommen, Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet, wurde wegen Baufälligkeit 1739 bis 1744 durch den damaligen Besitzer des Gutes, Albrecht Eberhard von dem Brink, neu erbaut als barocker Predigtsaalbau.[12] Die Kirche in Wommen ist eine Kirchenfiliale von Nesselröden.

Das Ortsbild wird dominiert von der Talbrücke Wommen, die den nördlichen Ortsrand mit der Bundesautobahn 4 überspannt. Der Bau der Talbrücke wurde 1940 begonnen, aber aufgrund der deutschen Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg erst 1994 fertiggestellt.

Ortsvorsteher ist André Borghorst.[13]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Wasserkraftanlage Steinmühle
 
Talbrücke Wommen
 
Autobahndreieck Wommen in Bau (Juli 2024)

Wommen liegt direkt an der Bundesautobahn 4 mit einer nach dem Ort benannten, nur nach Osten führenden Anschlussstelle. Infolge der deutschen Teilung konnte der Verkehr auf der A4 im die innerdeutsche Grenze mehrfach querenden Abschnitt Gerstunger Zipfel zwischen den Anschlussstellen Obersuhl und Wommen erst Anfang der 1990er Jahre aufgenommen werden, zuvor wurde ab Wommen auf hessischer Seite die B 400 als Umgehungsstraße genutzt. Unmittelbar westlich der Talbrücke Wommen zweigt künftig die A 44 am Dreieck Wommen von der A 4 ab.

Durch das Dorf führt die Landesstraße 3251 von Herleshausen zur Anschlussstelle Wommen der nördlich am Ort vorbeiführenden BAB 4. Hier beginnt die Bundesstraße 400. Von der L 3251 zweigt im Ort eine Landesstraße nach Gerstungen ab.

Am 25. September 1849 eröffnete die Thüringer Bahn das letzte Teilstück ihrer „Stammbahn“ von Eisenach über Herleshausen und Wommen nach Gerstungen. Die Bahnstrecke Halle–Bebra führt zwar unmittelbar südlich am Ort vorbei, Wommen besitzt aber keinen eigenen Haltepunkt mehr. Zum Ende des 19. Jahrhunderts bestand ein solcher, dessen Nachfolgegebäude mit zwei Stellwerken noch 1953 mit insgesamt sieben Mitarbeitern besetzt waren. Die Bedienung des Haltepunktes endete etwa 1952, die Gebäude wurden zu Beginn der 1990er-Jahre im Zuge der Wiederinbetriebnahme der Strecke abgebrochen.[14] Zwischen 1962 und 1992 wurde Wommen auf der Bahnstrecke Förtha–Gerstungen umfahren.

Literatur

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Commons: Wommen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung zwischen Justiz (Justizamt Netra) und Verwaltung.

Einzelnachweise

  1. Wommen. In: Webauftritt. Gemeinde Herleshausen, abgerufen im September 2019.
  2. a b c d Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 54 und 110, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  3. Danach wechselte der Ortsname in die Schreibformen „Wummen“, „Wumna“ und „Wompna“. Seit 1497 gilt Wommen.
  4. Flemming, Kollmann, Seib, Stöhr: Die Landeshoheit um den Brandenfels. Das Lehen Gericht Brandenfels. In: Der Brandenfels im Ringgau. Ein Gang durch seine Geschichte. 1998, ISBN 3-9801957-5-9, S. 151–172.
  5. Dieter Großmann: Die Stadtkirche St. Georg in Sontra. In: Werratalverein Eschwege e. V. (Hrsg.): Das Werraland. Heft 2. Eschwege 1957, S. 22–24.
  6. Zusammenschluss der Gemeinden Altefeld, Archfeld, Breitzbach, Herleshausen, Holzhausen, Markershausen, Nesselröden, Unhausen, Willershausen und Wommen im Landkreis Eschwege zur neuen Gemeinde „Herleshausen“ vom 1. Dezember 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 51, S. 2381, Punkt 2384 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 7,5 MB]).
  7. Hauptsatzung. (PDF; 50 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Herleshausen, abgerufen im Januar 2022.
  8. a b c d Wommen, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 50 f. (online bei Google Books).
  11. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August, S. 223–224. (kurhess GS 1821)
  12. Alfred Schulze: Grenzlandfahrt des WTV. In: Werratalverein Eschwege e. V. (Hrsg.): Das Werraland. Heft 3. Eschwege 1967, S. 45.
  13. Ortsvorsteher Wommen. In: Internetauftritt der Gemeinde Herleshausen. Abgerufen am 1. Juni 2022.
  14. Reinhold Salzmann: Bahnhof 5. Klasse. In: Eisenbahn Geschichte, Nr. 105, Ausgabe 2/2021, S. 16–24, DGEG, Hövelhof 2021, ISSN 1611-6283