Zdeněk Koubek
Zdeněk Koubek (* 8. Dezember 1913 in Paskov als Zdenka Valerie Koubková, auch bekannt als Zdena Koubková; † 12. Juni 1986 in Prag) war eine tschechische bzw. tschechoslowakische Leichtathletin und Trainerin, nach einer Operation und dem Namenswechsel dann tschechoslowakischer Angestellter, Beamter und Rugbyspieler.
Leben
BearbeitenZdeněk Koubek wurde bei der Geburt dem weiblichen Geschlecht zugewiesen. Der Vater Jakub war Beschäftigter auf dem Großgrundbesitz der Grafen zu Stolberg-Stolberg, die Mutter hieß Marie. Die Familie zog später nach Brünn. Zdeněk lernte nach Abschluss der Volksschule dort Verkäuferin. Nach dem Beitritt zum katholischen Sportverein Orel (Adler) zeichnete er sich rasch als Läuferin und Springerin aus. Daneben spielte er gerne privat mit Jungen Fußball. Aufgrund der sportlichen Erfolge kam es 1932 zu einem Wechsel vom Universitätssportklub Brünn zum Universitätssportklub Prag (Vysokoškolský sport Praha), wo er aufgrund seiner sportlichen Leistungen und ohne besondere Ausbildung als Leichtathletiktrainerin der Frauenmannschaft angestellt wurde.
Koubek gewann 1934 die tschechoslowakische Leichtathletik-Meisterschaft im 100-, 200- und 800-Meter-Lauf der Frauen sowie im Weit- und Hochsprung der Frauen. Am 14. Juni 1934 erreichte er mit 2:16,4 Minuten erstmals einen Weltrekord im 800 Meter-Lauf der Frauen. Bei den 4. Frauen-Weltspielen in London im August 1934 verbesserte er den 800-Meter-Weltrekord der Frauen auf 2:12,4 Minuten. Auch mit der tschechoslowakischen 4-mal-100-Meter-Frauen-Staffel lief er Weltrekord und wurde im Weitsprung der Frauen mit 5,70 m Dritte, was neuer tschechoslowakischer Rekord bedeutete.
Von den Medien und in einem Roman von Lída Merlínová (1906–1988) wurde er als moderne Sportlerin und Kämpferin für die Frauen gefeiert, andererseits wurden öffentlich Zweifel an seiner Geschlechtsidentität geäußert. Einer Untersuchung von Sportärztinnen verweigerte er sich. In ihm verstärkten sich die Spannungen mit seiner Geschlechtsrolle. Es brachte ihn in eine psychische Krise. Er fühlte sich selbst nicht als Sportlerin, aber zu Frauen hingezogen, was aber der öffentlichen Erwartung an ihn widersprach. 1935 zog er sich vom Sport und der Öffentlichkeit zurück und wurde aus dem Sportklub ausgeschlossen. Er suchte medizinische Hilfe, begann eine hormonelle Behandlung und entschied sich für eine männliche Identität. Er nannte sich seitdem Zdeněk Koubek. Im März 1936 unterzog er sich einer Operation. Die amtliche Anerkennung seiner Geschlechtsänderung erfolgte Ende 1936.
Zdeněk finanzierte sich 1936 durch eine Tournee über seine Geschichte in den USA, obwohl er kein Englisch sprach. In Prag arbeitete er dann beim Motorradhersteller Jawa und machte das Abitur nach. Er heiratete eine Frau. Später wurde er in einem Prager Ministerium angestellt. Nach den politischen Änderungen von 1968 wurde er nur noch als Hilfsarbeiter beschäftigt.
Seine Rekorde wurden 1943 von der International Association of Athletics Federations (IAAF) gestrichen, er selbst trennte sich von allen Sportauszeichnungen. Zusammen mit seinem Bruder spielte er nach 1945 in der Rugby-Mannschaft RC Mountfield Říčany.
Literatur
Bearbeiten- Fall Koubková – Mysterium der Geschlechter. In: Der Morgen, Wien, 9. Dezember 1935, S. 6.
- Pavel Kovář: Příběh české rekordwoman. Zákulisí největšího sportovního skandálu první republiky. Praha 2017.
- Till Janzer, Ivana Chmel Denčevová: Zdena Koubková / Zdeněk Koubek – die Leichtathletik-Rekordlerin, die ihr Geschlecht wechselte. Radio Prague International vom 3. Juli 2021 [zuletzt: 23. Februar 2025].
Personendaten | |
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NAME | Koubek, Zdeněk |
ALTERNATIVNAMEN | Koubková, Zdenka Valerie; Koubková, Zdena |
KURZBESCHREIBUNG | Sportlerin, Sportler, Angestellter, Beamter |
GEBURTSDATUM | 8. Dezember 1913 |
GEBURTSORT | Paskov |
STERBEDATUM | 12. Juni 1986 |
STERBEORT | Praha |