Zschirla
Zschirla ist seit 2011 ein Ortsteil der Stadt Colditz im Landkreis Leipzig in Sachsen, zuvor war der Ort ein Ortsteil von Zschadraß.
Zschirla Gemeinde Colditz
| ||
---|---|---|
Koordinaten: | 51° 8′ N, 12° 51′ O | |
Höhe: | 223 m ü. NN | |
Einwohner: | 235 (31. Dez. 2007)[1] | |
Postleitzahl: | 04680 | |
Vorwahl: | 034381 | |
Lage von Zschirla in Sachsen
|
Lage und Erreichbarkeit
BearbeitenZschirla liegt circa 7 km östlich der Stadt Colditz und ist über die B 176 und über den Colditzer Ortsteil Kaltenborn zu erreichen.
Geschichte
BearbeitenAls Siedlung wurde Zschirla erstmals 1215 unter dem Namen Scherlin in Urkunden erwähnt.[2] Innerhalb der Ortschaft entwickelte sich zunächst ein gutsherrliches Vorwerk, dann ein Herrensitz mit konventionellen Rittergut. Dieser Gutsbesitz war zunächst Eigentum verschiedener adeliger Familien. Ende des 18. Jahrhunderts hatte Zschirla zwei Gutsherrinnen, zunächst bis 1783 Charlotte Christiane von Rackel, geb. von Wallwitz, Ehefrau des Obersts Adolph von Rackel, der 1780 gestorben war. Charlotte Christiane von Rackel war in erster Ehe mit dem Kapitän (Hauptmann) Boguslav Martin Gustav von Dzierzanowski verheiratet.[3] Es folgte im Gutsbesitz Anna Charlotta von Dzierzanowska,[4] Gutsherrin auf Zschirla bei Colditz.[5] Ehefrau des Haupt-Salzverwalters Johann Friedrich von Ampach. Sie waren die Eltern des besonders in Sachsen einflussreichen Domherrn zu Wurzen und Naumburg, Immanuel Christian Leberecht von Ampach.
Dann übernahmen später bürgerlichen Familien den Gutsbetrieb. Um 1860 stellte die Familie Steiger den Gutsbesitzer.[6] Vor 1890 erwarb G. Winckler das Gut.[7][8] Letzter Gutsherr war der Landwirt[9] Ewald Winkler Gutsbesitzer. Um 1925 hatte das kleine Rittergut in Zschirla einen Umfang von 105 ha.[10] Bis zu den Enteignungen der Bodenreform 1945/1946 blieb Familie Winkler Eigentümer des Gutes.
Mit seinen 215 Einwohnern zählt Zschirla zu den mittelgroßen Ortsteilen der Stadt Colditz.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenDie Liste der Kulturdenkmale in Zschirla enthält acht Objekte, u. a.:
- Dorfkirche Zschirla, 1863/1864[11]
- Ehem. Rittergut mit Herrenhaus
- Tiergartentor
- Transformationenstation, um 1920
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Friedrich Traugott Götze (1759–1831), Pfarrer in Zschirla, Prediger am Armen- und Waisenhaus Torgau, dann Zuchthausprediger in Torgau[12]
- Magnus Adolph Blüher (1802–1884), 1851 Pfarrer in Zschirla
Literatur
Bearbeiten- Zschirla, In: Adreßbuch der Stadt Colditz und der 35 Landgemeinden des Amtsgerichtsbezirks Colditz. Druck G. Geißler Colditz, Verlag Emil Friedrich, Colditz 1913, S. 180. Digitalisat, S. 181. Digitalisat, S. 182. Digitalisat
- Zirschla, In: Von Altenhain bis Zschirla. Kirchen, sakrale Schätze und christliches Leben im Kirchspiel Muldental. Hrsg. Ev.-Luth. Kirchspiel Muldental, Grimma 2021. ISBN 978-3-00-071256-2.
Weblinks
Bearbeiten- Zschirla, Hrsg. Stadt Colditz
- Rittergut Zschirla (bei Leipzig), Hrsg. Architektur Blicklicht Leipzig, Stand 13. Juli 2014
- Zschirla, östl. Colditz, Lkr. Leipzig, In: Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen, Hrsg. Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V. (ISGV) Dresden, Stand 2024.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Landkreis Leipzig – Nahverkehrsplan. (PDF; 3,2 MB) Landkreis Leipzig, S. 14, abgerufen am 20. November 2023.
- ↑ 1215. Erste urkundliche Erwähnung "Scherlin", In: Stadt Colditz - Zschirla. Abgerufen am 29. Oktober 2024.
- ↑ Walter von Boetticher: Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635–1815. Band 2. 1913., R (v. Rackel), Hrsg. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften, Selbstverlag, Oberlößnitz/Görlitz 1913, S. 524 f.
- ↑ Aufschwörtafel C. L. von Ampach, In: Domstiftsarchiv Naumburg (DStA. Nmb.) Tit. XXVc2.
- ↑ Vgl. Vita, In: § 39. Domkanoniker. In: Matthias Ludwig: Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Das Bistum Naumburg 2. Das Domstift Naumburg. Online-Ressource, In: Germania Sacra, Dritte Folge, 19, De Gruyter - De Gruyter Akademie Forschung, Berlin/Boston 2021, ISBN 978-3-11-072712-8, S. 1193.
- ↑ Kurze Beschreibung des in der Oberförsterei Colditz liegenden Timmlitzwaldes und des Revieres Wendishain. Eine Festgabe für die Mitglieder des sächsischen Forstvereins, welche die zu Leisnig stattfindende 11. Versammlung besuchen. 1861. Bruno Heinke, Colditz 1861, S. 112.
- ↑ Mitgliederliste der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Nach dem Stande vom 1. Oktober 1889. In: Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Band 4, 1889, Paul Parey, Berlin 1890, S. 68.
- ↑ Vgl. Alfred Burgmann, Wilhelm Feldmann: Die Rittergüter des Königreichs Sachsen. Ein Abriss ihrer Geschichte und rechtlichen Stellung nebst topographischer und statistischer Nachrichten über sämtl. Rittergüter, pp., Begr. H. L. Hofmann, 2. Auflage, Leonhardi-Museum-Dresden, Dresden-Blasewitz 1914, S. 395.
- ↑ Jahresbericht der Realschule und des Progymnasiums zu Grimma über das Schuljahr 1900/1901. 1901. Progr. Nr. 616. Frdr. Bode, Grimma 1901, S. 8.
- ↑ Ernst Ullrich, Ernst Seyfert: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Güter und Wirtschaften im Freistaat Sachsen. Verzeichnis. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben, 3. Auflage, In: Niekammer`s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band IX; Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1925, S. 388.
- ↑ Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 20. Heft (2. Hälfte): Amtshauptmannschaft Grimma, C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1898, S. 295 f. Digitalisat
- ↑ Bernhard Koerner (Hrsg.), Ad. M. Hildebrandt, Ed. L. Lorenz-Meyer, Oskar Roick (Zeichnungen): Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien. Ein Deutsches Geschlechterbuch. Band 12, C. A. Starke, Görlitz, S. 279. Digitalisat