Zungenrede

Glossolalie oder Xenoglossie, unbewusstes Sprechen
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Unter Zungenrede, auch "in Zungen reden", "Glossolalie", ein Lehnwort aus altgriechisch γλῶσσα glōssa ('Zunge', 'Sprache') und λαλεῖν lalein, ('reden', 'lallen‘), "Zungengebet" oder "Sprachengebet", versteht man ein unartikuliertes Sprechen, das insbesondere aus der charismatischen oder pfingstlerischen Gebetspraxis im frühen Christentum und in der Neuzeit bekannt ist. Ihre weltweite Verbreitung außerhalb des Christentums zeugt von hohem Alter, ebenso wie Erwähnungen in antiken Dokumenten. Es gibt Hinweise auf Glossolalie im Hinduismus und im Schamanismus. [1]

Etymologie

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Deutsche Bibelübersetzungen verwenden "Zunge" und "Sprache" synonym und übersetzen daher das griechische "λαλῶν γλώσσῃ" (ich rede Zunge, 1. Korinther 14,13 EU) schon in den ersten gedruckten Bibelausgaben[2], wie dann 1545 auch in der Lutherbibel [3] durch "in" oder "mit" "Zungen reden", woraus in der Lutherbibel von 1984 das zwischenzeitlich gängige Substantiv Zungenrede wurde.[4] Dieses findet sich bereits in Herders Conversations-Lexikon von 1855 mit Bezug auf das Pfingstwunder.[5] Auch im Englischen ist der an das Griechische angelehnte Ausdruck "mit Zungen reden" schon früh, etwa in der Wycliffe Bibel aus dem 1 mit4. Jahrhundert, belegt.[6] Das Fremdwort "glossolalia" findet sich erstmals bei Frederic Farrar 1879.[7] Glossolalie wird manchmal mit der ebenfalls als Charisma (Gottesgabe) verstandenen Xenoglossie in Verbindung gebracht, der Gabe unvermittelt in fremden (altgriechisch ξένος xénos, "fremd") Sprachen zu sprechen; ob sich bei dem in der Bibel in der Apostelgeschichte beim Pfingstfest beschrieben Ereignis (Apg 2,4 EU) um Glossolalie oder Xenoglossie handelt, wird in der Exegese (Theologie) diskutiert.

Beschreibung

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Da Zungenrede unartikuliert ist, kann sie sprachlich schlecht ausgedrückt werden.[8] Beobachtern kommt sie wie eine sehr fremde Sprache vor. Es ist aber weder Syntax noch Vokabular zu identifizieren. Sie kommt als Orakelspruch, vor allem aber beim privaten oder im gemeinschaftlichen Gebet vor. Sie drückt sich nicht nur in den geäußerten Lauten aus, zu ihrem Verständnis sind der soziale Kontext und der körperliche Ausdruck mit zu beachten. Die Betenden ihrerseits sind zwar bei vollem Bewusstsein und geben an, den Vorgang kontrollieren zu können (beispielsweise das Gebet beginnen oder beenden, laut oder leise beten). Dennoch scheint diese Art des Sprechens den bewussten Verstand auszuschließen, denn die Betenden geben an, meist nicht zu wissen was sie sprechen, während es unter Umständen anderen möglich zu sein scheint, die Zungenrede zu deuten.

Der Religionswissenschaftler Volkhard Krech (*1962), Centrum für Religionswissenschaftliche Studien, Bochum, beschreibt:

„Hier ist etwas zu hören, zu sehen, zu berichten, was sich normaler Kommunikation entzieht. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen können das beredte Schweigen, die ungewöhnliche Gebärde und die Artikulation befremdlicher Laute in bestimmten Situationen mehr als tausend Worte sagen. Offenbar funktioniert in diesen Fällen die Semiotik anders; nicht semantisch Wort für Wort, sondern syntaktisch Zeichen für Zeichen stellt sich innerhalb von Zeichenketten dieser Art spezifisch religiöser Sinn her.“

Prof. Dr. Volkhard Krech[9]

Der Linguist William J. Samarin (University of Toronto) hat 1972 eine Bewertung der Pfingstglossolalie vorgelegt, die zu einem klassischen Werk über ihre linguistischen Merkmale der Zungenrede wurde.[10] Seine Studie stützte sich auf Glossolalien, die im Laufe von fünf Jahren in öffentlichen und privaten christlichen Versammlungen in Italien, den Niederlanden, Jamaika, Kanada und den Vereinigten Staaten aufgezeichnet wurden; sein Spektrum umfasste die Puertoricaner in der Bronx, die Schlangenbeschwörer in den Appalachen und die charismatische Christen aus Russland in Los Angeles. Samarin stellte dabei fest, dass Zungenrede in mancher Hinsicht der menschlichen Sprache ähnelt. Der Sprecher verwendet Akzent, Rhythmus, Intonation und Pausen, um die Sprache in verschiedene Einheiten zu unterteilen. Jede Einheit besteht wiederum aus Silben, die aus Konsonanten und Vokalen einer dem Sprecher offenbar irgendwie bekannten Sprache gebildet werden.

Der Philologe und Neutestamentler Norbert Baumert (1932–2019) bestätigt aus der eigener Erfahrung mit charismatischen christlichen Gemeinen diese Beobachtungen:

„Das heißt nun nicht, dass die Glossolalie eine dem Sprecher und den Anwesenden unbekannte tatsächliche Sprache sei, die irgendwo in der Welt gesprochen würde (obwohl es gelegentlich auch dieses Phänomen der Xenoglossie gibt), auch nicht, dass es eine neue Sprache ist, die man nach den Regeln eines Dolmetschers 'übersetzen' könnte, wohl aber, daß es nicht ein unkontrolliertes lässiges Plappern ist, sondern klar formulierte Silben und Silbenverbindungen gebildet werden, die gerade beim lauten Sprachengebet oft mit großer Klarheit und akustischer Präzision differenziert ausgesprochen werden.“

Prof. Dr. Norbert Baumert[11]

Dass die Laute aus der Menge der dem Sprecher bereits bekannten Laute entnommen werden, wird von anderen bestätigt. Felicitas Goodman, eine psychologische Anthropologin und Linguistin, fand ebenfalls heraus, dass die Sprache von Glossolalisten die Sprachmuster der Muttersprache des Sprechers widerspiegelt.[12][13]

Da sie von sich aus mehrdeutig ist, wird in allen Kulturen die Glossolalie institutionell eingehegt. "Andernfalls kann es leicht zu Aus- und Abschweifungen kommen, die nicht mehr zu überprüfen und zu zügeln sind."[14]

Außerchristliches Vorkommen von Zungenrede

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In der Antike war die Vorstellung weit verbreitet, dass göttliche Wesen Sprachen sprechen, die sich von den menschlichen Sprachen unterscheiden, und Religionshistoriker haben in der griechisch-römischen Literatur Hinweise auf esoterische Reden gefunden, die der Glossolalie ähneln und manchmal als Engels- oder Göttersprache erklärt werden, wie etwa beim Orakel von Delphi.[15][16]

Während im antiken Christentum Glossolalie nicht belegt ist, finden sich Schilderungen im Frühjudentum, etwa im pseudepigraphen Testament des Hiob,[17] In dem nicht-kanonischen Text aus dem 1. oder 2. Jahrhundert wird beschrieben, dass die Töchter Hiobs Schärpen erhalten hätten, die es ihnen ermögliche, "entsprechend dem Gesang der Engel" zu beten, während eine andere dies zu deuten vermochte.[18][19] Auf Zungenrede dürfte auch das "Leuchterorakel" aus einem griechischen Zauberpapyrus hinweisen, das anweist, wie mit einem Jüngling als einem Medium zu verfahren ist; es enthält das Gebet: "Nahe mir, Geist, der die Luft durchfliegt, gerufen mit den Symbolen und unaussprechbaren Namen, zu dieser Leuchteroffenbarung, die ich vornehme, und steig hinein in seine (des Knaben) Seele, damit sie abbilden kann die unsterbliche Gestalt in machtvollem und unvergänglichem Licht […]".[20]

Alexander von Abonuteichos († um 175) könnte während seiner prophetischen Ekstase in Zungen gesprochen haben. Der neuplatonische Philosoph Iamblichos von Chalkis († um 320/325) verband die Glossolalie mit der Prophezeiung und schrieb, dass, wer eine Prophezeiung spricht, von einem göttlichen Geist ergriffen sei, der "Worte ausstößt, die von denen, die sie aussprechen, nicht verstanden werden; denn sie sprechen sie, wie man sagt, mit einem wahnsinnigen Mund (mainomenό stomati) aus und sind der Energie des herrschenden Gottes völlig unterworfen und ergeben sich ihm".[19]

Ob eine Schilderung im Buch des Propheten Jesaja 28,7–13 ELB als Beleg aus der Hebräischen Bibel für Zungenrede aufgefasst werden kann, ist strittig.[21]

Außerbiblische Religionen

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Auch in anderen religiösen Traditionen wurde beobachtet, dass sie eine Form der Glossolalie praktizieren. Am häufigsten ist sie vielleicht im Schamanismus und bei medialen religiösen Praktiken anzutreffen, die über personale Wesen angeben, Kontakt zu einer jenseitigen Welt herzustellen. In Japan gingen die Anhänger von Shinji Takahasi (1927 - 1976; God Light Association) davon aus, dass die Glossolalie sie dazu bringen kann, sich an vergangene Leben zu erinnern.[22]

Felicitas D. Goodman hat weitere nicht-christliche Ritualen aus Afrika, der Karibik, Borneo und Indonesien beschrieben, in denen Zungenrede praktiziert wird.[23] Häufig scheint Zungenrede im Zusammenhang von Riten zur religiösen Initiation zu stehen.

Goodman vertritt die Auffassung, dass das Sprechen im Kontext von Besessenheit als Glossolalie verstanden werden kann. In einem christlich-katholischen Bereich belegt sie dies anhand der zahlreichen erhalten Audiomitschnitte im Fall der Anneliese Michel aus den 1970er Jahren[14] und vergleicht dies mit Beobachtungen aus anderen Religionen. Ein höhere Geist werde da als Kraft und nicht als Persönlichkeit erlebt, aber die Geister der Toten der Trobriand-Insulaner, die Geister der Ahnen in Afrika und verschiedene Geister im haitianischen Vodou hätten ausgeprägte Persönlichkeitszüge, die in Glossolalie zum Ausdruck kommen. Es scheint ihr wie ein Rollenspiel oder ein Gespräch zu sein, als ob man sich in der Gegenwart eines eigenständigen Wesens befindet, das in einer Art Besessenheit durch das das menschlichen Medium spricht und mit dem es spricht. Im Voodoo werden, so Goodman, weibliche Medien oft von männlichen Geistern besessen, wobei sich die Stimme und natürlich auch das Verhalten ähnlich verändern. In Umbanda, einem afro-brasilianischen synchretistischen Heilungskult, führt die Besessenheit durch den Kindergeist zu einer ebenso dramatischen Veränderung der Stimme. Sibirische Schamanen können von Helfern in Form von Tiergeistern besessen sein, ihre Sprache bestehe dann aus Tierstimmen oder einer "Tiersprache".

Glossolalie gibt es im Hinduismus beispielsweise in den Veden (ca. 1000 v. Chr.), in den Yoga-Sutras von Pacaiijali und in tibetischen tantrischen Schriften.[1]

Islamische Traditionen kennen zwar vor allem im Sufismus extatische Praktiken. Von Glossolalie hingegen wird nicht berichtet. Hintergrund ist die Ermahnung des Propheten zu verständiger Rede in Sure 73 al-Muzzammil, Vers 4.[24] Spuren von Glossolalie meint Elisabeth Goodman in den Litaneien (Dhikrs) einiger Orden der islamischen Sufi-Mystiker zu finden.[1]

Als besondere Ausprägung im 20. Jahrhundert kann die australische Bewegung des Vailala-Wahn gelten, deren Name auf die unartikulierte Rede verweist.

Zungenrede im Christentum

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Neutestamentliche Zeit

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Drei Schriften des neuen Testamentes schildern Ereignisse oder enthalten Hinweise, die mit Zungenrede in Verbindung gebracht werden; außer bei den Paulusbriefen ist umstritten, ob jeweils wirklich Glossolalie gemeint ist oder das Sprechen fremder Sprachen im Sinne von Fremdsprachen. Auch setzen beim Markusevengelium und der Apostelgeschichte des Lukas die verschiedenen Kommentatoren und ihre wissenschaftlichen Traditionen unterschiedlich an, wenn es darum geht zu entscheiden, ob die Ereignisse und Zitate auf die in den Schriften geschilderte Zeit verweisen oder aus der Entstehungszeit der Schriften heraus verstanden werden müssen, also vom Autor zurückprojekziert wurden. Dazu muss hier auf die Artikel zu den jeweiligen Schriften und die dort angegebene Literatur verwiesen werden.

Markusevangelium

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Im sekundären Markusschluss (Mk 16,9-20 EU) wird unter den Wundern, welche die Gläubigen ausweisen, das Reden in neuen Sprachen (γλώσσαις λαλήσουσιν καιναῖς; glōssais lalēsousin kainais) aufgeführt. Ob damit Zungenrede gemeint ist oder im Anschluss an das Pfingstereignis (wo von anderen Sprachen die Rede ist) Fremdsprachen, die die Gläubigen bisher nicht kennen (Xenoglossie), ist dem Text nicht zu entnehmen. [25]

Apostelgeschichte

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Die das Lukasevangelium fortführende Apostelgeschichte schildert eine Versammlung von Jüngern Jesu zum jüdischen Pfingstfest (Schawuot), die sich in einem Raum in Jerusalem versammelt haben und dort in einem Brausen wie von Feuerzungen erleben, dass diese auf einen jeden herabkommen. Dann heißt es: "Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt, und sie begannen, in fremden Sprachen ("Zungen") zu reden; jeder sprach so, wie der Geist es ihm eingab." Die zum Fest gekommenen Pilger strömen zusammen, hören diese Juden aus Galiläa und fragen sich fassungslos: "Wie kommt es dann, dass jeder von uns sie in seiner Muttersprache reden hört?"; es folgt eine Aufzählung von Ländern Afrikas, Europas und Asiens, aus denen die Pilger stammen, Juden von Geburt wie auch Proselyten. "Und wir alle hören sie in unseren eigenen Sprachen von den wunderbaren Dingen reden, die Gott getan hat!" Sie verwundern sich, nur manche spotten, die Jünger seien wohl betrunken.[26]. Der Wortlaut des Textes sagt nur, dass alle die Jünger in ihren jeweiligen Sprachen hören. Ob das Wunder im Hören besteht oder darin, dass die Vielzahl der Jünger in verschiedenen Fremdsprachen wundersam sprechen kann, ist vom Wortlaut her nicht zu entscheiden. Vor allem in der Tradition der Pfingstgemeinden wird eher eine Glossolalie, bei anderen eher eine Xenoglossie angenommen.

Der evangelische Neutestamentler Wilfried Eckey (1930-2010) schreibt in seinem Bibelkommentar:

„Lukas denkt an ein emphatisch-enthusiastisch lobpreisendes Beten und ein begeistert prophetisch bezeugendes Reden. Er meint ein primär gottesdienstliches Reden, das für Beteiligte unmittelbar verständlich ist, auf Außenstehende aber befremdlich wirken kann und zu Mißverständnissen Anlaß gibt, wie aus V. 13 hervorgeht. Es muß allerdings nicht befremdlich wirken. Das zeigt die Reaktion derer, die diese Art zu reden verstehen. (...) Mit dem begeistert gottesdienstlichen Reden der Gemeindeglieder will Lukas ein Sprachen- und Hörwunder darstellen: Diese reden in anderen Sprachen, jene verstehen sie. Die Verstehbarkeit geisterfüllten Redens in den Kultursprachen ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, daß das Christuszeugnis bis an die Enden der Erde gelangen kann“

Prof. Dr. Wilfried Eckey[27]

In Kaptel 10 berichtet die Apostelgeschichte, dass Petrus in das mehrheitlich heidnische (also nicht-jüdische) Caesarea gerufen wird. Noch während Petrus eine Predigt hält, heißt es, dass auf die Hörenden der Heilige Geist herabgekommen sei; die Jünger aus dem jüdischen Galiläa hören nun ihrerseits die 'Heiden' "in Zungen sprechen" (λαλούντων γλώσσαις, laloúntōn glōssais) (Apg 10,46 EU). Unter Verweis auf diese Wirkung des Heiligen Geist könne diesen 'Heiden', so stellt Petrus fest, die Taufe nicht verweigert werden. Was unter dem Ausdruck "in Zungen sprechen" zu verstehen ist, wird hier ebensowenig näher erläutert wie an der dritten Stelle, wo Paulus bereits Getauften die Hände zum Empfang des Heiligen Geistes auflegt, worauf diese "in Zungen redeten und weissagten" (ἐλάλουν γλώσσαις καὶ ἐπροφήτευον, éláloun glōssais kaí éprochäteoun ((Apg 19,6 EU)). Das Weissagen, wörtlich: Prophetisieren, kann als Erläuterung der Zungenrede verstanden werden oder zu ihr hinzukommen. Mangels weiterer Belege für "Zungenrede" im lukanischen Werk kann das nicht klar entschieden werden.

Römerbrief

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Im Brief des Paulus an die Römer findet sich das Wort vom "Seufzen", mit dem oder aufgrund dessen der Heilige Geist für die auf Christus Vertrauenden eintrete (Röm 8,26 ). Gelegentlich wird dieses Seufzen als Hinweis auf Zungenrede gedeutet.[28] Doch selbst wenn man als Subjekt des Seufzens den betenden Mensch annimmt, ist es doch eher unwahrscheinlich, dass hier von Zungenrede gesprochen wird, die Paulus an anderer Stelle klar benennt und die hier auch im Kontext nur bedingt passen würde.[29]

1. Brief des Paulus an die Christen in Korinth

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In der jungen, heterogenen Christengemeinde in Korinth scheint hingegen Glossolalie zumindest bei einigen eine so große Rolle gespielt zu haben, dass Paulus in seinem Brief, der insgesamt ermahnenden Charakter hat, ausführlich darauf eingeht. Der Text im 14. Kapitel ((1 Kor 14,2-25 EU)) steht zwischen dem Hohelied der Liebe und weiteren Regeln für den Gemeindegottesdienst. Im poetisch verfassten Hohelied wird über alle Gaben und Fähigkeiten, mit denen Einzelne zum Leben und zum Gottesdienst beitragen, als Kriterium gesetzt, dass solche Beiträge in Liebe geschehen, denn diese allein könne "in allem" durchgetragen werden.

Auf dieser Linie fordert Paulus von der Zungenrede, dass sie "der ganzen Gemeinde dient". Gleichzeitig stellt Paulus die Zungenrede hinter die klarsprachlichen Weissagungen zurück; Zungenrede, fordert Paulus, müsse für die anderen erst noch verständlich ausgelegt werden ((1 Kor 14,4-6 EU));[30] dem schließt sich ein längerer Abschnitt an, in dem die Nutzlosigkeit (für die Gemeinde!) einer nicht in verständliche Sprache übersetzen Zungenrede erläutert wird. Vor allem bei einer noch wachsenden Gemeinde, bei der Fremde hinzukommen, könne die Zungenrede sehr abschreckend wirken ((1 Kor 14,23f EU)). Der Wert des Gebetes "in Zungen" für den einzelnen wird dabei nicht bestritten.

Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass die Zungenrede, von der Paulus an die Korinther schreibt phänomenologisch der aus anderen Kontexten bekannten Glossolalie ähnelt, nur dass hier spezifisch christlich diese damit verbunden ist, dass die sprechende Person vom Heiligen Geist Gottes erfüllt ist.

Von der Antike zur Neuzeit

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Das erste neuerliche Auftauchen von christlicher Glossolalie nach der Antike ist von der Bewegung der hugenottischen Kamisarden Ende des siebzehnten Jahrhunderts in Südfrankreich belegt. Durch die Vertreibung der Hugenotten nach England, in die Niederlande, nach Deutschland und in die USA verbreitete sich diese Gebietspraxis; Jansenisten, Quäker, Mormonen und Pietisten wurden von den Kamisarden beeinflusst.

Pfingstgemeinden

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Die Glossolalie gehört jedoch vor allem zu den Markenzeichen der Pfingstgemeinden[8]; hier gilt das Charisma der Zungenrede zumeist als Ausweis der Geistestaufe, die in manchen Gemeinden auch mehrfach empfangen werden kann.[33] Einerseits ist die Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhundert aus Wesleyanisch gesprägten Kirchen entstanden;[34] andererseits erklärt sich die geringe organisatorische Geschlossenheit aus der Besiedlungsgeschichte der USA. Versuche eines Zusammenschlusses der vielen Zweige führten zur Gründung der Assemblies of God, konnten aber die zentrifugalen Kräfte in der Bewegung nicht erreichen. Da der Auftrag zur Mission für die meisten Gemeinden der Bewegung zentral ist, verbreiteten sie weltweit ihre Lehre und die Zungenrede, sodass heute die Pfingstbewegung als der größte Zweig innerhalb der Kirchen in reformatorischer Tradition gelten kann.[35] Besonders dynamisch entwickelt sich die Pfingsbewegung in Brasilien.

Charismatische Bewegung (evangelisch, katholisch)

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Seit den 1960er Jahren wird auch in anderen christlichen Kirchen in den Gruppen der Charismatischen Bewegung die Zungenrede praktiziert, einschließlich der Gemeindeerneuerung in der römisch-katholischen Kirche. Durch die gemeinsame Erfahrung sind die Gemeinden und Gruppen der Bewegung stark ökumenisch geprägt. Da sie sich an der Ekklesiologie ihrer Großkirchen orientieren, gilt bei ihnen die Glossolalie nicht als notwendiger Ausweis für die Geisttaufe. Während die Pfingsbewegung zumal in ihren Anfängen proletarisch und gemischt-ethnisch geprägt war, war und ist die Charismatische Bewegung in der sogenannten Ersten und Zweiten Welt vornehmlich bürgerlich geprägt; erst bei der Ausbreitung auch auf die jungen Kirchen in Afrika und Asien änderte sich das.[35]

Orthodoxie

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Die Orthodoxen Kirchen kennen zwar das biblische Zeugnis der Zungenrede[36]; sie wird aber in den Gottesdiensten nicht geübt und spielt in den Ermahnungen zu einem Leben aus dem Heiigen Geist keine Rolle.[37] Das lässt darauf schließen, dass Zungenrede in den orthodoxen Kirchen zumindest kein verbreitetes Phänomen ist.

Humanwissenschaften

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Psychologie

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Der Psychiater Andrew Newberg von der Universität von Pennsylvania führte 2006 eine Untersuchung über die Vorgänge im Gehirn während der Zungenrede durch. Er testete fünf Frauen und maß ihre Hirnaktivität während der Zungenrede und während des Singens von Gospels. Bei allen fünf Frauen hörte die Aktivität im Frontallappen während der Zungenrede praktisch auf, was auf eine Reduktion der Selbstkontrolle hinweist, während die Aktivität im Parietallappen zunahm (umgekehrt zur Meditation). Diese Reduktion der Selbstkontrolle entspricht den Aussagen von Leuten, die die Zungenrede praktizieren.[38]

Einige Psychiater in der psychiatrischen Abteilung des Virovitica-Spitals in Kroatien untersuchten das Phänomen und kamen zum Schluss, dass bei Glossolalie vorübergehend ein Regressionszustand eintritt, der eine mögliche Erklärung für die positive, fast psychotherapeutische Wirkung der Glossolalie ist.[39]

Der Psychoanalytiker Karl Motesiczky schildert in einer 1937 verfassten polemischen[40] Schrift einen Besuch bei einem Gottesdienst einer Pfingstgemeinde extatisches Verhalten, darunter beobachtet er auch Zungenrede."[41] In pauschaler Diagnose stellt er fest, dass man den Betenden seelische und sexuelle Störungen "ansehen" könne.[42] Mit Verweis auf die allgemeine Literatur zur "Sexualökonomie" stellt Motesiczky in seiner Flugschrift fest: "Eines ist sicher: Die religiöse Ekstase gewährt unmittelbar Entlastung von sexuellen Spannungen, hat überhaupt mit dem Erlebnis des sexuellen Orgasmus grosse Ähnlichkeit."[43]

Linguistik und Ethnologie

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Auf der Grundlage seiner linguistischen Analyse definierte W.J. Samarin.[10] die Glossolalie, wie er sie bei Pfingstlern untersucht hat, als "bedeutungslose (meaningless), aber phonologisch strukturierte menschliche Äußerung, die der Sprecher für eine echte Sprache hält, die aber keine systematische Ähnlichkeit mit einer lebenden oder toten natürlichen Sprache hat". Dabei setzt er voraus, dass die Bedeutung, die Betende selbst oder die Gemeinde der Zungenrede beimessen, wissenschaftlich nicht relevant im Sinne von Bedeutung sei.[44]

Die Ethnologin Felicitas Goodman (1914–2005) untersuchte eine Reihe von Pfingstgemeinden in den Vereinigten Staaten, der Karibik und Mexiko, darunter englisch, spanisch und Maya sprechende Gruppen. Sie verglich ihre Ergebnisse mit Aufzeichnungen von nicht-christlichen Ritualen aus Afrika, Borneo, Indonesien und Japan. Sie berücksichtigte sowohl die segmentale Struktur (z. B. Laute, Silben, Phrasen) als auch die supra-segmentalen Elemente (Rhythmus, Akzent, Intonation) und kam zu dem Schluss, dass es keinen Unterschied zwischen den von ihr untersuchten Praktiken der protestantischen Pfingstgemeinden und den Anhängern anderer Religionen gebe. [45]

Soziologie und Philosophie

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Der französische Soziologe, Sprachtheoretiker und Theologe Michel de Certeau interessiert sich für das Phänomen der Glossolalie in der Moderne unter der Rücksicht, dass sich hier eine Form des Sprechens, die nicht verständlich ist, dem Herrschaftsanspruch der Rationalität widersetze.[46][47] Sie sei eine "Fiktion des Sagens", auf die Sprache bezogen, aber ohne etwas auszusagen. Sie lege sozusagen das Fundament der Sprache frei: "Die Glossolalie isoliert das Sagen von allem Sagen. In diesem theoretischen Raum stimmlicher Art kann sich das Sagen selbst sagen. Das Problem des Anfangs und des Endes ist in ihm folglich zentral". Die Glossolalie antworte also auf das Problem der Fundierung des Sprechens und mache die Bedingungen und Entwicklungen der Sprachkompetenz sichtbar.

"Als ein solcher schöpferischer Zwischenraum am Übergang vom Schweigen zur Sprache, der sich in den stimmlichen Versprechern ständig wiederholt und die Sprache immer wieder an ihre Anfänglichkeit erinnert, holt de Certeau die religiöse Perspektive unter spätmodernen Voraussetzungen wieder ein. Denn dieser Zwischenraum ist mit dem Ursprung verbunden, der sonst als Mythos aus der Lebenswirklichkeit moderner Rationalität herausgeschnitten ist, und eben deshalb hat sie das Gesicht einer ursprünglichen Freude."[48]

Die letztlich erfolglosen Bemühungen der Sprachforschung machen die Unverfügbarkeit des Geistes am Ursprung der Sprache deutlich, den de Certeau als Jubel identifiziert. "Es scheint, dass am Anfang der Sprachgenese, in dem Zustand semantischer Unbestimmtheit, wo die Zeichen noch nichts bedeuten, aber alles bedeuten können, das Sprechen ein lustvolles Geschehen ist, das zugleich einen absichtslosen Jubel, einen Lobpreis umfasst. Sprechen und Beten sind in diesem Sinne am Ursprung der Sprache noch ungeschieden."[48]

Theologie

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Pfingstbewegung

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Mehr noch als die anderen christlichen Ausrichtungen, ist die Pfingstbewegung sehr heterogen.[49] Daher findet man sehr verschiedene theologische Ansätze, häufig auch den bewussten Verzicht auf eine die Erfahrung und das Zeugnis relativierende Theologie. Großer Wert wird der Leiblichkeit der Geisterfahrung in der Glossolalie beigemessen ("somatische Geisteserfahrung").[50]

Schon früh wurde in der Bewegung in den USA (1916 Lehrsätze der Assemblies of God) als wesentlich festgehalten, dass das äußere Zeichen der Zungenrede ein Zeugnis des Heiligen Geistes für die empfangene Taufe – immer als Geistestaufe – sei.[51] Zuletzt 2010 haben die Assemblies dies in einem Beschluss bestätigt und ausführlich begründet.[52] Glossolalie ist für diese Pfingsttheologie die einzige mit der Geistestaufe verbundene Manifestation, die einen Beweis für die Authentizität der Erfahrung darstellt, und Zungenrede sei seit biblischer Zeit ein physischer Beweis für das Wirken des göttlichen Geistes. Theologisch wird dabei vorausgesetzt, dass der Pfingsttag von Lukas als historisches Ereignis in normativer Absicht geschildert wird und damit ein normatives, wiederholbares Muster für alle Jahrhunderte ist.[53]

Bernardo Campos (1955–2024)[54] hat eine ausführliche Theologie der Zungenrede als Ausweis der Geisttaufe entwickelt[55]. Die Geisttaufe ergänzt für ihn die Wassertaufe in Christus "als vermittelndes Element für die Ausdauer der Heiligen" und zur Stärkung für die Mission, "wobei in einigen Fällen der Beweis der Zungenrede für die Anerkennung der Taufe im Heiligen Geist notwendig ist." Die Lehre sei dabei immer eine "christologische Pneumatologie oder eine pneumatologische Christologie".[56]

„Der Gottesdienst mit Glossolalie ist eine Nachahmung der archetypischen Gebärdensprache. Obwohl die mystische Ekstase angestrebt wird, endet sie nicht mit einer Flucht aus der irdischen Wirklichkeit (Eskapismus oder Entfremdung) oder einer Reproduktion des gnostischen Dualismus, in dem Gut und Böse einen Gegensatz bilden. In jedem Fall handelt es sich um eine moderne Nachahmung und Verkörperung archaischer Formen der Erfahrung des Heiligen sowie um eine kulturelle Form zur Nachbildung der kosmischen Ordnung, in der der Ritus Vorrang hat vor dem Konzept, der Tanz vor der These und die Geste vor dem Wort, wobei zum theoretischen Diskurs nicht notwendigerweise ein Gegensatz hergestellt wird. Die Glossolalie ist eine Sprechweise, die der Betende selbst nicht verstehen muss, die aber einen symbolischen Sinn hat. Sie ist nicht notwendigerweise eine Sprache, kann es aber sein. Das wichtigste an der Glossolalie ist nicht die Übersetzung, sondern ihre Bedeutung als Sinn mitten in einem Gottesdienst, als Sinn, der mit der täglichen, direkten, einfachen menschlichen Sprache bricht, als der Gottesdienst sich in einem anderen Umfeld der Realität abspielt: der Realität des Heiligen.“

Bernardo Campos: [56]

Andere Evangelische Kirchen

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Der Liberalen Theologie gilt die Zungenrede eher als eine Fehlentwicklung in der frühen Kirche (frühkatholisch) und einem dem originalen Evangelium Jesu fremden Hang zum Mirakulösen.[57]

Im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland hat Reinhard Hempelmann (*1953) als Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) mehrfach das Thema Glossolalie aufgegriffen.[58] Er stellt im Blick auf die theologische Beurteilung fest, sie sei ein "Randthema" und habe nie die Sonderrolle gespielt, die ihr "von Seiten pentecostal-charismatischer Bewegungen zugewiesen" werde, denn christliches Leben ohne Zungenrede sei nicht defizitär. In der Relativierung der Zungenrede beruft er sich auf Paulus im 1. Korintherbrief. Die "Konzentration der christlichen Erfahrung auf das Außergewöhnliche" übersehe die "Vieldeutigkeit und Ambivalenz religiöser Erfahrung" und die Verwiesenheit auf das Christusbekenntnis, gerade angesichts des Vorkommens von Zungenrede in anderen Kontexten. Die christliche Tradition leugne nicht solche Erfahrungen, ordne sie aber als "Ausdrucksform privater Religiosität" ein; nur wo Gemeinschaften die Zungenrede nicht überbewerten, sei ökumenische Offenheit und Gemeinschaft ihnen gegenüber möglich.[59]

Hempelmann bewegt sich auf der Spur der wichtigsten evangelischen Theologen des 20. Jahrhunderts. Gerhard Ebeling (1912–2001) bezieht sich auf Paulus, der gegenüber dem "Gewoge des Geistgeschehens" nun "klärende Kriterien" aufgestellt und "Urteilsbildung durch gedankliche Durchdringung" geleistet habe.[60] Entscheidend sei die Ausrichtung des Glaubens auf Christus und das Christusgeschehen. Das Zungenreden habe schon Paulus beschränken wollen und festgelegt, dass dieses "nur mit einer entsprechenden Auslegung zulässig" sei. "Kriterium dabei ist der gestiftete Nutzen, der die Rücksicht auf den Verstand erfordert. Gegen die "wildwuchernde Spontaneität" werde von Paulus "der nüchterne Gesichtspunkt der Ordung und des Friedens ins Feld geführt". Zugleich erinnert Ebeling aber daran, dass Paulus die Äußerungen der Geistergriffenheit und die Glossolalie nicht habe verbieten wollen, auch wenn sie "uns fremd sein mögen".[61]

Karl Barth (1886–1968) bespricht in seiner Kirchlichen Dogmatik die Geisttaufe ausführlich, untersucht ihr Verhältnis zur kirchlichen Wassertaufe, zum Stellenwert der Freiheit dessen, der vom Geist ergriffen wird, erläutert die Auswirkung in einer Haltung der Mitmenschlichkeit etc. Er kommt aber auf Zungenrede nur am Rand zu sprechen. Von ihmerwähnt werden zwar als Gabe des Heiligen Geistes auch "ganz individuelle" Gaben und "vorübergehende und wechselnde Befähigungen dieser Art" außerhalb der "kirchlichen Amtlichkeit"– aber "Zungenrede" wird nicht genannt (S. 42) "Der Sachverhalt ist doch der, dass der Mensch, an und in dem das Werk des Heiligen Geistes sich ereignet, (..) sein eigenes Erkennen, Wollen und Fühlen nun als Instrumente der Gerechtigkeit in Gebrauch nehmen darf und muss". Dieses "ganz Neue" bedeute nicht, "dass er außer sich und ins Rasen, sondern dass er endlich zu sich selbst, zur Vernunft kommt" (S. 31). In all dem drückt sich eine Ablehnung der Erweckungsbewegung aus, die Barth des Pelagianismus verdächtigt und als "Neuprotestantismus" (dis)qualifiziert (S. 5).[62]

Wolfgang Huber (*1942) erinnert ebenfalls an die Skepsis des Paulus gegenüber der Zungenrede, wo Christen sich "vom Geist Gottes weit über das hinaustreiben" lassen, was verständlich ist, und in Zungen reden "unabhängig davon, ob andere ihnen folgen" können. Er verweist in dem Zusammenhang auf die weltweite Resonanz und Größe der charismatischen und pfingstlerischen Frömmigkeit, belässt es dann aber bei einer Frage: "Der Glaube hat gegenüber der Vernunft ein überschießendes Moment. Aber tritt er deshalb in einen Gegensatz zur Vernunft?"[63]

Mehr Verständnis gegenüber der Zungenrede zeigt der 1975 im Auftrag der VELKD herausgegebene lutherische Evangelische Erwachsenenkatechismus und stellt das Befremden in heutigen landeskirchlichen Gemeinden dem davon unterschiedlichen Empfinden neutestamentlicher Zeit gegenüber. Die Alte Kirche habe die Zungenrede "damit verglichen, dass eine fremde Macht in die Saiten einer Zither greift". Doch schon damals sei für Christen das Bekenntnis zum auferstandenen Christus für eine "solche nicht vernunftkontrollierte Frömmigkeit" Kriterium gewesen. Bezeichnenderweise schließt dieser Absatz mit der nachdenklichen Frage, "ob nicht das Drogenphänomen auch zu einer kritischen Frage an eine verbürgerlichte, allzu rationale Frömmigkeit werden kann".[64]

In manchen Freikirchen wird die Zungenrede mit dem Argument abgelehnt, diese sei exklusiv in neutestamentlicher Zeit notwendig gewesen und vorgekommen; heutiges Vorkommen habe damit nichts gemein. Zungenrede sei "kein Ausweis für geistgewirkte Glaubenspraxis, vielmehr bedarf sie des Kriteriums des Christusbekenntnisses und der Gottes- und Nächstenliebe, um als Charisma gelten zu können".[65]

Katholische Kirche

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Von katholischen Autoren des 20. Jahrhundert wird die Zungenrede ebenso wie von evangelischen in engem Anschluss an das 14. Kapitel im 1. Korintherbrief behandelt. Gerade aber die von Paulus betonte Hinordnung auf das Wohl der Gemeinde ermöglicht einer hierarchischen Kirche eine höhere Wertschätzung, wenn und solange die Geistgaben innerhalb der Kirche gelebt werden. Gefördert hat diese positive katholische Theologie des Heiligen Geistes im 20. Jahrhundert die Enzyklika über den Heiligen Geist Divinum illud munus vom Mai 1897 von Papst Leo XIII. (1810–1903), der durch eine Novene vor dem Pfingsfest dieses und die Heilig-Geist-Spiritualität in der westlichen katholischen Kirche deutlich aufgewertet hat. Durch die Ordensgemeinschaften, Klöster und Geistlichen Gemeinschaften mit sehr verschiedenen spirituellen Traditionen doch als integraler Bestandteil der katholischen Kirche, hat der Katholizismua die Möglichkeit, auch das Zungengebet in den charismatischen Gemeinschaften theologisch zu integrieren.

Vor allem der große Dominkanmertheologe Yves Congar (1904–1995) hat die Theologie des Heiligen Geistes im 20. Jahrhundert beeinflusst.[66] Congar ist sich bewusst, dass wir aufgrund der spärlichen Angaben nicht sicher wissen können, ob das, was Paulus nur kurz andeutet, weil es seinen Lesern ja bekannt war, mit dem identisch ist, was wir heute in der charismatischen Praxis beobachten. Wie dem auch sei, "Paulus schätze es, ohne es zu überschätzen" (S. 283). Theologisch benennt Congar vier Punkte einer notwendigen kritischen Unterscheidung durch die Theologie: (1) Es muss Nutzen für andere haben, die Vernunft darf dabei nicht abdanken und es brauche ein "Streben nach reifem Verhalten" (nicht regressiv, nicht kindisch statt kindlich). (2) Im Unterschied zur Pfingst-Theologie verstehe die katholischen Kirche Zungenrede – ähnlich wie Sakramente – nicht als (geistbewirkte) Akte der Glaubenden, sondern als "Akte Gottes" (3) Das Zungengebet sei von dem "Seufzen" nach Röm 8,26 zu unterscheiden. (4) Zungenrede gibt es auch außerhalb des Christentums, wohingegen die "wahren Wunder an der Liebe zu erkennen sind" (Blaise Pascal) (S. 284–285).

„Obwohl ähnliche Phänomene sich auch sonst ereignen, können sie doch vom Geiste kommen und zu unserem Trost und unserer Freude überall da, wo man im Geiste lebt, dessen Gegenwart bezeugen, was durch seine Früchte und vor allem die christliche Liebe bewiesen wird. (...) Die Liebe ist das höchste Charisma.“

Yves Congar OP[66]


Der deutsche Jesuit und Theologe Karl Rahner (1904–1984) hatte die Bedeutung der eigenen mystischen Erfahrung für die Zukunft des christlichen Glaubens betont und stand daher auch der Zungenrede positiv gegenüber, unbeschadet der auch von ihm geforderten Ausrichtung auf Christus, im Dienst an der Gemeinde und ohne Scheu vor der rationalen Reflektion der Theologie.[67] Allerdings müsse der Betende sich bewusst sein, dass es sich bei der Zungenrede zunächst einmal um ein natürliches Phänomen handelt, das auch außerhalb der Kirche zu beobachten sei, "so dass man schon von daher kaum etwas entdecken oder suchen kann, was notwendig auf ein besonderes oder wunderbares Eingreifen Gottes zurückgeführt werden müsste".[68]

Dennoch sah Rahner schon 1971 in katholischen Ordensgemeinschaften den Raum, der Zungenrede als Ausdrucksform Raum zu geben, auch wenn man aus seiner Generation dem "skeptisch gegenüberstehen" sollte.[69] Die Zungenrede hat nach Rahner durchaus das Potential, Christen in ihrem Glauben nachhaltig positiv zu prägen:

„Auch wenn der in Zeit und Geschichte noch pilgernde Menschen nie meinen darf, er sei vollendet, er habe eine absolut sichere und auch endgültige Zusage des Geistes empfangen (...), so braucht doch nicht bestritten zu werden, dass es besonders eindrückliche und den Menschen umwandelnde, ganz neue Lebenshorizonte schenkende und befreiende Erfahrungen der Gnade geben könne, die auf lange Zeit die innerste Haltung des christlichen Menschen prägen, durchaus (wenn man will) "Geisttaufe" genannt werden können und auch gerade innerhalb eines solchen gemeinsamen Gebetsgottesdienstes als Wirkung des der Gemeinde gegebenen Geistes erfahren werden.“

Karl Rahner SJ[70]

Einzelnachweise

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  1. a b c Felicitas D. Goodman: Glossolalia (1987), in: Encyclopedia of Religion, 2. Auflage, hrsg. von Lindsay Jones, Band 5, Thomson Gale, Farmington Hills, Ml/USA, ISBN 0-02-865738-1, Seite 3504–3507.
  2. 1 Kor 14,39 in der Übersetzung von Heinrich Eggestein (vor 1470): "Wan der do redt in d zunge" Text Münchener Digitalisierungszentrum
  3. 1 Kor 14,39 Luther 1545: "mit Zungen zu reden"
  4. 1 Kor 14,39, rev. Lutherbibel 1984.
  5. "Glossolalie". In: Herders Conversations-Lexikon. Band 3. Herder, Freiburg 1855, S. 94: „griech.-deutsch, das wunderbare Reden in fremden Sprachen (z. B. der Apostel am Pfingsttage).“
  6. Aussendung der Jünger Mk 16,17: "And these tokenes schulen ... speke with newe tungis."
  7. "glossolalia". Oxford English Dictionary (2. Auflage) 1989.
  8. a b Christa Miranda: Pfingstkirche und Glossolalie - Zungenrede: Wer spricht da und wer hört zu? Viele Mitglieder der Pfingstkirchen praktizieren eine geheimnisvolle Zwiesprache mit Gott. Was steckt dahinter? Schweizerischer Rundfunk – Kultur, Gesellschaft & Religion, 24. Mai 2021, abgerufen am 14. Dezember 2024 (mit einem Videobeispiel für Zungenrede).
  9. Volkhard Krech: Religiöse Rede mit gesplissener Zunge. Über die Ambivalenz ekstatischer Glossolalie und Weisen ihrer Einhegung. In: Elisabeth Timm, Karin Harrasser (Hrsg.): Zeitschrift Zeitschrift für Kulturwissenschaften. transcript, 2015, ISSN 2197-9111, S. 37.
  10. a b William J. Samarin: Sociolinguistic vs. Neurophysiological Explanations for Glossolalia: Comment on Goodman's Paper. In: Journal for the Scientific Study of Religion. Band 11, Nr. 3, 1972 (englisch).
  11. Norbert Baumert: Sorgen des Seelsorgers. Übersetzung und Auslegung des ersten Korintherbriefes (= Paulus neu gelesen. Band 1). Echter, Würzburg 2007, ISBN 978-3-429-02893-0, S. 250.
  12. Felicitas D. Goodman: Phonetic Analysis of Glossolalia in Four Cultural Settings. In: Journal for the Scientific Study of Religion, Band 8, Heft 2, 1969, S. 227–235.
  13. Ähnlich: Heather Kavan "We don't know what we're saying, but it's profound". The Language and Contexts of Glossolalia. New Zealand Linguistic Society, Massey University.
  14. a b Volkhard Krech: Religiöse Rede mit gesplissener Zunge. Über die Ambivalenz ekstatischer Glossolalie und Weisen ihrer Einhegung. In: Elisabeth Timm, Karin Harrasser (Hrsg.): Zeitschrift Zeitschrift für Kulturwissenschaften. transcript, 2015, ISSN 2197-9111, S. 37–44.
  15. Christopher Forbes: Prophecy and Inspired Speech in Early Christianity and its Hellenistic Environment (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament, 2. Reihe 75), Tübingen, Mohr Siebeck 1995, Seite 103–123.
  16. Platon schildert im Phaidron (244a und 265a) extatische Zustände als Gabe der Götter und nennt das Orakel als Beispiel.
  17. Testament Hiobs Michael Tilly, WiBiLex, Deutsche Bibelgesellschaft, 2007, abgerufen 30. Dezember 2024
  18. Christian Wolff: Zungenrede I (Neues Testament). In: Gerhard Müller (Hrsg.): Theologische Realenenzyklopädie (TRE). Band XXXVI. Walter De Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 3-11-017842-7, S. 760. Wolff nennt weitere Ähnlichkeiten zur paulinischen Zungenrede im Frühjudentum, z.B. Zephanja-Apokalypse (13,3) aus dem 1. Jahrhundert.
  19. a b Dale B. Martin: The Corinthian Body, New Haven, Connecticut, Yale University Press 1995, ISBN 978-0300081725, S. 88-91.
  20. Übersetzt bei: Karl Preisendanz (Hg.): Papyri graecae magicae. Die griechischen Zauberpapyri, Bd. 2., 2. Aufl., Leipzig, Teubner 1931, Seite S.25. Zitiert bei Krecht 2015.
  21. Die Elberfelder Bibel (zu Jes 28,11) erklärt die geschilderte Unverständlichkeit der Rede durch Siegestaumel und Trunkenheit)
  22. Christal Whelan: Shifting Paradigms and Mediating Media: Redefining a New Religion as "Rational" in Contemporary Society. Nova Religio. Band 10, Heft 3, 2007, S. 54–72).
  23. Felicitas D. Goodman: Speaking in Tongues: A Cross-Cultural Study in Glossolalia. University of Chicago Press, Chicago 1972, ISBN 978-0-226-30324-6 (archive.org).
  24. Mohsen Mirmehdi: Prolegomena zu einer systematischen Theologie des Korans. Freie Universität (Dissertation 1998), Berlin 2000, S. 18 f. (fu-berlin.de [PDF]). Vgl Sure 25 Verse 32f (al-Furqan) über die Verständlichkeit des Korans.
  25. Wilfried Eckey: Das Markusevangelium: Orientierung am Weg Jesu; ein Kommentar. Neukirchen-Vluyn, Neukirchener, 1998, ISBN 37887-1703-3, Seite 411: "An zweiter Stelle steht das Reden »in neuen Zungen« oder Sprachen (17c) und damit Geisterfahrungen nicht nur in ekstatlscher Zungenrede (Apg 10,46; 19,6; 1Kor 14,2), sondern auch die Evangeliumspredigt in Sprachen, die den Adressaten verständlich sind (Apg 2,4.11)".
  26. (Apg 2,4-13 NGÜ)
  27. Wilfried Eckey: 'Die Apostelgeschichte: der Weg des Evangeliums von Jerusalem nach Rom'. Teilbd. 1: Apg 1,1 - 15,35. Neukirchener, Neukirchen-Vluyn 2000 ISBN 3-7887-1780-7, Seite 72. Verweise auf Bibelstellen im Text gekürzt.
  28. Auslegung und Bibliographie zur Bibel: Römerbrief 8,26-27, Welt der Bibel - Das Portal für Bibelauslegung, Matthias Dietrich,Reutlingen (ohne Datum), abgerufen am 14. Dezember 2024.
  29. Norbert Baumert: Christus Hochform von "Gesetz". Übersetzung und Auslegung des Römerbriefes. Reihe Paulus neu gelesen Band 4, Echter, Würzburg 2012, ISBN 978-3-429-03404-7, Seite 167–168: "So verlockend diese Stelle schien, um das Sprachengebet zu erklären, so ist das hier nicht gemeint (so auch Cranfield 423; Meißner 328-330); vielmehr ist einerseits das Stöhnen des Geschöpfes, des 'schwachen' Menschen vorhanden, über das sich andererseits der Geist beugt wie eine Mutter über ein wimmerndes Kind (vgl. Gal 4,20). Der Geist selbst aber wird so von uns aufgenommen, dass er nun als Handelnder für uns eintritt. Und es ist wohl richtig, dass 'astheneia' / 'Schwachheit' hier wie in 6,19 die begrenzte Erkenntnisfähigkeit meint (Haacker 16739). Das Eintreten des Geistes zeigt sich also nicht in unartikuliertem Stöhnen (dies ist vielmehr Zeichen unserer Schwachheit), sondern eher in der Erfahrung, dass in solch innerer Not ein Mensch gelegentlich eine innere Bewegung spürt, die ihm die Anwesenheit des Geistes anzeigt und derzufolge er dann weiß, dass Gott seine Not kennt."
  30. Im 12. Kapitel hatte Paulus unter einer Aufzählung von Gnadengaben die Zungenrede aufgenommen, aber auch die Fähigkeit anderer, diese auszulegen ((1 Kor 12,10 EU)).
  31. Andrew Landale Drummond: Edward Irving and his Circle, including some consideration of the ‘Tongues’ movement in the light of modern psychology. James Clarke, London 1937.
  32. Albrecht Weber: Die katholisch-apostolischen Gemeinden - Ein Beitrag zur Erforschung ihrer charismatischen Erfahrung und Theologie, Dissertation Marburg 1977, S. 365f.
  33. Zu Entstehung und Eigenart gibt es viele private Websits mit eher bekenntnishaftem Charakter, z. B. die Website von Alexander Seibel, abgerufen am 14. Dezember 2024
  34. Steven J. O'Malley: The Origin of the Wesleyan Theological Vision for Christian Globalization and the Pursuit of Pentecost in Early Pietist Revivalism, Including a Translation of the Pentecost Addresses of Johann Adam Steinmetz (1689-1762). Emeth Press, Jackson, Georgia, USA 2020, ISBN 978-1-60947-151-4.
  35. a b J. Stephen O'Malley: Pfingstkirchen/Charismatische Bewegung. In: Gerhard Müller (Hrsg.): Theologische Realenenzyklopädie (TRE). Band XXVI. Walter De Gruyter, Berlin/New York 1996, ISBN 3-11-015155-3, S. 398–410.
  36. Metropolit Antonij: Die Lehre der Kirche über den Heiligen Geist (1997), abgerufen am 14. Dezember 2024.
  37. Orthodoxe Christen im Dienst an Kirche und Gesellschaft: Gaben-Aufgaben - Mission Brief der Bischöfe der orthodoxen Kirche in Deutschland vom 1. Oktober 2022, abgerufen am 14. Dezember 2024.
  38. Constance Holden: Tongues on the Mind. (Memento vom 13. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) In: ScienceNOW. 2. November 2006.
  39. Elvira Koić, Pavo Filaković, Sanea Nađ, Ivan Čelić: Glossolalia. In: Collegium Antropologicum. Band 29 (2005), Nr. 1, S. 307–313 (psihijatrija.com [Memento vom 8. August 2007 im Internet Archive; PDF; 88 kB])
  40. Er schildert z.B. die Fraue, die an der Versammlung teilnehmen: "Ihre Gesichtszüge sind bleich, fast schwammig und dabei müde und ausdruckslos, die Figur oft unförmig durch falschen Fettansatz. So wird eine Frau, wenn sie 10, 20 oder 30 Jahre in einem engen Heim geschaltet und gewaltet hat, ohne jemals Sport zu treiben, ohne »geistige« Interessen, beschäftigt allein mit Haushalt, Kindern und Klatsch mit den Nachbarinnen." Karl Teschitz (Pseudonym): Religiöse Ekstase als Ersatz der sexuellen Auslösung. Beobachtungen in einer religiösen Sekte. Sexpol Verlag, Kopenhagen 1937 (Scan – Internet Archive).
  41. »Lapakadizelowikadu ...... « betet eine junge Zungenrednerin. Ihr glattes, ausdrucksloses Gesicht, es war etwas Mehliges darin – hat einen verklärten, fast verliebten Ausdruck bekommen." Karl Teschitz (Pseudonym): Religiöse Ekstase als Ersatz der sexuellen Auslösung. Beobachtungen in einer religiösen Sekte. Sexpol Verlag, Kopenhagen 1937 (Scan – Internet Archive).
  42. "Die wenigen, mit denen ich über sexuelle Dinge sprechen konnte, erwiesen sich als sexuell gestört. Doch auch den meisten andern konnte man schwere seelische und das heisst immer auch zugleich sexuelle Störungen mit Leichtigkeit ansehen." Karl Teschitz (Pseudonym): Religiöse Ekstase als Ersatz der sexuellen Auslösung. Beobachtungen in einer religiösen Sekte. Sexpol Verlag, Kopenhagen 1937 (Scan – Internet Archive).
  43. Karl Teschitz (Pseudonym): Religiöse Ekstase als Ersatz der sexuellen Auslösung. Beobachtungen in einer religiösen Sekte. Sexpol Verlag, Kopenhagen 1937 (Scan – Internet Archive).
  44. William J. Samarin: Tongues of Men and Angels: The Religious Language of Pentecostalism. New York, Macmillan 1972, S 2.
  45. Felicitas D. Goodman: Speaking in Tongues: A Cross-Cultural Study in Glossolalia. University of Chicago Press, Chicago 1972, ISBN 978-0-226-30324-6 (archive.org).
  46. Michel de Certeau: Die Oper des Sagens. Glossolalien. In: Institut für Hermeneutik und Religionsphilosophie der Universität Zürich (Hrsg.): Hermeneutische. Nr. 2. Zürich 2014, S. 275–294 (uzh.ch – französisch: Utopies vocales: glossolalies. Traverses 20, 26–37 1980. Übersetzt von Lucie Kaennel, Johanna Breidenbach).
  47. Lucie Kaennel, Johanna Breidenbach: »Die Oper des Sagens« von Michel de Certeau (Einführung). In: Institut für Hermeneutik und Religionsphilosophie der Universität Zürich (Hrsg.): Hermeneutische Blätter. Nr. 2. Zürich 2014, S. 270–274 (uzh.ch).
  48. a b Johanna Breidenbach: Das Gebet als metaphorischer Prozess Die Erneuerung von Welt und Sprache bei Michel de Certeau und Günter Bader, Hermeneutische Untersuchungen zur Theologie Band 90, Mohr Siebeck Tübingen 2023, ISBN 978-3-16-162102-4, S. 188f.
  49. 'Vgl. Bernardo Campos, El cristianismo pentecostal y su variedad, in: ders.: El Principio Pentecostalidad. La Unidad del Espíritu, Fundamento de la Paz, Publicaciones Kerigma, Oregon 2016, ISBN 978-0997995817, S. 149–57.
  50. Skizze einer Theologie der Glossolalie, Prof. Dr. Michael Kißkalt, Vortrag in Bad Alexandersbad, am 3. Mai 2016. "3.1. Gl. ist Ausdruck der Verleiblichung des Pneuma. 3.2. In den charismatischen Erfahrungen geht der Geist Gottes in den menschlichen Soma ein. 3.3. Gl. ist also eine somatische Geisteserfahrung. 3.4. In der Gl. weckt das göttliche Pneuma die unbewussten Gedanken und Gefühle und bringt sie an unserem Verstand vorbei zur Sprache, vor Gott. 3.5. Der Raum für Gl. im Kontext einer gemeindlichen Veranstaltung muss von Vertrautheit und Klarheit geprägt sein."
  51. "Die Taufe der Gläubigen im Heiligen Geist wird durch das anfängliche körperliche Zeichen des Sprechens mit anderen Zungen bezeugt, da der Geist Gottes es ihnen eingibt (Apg 2,4). Das Reden in Zungen ist in diesem Fall vom Wesen her dasselbe wie die Gabe der Zungenrede (1.Kor 12), unterscheidet sich aber in Zweck und Gebrauch." ("The Baptism of believers in the Holy Ghost is witnessed by the initial physical sign of speaking with other tongues as the Spirit of God gives them in utterance (Acts 2.4). The speaking in tongues in this instance is the same in essence as the gift of tongues (1.Cor 12) but different in purpose and use.") Zitiert in: Speaking in Tongues – The Assemblies of God Constitution and Bylaws, Article V, Statement of Fundamental Truths, hrsg. und erläutert von A. Reuben Hartwick, Prof. em. Valley Forge Christian College (Enrichment Journal, Juni 2007), abgerufen am 14. Dezember 2024.
  52. Baptism in the Holy Spirit (Geistestaufe): "(1) it is theologically and experientially distinguishable from and subsequent to the new birth, (2) it is accompanied by speaking in tongues, and (3) it is distinct in purpose from the Spirit’s work of regenerating the heart and life of a repentant sinner." Baptism in the Holy Spirit Position Paper, General Council of the Assemblies of God, Springfield, Montana USA, 9. – 11. August 2010, abgerufen am 16. Dezember 2024
  53. Baptism in the Holy Spirit Position Paper, General Council of the Assemblies of God, Springfield, Montana USA, 9. – 11. August 2010, abgerufen am 16. Dezember 2024
  54. Bernardo Campos war ein Theologe und Buchautor aus der Pfingsbewegung, Gründungsmitglied des lateinamerikanischen Netzwerks für Pfingststudien (RELEP), Gründer und Leiter des peruanischen Instituts für religiöse Studien (IPER, bis 2010), Gründer und Leiter der Pfingstfakultät für Theologie (FPT, 1992-1998), Koordinator des Nucleus-Peru der Lateinamerikanischen Theologischen Bruderschaft (2006-2007), Akademischer Direktor der Apostolischen Fakultät für Dienste (FAMIN) des Apostolischen Missionszentrums Rios de Agua Viva (2002-2003) und Direktor des Elias-Instituts für die Ausbreitung des Königreichs (2010-2017).
  55. Bernardo Campos: Prolegómenos para una Teología de la Pentecostalidad y de los Pentecostalismos. Publicaciones Kerigma, Salem, Oregon, USA 2023, ISBN 978-1-956778-64-9, S. 465 Seiten.
  56. a b Bernardo Campos: Grundlegende Aspekte der Pfingsttheologie. Eine Annäherung aus der Perspektive Lateinamerikas. In: Klaus Krämer, Klaus Vellguth (Hrsg.): Pentekostalismus – Pfingstkirchen als Herausforderung in der Ökumene (= Theologie der Einen Welt. Band 15). Herder, Freiburg 2019, ISBN 978-3-451-37952-9, S. 121.
  57. Eduard Schweizer: Das Evangelium nach Markus (Kommentar und Übersetzung), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 1975, Seite 210: "Daß nur Zungenrede (unverständliche Glossolalie? Reden in fremden Sprachen? am ehesten Reden in himmlischen Engelsprachen), nicht Prophetie genannt ist (vgl. 1.Kor.14, 4f.), beweist, wie wichtig das Mirakulöse geworden ist.
  58. Glossolalie / Zungenrede. In: Lexikon der Evangelischen Zentralstellen für Weltanschauungsfragen, Berlin März 2010.
  59. Reinhard Hempelmann: Zungenrede II (Praktisch-theologisch). In: Gerhard Müller (Hrsg.): Theologische Realenenzyklopädie (TRE). Band XXXVI. Walter De Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 3-11-017842-7, S. 765–766.
  60. Gerhard Ebeling: Dogmatik des christlichen Glaubens. Band III. Mohr, Tübingen 1979, ISBN 3-16-141491-8, S. 102.
  61. Gerhard Ebeling: Dogmatik des christlichen Glaubens. Band III. Mohr, Tübingen 1979, ISBN 3-16-141491-8, S. 106–107.
  62. Karl Barth: Das Christliche Leben (Fragment). Die Taufe als Begründung des christlichen Lebens. In: Die Kirchliche Dogmatik. IV/4 Die Lehre von der Versöhnung - Fragment. EVZ, Zürich 1967, S. 3–44.
  63. Wolfgang Huber: Der christliche Glaube. Eine evangelische Orientierung. 3. Auflage. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-06449-9, S. 191.
  64. Werner Jentsch, Hartmut Jetter, Manfred Kießig und Horst Reller (Hrsg.): Evangelischer Erwachsenenkatechismus. Kursbuch des Glaubens. Hg. im Auftrag der Katechismuskommission der VELKD. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2024, ISBN 3-579-04900-3, S. 319–320.; S. 1128 wird Zungenrede im Kontest des Gemeindesverständnisses bei Paulus nochmals erwähnt
  65. Flugschrift ZUNGENREDEN: VON GOTT ODER MENSCHEN? Evangelist Gottfried Reichel (1930 - 2022) (Radioansprachen Es grüßen euch die Gemeinden Christi 1965-2000 bei Radio Luxemburg; 1973-1982 Dozent an der 'Bibelschule Heidelberg), München, ohne Datum, abgerufen am 14. Dezember 2024
  66. a b Yves Congar: Der Heilige Geist. Herder, Freiburg 1982, S. 283–286 (französisch: Je crois en l’esprit saint. Paris 1979. Übersetzt von August Berz).
  67. Karl Rahner: Die siebenfältige Gabe. Über die Sakramente der Kirche. In: Sämtliche Werke. Band 18. Herder, Freiburg 2003, ISBN 3-451-23718-0, S. 273–347 hier: 290 (Originaltitel: Die siebenfältige Gabe. München 1974.).
  68. Karl Rahner: Gebet – Zwiegespräch mit Gott? In: Sämtliche Werke. Band 23. Herder, Freiburg 2006, ISBN 3-451-23723-7, S. 216–224 hier: 218 (Originaltitel: Gebet – Zwiegespräch mit Gott? Frankfurt 1973.).
  69. "Gerade wenn wir Älteren mit einem durchaus christlich berechtigten Rationalismus gewissen Phänomenen in heutigen Ordensgemeinschaften, besonders in den USA, die teils im Stil neutestamentlicher Glossolalie, teils im Stil einer rational nicht genügend gesteuerten Gruppendynamik auftreten, skeptisch gegenüberstehen, so sollten wir uns doch sagen, dass man dem in solchen Phänomen sich äußernden Bedürfnis nicht durch bloßes konservatives Beharren beim alten gerecht wird, sondern nur durch Mut zu Neubildung, die dem berechtigten Verlangen nach einer durch die Gemeinschaft getragenen Religiosität gerecht werden." Karl Rahner: Das Verhältnis von Personaler und gemeinschaftlicher Spiritualität. In: Sämtliche Werke. Band 25. Herder, Freiburg 2008, ISBN 978-3-451-23725-6, S. 423–440 hier: 439 (Originaltitel: idem. 1971.).
  70. Karl Rahner: Die siebenfältige Gabe. Über die Sakramente der Kirche. In: Sämtliche Werke. Band 18. Herder, Freiburg 2003, ISBN 3-451-23718-0, S. 290 (Originaltitel: Die siebenfältige Gabe. München 1974.).

Literatur

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Überblicksdarstellungen und Bibliographien

Neues Testament

  • Christian Wolff: Zungenrede I (Neues Testament). In: Gerhard Müller (Hrsg.): Theologische Realenenzyklopädie (TRE). Band XXXVI. Walter De Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 3-11-017842-7, S. 754—763.
  • Mark J. Cartledge: The Nature and Function of New Testament Glossolalia. In: The Evangelical Quarterly. Band 72/2 (2000), S. 135–150 (biblicalstudies.org.uk [PDF; 1,4 MB]).
  • Hans J. Klauck: Mit Engelszungen? Vom Charisma der verständlichen Rede in 1 Kor 14. In: Zeitschrift für Theologie und Kirche. Band 97/3 (2000), S. 276–299 (uni-goettingen.de).
  • Watson E. Mills: Early ecstatic utterances and glossolalia. In: Perspectives in religious studies. Band 24/1 (1997), ISSN 0093-531X, S. 29–40.

Frühes Christentum und Kirchenväter

  • Philip F. Esler: Glossolalia and the admission of gentiles into the early Christian community. In: Biblical Theology Bulletin. A journal of bible and culture. Band 22/3 (1992), ISSN 0045-1843, S. 136–142, doi:10.1177/014610799202200305.
  • Christopher Forbes: Prophecy and Inspired Speech in Early Christianity and Its Hellenistic Environment. (= WUNT. Reihe 2. Band 75). Mohr, Tübingen 1995, ISBN 3-16-146223-8 (Zugl.: Macquarie, Univ., Diss., 1987).
  • Martien F. Parmentier: Das Zungenreden bei den Kirchenvätern. In: Bijdragen. International journal in philosophy and theology. Band 55 (1994), Nr. 4, ISSN 0923-7976, S. 376–398, doi:10.2143/BIJ.55.4.2015227.

Glossolalie in der Pfingstbewegung

  • Mark J. Cartledge: The symbolism of Charismatic glossolalia. In: Journal of empirical theology. Band 12/1 (1999), ISSN 0922-2936, S. 37–51, doi:10.1163/157092599X00030.
  • William K. Kay: Speaking with tongues: contexts, findings and questions. In: Journal of empirical theology. Band 12/1 (1999), ISSN 0922-2936, S. 52–58, doi:10.1163/157092599X00049.
  • Wolfgang B. Lindemann: Sprachenreden oder Zungenreden. Untersuchung eines weitverbreiteten charismatischen Phänomens. Bernardus-Verlag, Heimbach/Eifel 2010, ISBN 978-3-8107-0092-6.
  • Frank D. Macchia: Zungenrede und Prophetie: eine pfingstkirchliche Perspektive. In: Concilium. Internationale Zeitschrift für Theologie. Band 32/3 (1996), S. 251–255.
  • Cyril C. Williams: Tongues of the Spirit: A Study of Pentecostal Glossolalia and Related Phenomena. University of Wales Press, Cardiff 1981, ISBN 0-7083-0758-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Theologische, psychologische und soziologische Studien

  • L. C. May: A Survey of Glossolalia and Related Phenomena in Non-Christian Religions. In: American Anthropologist. Band 58 (1956), Nr. 1, S. 75–96, JSTOR:665726.
  • H. Newton Malony, A. Adams Lovekin: Glossolalia: Behavioural Science Perspectives on Speaking in Tongues. Oxford University Press, New York / Oxford 1985, ISBN 0-8028-0183-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • E. Mansell Pattison: Behavioral science research on the nature of glossolalia. In: Journal of the American Scientific Affiliation. Band 20 (1968), S. 73–86 (asa3.org).
  • William J. Samarin: Variation and Variables in Religious Glossolalia. In: Language in Society. Band 1/1 (1972), S. 121–130, JSTOR:4166673.
  • Norbert Baumert: Gaben des Geistes Jesu. Das Charismatische in der Kirche. Styria, Graz 1986, ISBN 3-222-11666-0, S. 145–176.
  • Eckhard Etzold: Der heilige Atem – Physiologische und psychologische Begleiterscheinungen der Glossolalie. In: EZW-Texte. Nr. 54. Hrsg.: Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Januar 1991, ISSN 0721-2402, S. 1–12.
  • Michel de Certeau: Die Oper des Sagens. Glossolalien. In: Institut für Hermeneutik und Religionsphilosophie der Universität Zürich (Hrsg.): Hermeneutische Blätter. Nr. 2. Zürich 2014, S. 275–294 (uzh.ch – französisch: Utopies vocales: glossolalies. Traverses 20, 26–37 1980. Übersetzt von Lucie Kaennel, Johanna Breidenbach).
  • Heribert Mühlen: Das Sprachengebet. In: Ders. (Hrsg.): Geistesgaben heute. Mainz 1982, S. 113–146.
  • Yves Congar: Der Heilige Geist („Je crois en l’esprit saint“). 3. Aufl. Herder, Freiburg/B. 1991, ISBN 3-451-19425-2. S. 283–287.
  • Thomas Macho: Glossolalie in der Theologie. In: Friedrich Kittler/Thomas Macho/Sigrid Weigel (Hrsg.): Zwischen Rauschen und Offenbarung. Zur Kultur- und Mediengeschichte der Stimme. Vortrag am Einstein-Forum, 21. Februar 1999. Akademie, Berlin 2002, ISBN 978-3-05-003571-0, S. 3—17 (archive.ph).
  • Norbert Baumert: Charisma - Taufe - Geisttaufe. Band 1 (Entflechtung einer semantischen Verwirrung). Echter, Würzburg 2001, ISBN 978-3-429-02318-8, S. 56–73.
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Wiktionary: Glossolalie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Zungenreden – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


Einzelnachweise

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