Die Zuse KG war das in den 1940er Jahren gegründete Unternehmen des Computerpioniers Konrad Zuse, das Ende der 1960er Jahre im Siemens-Konzern aufging.

Zuse-Apparatebau
Zuse-Ingenieurbüro
Zuse KG

Logo
Rechtsform Kommanditgesellschaft
Gründung
  • 1941 (Zuse-Apparatebau in Berlin)
  • 1946 (Zuse-Ingenieurbüro in Hopferau im Allgäu)
  • 1949 (Zuse KG in Neukirchen Kreis Hünfeld)[1]
Auflösung
  • 1945 (Zuse-Apparatebau)
  • 1949 (Zuse-Ingenieurbüro)
  • 1. April 1971 (Zuse KG)[2]
Auflösungsgrund Übernahme durch die Siemens AG
Sitz bis 1945: Berlin, Deutschland

seit 1957: Bad Hersfeld[3]

Leitung
  • Harro Stucken
  • Alfred Eckhard
Branche Informationstechnik

Geschichte

Bearbeiten

Vorgeschichte

Bearbeiten

Konrad Zuse gründete 1941 die Firma Zuse Ingenieurbüro und Apparatebau. Die Vermittlung zwischen Zuses Firma und dem auftraggebenden Reichsluftfahrtministerium lief über Joseph Jennissen (1905–1977),[5] und über Herbert Wagner.[6]

Im Jahr 1944 wandelte Zuse sein Ingenieurbüro in eine Kommanditgesellschaft um und plante den Bau von Serien mit über 300 Maschinen.[7]

 
Konrad Zuses ehemalige Werkstatt in Neukirchen, Januar 2010
 

Logo der Stadt Hünfeld mit Emblem der Zuse KG (rechts)

Die Firma wurde 1949 in Neukirchen im damaligen Kreis Hünfeld von Konrad Zuse zusammen mit Harro Stucken und Alfred Eckhard wiederbegründet. Erste Tätigkeit war die Instandsetzung der 1945 von Konrad Zuse gebauten Z4 und deren Verleih bzw. Vermietung an die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich.[8] Damit war die Z4 weltweit der erste kommerziell gehandelte Computer (einige Monate vor der UNIVAC) und der einzige funktionierende Computer in Europa. Mit der 1956 auf die Z4 folgenden Zuse Z11[9] begann die Serienfertigung von Computern bei der Zuse KG. Ein Jahr später (1957) wurde der Firmensitz nach Bad Hersfeld verlegt, wo die Firma Zuse die Gebäude einer ehemaligen Textilfabrik bezog. 1958 wurde die Z22 vorgestellt und ein Jahr später folgte mit der Zuse Z23[10] der erste Computer der Firma Zuse auf Basis von Transistoren.

Übernahme

Bearbeiten

Nach stürmischem Wachstum musste Konrad Zuse 1964 seine Kapitalanteile wegen Überschuldung abgeben, die Zuse KG wurde komplett von Brown, Boveri & Cie. (BBC) übernommen. 1967 übernahm Siemens 70 Prozent der Anteile an Zuse von Brown, Boveri & Cie. Konrad Zuse schied in diesem Jahr aus dem Unternehmen aus. Zwei Jahre später übernahm Siemens auch die verbleibenden 30 Prozent des Unternehmens. Bis 1969 stellte Zuse insgesamt 251 Rechner her. Anfang April 1971 wurde der Firmenname Zuse KG gelöscht. Mitte der 1970er Jahre wurde schließlich die Produktion von Computern am Standort Bad Hersfeld eingestellt, nachdem Siemens die Entwicklungsarbeit für Rechner in München konzentrierte.

Produkte

Bearbeiten
 
Zuse Graphomat Z64
 
Z11 – der erste serienmäßig hergestellte Computer der Zuse KG

Auf der Basis der in Relaistechnik realisierten Z4 wurden die Zuse Z5 und die Zuse Z11 entwickelt, die an die optische Industrie sowie an Universitäten verkauft wurden. Mit der vom wissenschaftlichen Leiter Theodor Fromme maßgeblich entwickelten Zuse Z22 wechselte man für die Rechenwerke auf die wesentlich schnellere Röhrentechnik und zu Magnettrommelspeichern als Speichertechnologie. Mit 55 ausgelieferten Anlagen[11] war die Z22 ein erster Markterfolg, wurde aber bald darauf von der weniger wartungsaufwendigen Zuse Z23 in Transistorbauweise abgelöst, der wiederum die verbesserten Nachfolgemodelle Zuse Z25 und Zuse Z31 folgten. Neben Rechenanlagen vertrieb die Zuse KG den mit 5-Kanal-Lochstreifen gesteuerten Zeichentisch Zuse Z64 Graphomat, der mit seiner robusten Mechanik auch zum Zuschneiden von Kartons und Folien eingesetzt wurde und weite Verbreitung fand.

Literatur

Bearbeiten
  • Nr. 20 Peter Frieß, Andreas Fickers (Hrsg.): Konrad Zuse und Heinz Gumin sprechen über die Geschichte der Zuse KG und über wirtschaftliche Fragen der frühen Computerentwicklung in Deutschland (= TechnikDialog. Heft 20). Deutsches Museum / Lemmens, Bonn 2000, ISBN 3-932306-32-5.
  • Jürgen Alex: Wege und Irrwege des Konrad Zuse. In: Spektrum der Wissenschaft (deutsche Ausgabe von Scientific American) Nr. 1/1997, Heidelberg 1997, ISSN 0170-2971.
  • Jürgen Alex: Zur Entstehung des Computers – von Alfred Tarski zu Konrad Zuse. VDI, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-18-150051-4, ISSN 0082-2361.
  • Konrad Zuse: Der Computer – Mein Lebenswerk. 4. Auflage, Springer, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-73138-2.
  • Jürgen Alex, Hermann Flessner, Wilhelm Mons, Kurt Pauli, Horst Zuse: Konrad Zuse – Der Vater des Computers. Parzeller, Fulda 2000, ISBN 3-7900-0317-4.
  • Herbert Bruderer: Konrad Zuse und die ETH Zürich. Zum 100. Geburtstag des Informatikpioniers Konrad Zuse (= ETH Zürich, Departement Informatik, Technischer Bericht. Nr. 705), 2. verb. und stark erweiterte Auflage, ETH, Professur für Informationstechnologie und Ausbildung, Februar 2011, DNB 1010672444.
Bearbeiten
Commons: Zuse KG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Biographie Konrad Zuse, horst-zuse.homepage.t-online.de
  2. Neue Multimediashow über Konrad Zuse, horst-zuse.homepage.t-online.de, 17. Juli 2022
  3. Konrad Zuse - Curriculum Vitae, horst-zuse.homepage.t-online.de, 21. April 2021
  4. Biographie Technischer Leiter Theodor Fromme, horst-zuse.homepage.t-online.de
  5. Alexander Kauther, Paul Wirtz: Der Einzelkämpfer Dorner. Grin Verlag GmbH, 2013, ISBN 3-656-04860-6. (Jennissen war Mitglied der RLM-Forschungsführung).
  6. Herbert Bruderer, ETH Zürich (Hrsg.): Konrad Zuse und die ETH Zürich. (PDF; 1,4 MB).
  7. Hans Dieter Hellige (Hrsg.): Geschichten der Informatik. Visionen, Paradigmen, Leitmotive. Berlin, Springer 2004, ISBN 3-540-00217-0. S. 93.
  8. Herbert Bruderer: Konrad Zuse und die ETH Zürich – Zum 100. Geburtstag des Informatikpioniers Konrad Zuse. Festschrift der ETH Zürich, 2. Auflage, Februar 2011, S. 5–11.
  9. Zuse Z 11. In: Heinz Nixdorf MuseumsForum. Abgerufen am 27. Juli 2020.
  10. Rechner Z23V und Z23VK – Seite bei Professor Dr.-Ing. habil. Horst Zuse; Stand: 8. Juli 2011
  11. ZKM: Die Algorithmische Revolution: Konrad Zuse. (Memento vom 20. Februar 2007 im Internet Archive)