Das Überdeckungslemma von Wiener (englisch Wiener covering lemma) ist ein mathematischer Lehrsatz, der im Übergangsfeld zwischen den Gebieten der Topologie, der Maßtheorie und der Harmonischen Analyse angesiedelt ist. Dieses Lemma wird dem US-amerikanischen Mathematiker Norbert Wiener zugeschrieben und behandelt eine Fragestellung zu offenen Überdeckungen von kompakten Teilmengen im euklidischen Raum und in Räumen vom homogenen Typ. Es ist verwandt mit einem ähnlichen Überdeckungslemma, welches auf den italienischen Mathematiker Giuseppe Vitali zurückgeht. Beide Lemmata sind bedeutungsvoll für die Herleitung von Sätzen zur Frage der punktweisen Konvergenz von Fourier-Reihen.[1][2][3][4]

Formulierung

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Das Lemma lässt sich angeben wie folgt:[5][6]

Sei   der n-dimensionale euklidische Raum   oder – allgemeiner – ein Raum vom homogenen Typ, für den   die in der Quasi-Dreiecksungleichung erscheinende Konstante sein soll.
In   seien eine kompakte Teilmenge   gegeben und zudem eine Familie   von offenen  -Kugeln, welche   überdecken.
Dann gilt:
Es gibt in   eine aus endlich vielen paarweise disjunkten  -Kugeln bestehende Teilfamilie   derart, dass für   die  -fach vergrößerten  -Kugeln   eine Überdeckung von   bilden.
Im Falle   kann dabei   und damit   gewählt werden.

Erläuterungen und Anmerkungen

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  • Ein Raum vom homogenen Typ (englisch space of homogeneous type) ist eine mathematische Raumstruktur   über einer nichtleeren Grundmenge   derart, dass   ein semimetrischer Raum und   ein Maßraum ist, wobei die folgenden Zusatzbedingungen gelten:
    • Die Semimetrik  , welche die topologische Struktur von   erzeugt, hängt ab von einer Konstanten  , so dass für   stets die Quasi-Dreiecksungleichung (englisch quasi-triangle inequality)   erfüllt ist.[7]
    • Der Maßraumstruktur von   liegt eine σ-Algebra   über der Grundmenge   zugrunde, welche die borelsche σ-Algebra von   sowie alle  -Kugeln   enthält.[8]
    •   ist ein Maß auf  ,
      • welches einerseits für jede  -Kugel   die Ungleichungen   erfüllt,
      • welches andererseits eine Konstante   aufweist, so dass jede  -Kugel   die Verdopplungseigenschaft   hat,[9]
      • und welches schließlich für die Punkte   stets der Bedingung   genügt.
  • Im Falle   wird in der Regel als   die übliche euklidische Metrik und als   das Lebesgue-Maß   als gegeben vorausgesetzt.
  • Die Grundkonzeption der Räume vom homogenen Typ beruht auf Ideen, welche Kennan T. Smith und Lars Hörmander entwickelt haben und die in der heutigen Form im Wesentlichen von Ronald Raphael Coifman und Guido Weiss ausgearbeitet wurden. Eine weiter verallgemeinerte Auffassung des Konzepts gab Steven G. Krantz in seiner Monographie Explorations in Harmonic Analysis.[10]
  • Die Räume vom homogenen Typ sind nicht zu verwechseln mit den homogenen Räumen.

Das Überdeckungslemma von Vitali

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Das Überdeckungslemma von Vitali (englisch Vitali covering lemma) lässt sich folgendermaßen formulieren:[11][4]

Ist   eine nichtleere Familie von reellen Intervallen, die allesamt dem Intervall   angehören und die dabei eine Lebesgue-messbare Menge   überdecken, so lässt sich daraus eine endliche oder unendliche Folge   von paarweise disjunkten Intervallen auswählen, welche in Bezug auf das Lebesgue-Maß die Ungleichung
 
erfüllt.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Steven G. Krantz: A Panorama of Harmonic Analysis. 1999, S. 71, 235 ff, 357
  2. Donggao Deng, Yongsheng Han: Harmonic Analysis on Spaces of Homogeneous Type. 1999, S. 13
  3. Yitzhak Katznelson: An Introduction to Harmonic Analysis. 2004, S. 96 ff
  4. a b Henry Helson: Harmonic Analysis. 1983, S. 130
  5. Krantz, op. cit., S. 71, 246
  6. Deng/Han, op. cit., S. 13
  7. Aufgrund dieser Ungleichung wird in der englischsprachigen Fachliteratur im hiesigen Kontext auch von einer quasi-metric gesprochen. Das Konzept der Quasimetrik wird allerdings in der deutschsprachigen Fachliteratur stellenweise – wie etwa in Horst Schuberts Topologie (4. Auflage, S. 114) – anders aufgefasst, nämlich so, dass zwar für zwei verschiedene Punkte sowohl der Abstand   als auch der Abstand   zugelassen sind, dass jedoch ansonsten die Quasimetrik alle üblichen Eigenschaften einer Metrik besitzt und insbesondere die Dreiecksungleichung erfüllt.
  8. Die  -Kugeln sind im Falle   nicht notwendig offene Teilmengen von  .
  9. In der englischsprachigen Fachliteratur bezeichnet man die Verdopplungseigenschaft (englisch doubling property) auch als Verdopplungsbedingung (englisch doubling condition).
  10. Steven G. Krantz: Explorations in Harmonic Analysis. 2009, S. 192 ff
  11. Katznelson, op. cit., S. 97