„Judensau“-Relief an der Stadtkirche Lutherstadt Wittenberg

Das „Judensau“-Relief an der Stadtkirche Lutherstadt Wittenberg ist ein um 1290 entstandenes Schandmal, das als Juden markierte Figuren im intimen Kontakt mit einer Sau zeigt, um Christen vor angeblichen Verhaltensweisen von Juden zu warnen und das Judentum zu verleumden. Es gehört zu den etwa 40 erhaltenen Skulpturen einer sogenannten Judensau, die seit 1230 in und an Kirchengebäuden vor allem im deutschen Sprachraum angebracht wurden und den Antijudaismus des damaligen Christentums veranschaulichen.

„Judensau“-Relief am Südostflügel der Stadtkirche Wittenberg

Mit seiner Schmähschrift Vom Schem Hamphoras (1543) machte Martin Luther dieses Exemplar weithin bekannt. Er benutzte es, um den hebräischen Ausdruck Ha-Schem Ha-Mephorasch („der unvergleichliche Name“) zu verhöhnen, mit dem das rabbinische Judentum seit der Antike den Gottesnamen JHWH umschrieb.[1] Folglich erhielt das Relief 1570 die Überschrift Rabini Schem HaMphoras. Deshalb wird es auch als Luthersau bezeichnet.[2]

Ab 1983 dachte man in der Stadtkirchengemeinde über den Umgang damit nach. 1988 ließ der Gemeinderat eine Bodenplatte darunter legen, deren Inschrift den christlichen Judenhass selbstkritisch als Wegbereitung des Holocaust benennen soll.

Seit 2016 fordern verschiedene Personen und Gruppen, das Relief abzunehmen und in einen musealen Kontext zu verlegen. Mehrere Gerichtsurteile wiesen eine Zivilklage von 2018 gegen die Stadtkirchengemeinde zurück. Der laufende Prozess verstärkte eine bundesweite Debatte zum Umgang mit solchen Skulpturen und die Bemühungen um Aufklärung zu ihrer Geschichte und Rezeption.

Hochmittelalter

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Das Relief zeigt eine naturgetreu modellierte Sau und vier Figuren, die durch robenartige Kleidung und Schuhe als Männer, durch Spitzkegelhüte als Juden gekennzeichnet sind. Zwei der Figuren knien mit dem Rücken zum Betrachter unter der Sau und scheinen an ihren Zitzen zu saugen. Eine dritte Figur am rechten Vorderbein der Sau schaut zum Betrachter und hält ein Ferkel mit einer Hand am Ohr fest, offenbar um es von der Muttersau fernzuhalten. Die vierte, größere Figur hockt am Hinterteil der Sau, hebt mit der linken Hand ihren Schwanz an, hält mit der rechten Hand ihr linkes Hinterbein fest und schaut ihr mit schräger Kopfhaltung offenbar in den Anus.[3]

Die Sau steht mit dem Kopf nach rechts. Ihre Hutkrempen sind flach und rund, die Schafte zentral und konisch. Auch Judenfiguren im Naumburger Dom und an einem Wasserspeier in Bad Wimpfen tragen solche Spitzkegelhüte.[4] Den Judenhut hatte das 4. Laterankonzil 1215 verordnet, um Juden als Andersgläubige zu kennzeichnen und von Christen im Alltag damaliger Städte äußerlich zu unterscheiden.[5]

Die Skulptur ist 150 cm breit, 80 cm hoch[6] und 25 cm tief. Die dargestellten Figuren wirken trotz der geringen Tiefe sehr räumlich, voluminös und körpergetreu, teils fast dreidimensional. Die Fellstruktur der Sau ist ebenso realistisch wie das Fell einer Lamm-Skulptur in der Stadtkirche und im Naumburger Dom. Dies setzt genaue Tierbeobachtung voraus.[7]

Entstehung

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Die Wittenberger Stadtkirche wurde ab 1280 aus Feldsteinen, die gotischen Bauelemente aus Backsteinen gemauert.[8] Sie war spätestens 1295 vollendet.[9] Das Relief ist von der tragenden Architektur unabhängig und besteht aus einem um Wittenberg nicht verfügbaren Grobsandstein. Dieser stammte vermutlich aus den am nächsten gelegenen Steinbrüchen im Liebethaler Grund des Elbsandsteingebirges, die damals dem Hochstift Meißen unterstanden. Dafür sprechen deutliche Stilparallelen mit Reliefs im Westlettner des Naumburger Doms und Skulpturen im Achteckbau und der Allerheiligenkapelle des Meißner Doms. Erstere wurden vor 1260 vom Naumburger Meister, ab 1280 von seinen Nachfolgern, letztere ab 1270 von Kunsthandwerkern der Meißner Dombauhütte geschaffen, so um 1290 wahrscheinlich auch die Wittenberger Reliefs. Diese kann ein aus Meißen entsandter Bildhauer auch vor Ort geschaffen haben. Die genaue Anatomie der Sau und die Stilähnlichkeiten mit anderen Skulpturen der Stadtkirche verweisen auf ein und denselben, hochbegabten Kunsthandwerker.[10]

Die ursprüngliche Position des Reliefs ist unbekannt. Wahrscheinlich wurde es in etwa acht Metern Höhe außen an der Nordfassade platziert, also gegenüber der angrenzenden Judengasse, die auf späteren Stadtkarten eingetragen ist. Laut der Kunsthistorikerin Insa Christiane Hennen waren die Außenreliefs jedoch nur für Kirchenbesucher sichtbar. Ungetaufte hätten den damaligen umzäunten Friedhof um die Stadtkirche nicht betreten dürfen.[11]

Wittenberger Stadthistoriker datierten das Relief oft auf das Jahr 1304, manchmal auch auf 1440, und deuteten es als Mittel, die damals mutmaßlich vertriebenen Juden von einer Wiederansiedlung in Wittenberg abzuhalten.[8] Der Kunsthistoriker Isaiah Shachar hielt diese Annahme für eine spätere volkstümliche Legende (folk tale). Jedoch datierte auch er das Relief wegen der sehr ähnlichen Judenhüte an etwas älteren Reliefs in das frühe 14. Jahrhundert und schloss eine Verbindung zu einer Judenvertreibung nicht völlig aus.[4]

Für Judenvertreibungen in den Jahren 1304 und 1440 fehlen schriftliche Quellen. Für die Jahre 1332 und 1350 belegen Stadtbücher, für das Jahr 1339 belegt eine Fleischerordnung des Herzogs Rudolf I. eine Präsenz von Juden in Wittenberg. 1430 wurden viele Personennamen, darunter vielleicht auch Juden, aus dem Stadtregister gestrichen. Eine größere Vertreibung der Juden aus Wittenberg ist jedoch erst 1536 belegt.[12]

Der Kunsthistoriker Mario Titze hält es für unwahrscheinlich, dass ein solches Relief aus einem bloß tagesaktuellen Anlass geschaffen worden wäre. Figuren aus ortsfremdem Haustein seien in der Region sehr selten und wegen des Aufwands nur für theologisch unbedingt erforderlich gehaltene, langfristige Inhalte an oder in Stadtkirchen hergestellt worden.[8]

Aussageabsicht

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Mit Auftraggebern, Anlass, Datierung und Standort des Werks ist auch seine ursprüngliche Bedeutung ungewiss. Laut Isaiah Shachar war es an der Außenfassade isoliert und kein Teil eines allegorischen Zyklus von Symbolen für bestimmte Laster bzw. Todsünden. Wegen der betonten Aktivität der Figur am Hintern der Sau sei eine abwertende Absicht des Reliefs kaum zu bezweifeln. Die durch ihre Größe und Handlungsweise hervorgehobene Figur stelle wahrscheinlich einen Anführer dar. Die Isolation des Motivs von einem breiteren moralisierenden Kontext und die Ausgestaltung des obszönen Themas mache die Juden zum alleinigen Ziel. Für eine weitere Ausdeutung, etwa dass die Sau für das damalige Judentum oder jüdische Lehren stehe, gebe es keinen Beleg. Somit sei das überlieferte Saumotiv in Wittenberg wohl erstmals zur Verleumdung der Juden insgesamt öffentlich ausgestellt worden.[4]

Auch Mario Titze unterscheidet das Wittenberger Relief von älteren allegorischen Symbolfiguren an Kirchen, deutet es aber als metaphorische Szene, die eine Geschichte erzählt: Die Figur am Hintern der Sau stehe für Rabbiner und drücke aus, dass diese den Messias nicht in der Bibel, sondern am denkbar ungünstigsten Ort suchten. Auch die kleineren Figuren stellten erwachsene Juden dar, die sich statt von der göttlichen Weisheit von der Sau nährten, dem Symbol für Unreinheit und Niedrigkeit. Das Bild setze den damaligen Glauben voraus, dass die Ablehnung der göttlichen Natur Jesu Gotteslästerung sei und ewige Verdammnis bewirke. Es übersetze die zotige Sprache damaliger Bußprediger, volkstümlicher Passions- und Jahrmarktspiele in ein drastisches Bild, das Christen vor Apostasie warnen sollte. Das Relief an der Nordfassade sei wie drei Außenreliefs an der Ostfassade der Stadtkirche (einer Harpyie, einer männlichen Figur mit spitzem Hut und entblößtem Hinterteil – typisches Symbol eines Ketzers – und der 1967 zerstörten Figur eines „Froschteufels“) eine apotropäische Plastik und Teil eines Bildzyklus. Gemeinsam sollten diese Bilder Dämonen und Sünden abwehren und vom Gotteshaus fernhalten, Christen am Abfall von ihrem Glauben hindern und vor Häresie, falscher Bibelauslegung und Teufelsanbetung warnen. Solche Bilder an Kirchen seien nicht an Juden gerichtet gewesen, weil bekannt war, dass diese das Bilderverbot achteten und nicht auf diese Weise ansprechbar gewesen wären. Dies spreche gegen einen direkt gegen Juden gerichteten Verspottungs- und Abschreckungszweck des Reliefs.[13]

Für den Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann dagegen bezweckten die hochmittelalterlichen „Judensau“-Skulpturen von Beginn an eine „gezielte Verunglimpfung der Juden“ im Kontext damaliger Vertreibungs- und Pogrom-Wellen: Sie rückten Juden Schweinen zur Seite und bezichtigten sie der Verlogenheit und Doppelmoral mit der Botschaft: Entgegen ihrem Anspruch, „rein“ zu sein, „reiner“ als die Schweinefleisch essenden Christen, seien sie „unrein“ wie die sich im Kot wälzenden Säue. So habe auch das Wittenberger Relief bei städtischen Betrachtern Ekel vor den „schmutzigen Juden“ hervorrufen, sie verspotten und diffamieren sollen.[14]

Reformationszeit

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Martin Luther

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Martin Luther betrachtete das Judentum seit 1513 kontinuierlich als verstockte, von Gott verdammte Religion, weil die meisten Juden Jesus von Nazaret nicht als ihren Messias anerkannten. Seit 1517 war die Stadtkirche Wittenberg sein Predigtort, von dem die Reformation ausging. In seiner Schrift Daß Jesus Christus ein geborner Jude sei (1523) lehnte er die bisherige gewaltsame Judenmission der Kirche ab und riet den Christen, die Juden freundlich zu behandeln, um einige davon aus ihrer eigenen Bibel von Jesu Messianität zu überzeugen. Nach dem Bauernkrieg von 1525 jedoch verschärfte er seine Polemik gegen Juden.[15]

In seiner Schrift Von den Juden und ihren Lügen (Januar 1543) forderte Luther von den Fürsten, die Synagogen, Häuser und religiösen Schriften der Juden zu zerstören, ihren Rabbinern das Lehren zu verbieten und sie letztlich landesweit zu vertreiben. Als Grund nannte er vor allem das Festhalten der Juden an ihrer eigenen Bibelauslegung, die er als öffentliche oder heimliche Gotteslästerung und damit als tödliche, nicht zu duldende Bedrohung aller Christen deutete.[16] In diesem Kontext spielte er auf jene „Judensau“-Skulpturen an, die Juden als Genießer von Schweine-Exkrementen diffamierten: „Ihr solltet allein die Biblia lesen, die der Sau unter dem Schwanz stehet, und die Buchstaben, die daselbs herausfallen, fressen und saufen…“.[17]

Mit seiner folgenden Schmähschrift Vom Schem Hamphoras (März 1543) wollte Luther eine angebliche allgemeine Christenfeindlichkeit der Juden mit den Toledot Jeschu belegen und die jüdische Kabbalistik angreifen. Diese umschrieb den Gottesnamen JHWH als Ha Schem Ha Mphorasch („der höchste, unvergleichliche, unaussprechliche Name“). Luther verballhornte diesen hebräischen Ausdruck zu „Dreck“ im Sinn von Schweinekot und verwies dabei auf das Wittenberger Relief:[18]

„Es ist hie zu Wittenberg an unserer Pfarrkirchen eine Saw jinn Stein gehawen, da ligen junge Ferckel und Jüden unter, die saugen. Hinder der Saw stehet ein Rabin, der hebt der Saw das rechte bein empor, und mit seiner lincken hand zeucht er den pirtzel uber sich, bückt und kuckt mit grossem vleis der Saw unter dem pirtzel jinn den Thalmud hinein, als wolt er etwas scharffes und sonderlichs lesen und ersehen. Daselbsher haben sie gewislich jr Schem Hamphoras.“[17]

Indem Luther den Anus der Sau mit dem Talmud gleichsetzte, drückte er seine radikale Ablehnung der nachbiblischen religiösen jüdischen Schriften und der darauf beruhenden Bibelauslegung der Rabbiner aus. So benutzte er das Wittenberger Relief zur Illustration seiner Verachtung des Judentums, von dessen Schriften und dessen Brauch, den Gottesnamen zu heiligen.[19] Der hebräische Gottesname sei Kot, den die Rabbiner im Anus der Sau fänden: Dies steigerte die Aussage des Reliefs zu einer unüberbietbaren Blasphemie für gläubige Juden und entwertete gezielt das ganze Judentum.[20]

Überschrift 1570

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Von 1569 bis 1571 wurde die Sakristei der Stadtkirche aufgestockt und die Nordfassade überbaut. Um das Relief sichtbar zu erhalten, wurde es 1570 an die Südostecke des Chors versetzt. Dabei wurde die Überschrift Rabini Schem HaMphoras mit Farbe auf den Wandputz aufgetragen. Sie verwies auf Luthers Schrift von 1543, gab dem Relief also die Deutung, die er ihm gegeben hatte.[21]

Die neue Überschrift war mit zwei weiteren Wandinschriften von 1570/71 Teil eines theologischen Programms, das Luthers Reformation als Tempelreinigung deutete, um die in der Stadtkirche ordinierten Pastoren auf das Luthertum zu verpflichten. Alle drei Inschriften waren antijudaistisch konnotiert.[22]

Grafiken

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Holzschnitte von 1596 und 1600 bildeten das Relief in veränderter Form ab: Das Ferkel strebt von der Sau weg statt zu ihr hin, die Judenfigur schaut ihm ebenso in den Anus wie die Figur am Hintern der Sau. Alle Figuren tragen den Gelben Ring auf ihrer Kleidung, der bis dahin als Markierung von Juden üblich geworden war. Vielleicht hatte man solche Ringe ab 1570 auch schon auf das versetzte Relief gemalt, wie 2012 darauf entdeckte Farbreste vermuten lassen.[23]

Publikationen

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Infolge von Luthers Schrift von 1543 befassten sich viele christliche Autoren mit dem Relief. Der Hebraist Laurentius Fabricius (De schemhamphorasch usu et abusu apud Judæos, 1596) fasste es als Mittel auf, Wittenberger Juden von weiteren Kirchenschändungen abzuschrecken, die sie angeblich zuvor begangen hatten. Es folgten Balthasar Menz in seiner Sammlung kirchlicher Inschriften (1604); Martin Zeiller in seinem Reysbuch durch Hoch- und Niderteuschland (1632); Matthäus Merian der Ältere in seinen Topographia Superioris Saxoniae (1650); Andreas Sennert in seiner Inschriftensammlung (1678); Andreas Charitius in seiner Wittenbergischen Chronica (1720/30). Er zitierte Luthers auf das Relief bezogenen Text, verfasste dazu ein langes Gedicht und klagte, dass das Relief Besuchern Wittenbergs immer als „Wahrzeichen“ der Stadt gezeigt werde. Ihm zufolge sollte das Relief nicht nur Juden abschrecken, sondern auch die Redensart veranschaulichen: „Wo hat er's gelesen? Der Sau im Hindern“.[24]

Unter dem Pseudonym Samuel Psik Schalscheleth veröffentlichte Johann Gottlob Heynig 1795 eine Historisch-geographische Beschreibung Wittenbergs. Darin beschrieb er das Relief sarkastisch, religions- und sozialkritisch als „schweinisches Steingemählde“. Beim Kirchenumbau 1570 habe man sich einen „recht unheiligen, recht unchristlichen Spaß erlaubt, den wir von Wittenberg, als einem so rechtgläubigen, so biblischandächtigen Orte nimmer erwartet hätten“. Die Judenfigur fasse das Ferkel so an, wie man Treiber die gekauften Schweine auf den Gassen in die Ställe tragen sehe. Das Bild befinde sich ausgerechnet an jener Stelle der Außenmauer, wo innen der Altar stehe. Mit der Überschrift habe man sich vermutlich „bey der züchtigen und ehrbaren Jungfrau Maria empfehlen [wollen], welcher diese Kirche geweihet ist! Sie muß wohl ein himmlisches Vergnügen über dieses saubere kirchliche Denkmal empfunden haben!“ Man müsse sich doch sehr wundern, „wie man diesen ärgerlichen Schandfleck an dem ersten Religionsgebäude zu Wittenberg, in welcher Stadt eine Akademie ist, itzt noch dulden kann“. Dies beweise einmal mehr, dass Religion auch die „ehrwürdigsten Gegenstände“ nicht verschone, um „einer verhaßten Parthey seine Verachtung zu zeigen“.[25]

Johann Gottfried Schadow beschrieb in seinem illustrierten Buch Wittenbergs Denkmäler der Bildhauerei, Baukunst und Malerei (1825) zwei Außenreliefs der Stadtkirche, nicht aber das Saurelief, überging es also wohl absichtlich. Dagegen erwähnte A. M. Meyner in seiner Geschichte der Stadt Wittenberg (1845) das Relief mitsamt Luthers Deutung. G. Stier datierte das Relief in seiner Sammlung von lateinischen Wittenberger Inschriften (1850) erstmals auf das Jahr 1304, „in welchem die Juden aus Wittenberg vertrieben wurden“. Dem Datum folgte Dr. Schild, meinte aber, die Figuren seien Mönche, keine Juden (Beschreibung der Denkwürdigkeiten Wittenbergs, 1892). Georg Buchwald (Lutherkalender für das Jahr 1911) erwähnte das Relief ohne Deutung. Alfred Schmidt und Wilhelm Winkler (Die Stadtkirche zu St. Marien in Wittenberg, 1917) verstanden das „Steinbild einer Sau“ als Verspottung vertriebener Juden, ebenso Richard Erfurth (Führer durch die Lutherstadt Wittenberg, 1927).[26]

In der Zeit des Nationalsozialismus war das Relief mitsamt der Überschrift wieder eine Sehenswürdigkeit. Der damalige Wittenberger Superintendent Maximilian Meichßner zeigte und erläuterte es im Januar 1938 hohen Vertretern des NS-Regimes. Er hatte schon zum Todestag Luthers 1936 einen Vortrag über „das zeitgemäße Thema ‚Luther und die Juden‘“ in Wittenberg gehalten.[27]

Oskar Thulin, Direktor der Lutherhalle Wittenberg und NSDAP-Mitglied, entwarf 1938 eine Luther-Ausstellung mit einer Dia-Reihe, die auch das Relief zeigte und Luthers judenfeindliche Schriften als weiterhin aktuelle Behandlung von „sozialen Mißständen des Bürgertums“ ausgab. In der dritten Auflage seines Buchs Die Lutherstadt Wittenberg und ihre reformatorischen Gedenkstätten (1962) blieben das Relief und die Inschrift unerwähnt.[28]

Konservierung

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Die bei der Versetzung beschädigte Schnauze der Sau war 1570 durch ein Blechstück ersetzt worden. Die Überschrift wurde mehrmals erneuert, war aber 1890 vollständig abgewittert. 1928 wurde sie als Sgraffito in Renaissancefraktur in den erneuerten Putz eingraviert. 1968 wurden Rüssel und Schwanzspitze der Sau mit Steinersatzmörtel nachgebildet.[21]

Von Mai bis Oktober 2012 wurde das gesamte Relief intensiv restauriert und gesichert.[29] Vor dem Reformationsjubiläum 2017 (31. Oktober) wurde die Überschrift frisch vergoldet, auch mit öffentlichen Geldern.[30] So wurde die Diffamierung des Judentums mitsamt Luthers hasserfüllter Deutung des Reliefs an der Kirche der Reformation über Jahrhunderte konserviert.

Gedenkplatte 1988

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Mahnmal am Südostflügel der Stadtkirche Wittenberg

Zum Lutherjahr 1983 ließ die Kirchengemeinde die Stadtkirche auch mit öffentlichen Zuschüssen renovieren. Aus diesem Anlass erhielt sie viele Anstöße, etwas gegen das „Judensau“-Relief zu unternehmen. Die Vorschläge reichten vom Zerstören über das Durchstreichen mit einem Kreuzzeichen oder Ersetzen mit einem „positiven“ Lutherzitat bis zum Übermalen des Reliefs, so dass nur ein schwarzer Fleck übrig bleiben sollte. Die Liberale Jüdische Gemeinde zu Magdeburg soll damals geraten haben, den „Stachel“ an der Stadtkirche nicht wegzunehmen. Laut dem damaligen Pfarrer Albrecht Steinwachs beschloss der Gemeinderat daraufhin, das Relief zu erhalten, aber mit einem Mahnmal zu ergänzen. Dieses sollte die christliche Schuld am Leiden der Juden benennen.[31]

Im Auftrag des Gemeinderats entwarf der Bildhauer Wieland Schmiedel bis 1988 eine Gedenkplatte, die in den Boden unter dem Relief eingelassen wurde. Ihre vier rechteckigen Trittplatten bilden mit ihren Fugen ein Kreuz und sollen etwas verdecken, das jedoch aus allen Fugen hervorquillt. Der umrahmende Text zitiert auf Hebräisch Ps 130,1 LUT („Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“), auf Deutsch den Berliner Schriftsteller Jürgen Rennert:

„Gottes eigentlicher Name, der geschmähte Schem Ha Mphoras, den die Juden vor den Christen fast unsagbar heilig hielten, starb in sechs Millionen Juden unter einem Kreuzeszeichen.“[32]

Jürgen Rennert wollte mit dem hebräischen Psalmzitat die Todesnot, das Rufen und Schreien der Juden aus der Tiefe der Schoa ausdrücken. Er wählte es auch, weil die Jüdische Gemeinde Amsterdam 1523 damit ihren Dankesbrief an Luther für dessen damalige Schrift „Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei“ eröffnet hatte. Der Hinweis auf das Kreuzzeichen sollte an die Umdeutung des christlichen Kreuzes zum Hakenkreuz in der NS-Zeit erinnern. Das interpretiert die Schoa als historische Folge auch des christlichen Judenhasses. Mit der Aussage, dass der Gottesname in den Ermordeten starb, die ihn heilig hielten, griff Rennert Gedanken des Schoa-Überlebenden Elie Wiesel und der jüdischen Gott-ist-tot-Theologie auf. Für Rennert traten das Mahnmal und der Beschluss, das Relief zu erhalten, zusammen einer Schlussstrich‐Mentalität auch unter Mitchristen entgegen, „die ihr Heil im Entfernen und Beseitigen von Brand‐ und Schandmalen sucht. Ohne zu bedenken und zu ertragen, dass sie Zeugnisse einer zwiespältigen Geschichte sind, deren drohender Wiederholung wir durch Verdrängung und späte Kommentierungen nicht beikommen werden.“ Zum 50. Jahrestag der Novemberpogrome 1938 wurde das Mahnmal vor Ort eingeweiht.[33]

Nach 1990 ließ die Stadtkirchengemeinde neben der Gedenkplatte eine Zeder aus Israel als „Zeichen der Versöhnung“ planzen. Dort erinnern öffentliche Versammlungen jährlich am 9. November (Jahrestag der Novemberpogrome 1938) und 27. Januar (Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust) an die Novemberpogrome und den Holocaust.[34]

Neue Abnahmevorstöße

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Petition und Bündnis ab 2016

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Ab Herbst 2016 forderte der Londoner Theologe Richard Harvey, ein deutschstämnmiger messianischer Jude, die Abnahme der Skulptur zum Reformationsjubiläum 2017. Seine Online-Petition fand rasch tausende Unterstützer.[35] Die evangelische Landesbischöfin Ilse Junkermann lehnte die Abnahme ab: Die Kirche müsse „diese Wunde unserer eigenen Geschichte offen halten“ und könne sie nicht selbst zurechtrücken. Die Skulptur müsse als „Erinnerungs- und Mahnzeichen“ dafür stehenbleiben, dass die Kirche nichts beschönigen wolle, sondern die Kraft der Vergebung erhoffe. Die Bodenplatte darunter liefere die notwendige Einordnung.[36]

Im Mai 2017 gründete Pastor Thomas Piehler von der Andreaskirche (Leipzig) ein „Bündnis zur Abnahme der ‚Judensau‘ im Reformationsjahr 2017“, unterstützt durch die Evangelische Marienschwesternschaft Darmstadt.[37] Das Bündnis veranstaltete mehrere Monate lang jede Woche eine stille Mahnwache auf dem Wittenberger Marktplatz.[38]

Dagegen veröffentlichte die Wittenberger Alternative für Deutschland (AfD) eine Petition zum Erhalt der Skulptur und beantragte dazu einen Beschluss des Stadtrats.[39] Dieser entschied im Juli 2017, die Skulptur an der Kirchenwand zu belassen,[40] aber ihren Ursprung mit einer Stele darunter zu erläutern.[41]

Zivilklage ab 2018

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Michael Düllmann, ein Mitglied der Synagogengemeinde Sukkat-Schalom-e.V. in Berlin,[42] hatte evangelische Theologie studiert, sich mit Schoa-Überlebenden angefreundet und war 1976 zum Judentum übergetreten. Er wurde 2017 auf Richard Harveys Protest aufmerksam, besuchte Wittenberg und besichtigte das Relief. Beim Reformationsjubiläum am 31. Oktober 2017 protestierte er in der Stadtkirche mit einem Plakat, auf dem stand: „Was will diese Kirche sein? Kirche des Evangeliums oder ‚Judensau‘-Kirche?“[43]

Im Jahr 2018 erhob er eine Zivilklage mit dem Ziel, das Relief von der Stadtkirche entfernen zu lassen. Ein Vergleich zwischen den Streitparteien scheiterte an den auf 10.000 Euro geschätzten Kosten für die Abnahme des Reliefs.[44] Im Mai 2018 verwies das Amtsgericht Wittenberg den Fall wegen des hohen Streitwerts an das Landgericht Dessau-Roßlau.[45]

Dessen Richter Wolfram Petzold erklärte am 21. Mai 2019: Niemand bezweifle, dass die Plastik beleidigend sei. Doch die für einen individuellen Beseitigungsanspruch nötigen rechtlichen Voraussetzungen lägen nicht vor. Unabhängig davon müsse sich die Kirche fragen, welches Bild sie durch solche Skulpturen abgebe und wie sie damit umgehen wolle.[46] Am 24. Mai 2019 urteilte das Landgericht: Das Relief sei Teil des historischen Baudenkmals der Stadtkirche und daher weder als Missachtung der Juden in Deutschland noch als Beleidigung des Klägers zu verstehen.[47] Mit dem Kirchengebäude stehe es unter Denkmalschutz und sei durch das Mahnmal davor in eine Gedenkkultur eingebettet.[48] Die Kirchengemeinde habe das Relief weder hergestellt noch angebracht.[49]

Düllmann beantragte Revision und argumentierte: Solange das Relief an der Kirche hänge, sei es Teil der christlichen Verkündigung und damit ein Angriff auf Juden. Dort behalte es eine aufhetzende Wirkung, im Museum diene es der Aufklärung. Der Text der Bodenplatte verfälsche die Geschichte und vereinnahme die Juden als christliche Märtyrer. Sie seien in der Schoa ermordet worden, nicht gestorben, und hätten den Davidstern, kein Kreuzzeichen tragen müssen.[50]

Auch Ronen Steinke kritisierte den Text der Bodenplatte: „Gottes Name ‚starb‘? Er starb ‚in‘ Juden? Wie charmant finden Juden solche Sätze?“[51] Pastor Ulrich Hentschel (Evangelische Akademie Hamburg) verwies darauf, dass der Psalmvers ein Sündenbekenntnis des Beters ist und sich die hebräische Fassung direkt an Juden richtet. Das deute den Holocaust als Folge der Sünden des jüdischen Volkes und könne von Juden nur als antisemitische Schuldzuweisung verstanden werden.[52]

Am 4. Februar 2020 wies das Oberlandesgericht Naumburg die Berufung zurück: Die Stadtkirchengemeinde habe das Relief in ein Gedenkensemble eingebunden und sich mit einer Informationstafel unmissverständlich von Luthers Judenhass und dem Antijudaismus der Skulptur distanziert. Damit sei diese nicht mehr als Teil der christlichen Verkündigung misszuverstehen. Der Wunsch des Klägers, sie in ein Museum zu verlegen, widerspreche seinem Argument, dass auch eine kommentierte Beleidigung eine Beleidigung bleibe.[53]

Am 14. Juni 2022 wies der Bundesgerichtshof (BGH) Düllmanns weiteren Revisionsantrag zurück: Das Relief sei zwar bis 1988 beleidigend gewesen, könne aber an der Stadtkirche bleiben, weil die Kirchengemeinde sich seither ausreichend distanziert habe. Mit der Bodenplatte und dem Erläuterungstext habe sie das „Schandmal“ in ein „Mahnmal“ zum Gedenken umgewandelt.[54]

Dieser Begründung hatte der frühere BGH-Richter Thomas Fischer zuvor widersprochen: Eine Kirchenfassade werde durch Kommentierung nicht zum Museum oder zur Gedenkstätte. Eine Kollektivbeleidigung verliere ihren Charakter nicht, wenn der Eigentümer sie zur Illustration vergangener Verirrungen erkläre. Der angestrebte pädagogische Effekt lasse sich durch Überführung des Werks in einen musealen Kontext weit eher erreichen. Die Abnahme des Reliefs wäre ein Akt der tatsächlichen Distanzierung, die ihm die evidente hetzerische Wirkung nehmen würde. Diese Isolierung und Verfremdung sei durch eine bloß verbale Distanzierung nicht erreichbar.[55]

Im August 2022 reichte Düllmann eine Verfassungsbeschwerde gegen das BGH-Urteil ein.[43] Er hatte schon 2020 angekündigt, alle juristischen Mittel auszuschöpfen und notfalls bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg zu klagen.[56]

Im Konfliktverlauf seit 2017 argumentierten viele Beobachter für die Abnahme des Reliefs: Es sei kein Kunstwerk, sondern Teil der Hass- und Vernichtungspropaganda, die zum Holocaust führte.[57] Niemand müsse künstlerisch an historischen Hass erinnert werden, der Juden noch immer treffe. Sonst könne man auch am Reichstagsgebäude wieder ein Hakenkreuz als kunsthistorisches Denkmal aufhängen. Eine ähnlich obszöne Marienstatue an Synagogen oder Moscheen würde nie hängen bleiben. Die „Judensau“ müssten vor allem die Juden in Deutschland aushalten, nicht die Christen. Ihr Verbleib sei somit „eine Machtdemonstration dafür, wer in diesem Land die Schmerzgrenzen zieht.“[58]

Im Mai 2019 plädierten die Präses der EKD-Synode Irmgard Schwaetzer, Landesbischof Friedrich Kramer und der Generalsekretär der evangelischen Akademien in Deutschland Klaus Holz wie Düllmann dafür, die Skulptur abzunehmen und in ein neues Denkmal vor der Kirche zu integrieren.[59] Dieses sollten die Gemeinde mit den jüdischen Institutionen zusammen gestalten, die Stadt und der Landkreis mittragen. Denn die Skulptur bleibe auch mit der Kommentartafel eine Beleidigung. Schwaetzer betonte, besonders die nachträgliche Inschrift zum Gottesnamen sei „reiner Judenhass“, zu dem sich Protestanten aktuell neu verhalten müssten.[20]

Nach dem antisemitischen Anschlag in Halle (Saale) 2019 (9. Oktober) forderte Felix Klein, Antisemitismus-Beauftragter der Bundesregierung, die Skulptur ins Museum zu bringen. An ihrer Stelle solle die Gemeinde eine Texttafel mit der Aussage anbringen, „dass die evangelische Kirche mit der Entfernung der Judensau einen sichtbaren Beitrag zur Überwindung von Antijudaismus und Antisemitismus leistet“.[60] Die stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus stimmte zu: Alles, was Antisemitismus fördern könne, „sollten wir tatsächlich aus der Öffentlichkeit verbannen“.[61]

Dagegen schlug der Antisemitismusbeauftragte in Sachsen-Anhalt Wolfgang Schneiß eine von allen Streitparteien getragene „behutsame Weiterentwicklung“ des Mahnmals vor.[62] Diese befürwortete auch der Antisemitismusbeauftragte der EKD Christian Staffa. Das Relief könne als Kompromiss abgedeckt, eine Kopie am Fuß der Kirche aufgestellt und mit variablen künstlerischen Elementen kombiniert werden, um die beleidigende Wirkung für heutige Juden wie auch die Furcht lutherischer Christen vor einem neuen Bildersturm zu vermeiden. Für ein neues Mahnmal müsse man die mögliche Verbindung zu aktuellen „Judensau“-Beschimpfungen und die Rezeption anderer antisemitischer Kunstwerke in dieser Kirche mitbedenken.[63] Ulrich Hentschel kritisierte Staffas Vorschlag als diplomatischen Versuch, der Wittenberger Gemeinde „den Schritt der Umkehr zu ersparen“. Eine zeitweise Verhüllung des Reliefs würde eher zeigen, „dass der Judenhass immer noch fester Bestandteil der Kirche (in jedem Sinne) ist“.[64]

Nach dem BGH-Urteil ging die Debatte weiter. Einige Kommentatoren begrüßten die Gerichtsurteile: Wittenberg habe es „nicht verdient“, das antisemitische Relief loszuwerden.[65] Die jahrhundertelange christliche Judenfeindschaft lasse sich nicht bequem entsorgen. Die Skulpturen müssten heutige Christen am authentischen Ort „treffen, verstören, ihre Selbstsicherheit erschüttern, dass so etwas nicht mehr möglich ist.“[66]

Der Zentralrat der Juden in Deutschland fand unklar, inwiefern die Begleittexte die Skulptur in ein Mahnmal verwandelten. Das Internationale Auschwitz Komitees erklärte, das jahrhundertealte Schandmal an einem der wichtigsten Orte des Protestantismus belaste das Verhältnis zwischen Juden und Christen bis heute.[67] Charlotte Knobloch, die langjährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, fand es unbegreiflich, Volksverhetzung im Internet zu bestrafen, dieselbe bildhafte Hetze aber als kulturhistorisch wertvollen Beitrag zu schützen. Gerade wegen der Kontinuität des Judenhasses hätten die Kirchen diese Skulpturen längst entfernen und in Museen überführen sollen.[68] Niklas Otterbach (Deutschlandfunk) kritisierte die Argumentation der Kirchengemeinde als „selbstbezogene Geschichtsbetrachtung, die zwar die eigenen Untaten thematisiert wissen will, aber die Wirkung auf die, die damit beleidigt werden, ausblendet.“[69]

Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann hatte 2014 betont, dass das Entfernen judenfeindlicher Skulpturen nicht weiterführe und Mahntafeln nicht genügten. Nötig sei „das klare Eintreten gegen jeden Antijudaismus in Wort und Tat heute.“[70] Weil das antisemitische Relief deutsche Juden nach wie vor beleidigt, trat sie ab 2019 für seine Abnahme ein: Diese Hassbotschaft gehöre nicht in den öffentlichen Raum, sondern ins Museum.[71] Darum fand sie das BGH-Urteil von 2022 falsch.[72] Christoph Markschies (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften) forderte die Abnahme des Reliefs, weil es die Glaubwürdigkeit der christlichen Verkündigung in dieser Kirche bedrohe und seine Kontextualisierung vor Ort gescheitert sei. Denn auch die Inschrift der Bodenplatte sei für gläubige Juden gotteslästerlich.[73]

Im August 2022 erklärte Wittenbergs amtierender Oberbürgermeister Torsten Zugehör öffentlich, er sehe „überhaupt keinen Anlass derzeit, das dort zu entfernen“. Auch Stefan Rhein, bis 2023 Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, lehnte die Abnahme des Reliefs ab: Es sei Teil der städtischen und deutschen Geschichte und solle als „offene Wunde“ kommentiert erhalten bleiben. Im Museum bestehe Gefahr, dass es aus dem Gedächtnis der Menschen verschwinde.[74]

Philipp Greifenstein, Redakteur der evangelischen Zeitung „Die Eule“, verwies auf Probleme des Mahnmals: Das Relief sei gut erkennbar, die Bodenplatte und ihr Text dagegen kaum. Dass sie die Reliefüberschrift mit dem Holocaust verbinde, mache erst die städtische Informationstafel klar. Nur eine Abnahme des Reliefs könne die „Kraft der Schmähung“ brechen; dann allerdings ergebe das Mahnmal darunter kaum noch Sinn. Das Relief abzunehmen und in die Nähe zu verlegen erscheine ihm als „Quadratur des Kreises“ und erneute Inszenierung, das seine beleidigende Wirkung eher verstärke. Darüber aufklären könne man auch ohne das Original.[75]

Im September 2022 baten 50 israelische Wissenschaftler den Gemeinderat per Brief, das Relief vor Ort zu lassen. Seine Entfernung in ein Museum käme einer Leugnung der kirchlichen Vergangenheit gleich.[76] Die Initiatorin des Briefs, die Kunsthistorikerin Galit Noga-Banai (Hebräische Universität Jerusalem), lobte das BGH-Urteil und die Gedenkplatte: Sie erinnere bleibend an die antisemitische Wirkung des Reliefs bis zur Schoa, habe das „Kunstwerk vor der Beseitigung und Musealisierung bewahrt“ und sei „mit diesem gemeinsam zu einem Ruf nach Versöhnung“ geworden.[77]

Dagegen forderte Landesbischof Ralf Meister am Reformationstag (31. Oktober) 2022, man solle die Skulptur „nicht nur entfernen, sondern radikal vernichten, zerstören und kaputt machen“, weil Juden das Relief weiterhin unerträglich fänden. Es gebe mehr als genug Lernorte zum Antisemitismus.[78] Er schlug vor, das Relief in einem symbolischen Akt öffentlich zu zerschlagen. Für Marion Gardei, die Erinnerungsbeauftragte der EKBO, können ergänzende Erklärtexte oder künstlerische Verfremdung den Verbleib der Skulptur an der Kirche nicht auffangen: „Mit den mörderischen Folgen der Judenfeindschaft kann man nicht spielerisch umgehen“. Nach einem neuen Kirchengesetz der EKBO müssen judenfeindliche, rassistische und nationalsozialistische Darstellungen aus dem liturgischen Gebrauch entfernt werden und dürfen nur pädagogisch oder museal verwendet werden.[79]

Haltung des Gemeindekirchenrats

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Als Reaktion auf die Abnahmevorstöße veröffentlichte der Gemeinderat der Stadtkirche Anfang 2017 ein Positionspapier. Dieses deutete das Relief als mahnende Erinnerung an Martin Luthers Antijudaismus, von dem sich die evangelische Kirche eindeutig distanziere.[37] Weiter hieß es:

„Geschichte soll nicht versteckt werden und Geschichtsvermittlung gelingt am eindrücklichsten am authentischen Ort. Das ist ein immer auch schmerzlicher und paradoxer Prozess, weil etwas Negatives etwas Positives bewirken soll: Ein antijudaistisch motiviertes Sandsteinrelief warnt vor den Gefahren und Folgen einer abwertenden und ausgrenzenden Haltung in Kirche und Gesellschaft.“[80]

Stadtkirchenpfarrer Johannes Block erklärte, mit dem Positionspapier sei alles gesagt.[37] Die Skulptur sei „ein geistiges Kind des Mittelalters“, das die jahrhundertelange christliche Verachtung des Judentums ausdrücke, und lasse sich nicht mit dem Hakenkreuz vergleichen. Ihre Abnahme wäre ein „Akt der Geschichtsvergessenheit“. Er könne sich aber vorstellen, ein neues Relief an der Kirche zu ergänzen, das „das moderne, aufgeklärte christlich-jüdische Verhältnis widerspiegelt“, etwa mit dem Bild eines Rabbiners und eines Pfarrers, die einander umarmen.[40]

Eine Podiumsdiskussion des Gemeinderats mit Richard Harvey am 27. Januar 2017, dem Holocaustgedenktag, blieb ergebnislos. Johannes Höhne, ein Gemeindemitglied, bot damals an, die Abnahme des Reliefs zu finanzieren.[81]

Im Sommer 2018 nahm der Gemeinderat Kontakt zum Zentralrat der Juden in Deutschland auf. Dieser verlangte eine eindeutige Erklärtafel zu dem Relief, falls es an der Kirchenfassade bleibe.[46] Im Mai 2019 räumte die zum Gemeinderat gehörige Kunsthistorikerin Insa Christiane Hennen ein, dass die Forschung sich bisher zu wenig mit dem Relief und seiner Wirkung befasst habe. Historische Distanzierung sei notwendig, dürfe aber nicht zu einem Bildersturm führen.[82] Das Relief habe weder bei seiner Entstehung noch seiner Versetzung einen antisemitischen Hintergrund gehabt. Ob es „sinnvoll“ sei, sich heute davon beleidigt zu fühlen, sei somit fraglich.[83] Nach dem Landgerichtsurteil vom Mai 2019 veranstaltete die Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt eine weitere Podiumsdiskussion in Wittenberg, die Düllmann besuchte. Auch diese blieb ergebnislos.[84]

Pfarrer Johannes Block sprach sich kontinuierlich für die Weiterentwicklung des Mahnmals, aber gegen die Abnahme des Reliefs aus. Dann werde man der Gemeinde vorwerfen: „Ihr wollt Euch Eurer dunklen Geschichte entledigen, Ihr wollt die deutsche Geschichte reinigen“. Der Kläger Michael Düllmann repräsentiere nicht die gesamte Judenheit.[46] Die schmerzhafte Konfrontation mit dem christlichen und lutherischen Judenhass solle ein Bewusstsein schaffen, „dass sich Geschichte nicht wiederholen darf.“ Dazu veranstalte die Gemeinde regelmäßig ein Gedenken für die Holocaustopfer am Mahnmal. Um dieses weiterzuentwickeln, schlug Block 2020 ein „Lichtband, das Mahnplatte, Zeder und Schmähplastik verbindet“, und „eine Art Prisma vor, durch das die Besucher das Relief in einer gebrochenen Perspektive wahrnehmen können, sodass dessen Bildprogramm als überwunden vor Augen steht.“[85]

2020 berief der Gemeinderat einen zwölfköpfigen Beirat dazu, Empfehlungen zum Umgang mit dem Relief und der Mahnstätte zu erarbeiten. Beauftragt wurden unter anderen Andreas Nachama, Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland, Christoph Maier, Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt, Wolfgang Schneiß, Ansprechpartner für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt, Christian Staffa, EKD-Beauftragter für den Kampf gegen Antisemitismus,[86] und Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter der EKD.[87] Laut Christian Staffa votierte die Mehrheit des Beirats im Verlauf der zweijährigen Beratungen für die Abnahme des Reliefs und Verlegung in einen kirchennahen, öffentlich zugänglichen Raum; sein Vorschlag, es an der Wand zu lassen und zu verhüllen, habe sich nicht durchgesetzt.[88]

Im Mai 2022 bestritt der Gemeinderat, dass sich von einer mehr als 700 Jahre alten Schmähskulptur „die Verbundenheit einer davon betroffenen Gruppe“ ableiten lasse. Weil es sich nur noch um einen „geschichtlichen Vorgang“ handle, sei zu fragen, ob man nicht einen „zeitlichen Trennungsstrich“ dazu ziehen müsse.[89] Nach dem BHG-Urteil vom Juni 2022 kündigte Stadtkirchenpfarrer Alexander Garth ein allgemeinverständliches Gedenkkonzept an.[90] Im Juli 2022 schloss der Gemeinderat eine Abnahme des Reliefs nicht aus.[91]

Am 26. Juli 2022 empfahl der Beirat, das Relief zeitnah an einen noch zu entwickelnden Lernort bei der Kirche zu versetzen, es dort allgemein zugänglich aufzubewahren und angemessen einzuordnen. Ein Lernort bei der Kirche sei einem Museum vorzuziehen. Er solle die bestehende Mahnstätte mit dem Bodendenkmal ergänzen, um die Tradition des Gedenkens vor Ort lebendig zu erhalten. An der Kirchenfassade sei das Relief eine beleidigende und obszöne Zumutung, doch es dürfe nicht versteckt werden. Über die konkrete Umsetzung der Abnahme müsse man sich mit dem Denkmalschutz einigen. Ein zeitgemäßes pädagogisches Konzept solle das Relief bleibend in die Geschichte christlicher Judenfeindschaft einordnen. Als Sofortmaßnahmen empfahl der Beirat, eine Broschüre zum Relief zu erstellen, einen neuen Erklärtext für die Informationsstele an der Kirche zu installieren und eine neue Dauerausstellung im Innenraum der Kirche zu konzipieren. Diese müsse Antijudaismus und Antisemitismus thematisieren und kontextualisieren.[86]

Am 30. August 2022 beschloss der Gemeinderat einen neuen Erklärtext zum Relief, in dessen Zentrum eine Bitte um Vergebung stehen sollte.[92] Am 25. Oktober 2022 entschied der Gemeinderat gegen die Empfehlung des Beirats, das Relief sichtbar an der Kirchenwand zu lassen. Die Bodenplatte von 1988, die Zeder und die städtische Informationstafel hätten das Relief schon in eine „Stätte der Mahnung“ verwandelt. Diese sei als Anklage an die Verursacher aller Formen von Antisemitismus und Antijudaismus zu verstehen. Man wolle die bestehende Mahnstätte mit dem Relief als Ganzes erhalten, jedoch im Sinne des Beirats die Erklärtafel überarbeiten, ein zeitgemäßes pädagogisches Konzept dazu entwickeln und weitere Informationen zu Antijudaismus und Antisemitismus in der Kirche bereitstellen.[93]

Die Entscheidung stieß beim Beirat auf Kritik. Johann Hinrich Claussen zeigte sich verärgert darüber, dass der Gemeinderat die Experten vorher nie zum Gespräch eingeladen und nicht über seine Entscheidung informiert habe. Diese sei keine bloß lokale Angelegenheit, sondern strahle auf die gesamte EKD aus. Denn die Wittenberger Skulptur sei größer und präsenter als andernorts und mit dem Namen Martin Luthers verbunden. Christoph Maier kritisierte, dass man nach der Beiratsempfehlung in Wittenberg offenbar glaubte, sich gegen die Zerstörung eines etablierten Gedenkortes wehren zu müssen. Dies konterkariere die gemeinsame Arbeit der vergangenen Jahre. Der Beirat sei überzeugt, dass das Gedenkensemble an der Stadtkirche „auch ohne das Zeigen der beleidigenden judenfeindlichen Plastik“ auskomme.[87] Der Kläger Michael Düllmann fand die Entscheidung des Gemeinderats nicht überraschend, fragte aber, wozu dieser eine Expertenkommission eingeladen habe, wenn er deren Empfehlung dann doch nicht folge.[43][94]

Im April 2023 ließ der Gemeinderat den neuen Text unter dem Relief aufstellen, der „Gott und das jüdische Volk“ um Vergebung bittet und erklärt:

„Die Evangelische Kirche sieht sich in der Verantwortung, ihren Anteil zur jahrhundertelangen Gewaltgeschichte gegen Juden kritisch aufzuarbeiten und gegen Antijudaismus und Antisemitismus aktiv einzutreten.“

Zudem sollten Aufstelltafeln im Gebäude ausführlicher über Antijudaismus im Christentum und bei Martin Luther aufklären. Angestrebt wurde eine Dauerausstellung dazu.[95]

„Welterbe“-Status der Stadtkirche

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Im April 2023 forderte Felix Klein, die Stadtkirche Wittenberg von der Liste des UNESCO-Welterbes zu streichen, weil die Verunglimpfung von Religionen mit den UNESCO-Grundprinzipien unvereinbar sei.[96] Er vermutete, dass die Stadt das Relief bei ihrer Bewerbung um den Welterbe-Titel in den 1990er Jahren bewusst verschwiegen und die UNESCO-Jury es dann bei der Begutachtung der Stadtkirche übersehen habe.[97] Tatsächlich erwähnten die damaligen Bewerbungsdokumente das Relief nicht.[98]

Im August 2023 forderte Klein erneut, die Skulptur abzunehmen. Sonst sei Wittenberg kein geeigneter Standort für das von der Bundesregierung geplante deutsch-israelische Jugendwerk.[99]

Visuelle Verfremdung

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Im Juli 2024 legten Constanze Lorenz und Josephine Dishoni, zwei Kommunikationsdesign-Studentinnen an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, einen Entwurf vor, der das Relief mit einer „visuellen Intervention“ verfremden soll. Ein bewegliches, in grüner Signalfarbe leuchtendes Netz soll es verhüllen, zugleich soll eine Art Baugerüst den Blick auf die anhaltende Präsenz der „Judensau“ an der Stadtkirche und ihren aggressiven Antisemitismus lenken.

Der Kirchenvorstand ließ sich den Entwurf präsentieren und nahm die Idee einer künstlerischen Intervention in das Gesamtkonzept zur Weiterentwicklung des Mahnmals auf. Der Kläger Michael Düllmann fügte den Entwurf seiner Verfassungsklage hinzu. Der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein begrüßte den Entwurf als Zeichen, „dass man eines der schändlichsten Beispiele christlicher Judenfeindschaft nicht einfach so stehen lassen kann, wie es jetzt ist.“[100]

Literatur

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Zum Relief

Historischer Kontext

  • Ronny Kabus: Juden der Lutherstadt Wittenberg im Dritten Reich. Nachdruck 2015, ISBN 978-3-7357-0741-3 (Buchauszug online)
  • Andreas Pangritz: Martin Luthers Stellung zu Juden und Muslimen. In: Uwe Baumann et al. (Hrsg.): Martin Luther und die Reformation: Traditionen, Kontexte, Umbrüche. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2023, ISBN 978-3-8470-1580-2, S. 53–70
  • Thomas Kaufmann: Einige Überlegungen zum Umgang mit der „Judensau“. In: Jörg Bielig et al. (Hrsg.): Die „Wittenberger Sau“, Halle 2020, S. 9–12
  • Dorothea Wendebourg: Martin Luther und die Juden. In: Jörg Bielig et al. (Hrsg.): Die „Wittenberger Sau“, Halle 2020, S. 57–68
  • Insa Christiane Hennen: Juden in Wittenberg und lutherische Judenfeindlichkeit: zur Wirkungsgeschichte des „schweinischen Steingemähldes“. In: Jörg Bielig et al. (Hrsg.): Die „Wittenberger Sau“, Halle 2020, S. 69–95

Juristische Aspekte

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Einzelnachweise

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  1. Wilhelm Bacher: Shem Ha-Meforash. Jewish Encyclopedia, New York 1901–1906, S. 262–264; Nachdruck: Kopelman Foundation, 2002–2021
  2. Christoph Dieckmann: Die Luthersau. Zeit, 12. Juni 2017 (kostenpflichtig)
  3. Mario Titze: Die Sau an der Kirche, S. 17 und Abbildung 1
  4. a b c Isaiah Shachar: The Judensau. Warburg Institute, London 1974, ISBN 0-85481-049-8, S. 30f.
  5. Mario Titze: Die Sau an der Kirche, S. 27
  6. Mario Titze: Die Sau an der Kirche, S. 41
  7. Mario Titze: Die Sau an der Kirche, S. 19 und 25 sowie S. 20 und 23, Abbildungen 5 und 14
  8. a b c Mario Titze: Die Sau an der Kirche, S. 18f. und S. 49, Fn. 3–4 und 11–12
  9. Mario Titze: Die Sau an der Kirche, S. 25 und 51f., Fn. 35
  10. Mario Titze: Die Sau an der Kirche, S. 19–26 und S. 50–52, Fn. 15–40
  11. Insa Christiane Hennen: Juden in Wittenberg und lutherische Judenfeindlichkeit, S. 70f.
  12. Insa Christiane Hennen: Juden in Wittenberg und lutherische Judenfeindlichkeit, S. 72f.
  13. Mario Titze: Die Sau an der Kirche, S. 31–39 und 46
  14. Thomas Kaufmann: Einige Überlegungen zum Umgang mit der „Judensau“, S. 10f.
  15. Andreas Pangritz: Die Schattenseite des Christentums: Theologie und Antisemitismus. Kohlhammer, Stuttgart 2023, ISBN 978-3-17-040046-7, S. 74f.
  16. Dorothea Wendebourg: Martin Luther und die Juden, S. 62–64
  17. a b Andreas Pangritz: Die Schattenseite des Christentums, Stuttgart 2023, S. 71; Originalzitate aus der Weimarer Ausgabe 53, S. 478 und 600
  18. Dorothea Wendebourg: Martin Luther und die Juden, S. 65
  19. Thomas Kaufmann: Einige Überlegungen zum Umgang mit der „Judensau“, S. 9
  20. a b Debatte um Abnahme der Wittenberger „Judensau“ von Kirchenfassade. epd, 28. Mai 2019
  21. a b Mario Titze: Die Sau an der Kirche, S. 40f. und Abbildungen 38–44
  22. Insa Christiane Hennen: Juden in Wittenberg und lutherische Judenfeindlichkeit, S. 79–81
  23. Mario Titze: Die Sau an der Kirche, S. 45f. und S. 55, Fn. 116
  24. Insa Christiane Hennen: Juden in Wittenberg und lutherische Judenfeindlichkeit, S. 83f.
  25. Insa Christiane Hennen: Juden in Wittenberg und lutherische Judenfeindlichkeit, S. 85
  26. Insa Christiane Hennen: Juden in Wittenberg und lutherische Judenfeindlichkeit, S. 86
  27. Ronny Kabus: Juden der Lutherstadt Wittenberg im Dritten Reich. Lutherzentrum e.V., Wittenberg 2003; Nachdruck Norderstedt 2015, ISBN 978-3-7347-7450-8, S. 57f.
  28. Insa Christiane Hennen: Juden in Wittenberg und lutherische Judenfeindlichkeit, S. 87
  29. Steffen Marko: Auszug aus der Restaurierungs-Dokumentation des Reliefs. In: Jörg Bielig et al. (Hrsg.): Die „Wittenberger Sau“, Halle 2020, S. 119–127
  30. Ulrich Hentschel: Rechtsstreit um „Judensau“-Relief: Eine echte Luthersau. taz, 27. Mai 2022
  31. Hans-Jürgen Grabbe: Entsorgung von Geschichte aus dem Geist politischer Korrektheit. In: Jörg Bielig et al. (Hrsg.): Die „Wittenberger Sau“, Halle 2020, S. 103–118, hier S. 116f.
  32. Albrecht Steinwachs, Jürgen M. Pietsch: Die Evangelische Stadt- und Pfarrkirche St. Marien der Lutherstadt Wittenberg. Edition Akanthus, Delitzsch 2000, ISBN 3-00-006918-6, S. 107
  33. Jürgen Rennert: Zum Mahnmal an der Wittenberger Stadtkirche. 30. August 2022 (PDF)
  34. Evangelische Stadtkirchengemeinde Wittenberg: Stätte der Mahnung: Stellungnahme des GKR 2022-03-31 . (Download, 112 Kb)
  35. Christoph D. Richter: Reformationsjubiläum: Schmähung in Stein. Deutschlandfunk, 11. Oktober 2016
  36. Streit um Bild an Stadtkirche Wittenberg: Kirche will „Judensau“-Relief behalten. MDR, 7. Oktober 2016
  37. a b c Christina Özlem Geisler: Wittenberg: Die Causa „Judensau“. Jüdische Allgemeine, 7. Juli 2017
  38. Corinna Nitz: Stille Mahnwache: Bündnis protestiert gegen Judensau-Spottbild. MZ, 17. Mai 2017; Corinna Nitz: Stadtkirche Wittenberg: Spottbild „Judensau“ soll entfernt werden. Mitteldeutsche Zeitung, 16. Mai 2017
  39. Christoph Richter: Spottskulptur: „Die Welt schaut auf Wittenberg – und sieht eine Judensau“. DLF, 24. Mai 2017
  40. a b Jérôme Lombard: Reformationsjahr: Relikt aus der Lutherzeit. Jüdische Allgemeine, 11. Juli 2017
  41. Josef Wirnshofer: Schweinerei. SZ-Magazin, 25. Dezember 2017
  42. Michael Germann: Die „Sau an der Kirche“ aus rechtlicher Perspektive. In: Jörg Bielig et al. (Hrsg.): Die „Wittenberger Sau“, Halle 2020, S. 96
  43. a b c „Ich teste die deutsche Gesellschaft“. Chrismon, 26. Oktober 2022
  44. Johannes Süßmann: Wittenberg: Schwein des Anstoßes. Jüdische Allgemeine, 2. April 2019
  45. „Judensau“ vor Gericht: Wittenberger Justiz verhandelt ab Montag über Schmäh-Relief an der Stadtkirche. Jüdische Allgemeine, 6. Mai 2018
  46. a b c Johannes Süßmann: Nach dem Urteil ist vor der Debatte. epd, 21. Mai 2019
  47. Justiz: Berufung gegen „Judensau“-Urteil. Jüdische Allgemeine, 26. Juni 2019.
  48. Wittenberg: Rechtsstreit um „Judensau“ geht in nächste Runde. Jüdische Allgemeine, 10. Dezember 2019
  49. Urteil: „Judensau“ darf weiter an Wittenberger Stadtkirche prangen. Leipziger Volkszeitung (LVZ), 24. Mai 2019
  50. Stephan Kosch: Das Urteil zur „Judensau“. In: Zeitzeichen. Evangelische Kommentare zu Religion und Gesellschaft. 21. Jahrgang, März 2020, S. 12
  51. Ronen Steinke: Die „Judensau“ von Wittenberg: Juristische Narrenfreiheit für die Kirche in Sachsen-Anhalt. In: Andreas Fischer-Lescano et al. (Hrsg.): Recht gegen rechts: Report 2020. Fischer, Frankfurt am Main 2020, ISBN 3-10-403862-7, S. 251
  52. Ulrich Hentschel: „Judensau“-Relief in Wittenberg: Weltkulturerbe für Antisemitismus. taz, 30. Oktober 2022
  53. „Judensau“-Schmähplastik darf weiter an Stadtkirche bleiben. Evangelisch.de, 4. Februar 2020.
  54. BGH-Urteil zu Schmähskulptur: „Judensau“ an Wittenberger Stadtkirche muss nicht entfernt werden. Spiegel, 14. Juni 2022; Bundesgerichtshof zur Wittenberger Sau. BGH, 14. Juni 2022; Urteil vom 14. Juni 2022 – VI ZR 172/20BGH.
  55. Thomas Fischer: Ist das „Judensau“-Relief in Wittenberg eine Beleidigung? LTO, 6. Juni 2022
  56. Klaus Hillenbrand: Sogenannte „Judensau“ an Stadtkirche: Zur Not bis nach Straßburg. taz, 5. Februar 2020
  57. Arno Tausch: Ein Schandfleck über dem Reformationsjubiläum. Standard.at, 26. Mai 2017
  58. Dmitrij Kapitelman: Sieben Thesen zur Judensau. taz, 8. Juli 2017
  59. Christian Füller: Die „Judensau“ an Luthers Kirche ruft Entsetzen hervor. Welt Online, 29. Mai 2019
  60. Antisemitismus-Beauftragter: „Judensau“ gehört ins Museum. Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), 30. Oktober 2019
  61. Reformationstag: Evangelische Bischöfe verurteilen Ausgrenzung. epd / EKMD, 31. Oktober 2019
  62. Debatte um judenfeindliche Darstellungen an Kirchen geht weiter. epd, 20. Februar 2020
  63. Stephan Kosch: „Judensau“ vor Gericht. Zeitzeichen.net, 21. Januar 2020
  64. Ulrich Hentschel: Den Judenhass verhüllen? Linksabbieger.net, 24. März 2020
  65. Alan Posener: Wittenberg hat es nicht verdient, dieses antisemitische Relief loszuwerden. Welt Online, 14. Juni 2022; vgl. Alan Posener: Das Mahnmal der Schande muss bleiben. Welt Online, 5. Februar 2020
  66. Matthias Drobinski: Es ist gut, wenn die "Judensäue" sichtbar bleiben und weiter mahnen. SZ, 4. Februar 2020
  67. „Judensau“-Schmähplastik kann an Wittenberger Kirche bleiben. DLF, 14. Juni 2022
  68. Der Hass von gestern ist heute noch nicht überwunden. Welt Online, 20. Juni 2022
  69. Niklas Ottersbach: Urteil zur „Judensau“-Schmähplastik: Eine sehr selbstbezogene Geschichtsbetrachtung. DLF, 14. Juni 2022
  70. Margot Käßmann: Stein gewordener Hass. Chrismon, 26. Dezember 2014
  71. Margot Käßmann: Wittenberg: Raus aus dem öffentlichen Ort, hinein ins Museum! Herder, 1. September 2019
  72. Schmähplastik aus Wittenberg: Theologin Käßmann kritisiert BGH-Urteil: „Die 'Judensau' ist eine Hassbotschaft“. MDR, 19. Juni 2022
  73. Nochmal: geordneter Rückzug. Zeitzeichen, 26. Juni 2022
  74. Streit in Wittenberg: Kirchenrat lässt Verbleib von Schmähplastik weiter offen. MDR, 31. August 2022
  75. Philipp Greifenstein: „Judensau“ in Wittenberg: Eine Ortsbegehung. Die Eule, 18. August 2022
  76. Stadtkirche Wittenberg: Israelische Wissenschaftler für Verbleib der „Judensau“. Israelnetz, 9. September 2022
  77. Galit Noga-Banai: Die Mauern sprechen, und das Pflaster antwortet. Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 17. April 2023
  78. Landesbischof mahnt eindringlich: Meister: „Judensau“ entfernen und zerstören. epd, 31. Oktober 2022; Plädoyer für Zerstörung: Meister: „Judensau ist lebendige Beleidigung“. epd, 4. November 2022
  79. Weiter Kritik an antisemitischer Schmähplastik. Der Sonntag, 6. November 2022
  80. Klage gegen „Judensau“ in Wittenberg. epd, 20. Dezember 2017
  81. Corinna Nitz: Diskussion über „Judensau“ an Stadtkirche Wittenberg bleibt ohne Ergebnis. Mitteldeutsche Zeitung (MZ), 30. Januar 2017
  82. Antje Allroggen: Streit um Wittenberger „Judensau“: „Es darf keinen Bildersturm geben“. DLF, 28. Mai 2019
  83. Insa Christiane Hennen: Wittenberger Schweinerelief: Kein antisemitischer Hintergrund. NDR, Juni 2020
  84. Corinna Nitz: Judensau in Wittenberg: Zerstören oder behalten? Rege Diskussion in Wittenberg. MZ, 29. Mai 2019
  85. Antonie Rietzschel: Wittenberger Stadtkirche: „Künftig ein Ort der Versöhnung“. Süddeutsche Zeitung (SZ), 2. Februar 2020
  86. a b Stadtkirche Wittenberg: Beirat empfiehlt Abnahme der „Judensau“. Evangelisch.de, 26. Juli 2022
  87. a b EKD-Beauftragter enttäuscht: Unmut über Verbleib der Wittenberger „Judensau“. Evangelisch.de, 27. Oktober 2022
  88. Philipp Greifenstein: „Der Schoß ist wirklich fruchtbar noch, aus dem das alles kroch!“ Eule, 31. Oktober 2022
  89. Peter Maxwill: Kirche hält an Skulptur fest – und argumentiert mit „zeitlichem Trennungsstrich“. Spiegel, 13. Mai 2022
  90. Iris Mayer: BGH-Urteil: Antijüdische Schmähplastik darf bleiben. Süddeutsche Zeitung, 14. Juni 2022
  91. Antisemitische Skulptur „Judensau“: Stadtkirche Wittenberg ist offen für Abnahme der Schmähplastik. MDR, 16. Juli 2022
  92. Johannes Blöcher-Weil: Wittenberger Stadtkirche: Schmähplastik: „Wurzel allen Übels liegt in einem christlichen Antijudaismus“. Pro-Medienmagazin, 1. September 2022
  93. Umstrittene Schmähplastik: Wittenberger „Judensau“ wird nicht entfernt. Evangelisch.de, 26. Oktober 2022; Presseinfo: Stätte der Mahnung. Stadtkirchengemeinde, 26. Oktober 2022
  94. Kläger Düllmann: Nicht überrascht über Entscheidung zur „Judensau“. Evangelisch.de, 27. Oktober 2022
  95. „Stätte der Mahnung“: Neue Infotafel für judenfeindliches Relief an der Stadtkirche Wittenberg. MDR, 17. April 2023; Nach langjährigem Rechtsstreit: Informationsschild zum „Judensau“-Relief angepasst. LTO, 17. April 2023
  96. Forderung wegen Schmährelief - Wittenberger Kirche soll Unesco-Status entzogen werden. Spiegel, 28. April 2023
  97. Droht Aberkennung des Welterbe-Titels? Antisemitismusbeauftragter: „Judensau“-Relief in Wittenberg bewusst unterschlagen. MDR, 16. Mai 2023
  98. Ronen Steinke: Wittenberg: Der Kulturerbe-Status könnte wackeln. SZ, 12. Mai 2023
  99. „Judensau“-Debatte - Antisemitismusbeauftragter gegen deutsch-israelisches Jugendwerk in Wittenberg. Mitteldeutsche Zeitung, 2. August 2023
  100. Christian Füller: Die „Judensau“ verhüllen – und zugleich enthüllen: Lösung für ein Dilemma der deutschen Geschichte? Tagesspiegel, 31. Juli 2024

Koordinaten: 51° 51′ 59,4″ N, 12° 38′ 41,3″ O