AGO Flugzeugwerke
Die AGO Flugzeugwerke waren ein deutsches Flugzeugbauunternehmen, dass unter dem Namenskürzel AGO bis 1945 existierte. Die Bezeichnung AGO hatte nacheinander verschiedene Bedeutungen, zuletzt stand sie für Apparatebau GmbH Oschersleben. Auf ihrem Höhepunkt hatte die Firma rund 4500 Beschäftigte.
AGO Flugzeugwerke GmbH | |
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Rechtsform | Gesellschaft mit beschränkter Haftung |
Gründung | 1911 (als Gustav Otto Flugmaschinenwerke in München) |
Auflösung | 1945 |
Sitz | München, Johannisthal, Oschersleben, Deutschland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | rund 4500 |
Branche | Flugzeughersteller |
Geschichte
BearbeitenDas Unternehmen wurde 1909 in München als Aeroplanbau Otto-Alberti von Gustav Otto und Herbert Alberti gegründet. 1911 verließ Alberti das Unternehmen, die Firma wurde in Gustav Otto Flugmaschinenwerke umbenannt.[1] Chefkonstrukteur Gabriel Letsch entwarf 1912 einen Doppeldecker mit Gitterrumpf und hinten liegendem Motor mit Druckschraube, der bald zum Standardflugzeug der Bayerischen Fliegertruppe wurde. Zum Antrieb verwendete Gustav Otto einen Motor von 100 PS, den er 1909 selbst konstruiert hatte und mit dem Firmenzeichen AGO (Aviatiker Gustav Otto) versah. 1912 gründete Otto am Flugplatz Johannisthal bei Berlin eine Zweigniederlassung, die unter der Leitung der Direktoren Elisabeth Woerner und Hermann Fremery bald zu einem eigenständigen Unternehmen mit dem Namen AGO Flugzeugwerke GmbH wurde.
Bei Beginn des Ersten Weltkrieges versuchte AGO durch Konstruktion von Beobachtungsflugzeugen an Rüstungsaufträge zu gelangen. Erstes Modell war der mit einer Druckschraube angetriebene Doppeldecker AGO C.I von Konstrukteur August Haefeli, im Zweigwerk Berlin-Johannisthal in einer kleinen Serie produziert. Erfolgreichstes Flugzeug war die in etwa 70 Exemplaren gebaute AGO C.IV von 1916, die jedoch bei den Piloten äußerst unbeliebt war.
Zwei Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges gingen die Gustav Otto Flugmaschinenwerke in Konkurs und die Konkursmasse wurde dann 1916 mit der Rapp Motorenwerke GmbH zur Bayerischen Flugzeugwerke AG (BFW) fusioniert. Aus dieser entstand später BMW.
Otto gründete im selben Jahr zusammen mit Josef Schnittisser in München eine neue Firma unter dem Namen Aktiengesellschaft Gustav Otto (AGO), wo bis Kriegsende Flugzeugteile und Flugzeuge für andere Hersteller gefertigt wurden.
Nach dem Ersten Weltkrieg versuchte sich Otto mit der Otto-Werke GmbH im Kraftfahrzeugbau. 1919 wurde die Firma in Johannisthal aufgegeben und Otto schied auch aus dem Münchner Unternehmen aus. Er zog sich an den Starnberger See zurück, wo er 1926 starb.
Flugzeugwerk Oschersleben
BearbeitenIn Oschersleben wurde 1920 ein 20 ha großer Betrieb von der Sudenburger Maschinenfabrik und Eisengießerei AG erworben und zunächst ausgebaut. Doch 1928 musste das Zweigwerk schließen, am 30. Juni 1930 erfolgte die Zwangsversteigerung.
Einige Jahre ruhte die Produktion, bis die Gesellschaft für elektrische Unternehmungen Ludwig Loewe AG (Gesfürel AG) Berlin und das Stahlwerk Mark (Köln) am 18. August 1934 die Apparatebau GmbH Oschersleben (AGO) gründeten und mit Hilfe der Reichsregierung die Hallen erwarb.[2] Anfangs waren nur Lizenzbauten anderer Flugzeugfirmen geplant, dafür wurde ein hochmodernes Werk aufgebaut, einschließlich einer Siedlung für die Arbeitskräfte und deren Familien. Das Werk wurde als NS-Musterbetrieb ausgezeichnet.[3]
Die ersten Aufträge für das neue Werk beliefen sich auf 36 Jäger Arado Ar 65, 197 Schulflugzeuge Arado Ar 66 und 77 Jäger Heinkel He 51, von denen das erste Flugzeug, vermutlich eine Ar 65, am 1. Mai 1935 seinen Erstflug machte. Es folgte ein Auftrag über 140 Sturzkampfflugzeuge Henschel Hs 123, mit dem auch die Ganzmetallbauweise bei AGO Einzug hielt. Die Flugzeuge wurden bis Ende 1937 ausgeliefert. Danach entstanden 241 Übungsflugzeuge Gotha Go 145 und 223 Arado Ar 96 in Oschersleben. 1937 ging ein Auftrag über 150 Aufklärer Henschel Hs 126 bei der Firma ein, der im Sommer 1938 auf 390 erhöht wurde.
Die Fertigung von Hs 126B endete im Mai 1941 mit der Auslieferung der letzten von insgesamt 380 gebauten Maschinen. Zwischen März 1937 und März 1938 verließen 121 Schulflugzeuge Focke-Wulf Fw 44 die Werkshallen von AGO.
Anfang 1938 kamen die ersten Jagdflugzeuge Messerschmitt Bf 109 in die Fertigung, zunächst noch in der Ausführung D (128 Stück), dann E und F, bis schließlich ab Oktober 1941 die Focke-Wulf Fw 190 in ihren fortlaufend verbesserten Ausführungen (Baureihen A-2 bis A-8) den Hauptteil der Produktion bildete. Bis April 1945 verließen etwa 3.500 Fw 190 die AGO-Werke Oschersleben.
1934 erfolgte die Gründung eines eigenen Konstruktionsbüros, in dem Paul Klages im Frühjahr 1935 die Stelle des Chefkonstrukteurs übernahm. Bekannt geworden ist das in Konkurrenz zur Siebel Fh 104 entwickelte Reiseflugzeug Ao 192 Kurier von 1935, von dem aber nur sieben Exemplare gebaut wurden. Auch ein Zerstörerprojekt mit der Bezeichnung Ao 225 wurde ausgearbeitet, kam aber über Windkanal-Modelluntersuchungen nicht hinaus. Die RLM-Nummer 225 wurde an Focke-Achgelis weitergegeben.
In den Werken mussten mehrere hundert Kriegsgefangene sowie Frauen und Männer aus von Deutschland besetzten Ländern Zwangsarbeit verrichten, wobei mindestens 71 ihr Leben verloren.
Ab Juli 1943 bis Juni 1944 erfolgten immer wieder schwere amerikanische Luftangriffe auf Oschersleben. Die Produktion der verschiedenen Baugruppen der Fw 190 erfolgte zunehmend nur noch dezentralisiert und unter Tage (alte Kali- und Steinsalzschachtanlagen) in Zweigwerken, wie Hadmersleben und Bleiche. Lediglich die Endmontage wurde noch, unter schwierigsten Bedingungen, im Stammwerk Oschersleben selbst vorgenommen. Die Produktion von Focke-Wulf-Jagdflugzeugen lief noch bis einige Tage vor der Besetzung von Oschersleben durch die US Army am 11. April 1945.
Bei Kriegsende wies das Werk schwerste Schäden auf, es war zu 80 % zerstört. Es folgte die Demontage unter Regie der Roten Armee, die Anfang Juli 1945 die Amerikaner als Besatzung abgelöst hatte. Davon waren das Stammwerk und die unzerstörten Zweigwerke betroffen. Bis 1947 wurden die Überreste der Fabrikhallen von sowjetischen Soldaten gesprengt und die Firma AGO 1950 auch formal abgewickelt.
Flugzeugtypen
Bearbeiten- AGO C.I – Aufklärer
- AGO C.II – Aufklärer
- AGO C.IIw – Seeaufklärer
- AGO C.IV – Aufklärer
- AGO C.VII – Aufklärer
- AGO C.VIII – Aufklärer
- AGO S.I – Schlachtflugzeug
- AGO D.V.3
- AGO Ao 192 – Kurier
Literatur
Bearbeiten- René Scheer: AGO-Flugzeugwerke. Vom Gitterrumpf zur Me 262. Ziethen, Oschersleben 2014, ISBN 978-3-86289-078-1
- Peter Supf: Das Buch der Deutschen Fluggeschichte, Bände I und II
- Uwe Schmidt: AGO-Flugzeugwerke Oschersleben
- Flugzeuglieferpläne des RLM LC II
- Heinz Nowarra: Flugzeuge 1914–1918, München 1959
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Vgl. Reichsanzeiger 1911, Eintrag Handelsregister Gustav Otto Flugmaschinenwerke
- ↑ Die AGO in Oschersleben war nie ein Zweigwerk oder Nachfolgebetrieb der AGO Flugzeugwerke von Gustav Otto, der Name war lediglich die Abkürzung der Tarnbezeichnung Apparatebau GmbH Oschersleben.
- ↑ Rene Scheer: AGO-Flugzeugwerke. Ziethen-Verlag, Oschersleben 2014.