Aschaffenburger Maulaff

in Aschaffenburg populäre Figur aus Eichenholz

Der Aschaffenburger Maulaff ist eine in Aschaffenburg populäre, leicht unterlebensgroße Figur aus Eichenholz.

Der Aschaffenburger Maulaff, hölzerne Spielfigur, 1778
„Mauläffchen“ als Museumspädagoge

Geschichte

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Die Skulptur wurde im Jahre 1778 im Rahmen eines größeren Auftrags von den ortsansässigen Bildhauern Johann Ernst Hoffmann (1736–1790) und Johann Anton Baumgärtner geschnitzt.[1] Der Maulaff stellt in karikierender Form einen Bauern in der Spessart-Tracht des ausgehenden 18. Jahrhunderts dar: Schiffhut, grüner Rock, rote Weste, kurze gelbe Lederhose, Wadenstrümpfe und Schnallenschuhe. Er stützt die Hände auf einen langen Stock und reißt das „Maul“ weit auf. Der Maulaff diente im Park Schönbusch bei Aschaffenburg der Kurfürstlichen Hofgesellschaft zur Belustigung. Als Zielfigur stand er auf einer Wiese im „Tal der Spiele“. Die Herrschaften versuchten eine Art Billardkugel in das weit geöffnete Maul zu werfen, die dann – falls getroffen – durch eine Röhre unten an der Rückseite der Figur wieder herausrollte.

Als der Schönbusch bayerisch geworden war und das kurfürstliche Überbleibsel versteigert wurde, erwarb Carl Constantin Victor Freiherr von Mergenbaum die Figur. Er war der Besitzer des Nilkheimer Hofes, und sein Schreib- und Arbeitszimmer lag zu ebener Erde an der Großostheimer Straße. Des Öfteren fühlte sich der Freiherr durch hereingaffende Passanten belästigt und brachte schließlich seinen Maulaffen direkt neben dem Fenster am Schreibtisch in Stellung und verscheuchte damit manchen Neugierigen. In dieser Zeit nannte man die Figur „Nilkheimer Maulaff“.

Einige Zeit nach Mergenbaums Ableben (8. September 1845) ersteigerte den Maulaff Klement Kitz, ein Gerbermeister aus dem Aschaffenburger Löhergraben, der ihn in seinem kleinen Park vor dem Sandtor aufstellte. Hier erregte der Maulaff Aufsehen, und man schleppte ihn aus Ulk in die damals noch ummauerte Stadt. Dann stand er viele Jahre auf dem Weinberg der Frau Kitz im Löhergraben. Sein nächster Besitzer, der aus Aschaffenburg gebürtige Oberlandesgerichtsrat Sohn, gab die Figur vor dem Ersten Weltkrieg dem Museum seiner Vaterstadt, wo sie seither als Gaffer Maulaffen feilhält. Der Maulaff gilt heute als eines der Wahrzeichen der Stadt[2] und wird im Schlossmuseum Aschaffenburg ausgestellt. Seit 2018 ist er einer der 100 Heimatschätze Bayerns.

Adaptionen

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Gaststätte „Maulaff“ in der Metzgergasse / Ecke Dalbergstraße
  • Im Jahre 1952 trat der Aschaffenburger Fastnachter Günter Kolb (1924–1991) erstmals als „Ascheberger Maulaff“ bei den Sitzungen des Carneval Clubs Concordia auf. Auch er riss sein Maul ganz weit auf und zog über Aschaffenburger Politiker und ihr Umfeld her.
  • 1955 wurde eine aus Muschelkalk gehauene Nachbildung des „Maulaff“ am Pausenhof der damals neu errichteten Grünewald-Volksschule aufgestellt.
  • Das Motiv findet sich bis heute auch auf zahlreichen anderen Darstellungen, so taucht das „Mauläffchen“ etwa im Museumspädagogischen Dienst der Stadt Aschaffenburg auf.
  • In der Altstadt führt eine Gaststätte den Namen „Maulaff“, und auch ein Floß des Vermieters „Mainfloß“ wurde auf diesen Namen getauft.[3]
  • Der sächsische Performance-Artist Lutz Walter verkörpert seit 2014 die Holzfigur als STRASSENMAULAFF regelmäßig im Stadtgebiet von Aschaffenburg.

Maulaffenfest

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Etabliert hat sich auch das Aschaffenburger Maulaffenfest am Aschaffenburger Stadtfest jährlich am letzten Augustwochenende, veranstaltet seit 2004 vom Hofgarten-Kabarett mit namhaften Kabarettisten und Comedians.

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Commons: Aschaffenburger Maulaff – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Johann Ernst Hoffmann ein Bildhauer aus Lißberg. In: lissberg.de. Abgerufen am 19. Dezember 2024.
  2. Aschaffenburger Zeitung – Mittagsausgabe Nr. 406 von Mittwoch, dem 14. August 1912, S. 2–3.
  3. MainFloß UG: Blogbeitrag vom 7. April 2018. Archiviert vom Original am 20. Juli 2018; abgerufen am 12. März 2024.
  4. 2. AB Maulaffenfest. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. April 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/www.pass-events.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. pass-events Stadtfest 2006. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. April 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/www.pass-events.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. pass-events Stadtfest 2007. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. April 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/www.pass-events.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. pass-events Stadtfest 2008. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. April 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/www.pass-events.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  8. pass-events Stadtfest 2009. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. April 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/www.pass-events.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  9. [1] FRIZZ Stadtfest 2010.
  10. pass-events.com: Aschaffenburger Stadtfest - Karlsplatz - 27. und 28. August 2011 (Memento vom 2. Mai 2012 im Internet Archive)
  11. Main-Echo Nr. 198 vom 28. August 2012.
  12. Main-Echo vom 21. August 2013.