Bahnhof Praha-Dejvice
Der Bahnhof Praha-Dejvice liegt an der Bahnstrecke Praha-Bubny–Chomutov im Prager Stadtteil Dejvice. Er war der Ausgangspunkt der 1830 eröffneten Pferdebahn Prag–Lana, die in den 1860er Jahren zu einer Dampfeisenbahnstrecke umgebaut wurde. Das Stationsgebäude des Bahnhofs, das frühere Dienstgebäude der Pferdebahn und ein Wasserturm stehen seit 1999 als Kulturdenkmal unter staatlichem Schutz.
Praha-Dejvice | |
---|---|
Bahnhof aus Richtung Westen
| |
Daten | |
Betriebsstellenart | Bahnhof (stanice) |
Lage im Netz | Zwischenbahnhof |
Bauform | Durchgangsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 3 |
IBNR | 5400277 |
Eröffnung | 1830 |
Architektonische Daten | |
Baustil | Neorenaissance |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Prag |
Ort/Ortsteil | Dejvice |
Hauptstadt | Prag |
Staat | Tschechien |
Koordinaten | 50° 5′ 49″ N, 14° 23′ 59″ O |
Höhe (SO) | 230 m n.m. |
Eisenbahnstrecken | |
| |
Liste der Bahnhöfe in Tschechien |
Aufgrund einer umfassenden Neutrassierung der Bahnstrecke Praha–Chomutov soll bis 2029 eine neue unterirdische Haltestelle Praha-Dejvice mit direktem Zugang zur Station Hradčanská der Metro Prag in veränderter Lage in Betrieb gehen.
Lage und Name
BearbeitenDer Bahnhof liegt am südöstlichen Rand des Stadtteils Dejvice im Nordwesten der tschechischen Hauptstadt Prag an der Bahnstrecke Praha–Chomutov am Streckenkilometer 3,7. Die Kilometrierung bezieht sich auf den Südteil des Bahnhof Praha-Bubny, wo sich die Strecke am Ende des Negrelliviaduktes über die Moldau von der Bahnstrecke Praha–Děčín trennt.
Der Bahnhof wurde nördlich der Prager Stadtbefestigung in der Nähe des Sandtors angelegt. Südlich der Bahnanlagen befimndet sich der Stadtteil Hradčany mit der Prager Burg.
Der Bahnhof liegt an der Straße Václavková. Die Metrostation Hradčanská mit Umsteigemöglichkeit zu mehreren Straßenbahn- und Buslinien befindet sich etwa 400 Meter weiter östlich.
Bis 1919 trug der Bahnhof den Namen Prag Sandthor nach dem gleichnamigen Stadttor in Prag. Tschechisch wurde der Bahnhof zu jener Zeit in den Fahrplänen inoffiziell als Praha Bruska bezeichnet. Nach der Gründung der ersten Tschechischen Republik wurde der Name Praha Bruska amtlich. Ab 1925 hieß er dann Dejvice. Während der deutschen Besatzung ab 15. März 1939 und der Gründung des Protektorates Böhmen und Mähren wurde er zweisprachlich als Dewitz / Dejvice bezeichnet. Ab 1941 galt der Name Prag-Dewitz / Praha-Dejvice. Seit der Wiedererrichtung des unabhängigen tschechoslowakischen Staates im Mai 1945 trägt er bis heute den Namen Praha-Dejvice.
Geschichte
BearbeitenAn der Stelle des heutigen Bahnhofs befand sich bereits seit 1830 der Ausgangspunkt der Pferdebahn Prag–Lana, der dritten ihrer Art auf dem europäischen Festland. Der Bahnhof lag vor dem Piseker oder Brusker Tor (tschechisches Písecká bzw. Bruská brána), später auch Sandtor genannt. 1831 wurde eine Chaussee in die Stadt gebaut.
Erst nach 1860 wurde die schmalspurige Pferdebahn in eine regelspurige Lokomotiveisenbahn umgebaut. 1863 ging die umgespurte und teilweise neu trassierte Strecke vom damals Sandthor genannten Bahnhof bis Vejhybka (der heutige Bahnhof Kladno) in Betrieb. Etwa fünf Jahre blieb Sandthor Ausgangsbahnhof der Strecke. 1868 ging eine Verlängerung in Richtung der Prager Innenstadt in Betrieb, Sandthor wurde damit zum Zwischenbahnhof, die den Bahnhof bedienenden Züge begannen bzw. endeten fortan in Prag Staatsbahnhof (heute: Praha Masarykovo nádraží).
Um 1870 entstand das repräsentative Stationsgebäude. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war das Gebiet um den Bahnhof weitgehend unbebaut. Die heutige städtische Wohnbebauung entsand nach 1900. Der Bahnhof Sandthor war bis zum Ersten Weltkrieg auch Halt der meisten Schnellzüge zwischen Prag und Karlsbad, die teils weiter nach Eger fuhren.[1]
Im Jahr 1922 wurde Dejvice und das Gebiet um den Bahnhof nach Prag eingemeindet. Dejvice blieb ansonsten bis zum Zweiten Weltkrieg eine Zwischenstation für die Züge von Prag nach Kladno. Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts war der Bahnhof auch Halt einiger Fernzüge zwischen Prag und Chomutov.[2]
Infolge der Neutrassierung der Strecke wurde am 12. März 2023 der Abschnitt von Praha-Bubny nach Dejvice gesperrt. Der Streckenabschnitt von Prag nach Kladno mit Abzweig zum Flughafen wird ausgebaut und elektrifiziert. Seitdem beginnen/enden alle Züge Richtungen Westen in Dejvice. Im Rahmen des Ausbaus des anschließenden Streckenabschnitts soll der Bahnhof in seiner jetzigen Lage aufgegeben werden und durch eine unterirdische Station ersetzt werden, diese wird etwas östlich des jetzigen Bahnhofs und damit näher an der Metrostation Hradčanská liegen. Die Arbeiten sollen 2026 beginnen und drei Jahre dauern. Das jetzige Empfangsgebäude verliert dabei seine Nutzung für Bahnzwecke, auch der Bahnübergang auf der Ostseite des Bahnhofs wird beseitigt.[3]
Denkmalgeschützte Bauten
BearbeitenDas Bahnhofsareal steht seit dem 8. März 1999 unter Denkmalschutz. Dazu die gehören die drei Teilobjekte: Stationsgebäude, Dienstgebäude und Wasserstation.[4] Das Stationsgebäude steht an der Nordseite der Gleise. Es ist ein symmetrischer Bau im Stil der Neorenaissance, besteht aus drei zweigeschossigen Bauteilen aus vier Achsen in den Seitenteilen und sieben im Zentralteil. Diese sind durch zwei einstöckiger sechsachsige Teile verbunden. Im zentralen Teil befindet sich die Fahrkartenausgabe, im östlichen eine Gaststätte. Der frühere Wartesaal 1. Klasse wurde 1937 in einen Salon für den tschechoslowakischen Präsidenten Tomáš Garrigue Masaryk umgebaut, der vom Bahnhof regelmäßig zu seinem Sommersitz im Schloss Lány reiste. Masaryk erlebte die Fertigstellung des Salons nicht mehr.[5]
Das Dienstgebäude gehörte zur Pferdebahn und steht auf der Südseite der heutigen Gleisanlagen. Es stammt aus der Eröffnungszeit der Pferdebahn um 1830. Es ist ein zweigeschossiger Bau mit Walmdach. Westlich davon steht die ebenfalls denkmalgeschützte Wasserstation aus der Zeit um 1870.
Weitere Anlagen
BearbeitenZum Bahnhof gehören heute noch vier Gleise an drei Zwischenbahnsteigen. Die Bahnsteige sind vom Stationsgebäude über die Gleise kreuzende Fußwege zu erreichen. Der Hausbahnsteig direkt am Gebäude dient nicht dem Ein- und Ausstieg von Reisenden. Der Güterschuppen stand östlich des Stationsgebäudes und wurde nach 2000 abgerissen. An beiden Bahnhofsenden gibt es Stellwerke.
Personenverkehr
BearbeitenIm Fahrplanjahr 2024 überlagern sich die jeweils alle zwei Stunden verkehrenden Linien R24 Praha-Dejvice – Kladno – Rakovník und R45 Praha-Dejvice – Kladno – Kladno-Ostrovec – Kladno-Dubí zwischen Dajvice und Kladno zu einem Stundentakt. Diese Züge halten bis Kladno nur in Praha-Veleslavin und Hostivice. Ebenfalls stündlich verkehren die Züge der Linie S5 Dejvice – Kladno – Kladno-Ostrovec (–Kralupy nad Vltavou) mit Halt auf allen Stationen. Hinzu kommen einige Verstärkerzüge im Berufsverkehr.[6]
Weblinks
Bearbeiten- Praha-Dejvice auf den Seiten von atlasdrah.net
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Reichs-Kursbuch 1905, Nachdruck bei Ritzau Verlag Zeit und Eisenbahn, 2005, ISBN 3-935101-08-2; Reichs-Kursbuch 1914, Nachdruck bei Ritzau Verlag Zeit und Eisenbahn, 2005, ISBN 3-921304-09-1, jeweils Strecke 356.
- ↑ Československé státní dráhy Jízdní řád 1972/1973 und 1988/1989, České dráhy, Jízdní řád 1995/1996.
- ↑ SŽ má projektanta úseku mezi Výstavištěm a Dejvicemi. Stavba začne do dvou let. idnes.cz, 10. Juni 2024, abgerufen am 20. Juli 2024.
- ↑ Eintrag 49714/1-2259 im Denkmalkatalog, abgerufen am 10. Oktober 2023.
- ↑ Lucie Poštolková Honosné pražské salónky železničních stanic ukrývají atmosféru rakouské monarchie auf novinka.cz, abgerufen am 10. Oktober 2023.
- ↑ Správa železnic, Jízdní řád 2024, Strecke 120.