Bahnstrecke Barcelona–Cerbère
Die Bahnstrecke Barcelona–Cerbère ist eine elektrifizierte Hauptbahn zwischen der katalanischen Hauptstadt Barcelona in Spanien und dem südfranzösischen Grenzbahnhof Cerbère in den Ostpyrenäen. Die zweigleisige Eisenbahnstrecke ist 162 km lang und führt zumeist durch das Hinterland Kataloniens. Bis zur Inbetriebnahme der Schnellfahrstrecke Madrid–Figueres galt die Bahnlinie als eine der bedeutendsten Nord-Süd-Verbindungen in Europa.
Barcelona–Cerbère | |
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Renfe-Regionalverkehrstriebzug im französischen Grenzbahnhof Cerbère | |
Streckennummer: | 270 |
Kursbuchstrecke: | , bis Maçanet-Massanes und ab dort |
Streckenlänge: | 162 km |
Spurweite: | 1668 mm (Iberische Spur) |
Stromsystem: | 3000 V = |
Höchstgeschwindigkeit: | 160 km/h |
Zugbeeinflussung: | ASFA, ETCS Level 1 |
Zweigleisigkeit: | Barcelona–Portbou |
Ein Dreischienengleis | mit Regelspur: Girona–Vilamalla |
Geschichte
BearbeitenEröffnungsdatum[2] | Streckenabschnitt |
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22. Juli 1854 | Barcelona–Granollers |
1. September 1860 | Granollers–Rambla Santa Coloma[Anm. 3] |
3. März 1862 | Rambla Santa Coloma–Girona |
28. Oktober 1877 | Girona–Figueres |
20. Januar 1878 | Figueres–Cerbère |
Nachdem bereits im Jahre 1848 die erste Bahnstrecke Spaniens zwischen Barcelona und Mataró eröffnet wurde, begannen kurze Zeit später die Bauarbeiten für eine Hinterlandverbindung in Richtung französische Grenze. 1854 erfolgte die erste Teilinbetriebnahme nach Granollers, in weiteren Etappen wurde Anfang 1878 schließlich der französische Grenzort Cerbère erreicht, wo eine Verbindung zur, ebenfalls neuerbauten, Bahnstrecke aus Narbonne entstand. Zwischen den Grenzbahnhöfen Portbou (auf spanischer Seite) und Cerbère wurde der Balitres-Tunnel erbaut, in dem auch die Staatsgrenze verläuft. Durch die unterschiedlichen Spurweiten Spaniens und Frankreichs wurde im zweigleisigen Tunnel jeweils ein Gleis in iberischer Breitspur und eins in Regelspur errichtet. In Portbou und Cerbère entstanden umfangreiche Gleisanlagen, um u. a. das Umladen von Waren auf die Güterwagen der jeweils anderen Eisenbahn zu ermöglichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete das Unternehmen Transfesa im französischen Bahnhof Cerbère eine Umspuranlage für Güterwagen ein.
Bereits kurz nach ihrer durchgehenden Eröffnung erlangte die neue Verbindung große Bedeutung im europäischen Eisenbahnverkehr. Zahlreiche Tages- und Nachtzugverbindungen zwischen Nord- und Südeuropa entstanden. Weitere attraktive Verbindungen entstanden Ende der 1960er Jahre durch den Einsatz von selbsttätig umspurbaren Talgo-Reisezügen. Die Talgo-Spurwechselanlage befindet sich auf der Ostseite des Nordkopfes des Bahnhofs Portbou.
Auf spanischer Seite wurde die Bahnlinie im Jahre 1963 bis Portbou und 1964 bis Cerbère elektrifiziert. In Frankreich erfolgte die Elektrifizierung erst zu Beginn des Jahres 1982.[3][4]
Durch den Neubau der Schnellfahrstrecke Madrid–Figueres im Dezember 2013 hat die Bedeutung der Strecke sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr stark abgenommen. Personenfernverkehr findet nicht mehr statt. Die letzten Fernzüge waren das Talgozugpaar 460/463 Mare nostrum Lorca Sutullena – Montpellier Saint Roch und zurück und das Nachtzugpaar Costa Brava Madrid Chamartín – Cerbère sowie Portbou – Madrid Chamartín. Beide wurden nach 2012 bis Barcelona Sants zurückgezogen und im April 2015 vollständig eingestellt.
Um trotz der Verzögerungen beim Bau der Schnellfahrstrecke insbesondere im Raum Girona den durchgehenden Güterverkehr auf Regelspur bis Barcelona aufnehmen zu können, wurde das Richtungsgleis Barcelona–Portbou 2010 zwischen dem Güterbahnhof Girona und Viamalla in ein Dreischienengleis umgebaut. Das Verbindungsgleis zwischen den Bahnhöfen Viamalla und Figueres-Vilafant wurde ebenfalls dreischienig gebaut. Die Regelspur wurde von den Güterzügen befahren, die Breitspur von den Anschlusszügen Enlace internacional. Im Bahnhof Girona wurde eine regelspurige Kreuzungsmöglichkeit eingerichtet. Seit der Gesamtinbetriebnahme der Schnellfahrstrecke im April 2013 ist der Regelspurfahrweg ohne Planbetrieb, aber noch immer betriebsfähig.
Bedienung
BearbeitenZwischen Barcelona und Cerbère fahren sowohl Regional- als auch Regionalexpresszüge (Media distancia). Zwischen Barcelona und Maçanet-Massanes verkehrt außerdem die S-Bahnlinie R2 Nord der Rodalies de Catalunya. Von Perpignan und Narbonne kommend enden mehrere TER-Züge der SNCF am Tag im spanischen Portbou.
Die grenzüberschreitenden Regionalzüge endeten jahrzehntelang jeweils hinter der Staatsgrenze in Portbou oder Cerbère und fuhren anschließende als Leerfahrt in ihr Staatsgebiet zurück. Dieselbe Situation ist bis heute im Grenzabschnitt der Bahnstrecke Bordeaux–Irun anzutreffen. Seit Februar 2019 sind die bisherigen Leerfahrten zwischen beiden Ländern für den Personenverkehr freigegeben.[5]
Bilder
Bearbeiten-
Bahnhof Portbou
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Triebzug der spanischen Baureihe 448 in der Bahnhofshalle von Portbou
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Eine Media-Distancia-Garnitur in Cerbère
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Ein Triebzug der spanischen Baureihe 446 im Bahnhof Girona
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Dreischienengleis beim Haltepunkt Camallera
Anmerkungen
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- www.bueker.net – Gleisplan zwischen Portbou und Cerbère (englisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Propuesta de tercer carril entre el puerto de Tarragona y el nudo de Castellbisbal. vialibre-ffe.com, abgerufen am 27. April 2017 (spanisch).
- ↑ CRONOLOGÍA BÁSICA DEL FERROCARRIL ESPAÑOL DE VÍA ANCHA. (PDF) docutren.com, abgerufen am 27. April 2017 (spanisch).
- ↑ La frontera de Port Bou, una historia ferroviaria. vialibre-ffe.com, abgerufen am 27. April 2017 (spanisch).
- ↑ Eisenbahnlinien in Katalonien. railway-history.de, abgerufen am 27. April 2017.
- ↑ Cercanías de Cataluña conecta con Francia con trenes que enlazan con Cerbere. finanzas.com, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 14. Februar 2019; abgerufen am 13. Februar 2019 (spanisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.