Bahnstrecke Debrecen–Sighetu Marmației

Eisenbahnstrecke in Ungarn, Rumänien und der Ukraine

Die Bahnstrecke Debrecen–Sighetu Marmației ist eine Bahnverbindung in Ungarn, in Rumänien und in der Ukraine. Sie verläuft im Nordosten der Großen Ungarischen Tiefebene und im Tal des Flusses Theiß.

Debrecen–Sighetu Marmației
Strecke der Bahnstrecke Debrecen–Sighetu Marmației
Streckennummer:105 (MÁV)
Kursbuchstrecke (MÁV):105
Kursbuchstrecke (CFR):402
Streckenlänge:227 km
Spurweite:Debrecen–Porumbești:
1435 mm (Normalspur)
Porumbești–Korolewo:
1435/1520 mm (Vierschienengleis)
Korolewo–Câmpulung la Tisa:
1520 mm (Russische Spur)
Câmpulung la Tisa–Sighetu Marmației:
1435/1520 mm
Streckenklasse:Debrecen–Valea lui Mihai: C2
Höchstgeschwindigkeit:Debrecen–Nyírábrány: 80 km/h
Strecke
von Szolnok
Abzweig geradeaus und von links
von Tiszavasvári und von Füzesabony
Abzweig geradeaus und von rechts
von Létavértes
Bahnhof
0,000 Debrecen
Abzweig geradeaus und nach links
nach Miskolc-Tiszai
Haltepunkt / Haltestelle
2,700 Debrecen-Szabadságtelep (seit 1927)
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
≈ 4,000 Debrecen-Újföld (bis 1927)
Haltepunkt / Haltestelle
6,800 Debrecen-Kondoros
Bahnhof
10,500 Nagycsere
Haltepunkt / Haltestelle
14,800 Haláp
Bahnhof
20,400 Vámospércs
Abzweig geradeaus und nach links
21,900 Vámospércs 219/220 szelvény ipvk.
Haltepunkt / Haltestelle
25,800 Szentannapuszta
Bahnhof
29,700 Nyírábrány
Grenze
30,700
7,800
Staatsgrenze Ungarn–Rumänien
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
≈ 5,700 Dealul Bran
Abzweig geradeaus und von rechts
von Oradea
Bahnhof
0,000
719,816
Valea lui Mihai
Haltepunkt / Haltestelle
726,096 Curtuieșeni
Haltepunkt / Haltestelle
733,844 Resighea
Bahnhof
739,121 Sanislău
Haltepunkt / Haltestelle
744,195 Marna
Bahnhof
751,009 Carei
Abzweig geradeaus und nach links
nach Záhony
Abzweig geradeaus und nach rechts
nach Zalău
Haltepunkt / Haltestelle
760,934 Domănești
Haltepunkt / Haltestelle
764,776 Moftin
Bahnhof
767,504 General Gh. Avramescu
Abzweig geradeaus und ehemals nach rechts
Schmalspurbahn nach Șomcuta Mare
Haltepunkt / Haltestelle
777,388 Sătmărel
Abzweig geradeaus und ehemals von links
von Mátészalka
Haltepunkt / Haltestelle
783,891 Satu Mare Sud
Brücke über Wasserlauf
Someș
Bahnhof
787,053 Satu Mare
Abzweig geradeaus und ehemals nach links
nach Fehérgyarmat
Abzweig geradeaus, nach rechts und von rechts
nach Baia Mare
Haltepunkt / Haltestelle
792,000 Ramura Botiz
Bahnhof
799,828 Micula
Brücke über Wasserlauf
Tur
Bahnhof
805,450 Porumbești
Bahnhof
809,575 Halmeu
Grenze
≈ 811,000
≈ 21,000
Staatsgrenze Rumänien–Ukraine
Haltepunkt / Haltestelle
≈ 19,000 Newetlenfolu (Неветленфолу)
Haltepunkt / Haltestelle
≈ 11,000 Tschornotyssiw (Чорнотисів)
Haltepunkt / Haltestelle
≈ 8,000 Sassowo (Сасово)
Haltepunkt / Haltestelle
≈ 4,000 Hudja (ukr. Гудя)
Abzweig geradeaus, nach links und von links
nach Batjowo/Tschop
Bahnhof
0,000
69,100
Korolewo (Королево)
Haltepunkt / Haltestelle
71,500 Karjer (Кар'єр)
Brücke über Wasserlauf
Theiß
Haltepunkt / Haltestelle
74,100 Welyka Kopanja (Велика Копаня)
Haltepunkt / Haltestelle
75,300 Rokossowo s. p.
Bahnhof
77,700 Rokossowo (Рокосово)
Brücke über Wasserlauf
Rika
Haltepunkt / Haltestelle
83,400 Chust s. p.
Bahnhof
85,400 Chust (Хуст)
Haltepunkt / Haltestelle
91,000 Boronjawa (Боронява)
Haltepunkt / Haltestelle
93,800 Sokyrnyzja (Сокирниця)
Haltepunkt / Haltestelle
96,500 Stebliwka (Стеблівка)
Bahnhof
104,100 Buschtyno (Буштино)
Brücke über Wasserlauf
Tereblja
Haltepunkt / Haltestelle
106,400 Ruske Pole (Руське Поле)
Bahnhof
111,800 Tjatschiw (Тячів)
Haltepunkt / Haltestelle
118,400 Bedewlja (Бедевля)
Brücke über Wasserlauf
Tereswa
Bahnhof
121,400
0,000
Tereswa (Тересва)
Strecke
Waldbahn Tereswatal (stillgelegt)
Abzweig geradeaus und nach links
nach Welykyj Bytschkiw
Grenze auf Brücke über Wasserlauf
≈ 6,000
≈ 203,000
Theiß (Staatsgrenze Ukraine–Rumänien)
Bahnhof
207,950 Câmpulung la Tisa
Haltepunkt / Haltestelle
213,000 Sarasău
Haltepunkt / Haltestelle
216,000 km 216
Brücke über Wasserlauf
Iza
Bahnhof
219,890 Sighetu Marmației
Strecke
nach Iwano-Frankiwsk

Geschichte

Bearbeiten

Während des Baus der Strecke lag die Region auf dem Territorium Ungarns innerhalb der habsburgischen Doppelmonarchie.

1857 war die Bahnstrecke von Szolnok nach Debrecen durch die Theißbahn eröffnet worden. Im Zuge der verkehrstechnischen Erschließung Ungarns sollten nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich 1867 nach dem Willen der ungarischen Regierung auch die Randgebiete des Landes Eisenbahnlinien erhalten; zu diesen Regionen gehörten auch die Komitate Sathmar und Máramaros.

1868 vergab die ungarische Regierung eine Konzession zum Bau der Strecke von Debrecen über Szatmárnémeti (heute Satu Mare) nach Máramarossziget (heute Sighetu Marmației) an ein Konsortium unter dem deutsch-jüdischen Unternehmer Bethel Henry Strousberg.[1] Dieses nahm die Arbeiten rasch auf. 1870 bot sich für Strousberg die Gelegenheit, die Konzession mit Gewinn an eine Bankengruppe unter Führung der Union-Bank in Wien zu verkaufen.[2]

Die Strecke wurde in mehreren Abschnitten von West nach Ost eröffnet:

  • Debrecen–Nagykároly (heute Carei) am 5. Juni 1871
  • Nagykároly–Szátmarnemeti (heute Satu Mare) am 25. September 1871
  • Szátmarnemeti–Bustyaháza (heute Buschtyno) am 16. Juni 1872
  • Bustyaháza–Máramaros-Sziget (heute Sighetu Marmației) am 4. Dezember 1872[3][4]

Den Betrieb übernahm die private Bahngesellschaft der Ungarischen Nordostbahn, ein prägendes Mitglied (und bis 1875 Vizedirektor) war der spätere ungarische Ministerpräsident Kálmán Tisza.[5]

1890 wurde die Ungarische Nordostbahn und damit auch die hier beschriebene Strecke verstaatlicht und von der Staatsbahngesellschaft MÁV übernommen.[6]

Im Ersten Weltkrieg war die Bahnlinie strategisch von hoher Bedeutung, weil über sie zahlreiche Militärtransporte an die durch die Karpaten verlaufende Ostfront führten.

 
Ukrainischer Dieseltriebzug bei Chust (2006)

In den folgenden Jahrzehnten erlebte die Strecke durch häufige Grenzrevisionen eine wechselvolle Geschichte. Zunächst zerfiel am Ende des Ersten Weltkrieges der österreichisch-ungarische Staat. Die Bahnlinie wurde viergeteilt: der Westen – d. h. der Abschnitt von Debrecen bis Nyírábrány – verblieb bei Ungarn, das Teilstück von Carei bis Halmeu kam zu Rumänien. Dann trat die Strecke bei Djakowe auf tschechoslowakisches Territorium, um zwischen Tereswa und Câmpulung la Tisa wieder nach Rumänien zu führen.

Im Ersten Wiener Schiedsspruch 1938 erhielt Ungarn die Karpatenukraine von der Tschechoslowakei zugesprochen. Die Bahnstrecke führte damit drei Mal über die ungarisch-rumänische Grenze. 1940 musste Rumänien im Zweiten Wiener Schiedsspruch u. a. die Region um Satu Mare und ihren Teil der Maramuresch an Ungarn abtreten, so dass die gesamte Bahnlinie für wenige Jahre wieder unter ungarische Kontrolle gelangte. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden durch die Siegermächte die Grenzen vor 1938 wieder hergestellt – mit dem Unterschied, dass die Karpatenukraine diesmal nicht mehr an die Tschechoslowakei, sondern an die Sowjetunion fiel.

Die sowjetische Staatsbahngesellschaft SŽD baute auf ihrem Gebiet die Gleise von Normalspur auf Breitspur (1520 mm) um. Dies betraf auch den Abschnitt zwischen Câmpulung la Tisa und Sighetu Marmației, der damals keine Verbindung zum übrigen rumänischen Bahnnetz hatte. Dies änderte sich 1949 mit dem Bau der Bahnstrecke Salva–Vișeu de Jos, jedoch erst zu Beginn der 1990er Jahre wurde zwischen Câmpulung la Tisa und Sighetu Marmației ein Vierschienengleis für 1520 mm und 1435 mm erbaut. Auch der Abschnitt von Porumbești bis Korolewo ist vierschienig; hier und weiter bis Tschop an der ukrainisch-slowakischen Grenze können also auch Züge auf Normalspur verkehren.[7] In Porumbești gibt es eine Umspuranlage.[8]

Mit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 fiel der bisher sowjetische Teil der Bahnlinie an die Ukraine und wird von der Staatsbahngesellschaft Ukrsalisnyzja bedient.

Heutige Situation

Bearbeiten
 
Personenzug der MÁV von Debrecen im Grenzbahnhof Valea lui Mihai (2014)

Die Strecke ist eingleisig und nicht elektrifiziert. Auf dem ungarischen Abschnitt von Debrecen nach Nyírábrány verkehren pro Tag und Richtung etwa zehn Personenzüge, drei davon im grenzüberschreitenden Verkehr weiter nach Rumänien. Die rumänischen Abschnitte von Carei nach Satu Mare sowie von Satu Mare nach Halmeu werden täglich in jede Richtung von etwa sieben bis zehn Personenzügen (überwiegend im Nahverkehr) befahren. Dagegen gab es im grenzüberschreitenden Verkehr von Halmeu nach Newetlenfolu und von Tereswa nach Câmpulung la Tisa im Fahrplanjahr 2022 keinen Personenverkehr, wenngleich dessen Wiederaufnahme im Gespräch ist. In der Ukraine fahren zwischen Newetlenfolu und Korolewo nur wenige Personenzüge; etwas frequentierter ist der Abschnitt von Korolewo nach Tereswa.

 
Höhenprofil

Literatur

Bearbeiten
  • Josef Gonda u. a.: Das Eisenbahnwesen in Ungarn seit 1867. In: Geschichte der Eisenbahnen der Oesterreichisch-Ungarischen Monarchie. Band 3. Karl Prochaska, Wien / Teschen / Leipzig 1898, S. 355–562 (archive.org).
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Adam Wandruszka et al.: Die Habsburgermonarchie 1848–1918. Die Wirtschaftliche Entwicklung. Hrsg.: Alois Brusati. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1973, S. 291.
  2. Carsten Burhop: Die Kreditbanken in der Gründerzeit. Franz Steiner Verlag, 2004, ISBN 3-515-08413-4, S. 218.
  3. Ferenc Horváth, Mihály Kubinszky: Vasúttársaságok építkezései a Bánságban. In: Müszaki Szemle. Nr. 24.
  4. J. Gonda: Band 3. 1898, S. 384
  5. András Gerő: Modern Hungarian society in the making. The unfinished experience. Central European University Press, Budapest 1995, ISBN 1-85866-024-6, S. 140.
  6. Viktor Röll: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Band 10. Berlin, Wien 1923, S. 71.
  7. Branch Line News International. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Dezember 2008; abgerufen am 22. Mai 2009. ISSN 1354-0947
  8. 🚂 060-DA Cabview Satu Mare-Micula-Porumbești-Halmeu. Abgerufen am 3. April 2023 (deutsch).