Bahnstrecke Plzeň–Furth im Wald

Eisenbahnstrecke in der Tschechischen Republik und in Detuschland
Plzeň hlavní nádraží–Furth im Wald
Streckennummer:5801 (Staatsgrenze–Furth im Wald)
Kursbuchstrecke (SŽDC):180
Streckenlänge:81,164 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:Plzeň hl. n.–Staatsgrenze: C3
Staatsgrenze–Furth im Wald: D4
Stromsystem:Plzeň hl.n.–Plzeň-Jižní předměstí: 25 kV 50 Hz ~
Maximale Neigung: 12 
Höchstgeschwindigkeit:100 km/h
Zugbeeinflussung:Plzeň hl.n.–Stod: LS
Zweigleisigkeit:Plzeň hl.n.–Nová Hospoda
Strecke
von Praha-Smíchov (vorm. BWB)
Abzweig geradeaus und von rechts
von (Duchcov–) Obrnice (vorm. EPPK)
Abzweig geradeaus und von links
von (Wien–) České Budějovice (vorm. KFJB)
Bahnhof
109,665 Plzeň hlavní nádraží früher Pilsen 325 m
Abzweig geradeaus und nach links
nach Železná Ruda (vorm. EPPK)
Bahnhof
111,210 Plzeň-Jižní předměstí früher Pilsen Reichsvorstadt 330 m
Abzweig geradeaus und nach rechts
nach Cheb (vorm. KFJB)
Haltepunkt / Haltestelle
112,781 Plzeň-Skvrňany 335 m
Blockstelle
Nová Hospoda
Bahnhof
117,396 Vejprnice früher Weipernitz 335 m
Haltepunkt / Haltestelle
120,584 Tlučná 335 m
Grenze
ehemalige Protektoratsgrenze (1938–1945)
Abzweig geradeaus und ehemals von links
von Plzeň-Valcha (vorm. Sulkover Montanbahn)
Bahnhof
123,134 Nýřany früher Nürschan 340 m
Abzweig geradeaus und nach rechts
nach Heřmanova Huť (vorm. Wilkischner Montanbahn)
Abzweig geradeaus und nach rechts
vlečka DIOSS Nýřany
Strecke mit Straßenbrücke
Dálnice 5
Haltepunkt / Haltestelle
127,780 Zbůch früher Zwug 350 m
Abzweig geradeaus und nach links
vlečka Letiště Plzeň-Líně
130,200 Výhybna Chotěšov u Stoda
Haltepunkt / Haltestelle
130,982 Chotěšov u Stoda früher Chotieschau-Mantau 360 m
Abzweig geradeaus und ehemals von links
vlečka důl Austria, důl Bayer
Bahnhof
134,980 Stod früher Staab 360 m
Haltepunkt / Haltestelle
137,495 Hradec u Stoda 355 m
Brücke über Wasserlauf
Radbuza
Bahnhof
142,540 Holýšov früher Holleischen 365 m
Grenze
ehemalige Protektoratsgrenze (1938–1945)
Haltepunkt / Haltestelle
144,564 Dolní Kamenice 365 m
Bahnhof
148,819 Staňkov früher Stankau 375 m
Brücke über Wasserlauf
Zubřina
Blockstelle
151,265 Odbočka Staňkov-Vránov
Abzweig geradeaus und nach rechts
nach Poběžovice (vorm. LB Stankau–Bischofteinitz–Ronsperg)
Haltepunkt / Haltestelle
152,925 Osvračín früher Wostratschin 375 m
Grenze
ehemalige Protektoratsgrenze (1938–1945)
Bahnhof
156,958 Blížejov früher Blisowa 380 m
Grenze
ehemalige Protektoratsgrenze (1938–1945)
Haltepunkt / Haltestelle
161,310 Milavče früher Milawetsch 395 m
162,210 Výhybna Radonice
Abzweig geradeaus und von links
von Janovice nad Úhlavou (vorm. Böhmisch-Mährische Transversalbahn)
Bahnhof
168,066 Domažlice früher Taus 425 m
Haltepunkt / Haltestelle
169,446 Domažlice město früher Taus Stadt 435 m
Brücke über Wasserlauf
Zubřina
Tunnel bzw. Unterführung unter Wasserlauf
Aquädukt Pastritzkanal
Blockstelle
173,903 Domažlice vyh. 401 früher Odbočka Pasečnice
Abzweig geradeaus und nach rechts
nach Tachov (vorm. LB Taus–Tachau)
Grenze
ehemalige Protektoratsgrenze (1938–1945)
Haltepunkt / Haltestelle
176,171 Babylon 490 m
Bahnhof
179,148 Česká Kubice früher Böhm. Kubitzen-Vollmau 520 m
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
180,000 Česká Kubice koupalište
Grenze
184,102 Staatsgrenze Tschechien–Deutschland 465 m
Tunnel
186,075 Klöpflesbergtunnel (100 m)
Abzweig geradeaus und von links
188,000 Anst
Brücke
Bundesstraße 20
Bahnhof
190,829 Furth im Wald 403 m
Strecke
nach Schwandorf (vorm. B.O.B.)

Frühere Namen Stand 1913.[1][2][3][4]

Die Bahnstrecke Plzeň–Furth im Wald ist eine Eisenbahnverbindung in Tschechien und Deutschland, die ursprünglich von der k.k. priv. Böhmischen Westbahn (BWB) erbaut und betrieben wurde. Sie verläuft von Plzeň (Pilsen) über Nýřany (Nürschan), Staňkov (Stankau) und Domažlice (Taus) nach Furth im Wald, wo sie in die Bahnstrecke Schwandorf–Furth im Wald einmündet.

Geschichte

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Bereits am 21. Juni 1851 hatten Österreich und Bayern in einem Staatsvertrag den Bau der ersten grenzüberschreitenden Eisenbahnverbindungen vereinbart.[5] Priorität genoss jedoch zunächst die direkte Verbindung zwischen Wien und München. Erst in einem weiteren Staatsvertrag vom 21. April 1856 vereinbarten beide Länder dann auch eine Eisenbahnverbindung von Prag über Pilsen zum Anschluss an die bayerische Strecke Regensburg–Irrenlohe–Nürnberg der Actiengesellschaft der bayerischen Ostbahnen.[6] Am 20. September 1858 wurde mit der bayerischen Regierung als Verknüpfungspunkt Furth im Wald bestimmt.

 
Einschnitt in Chotěšov u Stoda. Die Überführung im Hintergrund ist seit dem Streckenbau schon für die Verlegung eines zweiten Streckengleises vorbereitet. (2011)

Der Bau der Strecke begann am 7. Mai 1860. Am 15. Oktober 1861 wurde sie durch die BWB eröffnet. Die bayerische Anschlussstrecke Furth im Wald–Schwandorf war bereits am 20. September 1861 vollständig in Betrieb gegangen. Der Abschnitt von der Staatsgrenze bis Furth im Wald war Eigentum der Bayerischen Ostbahnen. Von der Böhmischen Westbahn wurde er im Pachtbetrieb befahren.

Im Jahre 1884 wurde die Böhmische Westbahn verstaatlicht und die Strecke gehörte fortan zum Netz der k.k. Staatsbahnen (kkStB). Der Sommerfahrplan 1912 verzeichnete vier Personenzugpaare 1.–3. Klasse von Prag nach Furth im Wald sowie einen direkten Schnellzug von Prerau über Prag nach Nürnberg mit Kurswagen nach München.[7]

Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns infolge des Ersten Weltkrieges kam die Strecke 1919 zu den neu gegründeten Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD).

Nach der Angliederung des Sudetenlands an Deutschland im Herbst 1938 kam die Strecke zwischen Nürschan und Holleischen, bei Bilsowa und zwischen Babilon und Furth im Wald zur Deutschen Reichsbahn, Reichsbahndirektion Regensburg. Im Reichskursbuch war die Verbindung nun als Kursbuchstrecke 423 Nürnberg–Furth im Wald–Pilsen (–Prag) enthalten.[8] Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam die Strecke wieder zu den ČSD. Der Pachtvertrag für den Abschnitt von der Staatsgrenze bis Furth im Wald wurde allerdings nicht wieder erneuert.

Bis 1952 führte die ČSD bis zu drei Reisezugpaare bis Furth im Wald, dann wurde der grenzüberschreitende Reiseverkehr infolge der Errichtung des Eisernen Vorhangs zeitweise komplett eingestellt. Lediglich Güterzüge fuhren weiter über die Staatsgrenze. In den 1960er Jahren wurde zudem der zuletzt mit neun Personenzugpaaren abgewickelte Reiseverkehr zwischen Domažlice und Česká Kubice auf eine Autobuslinie verlagert.

 
Bahnhof Staňkov (2014)

Anfang der 1970er Jahre wurde infolge des Prager Frühlings und der nachfolgenden Normalisierung das Schnellzugpaar D468/469 Prag–München neu eingeführt. Nach der Samtenen Revolution von 1989 wurden die Züge eine Zeitlang als Eurocity (EC) von und nach Zürich durchgebunden. Ab 1990 verkehrten auch wieder zwei Personenzugpaare der ČSD zwischen Domažlice und Furth im Wald, die allerdings zunächst keine Halte auf den Unterwegsstationen Domažlice město, Babylon und Česká Kubice hatten.

Am 1. Januar 1993 ging die Strecke infolge der Dismembration der Tschechoslowakei an die neu gegründeten České dráhy (ČD) über. Seit 2003 gehört sie zum Netz des staatlichen Infrastrukturbetreibers Správa železniční dopravní cesty (SŽDC), heute: Správa železnic.

Im Jahr 2002 stellte die DB den Fernverkehr auf dem deutschen Streckenabschnitt ein und die beiden Schnellzüge der ČD verkehrten nur noch von Prag bis Furth im Wald, wo in deutsche Regionalzüge umgestiegen werden musste. Erst seit 12. Dezember 2004 verkehren wieder durchgehende Fernzüge zwischen Prag und München. Als Kooperationspartner in Deutschland dient seitdem das private Eisenbahnverkehrsunternehmen Die Länderbahn (DLB), vormals Vogtlandbahn. Während die ČD die Züge als Expresszug (Ex) weiterhin dem hochwertigen Fernverkehr zuordnet, verkehren sie in Deutschland lediglich als Regionalexpress.

 
Haltestelle Domažlice město (2010)

Vor allem von deutscher Seite wurde 2008 mit der Initiative Donau-Moldau-Bahn die Schaffung einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Pilsen und Regensburg gefordert. Hohe Kosten ließen dieses ambitionierte Vorhaben scheitern.

Am 5. Dezember 2019 wurde mit der Inbetriebnahme der neuen Haltestelle Plzeň-Skvrňany der Umbau des Streckenabschnittes im Pilsner Stadtgebiet nach zwei Jahren abgeschlossen. Die neutrassierte zweigleisige Strecke verfügt über aufgeweitete Gleisbögen und beschleunigt den Zugverkehr in Richtung Bayern wesentlich.[9]

Beim Eisenbahnunfall von Milavče kam es am 4. August 2021 an der Ausweiche Radonice zu einem Frontalzusammenstoß zwischen zwei Reisezügen. Drei Personen starben, darunter die beiden tschechischen Triebfahrzeugführer.[10]

Von 2022 bis 2030 soll die Strecke weitgehend zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert werden. Vollständige Neutrassierungen zwischen Nová Hospoda und Holýšov sowie Blížejov und Domažlice ermöglichen dann abschnittsweise eine Streckengeschwindigkeit von 200 km/h. Infolge der Begradigungen wird die Strecke bis Domažlice über zwölf Kilometer kürzer werden.[11]

Streckenbeschreibung

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Vereinfachtes Höhenprofil

Die Strecke verlässt Plzeň hlavní nádraží zusammen mit der Bahnstrecke Plzeň–Cheb in östlicher Richtung. Nach dem Bahnhof Plzeň-Jižní předměstí schwenkt die Trasse nach Südwesten ab, wobei die Gleise nach Cheb mittels Überwerfungsbauwerk niveaufrei gekreuzt werden. Die Strecke folgt dann dem Tal des Vejprnický potok bis Nýřany, um dann in einem 90-Grad-Bogen nach Süden zu schwenken. Nach Überquerung einer Wasserscheide folgt die Strecke dann stetig ansteigend in südwestlicher Richtung dem Tal der Radbuza und der Zubřina bis zum Kamm des Böhmerwaldes bei Česká Kubice. Nach Česká Kubice fällt die Strecke mit einigen Schleifen zur künstlichen Längenentwicklung bis zum Endpunkt Furth im Wald stetig ab, wobei bei Klöpflesberg der einzige Tunnel der Strecke passiert wird.

Fahrzeugeinsatz

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Schnellzug mit Diesellokomotive Siemens ER20 der Länderbahn (2021)

Seit 2014 kommen im Regionalverkehr zwischen Plzeň und Domažlice planmäßig niederflurige Regionaltriebwagen der ČD-Baureihe 844 („RegioShark“) zum Einsatz. Die Expresszüge zwischen München und Prag werden mit Diesellokomotiven des Typs Siemens ER20 der Länderbahn geführt. Die DLB setzt zwischen Furth im Wald und Domažlice Regio-Shuttle RS 1 ein.

Literatur

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  • Jaroslav Kocourek, Jiří Maurenz, Miroslav Petr, Václav Simbartl: Praha-Smíchov – Plzeň – Furth im Wald, 150 let žel. trati v hist. fotografiích a dokumentech. Starý most, 2012. ISBN 978-80-87338-19-3
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Commons: Railway line 180 (Czech Republic) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Prohlášení o dráze 2016 (Memento vom 5. Juli 2016 im Internet Archive)
  2. Zdeněk Hudec u. a.: Atlas drah České republiky 2006–2007, 2. Auflage; Verlag Pavel Malkus, Praha, 2006, ISBN 80-87047-00-1
  3. Artarias Eisenbahnkarte von Österreich-Ungarn und den Balkanstaaten, mit Stationsverzeichnis; Artaria & Co., Wien 1913
  4. Streckendaten in Stredax
  5. Artikel in: Staatsvertrag zwischen Österreich und Baiern vom 21. Juni 1851 betreffend den Anschluss der auf den beiderseitigen Gebieten zu erbauenden Eisenbahnen, Jahrgang 1852, S. 189 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rgb
  6. Artikel in: Staatsvertrag zwischen Österreich und Baiern vom 21. April 1856 wegen der Verbindung der beiderseitigen Eisenbahnen, Jahrgang 1856, S. 415 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rgb
  7. Sommerfahrplan 1912 der kkStB
  8. Deutsches Kursbuch, Jahresfahrplan 1944/45 – gültig vom 3. Juli 1944 an bis auf weiteres
  9. „Na domažlické trati v Plzni se začne jezdit po dvou kolejích“ auf zdopravy.cz
  10. U Domažlic se srazil Západní expres s osobním vlakem, 3 mrtví a desítky zraněných, škoda přes 100 milionů. In: Zdopravy.cz. 4. August 2021, abgerufen am 4. August 2021.
  11. Beschreibung des Projektes „Modernisierung der Strecke Plzeň–Domažlice–Staatsgrenze“