Vorbemerkung

Diese Seite dient dazu, ein Folge 9 einer Videoserie auf Youtube zu kommentieren.

Zwei Herren, nämlich Markus Fiedler — (nicht identisch mit dem Regisseur Markus Fiedler) und Dirk Pohlmann (inzwischen aktiv bei Ken Jebsens Plattform KenFM sowie gern gesehener Gast bei anderen Alternativmedien wie Nuoviso) bringen seit einiger Zeit recht wunderliche Dinge auch über mich in Umlauf. Ich werde diese Meisterwerke des investigativen Journalismus sukzessive durchkommentieren und beginne zunächst mit ihrer „9. Sinfonie“:

Den meist als Zusammenfassung in indirekter Rede und kursiv dargestellten Wortbeiträgen der beiden stelle ich meine Anmerkungen gegenüber. Der volle, zuweilen unfreiwillig komische Wortlaut des Videos kann leider nicht wiedergegeben werden, auch wenn die vielen schönen, verschachtelten, zuweilen romantisch im Nichts endenden Sätze mit wenig Verben und vielen „und“s nicht selten an die geschliffene Rhetorik des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber gemahnen.

Die Gliederung in zehnminütige Blöcke dient allen der Übersicht und folgt nicht inhaltlichen Gesichtspunkten.

Minute 1 bis 10

00:30: Fiedler grüßt mit „Servus“, Pohlmann mit „Tu felix austria“

Das soll wohl suggerieren, dass Fiedlers Part in Wien bei der Gruppe42 aufgezeichnet wird – was bezweifelt werden darf. Mit hoher Wahrscheinlichkeit saß Fiedler die ganze Zeit daheim im Oldenburgischen.

01.10: Fiedler behauptet, dass ich „ganz viel zum Nahen Osten editiert“ hätte und „bei Anlage 1391, was ein Foltergefängnis in Israel“ sei, „viele Editierungen [gemacht habe], die darauf hinauslaufen, dass es diese Folter gar nicht gegeben hat“.

Beides trifft nicht zu. Nur etwa 5% der von mir bearbeiteten Artikel handeln vom nahen Osten, so dass auch die Aussage zu meinen Editierungen dort ein verzerrtes Bild meiner Arbeitsschwerpunkte liefert. Die Foltervorwürfe bezüglich Anlage 1391 sind umstritten. Meine Editierungen im Artikel dazu laufen darauf hinaus, dass gemäß den Wikipedia-Regeln zur Neutralität (WP:NPOV) und der im Artikel angeführten Quellen lediglich Foltervorwürfe gegen Israel erhoben wurden und dieses die Vorwürfe bestritten hat. Eine Aussage, dass es Folter dort nicht gegeben hat, wurde weder von mir noch von Dritten in den Artikel geschrieben.

01.25: Fiedler behauptet, ich hätte einen Eintrag gelöscht, in dem gestanden habe, dass in Anlage 1391 massiv Folter stattgefunden hätte, obwohl dass dies bereits von den Vereinten Nationen abgehandelt worden sei.

Das trifft so nicht zu. Wie gesagt: Es wurde in den im Artikel von anderen Wikipedia-Autoren vorgelegten Quellen nicht von einer Feststellung der Folter berichtet, sondern nur von entsprechenden Vorwürfen. Im Artikel wurde jedoch unbelegt als Tatsache dargestellt, dass 68% aller Insassen gefoltert worden wären. Die Löschung von unbelegten Tatsachenbehauptungen ist regelkonform, denn nach WP:BLG müssen alle Artikelinhalte (insbesondere solche, die den Vorwurf von Straftaten beinhalten) durch zuverlässige Quellen belegt sein. Dass die Vereinten Nationen selbst hinsichtlich der Foltervorwürfe zu einem Ergebnis gekommen wären, wurde nicht belegt. Es hat sich lediglich der UN-Ausschuss gegen Folter damit beschäftigt. Dieser traf lediglich zu der Geheimhaltung des Haftortes eine Entscheidung, nicht aber zu den Foltervorwürfen. Die Erwähnung der angeblichen Abhandlung durch die Vereinten Nationen ist suggestiv, da mir so wahrheitswidrig untergeschoben wird, Inhalte gegen eine Feststellung der UN gelöscht zu haben.

04.43 Pohlmann wirft mir vor, Diether Dehm in einer „1391-kompatiblen Weise“ beharkt zu haben.

Das trifft nicht zu. Meine Bearbeitungen zum Artikel Diether Dehms sind sachlich, belegt und entsprechen den einschlägigen Wikipedia-Richtlinien. Dazu werden weiter unten noch entsprechende Ausführungen gemacht werden. Dagegen, dass zum Ausdruck gebracht wird, ich hätte Dehm angeblich quasi gefoltert, verwahre ich mich mit Nachdruck.

05.19 Pohlmann behauptet, dass „die Anzahl der Personen, die unter der Gruppe der Junta zu leiden hat, [..] doch sehr groß“ sei, so dass man beabsichtige, bei einer Konferenz besprechen werde, ob es eine Website geben wird, wo man Informationen zu diesen Leuten hinterlassen kann, die Identität von Wikipedia-Autoren und ihren angeblichen Netzwerken aufzudecken. Dies sei kein deutsches Problem, sondern ein Wikipedia-Problem. Er kündigte Statements von betroffenen Personen an und Vorschläge für ein Online-Lexikon an, bei dem mehrere Ansichten ausgewogen und pluralistisch dargestellt werden und Machtmissbrauch nicht möglich sei.

Pohlmann bzw. Fiedler haben bereits andernorts Wikipedia dafür kritisiert, dass dort angeblich Sachverhalte nicht ausgewogen dargestellt oder sogar völlig verschwiegen würden und all diejenigen, die dagegen angingen, von der eine kleine Gruppe von Autoren (die von den beiden ausgemachte „Junta“) unterdrückt würden, die auch nach Lust und Laune ihnen genehme Administratoren (für Nicht-Wikipedianer: eine Art interne Schiedsrichter mit der Befugnis, Wikipedia-Benutzer zu sperren) einsetzen könnten. Das ist natürlich Unfug: Die Wikipedia-Regeln zum neutralen Standpunkt WP:NPOV sehen explizit nicht vor, dass Außenseitermeinungen in epischer Breite und als gleichwertig zur herrschenden Meinung dargestellt werden sollen. Krasse Außenseitermeinungen, zu denen es nicht einmal nach den Wikipedia-Regeln über Belege WP:BLG zitierbaren Darstellungen gibt, sondern nur Blog- und Foreneinträge oder verschwörungstheoretische Literatur oder entsprechende Webseiten, können erst recht nicht dargestellt werden. Auch kann eine Gruppe, deren Stärke mit maximal zehn Leuten beziffert wird, keine Administratorenwahlen für sich gegen den Mehrheitswillen entscheiden, wenn dabei eine Zweidrittelmehrheit von meist 300 Teilnehmern für einen Wahlsieg erforderlich ist. Dass hier eine Junta also Machtmissbrauch betreibt, trifft erkennbar nicht zu. Der Verschwörungsglaube ging bei Fiedler soweit, dass er behauptete, die Verschwörer würden ihre Wikipedia-Benutzerkonten nach Comicfiguren benennen, um sich so zu erkennen. Es bleibt den Akteuren der „Alternativmedienszene“ unbenommen, sich mit wessen Geld auch immer eine eigene „Enzyklopädie“ als Abbild ihres Wirklichkeitssurrogats zu basteln, wo Truther-Blogs u.ä. als gültige Belege durchgehen. Konkret zu Anlage 1391 und andere Artikel über den Nahostkonflikt bedeutet „ausgewogen und pluralistisch“ für Fiedler und Pohlmann offensichtlich, dass bei Artikeln zu dieser Thematik nur der „israelkritische“ Teil dargestellt werden darf, während die Sicht Israels unerwähnt zu bleiben hat.

7:00 Fiedler behauptet, man habe bereits bei der letzten Sendung aufgedeckt, dass in Anlage 1391 Menschenrechtsverletzungen stattgefunden hätten.

Das trifft nicht zu. Ein Nachweis wurde auch in der letzten Folge nicht geliefert. Es wurde auch heute nichts aufgedeckt, vielmehr haben die beiden ein wenig gegoogelt und ein paar Medienberichte gefunden, die ihren Standpunkt angeblich decken, die aber nicht im Artikel eingebracht sind. Genaueres kann ich sagen, wenn ich die „Folge 8“ der Serie durcharbeite, aber jetzt ist erstmal Folge 9 dran.

7:15 Fiedler zu Pohlmann: „Ich zitiere dich mal, du hast gesagt, das wesentliche Merkmal dieser Anlage 1391 ist, dass es ein Foltergefängnis ist, also das wesentliche Merkmal ist die Folter.“

Das wesentliche Merkmal an diesem „Enthüllungsjournalismus“ ist, dass die beiden Akteure sich beständig gegenseitig und auch selbst wiederholen - wenn es sein muss, sogar im gleichen Satz. Das ist nicht unbeabsichtigt und dient nicht dazu, die Minuten bis zum Abpfiff zu schinden, sondern soll ganz einfach Botschaften im Hirn des Zuschauers festbetonieren – also je öfter, desto besser. Daniel Kahneman schreibt dazu: „Eine zuverlässige Methode, Menschen dazu zu bringen, falsche Aussagen zu glauben, ist häufiges Wiederholen, weil Vertrautheit sich nicht leicht von Wahrheit unterscheiden lässt. Auch autoritäre Institutionen und Marketing-Spezialisten wissen das seit jeher.“

7:25 Fiedler: „Und wir hatten ziemlich drastische Darstellung, unter anderem aus dem Guardian, wo beschrieben wurde, wie systematisch vor Verhören und während Verhören entweder mit einem Stock oder einem Mann“ (stockt, Pohlmann assistiert) „mit Männern“ (dreht dabei den Kopf betroffen weg, Fiedler übernimmt wieder) „gefoltert wurde“ Pohlmann unterbricht: „vergewaltigt, vergewaltigt“, Fiedler: „genau: vergewaltigt“.

Wieder die Wiederholungsnummer: Die „vergewaltigt-vergewaltigt-vergewaltigt“-Botschaft solange rekapitulieren, bis sie dann aber auch beim Schlichtesten abgespeichert ist – gleichzeitig wird mit das verbunden mit „Mann –Männern“, was anscheinend den Subtext späterer „Enthüllungen“ nähren soll. Pohlmanns empört-verächtliches doppeltes „vergewaltigt“ wurde offensichtlich sogar noch bei 07:44-07.46 nachträglich hineingeschnitten, um das Wording dem Zuschauer einzubrennen. Da treten also zwei an, um Manipulationen bei Wikipedia zu enttarnen, tingeln damit durch alle Alternativmedien bis hin zu Putins Sputnik-TV, um gegen Böcke als Gärtner zu wettern – und dann stellt sich heraus, dass sie ein manipulative Spielchen mit nachträglich reingeschnittener, mittelmäßig geschauspielerter Empörung treiben. Von dieser Comedia del Arte zurück zur Sache: Die Belege der beiden kenne ich leider nicht, der Guardian schreibt jedoch hier [1] lediglich: “One former inmate has filed a lawsuit alleging that he was raped twice - once by a man and once with a stick - during questioning. “ (Übersetzung: Ein ehemaliger Insasse erhob Klage, dass er zweimal während einer Befragung vergewaltigt worden sei – einmal von einem Mann und einmal mit einem Stock.) Wir erfahren nichts vom weiteren Verlauf oder gar Ergebnis der Klage. Eine belastbare Aussage, dass die Vorwürfe zuträfen, macht der Guardian wohlweißlich nicht. Das hindert Fiedler und Pohlmann aber nicht daran, dieses einzelne Narrativ als Tatsache darzustellen, und zwar nicht nur als Einzelfall, sondern als „systematische“ Praxis in Camp 1391.

07:50 Fiedler behauptet, dass ich im Juli 2017 durch eine „massive Editiersession“ alles zum Thema Foltervorwürfe aus dem Artikel zum „Foltergefängnis“ Anlage 1391 herausgelöscht hätte.

Dies trifft nicht zu. Im ganzen Juli 2017 habe ich im Artikel Anlage 1391 keinen einzigen Edit gemacht, siehe Versionsgeschichte: [2]. Am 14. Juni 2017 stand in der Artikel-Version zum Thema Folter nur [3], dass von den „Inhaftierten […] 68 % der Folter unterzogen werden“. Belegt wurde das angeblich durch dieses Dokument der NGO HaMoked [4] (in der genannten Version die Fußnote 5). Folter taucht in dem angeblichen Beleg aber weder als Vorwurf noch als Tatsachenbehauptung auf, und schon gar keine als aufs Prozent genaue Angabe der angeblichen Folterungsquote. Der angebliche „Folterbeweis“ befasste sich vielmehr mit der Frage, ob die Geheimhaltung des Haftortes rechtmäßig sei. Das gehörte aber zum ersten Satz des Abschnittes Geschichte („Die Verhaftungen im Zuge der Operation Schutzschild veranlassten HaMoked im Oktober 2002 per Gericht die Behörden zu zwingen, ihre Klienten Haftrichtern vorzuführen und deren Aufenthaltsort bekanntzugeben.“) Den unbelegten Foltervorwurf habe ich daher im Juni 2017 mit anderen unbelegten Dingen gelöscht und dafür das Verfahren bezüglich des Haftortes genauer geschildert. Diese Löschung war jedoch völlig regelkonform, den unbelegtes Zeug gehört nun mal nicht in einen Enzyklopädie-Artikel. Und die Belegpflicht trifft den, der es drin haben will.

08:17 Fiedler erklärt, dass am 29 Juli. 2018 der Benutzer „Uranus 95“ etwas eingetragen habe, was eigentlich vorher schon drin stand: „Foltervorwürfe - Ein 2009 veröffentlichter Bericht des Anti-Folter-Komitees der UNO berichtet von Folterungen in der Anlage 1391, unter anderem durch Schläge, Schlafentzug und das Sitzen in schmerzhaften Stellungen.“ Hier würden, wie bereits zuvor von Pohlmann behauptet, Böcke zu Gärtnern gemacht, denn „es gab sofort einen Eingriff von Feliks. Und dann gab es einen neuen Editor, der nennt sich David Nathan, war das richtig oder wie hieß der?“

Ich habe nicht „sofort“ eingegriffen, sondern 120 Stunden (also volle 5 Tage) später [5]. Und der „Eingriff“ bestand darin, dass der Eintrag entsprechend dem zitierten Spiegel-Artikel geändert wurde von „Folterungen“ in „Beschwerden über angebliche Folterungen“, denn etwas anderes stand im Spiegel nicht. Dafür wird die Fährte beim neuen Editor sofort bewusst oder unbewusst auf eine bestimmte Herkunft gelenkt – Fiedler weiß plötzlich nicht mehr, wie der Mensch heißt. Und verwendet dann die Falschschreibung „Nathan“, die man sofort als einer bestimmten Ethnie bzw. Religion zugehörig erkennen kann. Zufälle gibt es.

09.07 Pohlmann berichtigt „David Navan“. Dieser tauche „jetzt immer im Doppelpack mit Feliks auf, also Feliks hat sich etwas zurückgehalten, dafür hat David Navan , der mit ihm wie gesagt sozusagen als Pat und Patachon, oder ich weiß nich wie die aussehen, sozusagen im Doppelpack funktioniert.“ Aber es ist dieselbe Ecke. Es kommt aus derselben Ecke. Die Einträge, die er bearbeitet, sind auch Naher Osten, Israel.“

Wenn im wirklichen Leben mehr als eine Person eine Meinung vertritt, gilt das für gemeinhin als Indiz dafür, dass es zumindest nicht die Einzelmeinung eines Querulanten ist. Wenn sich bei Wikipedia hingegen mehr als eine Person erdreistet, einen Standpunkt einzunehmen, der Pohlmann nicht gefällt, dann ist es eine Verschwörung. Beispielhaft das Wiederholen von Schlüsselbegriffen wie „Doppelpack“ und „selbe Ecke“ (s.o. Kahnemann). Ein Abgleich der etwa 80 von David Navan bearbeiteten Artikeln mit meinen Bearbeitungen ergab, dass in einem Drittel davon ich zuvor oder danach aktiv war – aber nur bei zehn Fällen lag weniger als 14 Tage zwischen seinen und meinen Bearbeitungen und nur in vieren erfolgten sie am gleichen Tag. „Taucht jetzt immer im Doppelpack mit Feliks auf“ hat also nichts mit Empirie zu tun, sondern mit Meinungsmache durch unbelegte Behauptungen in der nicht unbegründeten Hoffnung, dass niemand genug Zeit hat, die Behauptungen genauer zu überprüfen.

09:42 Fiedler behauptet, dass Uranus 95 reingeschrieben habe, dass es Foltervorwürfe gab, und daraus habe ich dann in der Version vom 3. August 2018 gemacht: das „Anti-Folter-Komitee der Vereinten Nationen berichtet von Beschwerden über angebliche Folterungen“.

Uranus95 schrieb nichts von „Foltervorwürfen“, sondern stellte das als Tatsachenbehauptung dar. Und solange es nur Beschwerden, Vorwürfe, Anzeigen etc. sind, sind es aber nun mal nur angebliche Folterungen. Die Unschuldsvermutung gilt auch hier.

Minute 11 bis 20

10:03 Fiedler erklärt, ich habe in der Kommentarzeile zum Eintrag geschrieben: ‎“Foltervorwürfe: gemäß Quelle. Dass irgendetwas die Vorwürfe bestätigt hätte, ist der Quelle nicht zu entnehmen“

Eben. Hätten die Herren gelesen, was in der Quelle steht, dann wüssten sie auch, was drin steht. Da ist nicht wirklich klar, ob die UNO-Kommission die Vorwürfe nun berichtet oder erhebt. Im Zweifel für den Angeklagten?

10.20 Pohlmann ergänzt, dass man daran sehe, wie bei Wikipedia gearbeitet wird.

Nach dem Grundsatz, dass etwas zweifelsfrei belegt sein muss.

10.25 Pohlmann fährt fort, dass das ein weiteres Beispiel sei, dass das einfach Manipulation hoch 10 sei: „Sie haben die Macht, sie haben die Möglichkeit und sie missbrauchen sie.“

Die Anwendung des Grundsatzes, dass etwas zweifelsfrei belegt sein muss, ist weder Manipulation noch Machtmissbrauch. Leute, die bei Wikipedia nicht mitarbeiten, sondern lieber putzige Verschwörungsvideos ins Web stellen, haben bei Wikipedia natürlich keine Macht. Dafür haben Wikipedia-Autoren auf Truther-Youtube-Kanäle keinen Einfluss.

10:30 Fiedler moniert, dass David Navan am 1. August 2018 schrieb, dass die Anlage 1391 ein Militärgefängnis für Hochrisikogefangene „war“ und dies in der Kommentarzeile mit „seit 2006 kein Gefängnis mehr laut Angaben in der Quelle“ begründet habe.

10:50 Pohlmann ergänzt, dass es umstritten sei, was mit der Anlage passiert sei, „ob es einfach woanders hin gepackt wurde, ob ne andere Anlage diese Funktion übernommen hat.“ Es sei grober Unfug, davon auszugehen, dass eine Anlage, die dazu dient, für den israelischen Militärgeheimdienst Leute mit solchen Maßnahmen Informationen rauszuholen, ersatzlos gestrichen werde. „Warum, sie haben nichts zu befürchten. Es gibt keine Gerichtsverfahren in Israel dazu und in Wikipedia kommt es nicht vor. Ja sie müssen ja nix. Ja!“

Wer bestreitet denn, dass die Anlage inzwischen nicht mehr Hochsicherheitsgefängnis ist? Wenn der Haftbetrieb woanders hin umzog oder eine andere Anlage diese Funktion übernommen hat, dann ist das Gebäude selbst, um dass es ja geht, eben kein Hochsicherheitsgefängnis mehr. So what? Und natürlich werden Foltervorwürfe in Israel untersucht und bei Nachweis der Schuld rechtsstaatlich abgeurteilt [6]. Wenn es zu etwas tatsächlich Belege gibt, es in Wikipedia aber nicht vorkommt, liegt es daran, dass diejenigen, die es drin haben wollen, es nicht mit gültigen Belegen in neutraler Form in Wikipedia reinschreiben. Wenn Leute das ohne Beleg oder überzeichnet (z.B. bei Verdachtsfällen aus Vorwürfen Tatsachen machend) in Wikipedia reinschreiben, fliegt es der Natur der Sache nach raus – das hat nichts mit Macht und Missbrauch durch finstere Kräfte zu tun, sondern eher mit Dummheit und Faulheit der Gegenseite.

11:25: Fiedler wirft David Navan Wortklaubereien bzw. Spielchen vor und unterstellt ihm, er suggeriere, dass Anlage 1391 lediglich der Herstellung von Gummibärchen diene, weil er das Objekt als „Anlage“ bezeichne und nicht als „Gefängnis“ bzw. „Lager“, indem er am 1. August 2018 schrieb „Die Anlage liegt südwestlich von...“ statt „Das Gefängnis liegt südwestlich von...“.

Da es inzwischen seit Jahren kein Gefängnis mehr ist, aber als Gebäude immer noch existiert, ist bei Gebrauch des Präsens die allgemeinere Bezeichnung „Anlage“ richtig, die ja auch Teil des Lemmas ist. Von Gummibärchen sprach keiner. Aber das wenig subtile Wecken von Assoziationen zu (Konzentrations)-Lagern spricht für sich. Augstein bekam für seine Gaza/Lager-Wortspiele schon einen renommierten Preis: [7].

12:00 Pohlmann ätzt hinterher „Park, der Park, der Freizeitpark 1391 mit angeschlossener Vergewaltigungszelle“. Anlage 1391 sei in der „Homosexuellenszene“ eine bekannte Größe, denn es gäbe so merkwürdige Keuschheitsgürtel, und die würden „Camp 1391“ genannt. „Das heißt also, diese Tatsache von homosexuellen Vergewaltigungen im Gefängnis scheint in den entsprechenden Kreisen eine bekannte Größe zu sein.“

Das ist eine ganz und gar wunderbare Beweisführung dafür, dass in Anlage 1391 Vergewaltigungen als Foltermethode eine bekannte Tatsache seien. Das Ding heißt nicht „Camp 1391“, sondern Peniskäfig und ist ein Sexspielzeug zur Keuschhaltung – wenn man es anlegt, kann man der Natur der Sache nach niemanden mehr vergewaltigen. „Camp 1391“ ist hier nur Modellbezeichnung, das Zeug gibt es unter diversen anderen Namen auch, wobei berühmt-berüchtigte Knäste gerne als Namenspaten dienen: „Alcatraz“ [8] „Folsom“ [9] „Sing Sing“ [10]. Kurze Webrecherche in „entsprechenden Kreisen“ ( "KG-Forum" scheint das größte Forum dafür zu sein) ergab allerdings, dass das mit Homosexualität nichts spezifisch zu tun hat, sondern sich im heterosexuellen Bereich durchaus gleich großer Beliebtheit erfreut. Ich gehe davon aus, dass Pohlmann nicht damit überfordert war, dass zu googeln. Vielmehr könnte die verzerrte Darstellung dazu dienen, Israel als den Bösewicht in der großen Verschwulungsverschwörung zu outen, die im Dunstkreis von Kopp-Verlag und Compact (für das Pohlmann ja schrieb) fröhliche Urständ feiert. Mit der andernorts thematisierten Homosexualität des einen oder anderen israelfreundlichen Linkspartei-Politikers wird dann für den geübten Verschwörungsgläubigen leicht ein Schuh daraus.

Dass in Gefängnissen im echten Leben oft Vergewaltigungen vorkommen, ist eine traurige Binsenweisheit. Dass Knäste, insbesondere solche für schwere Jungs, Projektionsfläche von sexueller Fantasien sind und Alcatraz bzw. Folsom daher auf die SM-Szene eine magische Anziehungskraft ausüben, eigentlich auch. Aus den Praktiken dieser Szene irgendwelche konkreten Rückschlüsse auf den tatsächlichen Haftalltag auch nur im Subtext anzudeuten, ist jedoch hanebüchener Unfug. Wenn das so wäre, könnte man aus „Putin Male Chastity Device With Urethral Tube“ [11] übrigens auch lustige Rückschlüsse auf die Menschenrechtslage in Pohlmanns geliebtem Russland ziehen ;-)

12:45 Fiedler ergänzt, dass das an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten sei.

Die Herren haben es in Sachen Sexspielzeuge offensichtlich nicht so mit dem 21. Jahrhundert. Was unter übereinstimmenden, zurechnungsfähigen Erwachsenen passiert, ist deren Ding.

12:50 Pohlmann erwidert: „Ich hab gedacht mir wird schlecht, als ich das gesehen habe“. Die Verkaufsseite sei in Englisch, es sei eine amerikanische Firma, und die Kommentare seien in Englisch, Es sei offensichtlich so, dass einige Leute über die Zustände in Anlage 1391 Bescheid wissen.

Jetzt wiederhole ich mich mal: Die Herren haben es nicht so mit dem 21. Jahrhundert. Natürlich ist das eine amerikanische Firma. Die heißt Amazon. Und auf Amazon.com ist die Sprache nun mal Englisch. Wenn jemand das lieber auf Deutsch mag: Das Zeug gibt es aber beim Real auch [12].

13:10 Fiedler wirft mir und David Navan vor, wir hätten den gesamten Abschnitt zusammengestrichen, so dass da keine Überschrift mehr mit Foltervorwürfen dastehe, diese Foltervorwürfe werden als angebliche Foltervorwürfe in den Großabsatz mit reingenommen, so dass am Ende nichts mehr übrig bleibe.

Dass am Ende nur das übrigbleibt, was anhand der im Artikel tatsächlich eingebrachten Quellen bei neutraler Auswertung geschrieben werden kann (d.h. zum Vorwurf gegen Israel eben auch die israelische Erwiderung zitieren, Vorwürfe als Vorwürfe darstellen und nicht als Tatsachen), habe ich doch schon erklärt? Und dass das Hamoked-Verfahren zum geheimen Aufenthaltsort auf zwei Abschnitte verteilt ist, macht auch keinen Sinn, deshalb wurde es zusammengezogen: [13]. Damit blieb kein eigener Abschnitt übrig. Dagegen regte sich weder auf der Artikeldiskussionsseite noch sonst wo Widerspruch.

13:25 Fiedler beklagt, dass da jetzt stehe: „Israel wies die Vorwürfe zurück. Sie seien von den israelischen Behörden untersucht und entkräftet worden“. Und setzt ironisches Lob hinterher.

Sorry, aber das steht so wörtlich in der damals einzigen dazu im Artikel verwendeten Quelle: „Israel wies die Vorwürfe zurück….. Die Foltervorwürfe seien von den israelischen Behörden bereits untersucht und entkräftet worden.“ [14] Das einzige, was man David Navan hier vorwerfen kann, ist, dass er ein wortwörtliches Zitat nicht als solches kennzeichnete. Verschwiegen wird aber von Fiedler, dass im Artikel immer noch steht: „Ein 2009 veröffentlichter Bericht des Anti-Folter-Komitees der UNO berichtet von Beschwerden über angebliche Folterungen in der Anlage 1391, die Israel untersuchen solle“. Soviel zum Vorwurf, dass die Foltervorwürfe völlig gelöscht worden wären.

13:45 Pohlmann: Selbst Ha’aretz, selbst Ha’aretz, also das heißt eine israelische Zeitung, hat ausführlich über diese Foltervorwürfe berichtet. Also Ha’aretz ist eine „gute“ israelische Zeitung, eine von den linken, kritischen Zeitungen in Israel und wir können das vielleicht verlinken.

Es ist zwar schön, wenn Ha’aretz vielleicht mal „irgendwo“ verlinkt wird, aber solange es nicht in den Wikipedia-Artikel selbst eingebracht wird, kann es dort auch nicht stehen. Ist das so schwer? Außerdem schrieb die Ha‘aretz laut Pohlmann auch nur von „Vorwürfen“- dass das Blatt Folter als „Fakt“ beschrieben hätte, behauptet nicht mal Pohlmann. So what? Aber wieder die Dreifach-Wiederholungsschleife, damit man es sich merkt.

14:00 Fiedler wendet sich in großer Pose direkt an mich und David Navan: „Vielleicht noch mal ganz zur wissenschaftlichen Methode: Lieber Feliks, Lieber David. Wenn ein Vorwurf lautet, ein Staat oder ein Geheimdienst eines Staates begeht massive Folter in Gefängnissen, wie das was wir in der letzten Sendung drastisch beschrieben haben und jetzt es nochmal angedeutet haben, dann ist glaube ich die allerschlechteste Quelle, den Staat selbst zu befragen, ob dieses Gefängnis existiert oder nicht. Sagt mal, für wie blöd haltet ihr uns eigentlich? Also jetzt werde ich langsam ungehalten. Das ist sowas von unverschämt, was hier gemacht wird. Hier werden staatliche Quellen genommen äh äh um zu beweisen, dass es genau diese Foltervorwürfe in dem Staat nicht gab. Das machen die nicht nur hier, das machen die auch bei den USA, wenn es darum geht, dass irgendwelche Terrorvorwürfe vielleicht auf Strukturen in dem Staat hinweisen, dann werden staatliche Stellen gefragt, also intern machen wir alles natürlich solche Sachen nicht und es ist alles ganz sauber. Das zieht sich wie ein roter Faden durch Wikipedia.“

Um zuerst die freundliche Frage danach zu beantworten, für wie blöd ich die beiden Herren halte: Die sind überaus durchtrieben in ihrer systematischen und psychologisch geschickt vorgetragenen Verdrehung der Fakten - blöd also nicht. Zur wissenschaftlichen Methode: Wenn man eine Enzyklopädie schreibt, dann stellt man an die Beteiligten der dargestellten Sachverhalte selbst ohnehin keine eigenen Fragen, sondern wertet das aus, was als zuverlässig erachtete Sekundärquellen dazu sagen. Und wenn diese Sekundärquellen wie hier der Spiegel schreiben, dass es diese Foltervorwürfe gibt und dass Israel sie aber bestreitet, dann schreiben wir nicht in den Artikel, dass Folter in 68% der Fälle erwiesene Tatsache ist, sondern eben, dass es diese Foltervorwürfe gibt und dass Israel sie bestreitet. Dass ich oder David Navan in den Artikel geschrieben hätten, dass es aufgrund staatlicher Quellen bewiesen sei, dass es genau diese Foltervorwürfe in dem Staat nicht gab, ist eine schlichte Lüge. Zum etwas verhaspelten Vortrag in Sachen USA (da war anscheinend der Vorrat an ganzen Sätzen ausgegangen): Das Geraune vom „Tiefen Staat“ und „False-Flag-Operationen“ bringt noch weniger Erkenntnisgewinn als das Zeug davor.

15:10 Pohlmann ergänzt: „Natürlich keinesfalls, wenn es sich um irgendwelche russischen Sachen handelt, dann würde diese Methode auf keinen Fall angewandt werden.“ Und behauptet, ich würde die Meinung der Netanjahu-Regierung vertreten, die noch nicht mal eine israelische Position sei, sondern eine rechtsradikale Position in Israel. Und diese würde von mir gedeckt, das sei meine Provenienz. Er würde gerne mal von Wikipedia wissen, wie die das sehen. Deren Vertreter rührten sich dazu jedoch gar nicht.

Russlands Ansehen liegt Pohlmann anscheinend sehr am Herzen. Er tritt da auch andernorts dafür ein. Feliks, Israel, Linkspartei und Anlage 1391 könnte man da dann wohl eher als Beiwerk ansehen. Zu der Behauptung, ich würde die Meinung der Netanjahu-Regierung vertreten, fehlt jedwede argumentative Herleitung. Darauf, dass ich bei der Darstellung von Vorwürfen zur Anlage 1391 auf eine quellenbasierte und neutrale Darstellung hingewirkt habe, lässt sich diese Unterstellung nicht stützen. Dass die Position der israelischen Regierung gar keine israelische Position sei, ist eine Aussage, die beredtes Zeugnis vom Gemütszustand Pohlmanns ablegt. Zur Sache: Ich bin kein Fan Netanjahus, aber er schafft es, das Existenzrecht Israels zu sichern, auch wenn er glaubt, dafür mit mehr als fragwürdigen Leuten koalieren zu müssen, die in Teilen extrem nationalistische Positionen vertreten. Und für einen angeblichen Netanjahu-Propagandisten betreibe ich doch eher komische Aktionen, wenn ich Hinweise auf den Verdacht buchstäblicher Vetternwirtschaft in seinem Umfeld in die Wikipedia eintrage: [15]. Österreichische Konservative paktieren übrigens bereits das zweite Mal mit den Feschisten, ohne dass man als Entschuldigungsgrund regelmäßig wiederkehrenden Raketenbeschuss oder Krieg vor der Haustür vorbringen könnte, und dennoch fragt keiner, wozu die Austriaken eigentlich einen eigenen Staat brauchen. Und dass Wikipedia sich nicht rührt, nur weil draußen ein paar Akteure des Truther-Trüppleins „Gruppe 42“ jaulen, liegt in der Natur der Sache.

15:40 Fiedler behauptet, „um Missverständnisse zu vermeiden“, es ginge ihm hier nicht um Religion, es ginge eigentlich noch nicht mal um den Staat Israel, es ginge eigentlich nur um sachliche Einträge in der Wikipedia, und wirft mir dann vor, offensichtlich Propaganda für militärische Organe Israels zu betreiben, wobei es auch irgendein anderes Land sein hätte können. Er wirft mir Dogmatismus vor und spricht mir jede Sachlichkeit ab. Dann folgt die obligatorische Wiederholung: Keine Missverständnisse und auch kein Antisemitismus, wie ich es in irgendwelchen Foreneinträgen innerhalb der Wikipedia geschrieben habe.

Über die Bande durch Abstreiten wird dann meine Religionszugehörigkeit also dann doch thematisiert. Zu den „Foreneinträgen“: Die nennt man Vandalismusmeldung (WP:VM), und nachdem diverse antisemitische und andere Anfeindungen bis hin zur Tötungswunsch-Fantasie auf meiner Benutzer- oder Benutzerdiskussion-Seite von Administratoren versionsgelöscht werden (Lösch-Logbuch meiner Benutzerseite, Versionsgeschichte meiner Benutzerdiskussion-Seite, Seitenschutz-Logbuch meiner Benutzerdiskusions-Seite ) oder vollständig entfernt werden mussten (für Nicht-Wikipediander: diese Beleidigungen tauchen nicht mal mehr in der Karteikarte „Versionsgeschichte“ auf oder sind dort zumindest nicht mehr lesbar, manche nicht ganz so ekelhafte Fälle sind noch in gelöschter Form auffindbar, z.B. hier: [16] [17] [18] [19] [20] [21]) und solche Hetze gegen mich als Jude sich auch durch andere von mir bearbeitete Artikel bzw. die zugehörigen Diskussionsseiten zieht, bin ich da doch ein wenig sensibel und versuche, derartige Angriffe administrativ ahnden zu lassen. Zu Fiedlers sonstigen Ausführungen: „es geht eigentlich noch nicht mal um den Staat Israel“ – um welchen dann? „es hätte ja auch irgendein anderes Land sein können“ – Welches? Nordkorea? Dass mir die beiden dogmatische, unsachliche Propaganda vorwerfen, hatte ich ja bereits widerlegt. Ein wenig dogmatisch bin ich lediglich bei der Belegpflicht, aber diese ist ein Grundprinzip der Wikipedia: WP:BLG.

16:23: Pohlmann behauptet nun, es wäre eine einzigartige Situation, dass der Nachweis meiner angeblichen Manipulation mit einer Beleidigung beantwortet werden könne. Er empört sich darüber, dass das überhaupt möglich sei, und kündigte juristische Konsequenzen an, dass falls ihn jemand als antisemitisch bezeichnen sollte. Fiedler empört sich gleich mit und deutet ähnliche Schritte an. Pohlmann ergänzt: „Wo ist die Grenze? Was kann Feliks noch machen und wenn man ihn dabei erwischt, dann sagt er, die Polizei die ihn abholt oder der Richter der ihn verurteilt, das sind Leute, die tun das alles nur aus diesem Motiv. Ja, das ist eine billige Schuldumkehr, eine Reinwaschmethode, aber das Blöde ist, es funktioniert. Ja, und sie haben Leute, die mitmachen dabei. Auch da ich würde gerne mal auch von den jüdischen Verbänden hören, dass die mit so etwas nichts zu tun haben, dass die sich distanzieren von solchen Methoden und Leuten.“

Zunächst mal wurde ich nie von der Polizei abgeholt oder gar von einem Gericht verurteilt. Wen diese schrägen Fantasien etwas zeigen, dann nur, dass sich Fiedler und Pohlmann hier als Ankläger und Richter in einem aufspielen. Sosehr sich die zwei hier auch bereits auf Vorschuss darüber echauffieren, dass ich sie als Antisemiten beleidigt hätte – ich hab das nicht und ich hab das bislang auch nicht vor. Es ist bezeichnend, dass die zwei es schon mal auf Vorrat generell abstreiten, dass ein Antisemitismusvorwurf etwas anderes sein könne als eine Beleidigung – obwohl ich weiter oben bereits dargestellt habe, wie oft ich selbst Opfer antisemitischer Anfeindungen wurde. Es gehört ein gehöriges Maß an Chuzpe (ich bitte den jiddischen Ausdruck zu verzeihen) dazu, im gleichen Atemzug sich im Brustton der allertiefsten Empörung gegen einen gar nicht gemachten Antisemitismusvorwurf zu verwehren und dann zugleich „die jüdischen Verbände“ unter Generalverdacht zu stellen, sie hätten etwas mit meinem garstigen Treiben zu tun und stünden daher in einer Distanzierungs- und Rechtfertigungspflicht. Tobias Jaecker hat das antisemitische Stereotyp, dass alle Juden unter einer Decke stecken würden, hier sehr schön skizziert: [22]. Mal angenommen, ein Katholik hat tatsächlich etwas ausgefressen – wer würde von katholischen Verbänden wie Caritas, Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung oder Verein katholischer deutscher Lehrerinnen verlangen, dass sie sich distanzieren? Niemand. Nein, Fiedler und Pohlmann sind, das muss man zur Meidung von Missverständnissen hier in aller Deutlichkeit nochmal sagen, keine Antisemiten.

17:20 Fiedler äußert sich leicht nebulös über „Aktivisten, die um das Land Israel besorgt sind und um die Darstellung der der staatlichen Aktivitäten im Internet“, nennt Organisationen wie Unit 8200, das Committee for Accuracy in Middle East Reporting in America oder Hasbara und behauptet, dass ich in jedem dieser Themen fleißig mitschreiben würde.

Mein Textanteil bei den drei Artikeln liegt im Schnitt bei weniger als 5% - Fiedler ist ja Lehrer und seine Schüler können sich sicher freuen, wenn Sie einen Lehrer haben, der bereits 1,1% Mitarbeit als „fleißig“ honoriert. Der Auftrag von Unit 8200 hat mit Außendarstellung israelischer Politik nichts zu tun.

17:40 Fiedler hält mir vor, dass mein Textanteil zu Unit 8200 bei satten 2,2% läge und dass ich „der Geheimdienst“ oder „die geheimdienstliche Tätigkeit“ geändert hätte in „Nachrichtendienst“ damit es besser so nach Nachrichtendienst wie Reuters oder AP klinge. „Dann Committee for Accuracy in Middle East Reporting in America, das bekannt wurde dadurch, dass die Wikipedia unterwandert und manipuliert werden sollte“. Da hält er mir vor, den zweitgrößten Textanteil mit 11,5% und bei Hasbara sechtsgrößten Textanteil mit sage und schreibe 1,1% zu halten. Er zitiert den von mir bearbeiteten Satz „Der Begriff Hasbara beschreibt ein Instrument der Öffentlichkeitsarbeit der Regierung Israels.“

Es ist natürlich kein Verbrechen, den Unterschied zwischen einem Nachrichtendienst und einer Nachrichtenagentur wie eben Reuters oder AP nicht zu kennen. Aber wenn man ihn nicht kennt, sollte man zumindest schweigen und nicht versuchen, dem Rest der Menschheit die Welt zu erklären. 2,2% ist natürlich ein Riesenanteil, und bei dem Ersetzen von Geheimdienst durch Nachrichtendienst handelte es sich schlicht um die korrekte Übersetzung der offiziellen Bezeichnungen. Beim Committee for Accuracy in Middle East Reporting in America ist Platz 2 mit 11,5% doch deutlich hinter dem Erstplatzierten mit über 43%. Interessanterweise unternimmt Fiedler hier nicht einmal den Versuch, hier inhaltlich an meiner Arbeit Kritik zu üben, sondern wirft pauschal CAMERA vor, dass es „bekannt wurde dadurch, dass die Wikipedia unterwandert und manipuliert werden sollte“. Nun, bekannt war es schon vorher, und der „Unterwanderungsversuch“ wurde bekannt gemacht von Electronic Intifada, einer Gruppe, aus deren Reihen schon grob wahrheitswidrige Diffamierungen gegen Israel gestreut wurden wie z.B. die Lüge, dass Nelson Mandela Israel als Apartheidstaat bezeichnet habe. Unter anderem die Amadeu Antonio Stiftung betrachtet die Publikationen der Gruppe daher als Verbreitung „antisemitische[r] Propaganda“ [23].

CAMERAs Ziel damals war es laut einer internen, geleakten Google-Gruppe "help[ing] us keep Israel-related entries on Wikipedia from becoming tainted by anti-Israel editors" („beizutragen, dass israelbezogene Wikipedia-Artikel nicht durch antiisraelische Autoren gefärbt werden“). Es ist keine Unterwanderung, wenn man gegnerische Propaganda aus Artikeln rauslöscht. Es gibt ja sogar einen Schweizer Friedensforscher, von dem Fiedler und Pohlmann ganz viel halten, der öffentlich dazu aufruft, seinen Wikipedia-Artikel aufzuhübschen, und dem unsere beiden Starjournalisten deshalb nicht Manipulation vorwerfen. Manipulation betreiben nämlich nur die bösen Zionisten...

19:15 Pohlmann behauptet, dass wenn man „im hebräischen Wörterbuch im Internet“ nachsehe, wozu er auffordere, dann stünde bei „Hasbara“ einfach „Propaganda“. Und wann immer ich meine Finger drin habe, werde schöngefärbt bzw. Schmutz geworfen, wenn es in die andere Richtung gehe.

Aha, „das hebräische Wörterbuch im Internet“? Welches bitte? Google Translate liefert hier nur “Öffentlichkeitsarbeit”, morfix etwa ein Dutzend englischer Synonyme [24]. Übrigens – bevor ich den Artikel bearbeitete, stand statt „Instrument der Öffentlichkeitsarbeit“ dort nicht etwa „Propaganda“, sondern „politisches Werkzeug“ [25] – was ist an dieser Präzisierung also Schönfärberei und Dreckwerfen?

19:38 Fiedler bescheinigte mir ständiges Editieren mit Bezug auf den Staat Israel und überaus gute Kenntnisse zu dessen Militär. Außerdem hätte ich freiwillig an einer Übung des israelischen Militärs („Sar-el“) teilgenommen, wozu man eine Empfehlung, zum Beispiel eines Rabbiners benötige. Er schließt mit der Vermutung, dass er und Pohlmann da keine Empfehlung bekämen.

Rund 5% der rund 3700 von mir bearbeiteten Artikel (Benutzer:Feliks/Schmierzettel) hat einen Bezug zum Staat Israel und etwa 1% hat einen Bezug zum israelischen Militär. Das ist kein „ständiges Editieren mit Bezug auf den Staat Israel“. Sich mit dem israelischen Militär auszukennen, erzeugt in den Augen der beiden Herren wohl so eine Art Kontaktschuld. Sar-El ist keine Wehrübung oder Militärmanöver, was das Wort „Übung“ in diesem militärischen Kontext wohl suggerrieren soll. Man dient bei Sar-El nicht in der Israelischen Armee im Sinne von Wehrdienst, sondern verrichtet Hilfstätigkeiten in Küche, Sanitätsbereich, Wäscherei oder Instandhaltung – im Jargon der Bundeswehr „Hiwi auf der StOV“.

Minute 21 bis 30

20:15 Pohlmann erklärt, dass er nicht so scharf darauf wäre, dahin zu gehen, denn es sei Freiwilligen-Dienst für Ausländer bei der Israelischen Armee, jedoch nicht in Kampfeinheiten, sondern eher in der „Etappe“.

Wie's der Jude macht, macht er es verkehrt: Würde man zusammen mit den Sajaret Matkal hinter den feindlichen Linien Operationen ausführen, wäre man der Zionisten-Rambo, putzt man die Küche, ist man der Etappenhengst.

20:40 Fiedler ergänzt, dass Benutzer:Berichtbestatter mithelfe um die israelische Armee im rechten Lichte darzustellen, und zwar gebe es einen großen Absatz im Artikel zu den israelischen Streitkräften, der nennt sich „Humanitäre Hilfe“, dort würden auch mit Fotos gezeigt, wo die Soldaten Arabern helfen. „Das heißt, die haben ein Interesse daran, […] die Armee von der schönsten Seite zu zeigen.

Leistet Israel etwa keine humanitäre Hilfe? Warum darf man das dann nicht zeigen? Weil es dem Stereotyp vom bösen Aug-um-Aug-Zionisten widerspricht? Der „große Abschnitt“ macht übrigens mit 144 Worten etwa 1,5% des Gesamttextes (über 9000 Worte) aus.

21:23 Fiedler kündigt an, zum Kernthema des heutigen Tages zu kommen: Feliks editiere Artikel mit Bezug zu der Partei Die Linke.

21:32 Pohlmann konstatiert eine „sehr auffällige, sehr auffällige“ Themenwahl - Feliks habe [nur] zwei Themen: Nahost/Israel inklusive Negativdarstellung von Palästinensern, und die Partei Die Linke. Und dort falle auf, dass er klare Vorlieben hat, es gäbe Leute, die er hochschreibe, und es gäbe Leute, die er diskreditiere, und zwar wiederum entlang der Linie israelischer Außenpolitik.

Überhaupt nicht auffällig hingegen ist die erneute Wiederholung: „sehr auffällige, sehr auffällige“. So ca. 55 der rund 3700 von mir bearbeiteten Artikel behandeln Politiker oder Gliederungen der Linkspartei. Macht also 1,5%. Über deutsche Militärs und Truppenteile habe ich deutlich mehr geschrieben. Ich schreibe auch über zahlreiche Politiker anderer deutscher Parteien. Mathematik und Empirie zählen nicht zu den Kernkompetenzen der beiden. Und zur selbst ausgedachten „Linie israelische Außenpolitik“ kommen wir ja später. Zur behaupteten „Negativdarstellung von Palästinensern“ – deren Gesellschaftsordnung ist vorbildlich: Frauen sind völlig gleichberechtigt, Minderheiten respektiert, Kinder werden bereits in der Vorschule zum Frieden erzogen – wer was anderes behauptet, muss ein Rassist und Lügner sein.

22.25 Fiedler: Kornelia Möller, Politikerin, Linkspartei, Feliks Haupteditor mit 51,4 %

22:27 Pohlmann ergänzt, dass die Dame von mir nicht positiv dargestellt werde.

22:44 Fiedler berichtet, ich hätte in Möllers Artikel eine Spende für die Gaza-Nothilfe erwähnt, und Pohlmann ergänzt, dass das genau das sei, was er meine: „da wird berichtet im Zusammenhang: Wie stehen die Leute zur israelischen Außenpolitik? Wenn jemand aktiv wird in Richtung kritische Haltung dazu, dann wird er von Feliks entsprechend bearbeitet und negativ dargestellt. Also dann fängt er an, zusammen zu suchen, ob er irgendetwas findet, was die Person diskreditieren kann. Also, im Endeffekt das gleiche, was er mit meinem Eintrag gemacht hat, da wo er lange gesucht, ob er was findet, das negativ ist. Ja und das entsprechend oder wie er das, das war ja nicht von ihm, das war ja glaube ich nicht Feliks: Gabriele Krone-Schmalz , das „schmalzen“ eines Beitrages . Wir könnten es auch das „Feliksen“ nennen.

Der Umstand, dass Möller für Gaza gespendet hat, soll also diskreditierend sein? Warum veröffentlicht dann eine Zeitung der Linkspartei (die Info stammt aus Disput (Zeitschrift)] solch diskreditierendes Material? Ggf., weil es gar nicht diskreditierend ist? Bezüglich Gabriele Krone-Schmalz (die ich durchaus schätze, auch wenn ich manche ihrer Ansichten nicht teile) habe ich bei ihrem Wikipedia-Artikel übrigens diese überaus positive Rezension zu ihrem letzten Russland-Buch eingefügt: [26]. Das passt natürlich nicht zum sorgsam kultivierten Zerrbild des bösen Feliks, der angeblich nach der Linie „Pro Israel/NATO/Westen und Contra Palästina/Russland“ handelt. Warum die beiden Herren, die so akribisch meine Edits zerpflücken, wohl das und vieles andere auch, was nicht in ihren Kram passt, „übersehen“ haben? Würde ich so handeln, wäre es wieder mal Zensur und Manipulation. Soll ich die Methode der beiden jetzt „Pohlmannen“ oder „Fiedlern“ nennen? Oder dialektisch „Pohlfiedeln“?

22:40 zur Linken-Abgeordneten Inge Höger, die auf der [[|Ship-to-Gaza-Zwischenfall|Gaza-Flotille]] mit dabei war, werfen mir Fiedler und Pohlmann vor, neben den Wikipedia-Autoren Berichtbestatter und Tohma „also quasi [zur gesamten] Riege hier, die da schreibt“ bzw. zum „Das Who ist Who der Gülleausbringer von Wikipedia“ zu gehören.

Man kann auch ein Feindbild zu Tode pflegen.

24.10 Fiedler zitiert den Höger-Artikel „Bei einer Konferenz in Wuppertal im Jahr 2010 trug Höger eine Schal, der die Landkarte des Nahen Ostens ohne Israel zeigte Nachdem 2011 der Bremer Landesverband der Linken die Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions unterstützt hatte und bundesweit zahlreiche Parteimitglieder, darunter u. a. Katja Kipping und Bodo Ramelow, eine Stellungnahme dagegen unterzeichnet hatten, in der die Kampagne explizit als „Antisemitismus“ bezeichnet wurde, „der an die NS-Parole ‚Kauft nicht beim Juden‘ erinnert“, kam ein ‚einstimmiger‘ Beschluss der Linksfraktion, bei dem der Unterstützung für Boykottaufrufe, eine Einstaatenlösung oder eine weitere Gaza-Flottille eine klare Absage erteilt wurde, nur dadurch zustande, dass Höger und 14 andere Fraktionsmitglieder der Abstimmung fernblieben oder zuvor den Sitzungssaal verließen.“ Und fügt hinzu „Also es geht wieder um Gaza, um Unterstützung für Gaza… „

Nun: War da Israel nun auf Högers stylischem Landkartenschal nun zu sehen oder nicht? Haben Kipping (jetzt Parteivorsitzende) und Ramelow (jetzt einziger linker Ministerpräsident) das nun unterzeichnet oder nicht? Hat Höger nun die Zustimmung zum Fraktionsbeschluss elegant vermieden oder nicht? Und wiederholt Fiedler das Schlüsselwort „Gaza“ nur zufällig?

25.05 Pohlmann: Und um BDS. Es geht immer um diesen Boykottaufruf, wo ich nochmal darauf hinweise: Das ist ein klassisches Instrument der Politik, über Boykott, also der Politik von unten, von normalen Menschen. Das hat zum Beispiel Gandhi in Südafrika und in Indien getan. Er hat zum Boykott der britischen Waren aufgerufen im Kampf um die Unabhängigkeit. Das hat Martin Luther King in den USA getan im Zusammenhang mit der Segregation. Es ist gegen Südafrika angewandt worden, um den Apartheidstaat Südafrika sozusagen unter Druck zu setzen. Das heißt, es gibt eine Vielzahl, durch die Geschichte auch, also ich könnte das jetzt ausdehnen, da kann ich vielleicht nen Link mal reinsetzen, wie oft das gemacht wurde, und in diesem Fall wird es als Antisemitismus, also hier geht es gar nicht mehr um Antizionismus, sondern um Antisemitismus, als wenn dieser Boykottaufruf gegen dieser Boykottaufruf gegen die Außenpolitik des Staates Israel in der jetzigen Regierung etwas mit Antisemitismus zu tun hätte. Es wird in Zusammenhang gebracht mit dieser, mit der NS-Diktatur, also diesem „Kauft nicht bei Juden“, da ist jetzt direkt da drin. Das ist eine Unverschämtheit, ja

Die Hetzkampagne Boycott, Divestment and Sanctions will den Staat Israel als solchen weg von der Landkarte haben und ruft nicht nur zum Boykott von Produkten aus den Siedlungen auf, zur Meidung von Wiederholungen bitte den entsprechenden Wikipedia-Artikel lesen. Wie so oft, ist bei Pohlmann manches arg verkürzt: Martin Luther King unterstützte den Busboykott von Montgomery. Er rief nicht zur Zerschlagung der Busgesellschaft auf, er rief nicht dazu auf, alle Geschäfte in Montgomery zu boykottieren oder keine Künstler und Wissenschaftler aus Montgomery einzuladen oder alles Geld aus Montgomery abzuziehen. Er wollte nur, dass die verdammte Buslinie aufhört, Afroamerikaner auf die hinteren Plätze zu verbannen. Auch der Südafrika-Vergleich hinkt, Israel ist kein Apartheidstaat, alle seine Bürger dürfen wählen. Gandhis Boykott richtete sich gegen alle Importe und insbesondere solche von Textilien, weil er damit insbesondere die traditionelle Textilherstellung fördern wollte. Das ist weniger Boykott als eine Form von Protektionismus, der damals noch funktionierte. Ein kultureller oder wissenschaftlicher Boykott wie bei BDS lag ihm fern. Es handelte sich also um zielgerichtete Maßnahmen, die konkret den Finger auf den wunden Punkt legten. Es geht bei BDS aber nicht um Produkte von Siedlerwaren, sondern darum, Israels Existenzrecht und seine Existenz selbst in Frage zu stellen. Und BDS gibt es nicht erst, seit Netanjahu regiert, sondern wurde zu Zeiten der moderaten Kadima-Regierung ausgerufen. „Kauft nicht bei Juden“ ist nicht meine Formulierung, sondern die von Katja Kipping und Bodo Ramelow. Die eine ist inzwischen Partei-Vorsitzende, der andere der einzige linke Ministerpräsident. Beschwerden bitte an diese. Und wer nicht mit „Kauft nicht bei Juden“ in Verbindung gebracht werden will, soll einfach keine derartigen Boykottaufrufe unterstützen.

26:25 Fiedler: „Abgesehen davon ist auch der Begriff Antisemitismus komplett am Thema vorbei, eigentlich meinen sie antijüdisch, nö, der also öh gegen die Religion gerichtet, und selbst das zieht ja hier nicht, weil das also komplett am Thema vorbei ist.“

Antisemitisch ist also schon eher schlecht, aber „antijüdisch“ scheint irgendwie nicht so schlimm zu sein.

26:40 Pohlmann ergänzt, dass das mit der Religion erst mal gar nichts zu tun habe, es gehe nur um eine sozusagen um einen Staat, der einen anderen Staat besetzt habe, und um Optionen des Widerstandes, da UN-Resolutionen wirkungslos seien, und überhaupt sei das wie bei der Rassentrennung in den USA und der Apartheid in Südafrika.

Man kann ja lange darüber streiten, ob Israel was mit dem Judentum zu tun hat. Pohlmann wird sicher auch bestreiten, dass der Vatikan was mit Katholizismus zu tun hat und dass Japan in einem Bezug zum Shintoismus steht. Oder Indien zum Hinduismus. Wobei die netten Hindus zu den unter ihrer Besatzung lebenden Muslimen im Kaschmirtal deutlich unfreundlicher sind als der schlechtgelaunteste israelische Soldat in der Westbank. Das regt den durchschnittlichen deutschen Menschenrechtsexperten aber meist nicht auf. Hätte die Generation seiner Großväter zufällig nicht fast die Hälfte aller Juden ausgerottet, sondern die Hälfte aller Hindus, dann wäre heute die Lage in Kaschmir das Menschheitsverbrechen schlechthin und der Boykott von Basmatireis eine zivilisatorische Glanztat. Kauft nicht beim Hindu, Quatsch, Inder, denn es geht ja nicht gegen Menschen, sondern gegen eine Regierung oder allenfalls gegen den Staat. UN-Resolutionen zum Existenzrecht Israels bleiben bei Hamas, Iran und Co. übrigens auch wirkungslos.

27:10 Fiedler kommt wieder auf Anlage 1391 zurück, wo ich im Juli 2017 beim Abschnitt „Menschenrechtsverletzungen“ einen Baustein gesetzt hätte, wonach der Abschnitt gerade im größeren Maße bearbeitet werde, damit ich „in aller Ruhe an dem Abschnitt editieren kann“

Scheiße, erwischt: Feliks hat den megamiesen Machtmissbrauchstrick ausgenutzt: Er hat einen sogenannten „In-Bearbeitung-Baustein“ gesetzt. Das ist jetzt aber leider keine zionistische Teufelei aus den Mossad-Labors, sondern die von Wikipeda explizit vorgesehene und empfohlene Vorgehensweise Hilfe:Bearbeitungskonflikt#Bearbeitungskonflikten_vorsorgen. Wie völlig ignorant muss man eigentlich sein, um aus einer vollkommen regelkonformen Vorgehensweise eine neue Bosheit zu destillieren? Ggf. sollte man noch erwähnen, wie lange Feliks das tat: Eine geschlagene Viertelstunde! Volle 15 Minuten! Dabei waren nur 24 Stunden erlaubt! [27] Übrigens, mit den Fakten haben es die auch hier wieder mal nicht so, das war nicht im Juli, sondern am 15. Juni 2017.

27:30 Pohlmann hält mir erneut vor, den Abschnitt entfernt zu haben. Man sehe daran, dass ich das Ding in der Mangel hätte und es entsprechend bearbeite. Das habe mit auch nur randständiger objektiver Berichterstattung nichts mehr zu tun. Ich würde dies bei einer Vielzahl von Artikeln tun, die sie auch benannt hätten. „Und er streicht es einfach, weil er es kann, weil er die Macht hat.“

Zur Sache: Ich habe aus dem Abschnitt die unbelegten Inhalte entfernt und den Rest, da er thematisch zu etwas gehörte, was im Abschnitt darüber stand (Aktivität der NGO Hamoked wegen Geheimhaltung des Haftplatzes), dorthin geschoben. Ich streiche also, weil es nicht belegt ist oder weil es am falschen Ort ist und nicht, wie unterstellt, weil ich Machtmissbrauch betreibe. Das habe ich aber schon mal erklärt. Ich habe weit über 3600 Artikel bearbeitet – aus der Handvoll, die hier gezielt rausgegriffen wurden, ein Muster herausdeuten zu wollen, ist nicht mal schlechte Wissenschaft – es ist gar keine.

28:27 Pohlmann behauptet, ich hätte beim Artikel Oskar Lafontaines über dessen Lebensstil „sehr höhnisch, hämisch, güllig“ nach dem Motto „Wein trinken und Wasser predigen“ in „einer wirklichen genüsslichen [Weise]“ geschrieben. Dies sei typisch für mich. Eine der Schlüsselfiguren der Linken werde runtergeschrieben. Klaus Ernsts werde hingegen in seinem Artikel „an jeder Stelle, die möglich ist, positiv“ dargestellt: So werde gesagt, er sei „jemand, der für seine Scharfzüngigkeit bekannt ist“, Scharfzüngigkeit ist jetzt eine Ausdruckseise, die nicht negativ sei. Dass Ernst einen Porsche fährt, weil er Betriebsratsvorsitzender bei Porsche war, werde alles in gutes Licht gerückt. Pohlmann bezweifelt die Relevanz und fragt nach dem Grund, warum Ernst positiv und Lafontaine negativ dargestellt werde.

Was natürlich eine besonders erbärmliche Lüge beinhaltet: Zum Lebensstil von Lafontaine habe ich nämlich überhaupt nichts geschrieben, das kann also auch nicht „sehr höhnisch, hämisch, güllig“ sein. Direkte Belege werden nicht genannt, auch der eingeblendete Screenshot mit Teilen meiner Bearbeitungen deckt den Sachvortrag nicht. Zu Klaus Ernst: „Scharfzüngigkeit“ ist ein ambivalenter Begriff. Die ausgiebige und oft konfliktorientierte Nutzung eines rhetorischen Talents stiftet nicht nur Frieden. Was die Erwähnung des Porsches soll, war mir schon immer unklar, aber da der von anderen Wikipedianern aus genau dem Wein/Wasser-Motiv heraus unbedingt in den Artikel gedrückt werden musste (mit dem in der Tat höhnisch-hämischen Subtext „Luxus-Linker/Porsche-Klaus“), war es ein Gebot der Fairness, dazu zu schreiben, wie Ernst zu der Karre überhaupt kam und wie alt sie ist. Die Attestierung von Scharfzüngigkeit und die neutrale Darstellung des Neidobjektes Porsche ist keine „Positivdarstellung an jeder möglichen Stelle“. Nebenbei: Ernst war nie im Betriebsrat von Porsche oder gar dessen Vorsitzender, sondern Aufsichtsratsmitglied. Wer nicht einmal gesellschaftsrechtliche Grundbegriffe wie Aufsichts- und Betriebsrat auseinander halten kann, sollte besser nicht hier anderen die Welt erklären.

Minute 31 bis 40

30:07 Fiedler deutet meine Erwähnung des Umstandes, dass Lafontaine im Konflikt um den Umgang mit Querfront-Aktivisten Partei für Ken Jebsen ergriff und gegen Klaus Lederer, der als Berliner Kultursenator Bedenken gegen eine Preisverleihung an Jebsen in einem mit Landesmitteln geförderten Kino geäußert hatte, als Grund für mein angebliches Niederschreiben Lafontaines. Es ginge hier um die Querfront.

30:39 Pohlmann bestätigt das und behauptet, „jede Art von Zusammenarbeit [mit] oder Auftauchen bei Jebsen“ werde von mir „als oberster Richter der Wikipedia Deutschland von schweren Strafen belegt“.

Dazu sollte man ggf. erwähnen, dass Pohlmann bei Jebsens Portal KenFM mindestens 25 Beiträge veröffentlicht hat: [28]. Ich bin übrigens weder Mitglied des deutschen Wikipedia-Schiedsgerichts, noch führe ich den Vorsitz da, also was sollen die Witzchen? „Schwere Strafe“ ist vermutlich, den Umstand der Zusammenarbeit bzw. des Auftauchens mit Jebsen in den Personenartikel reinzuschreiben. Das tue ich aber in der Regel nicht – ich hätte viel zu tun, wenn ich bei jedem von Jebsens bzw. KenFMs Interviewpartnern das in seine Biografie reintexten würde - das habe ich weder bei Dehm noch bei Lafontaine getan. Dadurch würde ich Jebsen völlig unnötig Publicity verschaffen. Wenn aber ein Linken-Landesfürst glaubt, er müsse für einen Parteifremden wie Jebsen den eigenen Genossen in den Rücken fallen, dann ist das ja schon irgendwie erwähnenswert.

30:56 Fiedler meint, auch das habe einen Nahost-Bezug, „denn wir wissen ja alle ja, das Ken Jebsen also durch und durch Pazifist ist und natürlich jede Art von Waffengang, in diesem Fall speziell von Israel gegen Palästinenser natürlich negiert. na und nö.“

Fremdwörter sind Glückssache – und Glück hat nicht jeder. „Negieren“ bedeutet „abstreiten, leugnen“. Jebsen tut das gewiss nicht – wenn in Gaza ein Schuss fällt, schreit er als Erster. 31:10 Pohlmann souffliert: „kritisiert“

31:15 Fiedler (erleichtert): „Kritisiert – genau, richtig!“

31:20 Fiedler meint, man müssen sich jetzt nicht jeder Position von Ken Jebsen anschließen, da gäbe es jetzt ein paar Sachen, die er nicht so gut fände, aber im Punkt scheint das hier zu sein, dass…

Ja was?

31:30 Pohlmann: „ja wieder: Lederer ist eine bestimmte Fraktion innerhalb der Linken, es ist eindeutig proisraelisch, Lederer fährt immer wieder nach Tel Aviv, er hat sich mehrfach dazu geäußert, es hätte eine sehr lebendige Schwulenszene in Tel Aviv, die er sozusagen dort genießt. Er fährt hin, er macht , er ist engst verbunden in diese Richtung , er ist ja der beliebteste Politiker in Berlin übrigens und ist also in der Fraktion die Grünifizierung der Linken, das heißt für Auslandseinsätze, Unterstützung Israels, das ist die Linie von Lederer , und es scheint so zu sein, das Feliks dieser Linie folgt“

„Bestimmte Fraktion“ – wieso nicht gleich „von der anderen Fraktion“?: Irgendwie wird da im Subtext produziert, dass Lederer zum Vögeln nach Tel Aviv fährt und deshalb die Juden so gern mag. Lederer ist seit ewig mit einem netten Berliner verliebt, verlobt, verpartnert und inzwischen auch verheiratet. Und es ist für LGBT-Leute durchaus angenehm, im Urlaub da zu sein, wo schmerbäuchige Spießbürger aus Kleinmachnow oder Rastede nicht den Ton angeben. Das Lederer sich für Auslandeseinsätze ausgesprochen hätte, wäre mir neu, und bezüglich Israel ist er einfach gegen eine Dämonisierung des Landes – wie sie z.B. auch von der Querfront als Teil ihres Markenkernes betrieben wird.

32:19 Pohlmann erklärt, dass Annette Groth (Die Linke), mit bei der Gaza-Flotte auf der Mavi Marmara war: „Auf diesem Schiff sind neun Leute von israelischen Kommandos erschossen worden, zum Teil, während sie mit dem Gesicht nach unten auf Deck bereits lagen, mit aufgesetzter Pistole an die Schläfe. Wurde von der UN als Hinrichtung bezeichnet. Da war sie mit dabei, und wenn man dann liest, was Feliks dazu editiert, dann ist das Problem, dass sie antisemitische Positionen vertritt. Also die Sache mit der Gaza-Flotte, also die Anwesenheit bei der Ermordung von neun Leuten interessiert nicht, sondern er hat seinen ganz eigenen Blick da drauf, nämlich den der israelischen Regierung, die auch das natürlich gerechtfertigt hat.

Zur Mavi Marmara: Pohlmanns Schilderung deckt sich nicht mit der Darstellung hier: Ship-to-Gaza-Zwischenfall. Von einer Einstufung als „Hinrichtung“ seitens der UN ist mir nichts bekannt, vielmehr ist das die Darstellung des türkischen Untersuchungsberichts (also von Leuten des netten Demokraten Erdogan), die im UN-Bericht zwar zitiert wird, aber nicht in dessen Gesamtergebnis mit einfließt. Groth war nicht Augenzeugin des Gefechts, da sie sich als emanzipierte Frau von den an Bord tonangebenden Islamisten der IHH auf einem abgesperrten „Frauendeck“ unterbringen ließ (sonst wäre das Schiff ja haram gewesen) und so beim Entern durch die israelische Marine gar nicht raus konnte. Wer Groths Standpunkte für antisemitisch hält, lasst sich mit Beleg aus ihrem WP-Artikel erlesen. Meine persönliche Meinung dazu ist eher belanglos.

33:18 Fiedler führt aus, dass man im Zuge der Vorbereitung dieser Sendung ein Interview mit Annette Groth geführt habe und man habe sie jetzt über Telefon zugeschaltet. Man solle sich anhören, was sie dazu zu sagen habe und wie sie die Editierungen von Feliks in ihrem Artikel wahrnehme.

Wenn das Interview im Vorfeld geführt wurde, dann kann es keine jetzige Zuschaltung sein. Wenn sich die nicht dauernd verplappern würden.

33:45 Fiedler fragt Groth, wie sie ihren Wikipedia Eintrag wahrnehme.

33:48 Groth bezeichnet diesen als „sehr tendenziös“ und „nicht der Wahrheit entsprechend“ 2010 war ich ja mit anderen auf der Free-Gaza-Flottille, deren Ziel es war, die Blockade des Gazastreifens zu brechen. Man habe Medikamente, Rollstühle und all so was an Bord gehabt und wollte das nach Gaza bringen, weil solche Sachen kämen ja nach Gaza nicht rein. „Und was wirklich ärgerlich ist, nach unserer Rückkehr steht das drin als Akt der Piraterie, das stimmt ja auch, das war ein völkerrechtswidriger Angriff in internationalen Gewässern und von daher mehr als ein Akt der Piraterie und warf den israelischen Soldaten vor sie hätten durch Kopfschüsse – das stimmt ja auch, das ist eine Tatsache, das steht dann so, kommt so raus, als ob ich es aus der Luft gegriffen hätte, wenn etwas vorgeworfen wird, und das wird überhaupt nicht verifiziert, natürlich stimmte das, das hat man hinterher ja alles gesehen. Wir haben genau recherchiert, dass da von hinten Leute erschossen wurden sind, das hat die forensische Untersuchung hinterher alles bestätigt. Also ich meine, die Leute die erschossen worden sind, die hatten ja keine Waffen und gar nichts.“

Es wird da seitens Groth so getan, als ob der Tod von neun Aktivisten in ihrem Wikipedia-Artikel bestritten würde, aber das ist nicht der Fall. Was aber wohl fragwürdig ist, ist, ob man wie von Groth behauptet, Verletzte verbluten ließ. Der UN-Bericht schenkt der israelischen Darstellung Glauben, dass man im Rahmen der Umstände alles Mögliche tat, um Verletzte angemessen zu versorgen, siehe S.65 des Berichts [29]. Dass die Getöteten keine Waffen gehabt hätten, wird dort nicht festgestellt, es wird lediglich festgehalten, dass kein Beweis erbracht worden sei, dass sie tödliche Waffen gehabt hätten (S.60). Das deckt sich mit den israelischen Darstellungen, die von Eisenstangen sprachen. Extrem manipulativ ist, dass im Bild ab Minute 35:07 Auszüge des UN-Berichts gezeigt werden, die lediglich den türkischen Untersuchungsbericht zitieren, ohne dass dies dem Zuschauer erklärt wird, und die so aber nicht in das Ergebnis der UN-Untersuchungskommission einflossen. Das ist eine ausgesprochen widerwärtige Verfälschung der Tatsachen, die suggeriert, dass der behauptete „execution style by two Israeli soldiers“ somit vom UN-Bericht bestätigt sei. Das ist bezeichnend für die Methode Pohlmann/Fiedler, die aus Lügen, Halbwahrheiten und Weglassungen ihre ekligen Theorien basteln. Dass Medikamente nicht nach Gaza kämen, trifft nicht zu, Israel lässt diese im Regelfall nach Inspektion passieren. Der Gaza-Flottille wurde auch angeboten, die „Hilfsgüter“ nach Inspektion über Israel nach Gaza zu bringen, das lehnten die Menschenrechtsfreunde aber ab – entweder wäre das nicht spektakulär genug gewesen oder ggf. hätten sich dann die bösen Zionisten daran gestört, dass ein erheblicher Teil der großzügig gespendeten Medikamente bereits abgelaufen war.

35:17 Groth: „Und dann ist da von der IHH, das ist die türkische Gruppe, die das Schiff gechartert hat, die Rede. Ich würde sie als humanitäre Organisation einschätzen, ja, das ist so. IHH ist eine bei der UN akkreditierte NGO , und diese Akkreditierung bekommt man nur nach sorgfältigster Prüfung und Screening und so weiter und so fort, bevor man da bei der Uno diesen Status kriegt, und von daher ist es eine Organisation, die auf jeden Fall als humanitäre Organisation eingestuft werden soll.“

Die IHH ist nicht bei der UN, sondern beim UN-Wirtschafts- und Sozialrat akkreditiert – wie 3000 andere NGOs auch, so exklusiv kann das also nicht sein. Die Akkreditierung erfolgt nach formalen Kriterien, nicht nach inhaltlichen. Der formal selbständige deutsche IHH-Ableger wurde 2010 in Deutschland wegen seiner Unterstützung für die Terrororganisation Hamas verboten - was nicht unbedingt für eine rein „humanitäre“ NGO spricht…

35:58 Groth beklagt sich darüber, dass der Vergleich von BDS mit „Kauft nicht beim Juden“ hanebüchen und an den Haaren herbeigezogen sei. Es gebe mittlerweile weltweit über 30 jüdische Organisationen, die sich hinter BDS gestellt hätten, und Tausende, mdarunter viele Jüdinnen und Juden, die sich für gerechten Frieden in Nahost einsetzen, würden BDS unterstützen.

Dass mit „Kauft nicht beim Juden“ sag nicht ich, sondern u.a. Kipping und Ramelow. Und eine Handvoll Alibi-Juden, die sich einsammeln ließen, kann der Kampagne keinen Koscher-Stempel erteilen.

36:30 Groth bezeichnet diese Wikipedia-Einträge als nicht neutral, sondern sie würden aussagen, dass das Leute seien, die man nicht ernst nehmen könne und die man in die Ecke des Antisemitismus einordne.

Der Artikel stellt nur dar, was der Fall ist, denn BDS wird ja sogar von Groths eigener Parteivorsitzenden „in die Ecke des Antisemitismus eingeordnet“.

37:00 Groth beklagt sich darüber, dass sie schon mal erfolglos versucht habe, ihren Artikel zu verändern, und bezeichnet die Aussage, dass man jeden Wikipedia-Artikel ändern könne, als „Fake News“

Ohne Nennung des Zeitpunkts ist eine Ursachenforschung hier unmöglich, ggf. war der Artikel gesperrt. Wenn man aber einfach ohne Darlegung der Gründe auf der Diskussionsseite des Artikels belegte Inhalte aus dem Artikel raus löscht, dann nennt man das für gewöhnlich auch Vandalismus. So etwas hat selten Erfolg. Und es ist die Methode Trumps, missliebige Fakten einfach als „Fake News“ abzutun.

38:07 Pohlmann erklärt, dass Diether Dehm auf der angekündigten Wikipedia-Video-Konferenz in Wien sprechen werde. Feliks sei bei Dehms Artikel mit 21,2 % Textanteil Haupteditor, die Benutzer Tohma, Phi und Berichtbestatter, also „die ganzen üblichen Verdächtigen“ auch wieder mit dabei seien. Dehm habe guten Grund, seinen Artikel nicht gut zu finden, denn da werde eine Affäre genannt: „bei der darauf folgenden sogenannten Wachbuchaffäre soll Dehm laut einem Pförtner in der PDS-Parteizentrale und einem Eintrag in das Wachbuch eine Anweisung erteilt haben, darauf zu achten, dass Dietmar Bartsch, vorheriger Bundesgeschäftsführer der PDS, keinerlei Unterlagen aus dem Haus schaffe.

Zur Wachbuchaffäre habe ich allenfalls redaktionelle Änderungen gemacht, inhaltlich stand sie schon in der ersten Version des Artikel von 2004 (!) drin [30]. Sie wurde hier von einem anderen Wikipedianer (keiner der „Üblichen Verdächtigen“) etwa auf den heutigen Umfang ausgebaut: [31]

39:05 Pohlmann wirft mir vor, ich hätte eingetragen, dass Dehm „nur 7,1 % der Stimmen bekommen“ habe.

Tja, mehr hatte er auch nicht. Von „nur“ war nicht die Rede, und 7,1 % sind für die Linke im Westen ein sehr ordentliches Ergebnis.

39:11: Pohlmann: „Kontroversen und Positionen – das Wort „Kontoversen“ stammt von ihm.“

Wenn in dem Abschnitt Kontroversen abgehandelt werden, dann kann als Überschrift schwerlich „Friede, Freude, Eierkuchen mit Onkel Diether“ darüber stehen.

39:16 Pohlmann wirft mir vor, ich hätte eingetragen: „2015 musste Dehm für das Zeigen einer Fahne der verbotenen Kurdenorganisation eine Strafe zahlen“.

Und dazu geschrieben, aus welchem Motiv es Dehm tat – nämlich um zu demonstrieren, wie widersinnig das PKK-Verbot in Zeiten ist, in denen der syrische PKK-Ableger mit Waffen des Westens dem IS die Stirn bietet. Belegt mit dem Neuen Deutschland, aus dem man wohl über Dehm zitieren darf. Wie absurd ist das denn?

39:28 Pohlmann: „Ukrainekrise/Mahnwachen für den Frieden: Im April 2014 erklärte Dehm in einem Interview mit dem russischen Staatssender Stimme Russlands - ja“

Warum sagt er nicht das, was Dehm erklärte und wie seine eigene Fraktion darauf reagierte? Nämlich dass er behauptete, dass die deutschen Medien von den USA gesteuert seien und dass seine eigene Fraktion sich umgehend von dieser Verschwörungstheorie distanzierte? [32]

39:32 Pohlmann: „Ja, das ist also das übliche, und ‚Bereits 2009 hatte Dehm in diesem Kontext erklärt, ach so, der Berliner Landesvorsitzende der Linken Klaus Lederer bedauerte, dass Dehm den Parteivorstandsbeschluss ignorierte, sein Verhalten werde im Bundesvorstand diskutiert werden. Bereits 2009 hatte Dehm in diesem Kontext erklärt: Antisemitismus ist Massenmord und muss dem Massenmord vorbehalten bleiben. Dies brachte ihm von Felix Bartels den Vorwurf ein, dass er damit fordere, von Antisemitismus erst dann zu reden, wenn wieder massenhaft Juden umgebracht würden.‘ Also das ist klassischer Feliks, hier wird alles zusammengetragen, mit der Güllepumpe, was in diese Richtung zu finden ist.“

Hat Dehm diesen Unfug etwa nicht erzählt? Ist es irrelevant, wenn ein Politiker sich um Parteivorstandsbeschlüsse einen Dreck schert und lieber Antisemitismus unterhalb des Massenmordes negiert? (Um das Fremdwort mal im richtigen Sinne anzuwenden...)

Minute 41 bis Ende

40:20 Fiedler: „Das wiederholt sich auch immer, es geht immer um die Gaza-Flottille, das Problem der Palästinenser und Israel im Allgemeinen, es geht um Ken Jebsen als Verfechter der Position der Palästinenser, es geht um Klaus Lederer, es dreht sich immer um dieselben Leute.“

Hat wer aufgepasst? Es ging in den zu Dehm zitierten Stellen weder um Gaza noch um Palästinenser noch um Israel noch um Jebsen, sondern nur einmal um Lederer. Und Lederer wiederholt sich nur deshalb, weil hier unter meinen über 55.000 Edits zwei rausgekramt wurden, die ihn erwähnen. Ich räume ein: ich hab ihn vermutlich sogar noch zwei- oder dreimal andernorts erwähnt.

40:25 Fiedler erklärt, diese Absätze fände man immer mehrfach in verschiedenen Artikeln wieder, je nachdem, wie man es gerade gebrauchen könne.

Wo steht eigentlich, dass Sachverhalte nur in einem Artikel stehen dürfen, wenn sie für mehrere Artikel relevant sind? Und die entsprechenden Inhalte wurden nicht so eingetragen „wie man es gerade gebrauchen könne“, was Instrumentalisierung mit unterschiedlicher Darstellung aufgrund wechselnder Zielrichtung unterstellt, sondern um einen in der Öffentlichkeit berichteten Sachverhalt bei den damit in unmittelbaren Zusammenhang stehenden Wikipeda-Artikeln neutral darzustellen.

40:30 Fiedler: „Das sind so Versatzstücke, die von Feliks benutzt werden, um Leute einfach zu diskreditieren, also um sie schlecht aussehen zu lassen in der Öffentlichkeit.“

Da wird jetzt so getan, als ob ich mir das irgendwie selbst ausgedacht hätte. Dehm und andere werden aber nicht von mir diskreditiert, sondern allenfalls durch ihre eigenen Taten und Worte. Und die sind nun mal belegt. Hätte ich vor gehabt, ihn zu diskreditieren, dann hätte ich mich kaum darum bemüht, dass die an prominenter Stelle in der Einleitung seines Artikels genannte Stasi-Geschichte und die Kategorisierung als IM entfernt werden: [33]. Bei seiner Verurteilung wegen des Aufrufs zum Schottern schrieb ich mit der Begründung „Dass das Ding noch nicht rechtskräftig ist, sollte man aus Fairness dazu sagen“ rein, dass Dehm Rechtsmittel ankündigte: [34]. Aber an einer neutralen Darstellung sind Fiedler und Pohlmann ja gar nicht interessiert, ihnen geht es nur darum, hier keine Gefangenen zu machen.

41:00 Fiedler stellt die Frage nach der enzyklopädischen Relevanz des Sachverhaltes, dass Dehm einem Pförtner gesagt hätte, er solle „irgendjemanden“ nicht rauslassen, und Dehm streitet das selber ab. Da stehe Wort gegen Wort und eine Diskussion, die noch gar nicht zu Ende sei, werde dem Leser präsentiert.

Wie gesagt: Die sogenannte „Wachbuchaffäre“ wurde inhaltlich gar nicht von mir eingebracht. Sie steht aber seit der Urversion des Artikels vor 14 Jahren drin, ohne dass irgendwer die je für unwichtig gehalten hätte. Nicht mal Dehm selbst, der auf der Diskussionsseite des Artikels vor Jahren vor Jahren in Sachen MfS eine ihm gefälligere Darstellung begehrte, störte sich daran. Der Vorgang war mitursächlich dafür, dass der Parteivorstand um Gabi Zimmer nach kurzer Amtszeit wieder abtrat und ist daher durchaus relevant. Dietmar Bartsch ist übrigens nicht „irgendjemand“ und war es auch damals nicht.

41:21 Pohlmann bezeichnet den Abschnitt über Dehms Verhältnis zur Pressefreiheit als „auch so ein Ding“ und zitiert „Nachdem Dehm Anfang 2018 den Tagesspiegel-Redakteur Matthias Meisner, der seit 1999 über die PDS bzw. Linke berichtete, als ‚Schreibagenten‘ von der ‚BND-Tankstelle‘ beschimpfte und Meisner sich darüber beschwerte, forderten die Parteichefs Kipping und Riexinger die eigene Fraktion zu einem fairen Umgang mit kritischen Journalisten auf. ‚Aus historischen Gründen und auch bezüglich aktueller Anlässe‘betonte Kipping, ‚dass die Pressefreiheit für die Linke ein hohes Gut ist und bleibt.‘ Bundesgeschäftsführer Harald Wolf bezeichnete Dehms ‚Äußerungen [als] vollkommen deplatziert‘. Sie würden ‚jeder sachlichen Auseinandersetzung [entbehren]‘.“ Also er sucht zusammen, was er finden kann, und auch das wird entsprechen eingetragen.“

Der Vorfall wurde nicht von mir „gesucht“, er ging damals durch die Medien. Und wenn Dehm kritische Journalisten diffamiert, dann ist für Pohlmann nicht Dehm der Schurke, sondern derjenige, der darüber berichtet.

42:00 Pohlmann behauptet, es wäre immer die gleiche Struktur, dass es Leute innerhalb der Linken gebe, die von mir niedergemacht würden, und es gebe Leute, die hochgeschrieben würden. Hochgeschrieben zum Beispiel Lederer und Ernst. Niedergeschrieben ganz besonders Dehm, Groth, Lafontaine, also die zu Israel kritische Fraktion oder die, die mit Ken Jebsen aufgetaucht seien. Das wäre eine Art „politische Kommentierung“ in scharfer Form, die daher komme als objektive Lexika-Artikel.

Wie gesagt: ich habe gut 50 Artikel über Politiker der Linkspartei bearbeitet. Ich kommentiere dabei nicht, ich stelle nur Informationen auf Basis von zuverlässigen Belegen und möglichst ohne eigene Wertung dar. Nur bei einer Handvoll der 50 Artikel habe ich Informationen eingetragen, die die dargestellten Personen vermutlich nicht freuen. Nicht weil ich das erfunden habe, sondern weil es nun mal laut zuverlässigen Quellen so ist. Dafür, dass mein Kriterium für das angebliche „Nieder-“ bzw. „Hochschreiben“ Israel oder Jebsen wäre, ist die die von Fiedler/Pohlmann nicht zufällig, sondern gezielt herausgesuchte Stichprobe „Dehm-Lafontaine-Groth-Möller-Lederer-Ernst“ zu klein und zudem nicht im Ansatz aussagekräftig. Klaus Ernst ist nämlich alles andere als ein Verfechter von Israels Selbstverteidigungsrecht oder Vorkämpfer gegen innerparteilichen Antisemitismus ( [35] [36] [37]) und fällt damit schon mal raus. Meine Bearbeitungen am Artikel von Klaus Lederer sind marginal und beschränken sich auf die Entfernung eines Sachverhaltes, zu der keine Außenwahrnehmung durch Sekundärquellen dargestellt war und der damit irrelevant ist, zudem ist Lederer kein Fan der israelischen Regierung [38]. Kornelia Möller ist keine dezidierte Israelkritikerin und tauchte nie in der Blase um Jebsen auf (ob man ihre Gaza-Spende wirklich erwähnen muss, darüber kann man gerne reden). Bei anderen, dezidierten Israelkritikern in der Linken wie Nicole Gohlke beschränkt sich meine Mitarbeit am Artikel im Wesentlichen darauf, dass ich den Hinweis auf die (ohnehin rechtswidrige) Verfassungsschutzbeobachtung aus der Einleitung in den Bereich Kontroversen verschoben habe und dass ich die Posse um die Kurdenfahne neutraler und strukturierter dargestellt habe – also weder Hoch- noch Niederschreiben, sondern neutrales Bearbeiten, obwohl ich Gohlke nach der Theorie von Pohlmann/Fiedler aufgrund ihrer mir durchaus bekannten Unterstützung für die zweite Gaza-Flottille [39] ja eigentlich massiv hätte niederschreiben müssen. Gohlkes Israelkritik ist in meinen Augen zwar falsch, aber wohl eben nicht antisemitisch. Auch Alois Mittermüller, durchaus propalästinensisch [40], bekam von mir einen stocknüchternen Artikel, wo nicht im Ansatz seine Position zum Nahostkonflikt thematisiert wurde. Bei Dehm habe ich auch durchaus positive Dinge reingeschrieben und einige bereits im Artikel vorhandene, eher negative Sachverhalte ihrer Bedeutung entsprechend relativiert. Die „Empirie“, die Pohlmann und Fiedler hier treiben, ist also überaus fadenscheinig, da sie eine nicht repräsentative Stichprobe auswählt und bei deren Auswertung Fakten solange weglässt, übertreibt oder erfindet, bis das Ergebnis ihrem kruden Weltbild entspricht.

43:00 Pohlmann fordert, dass in einem Lexikon nur das stehen solle, was wesentlich ist, „also das, wenn man es weglässt, dass man nicht verstehen würde, worum es geht.“ Ich hätte eine Ansammlung von Negativ-Kleinteilen geschaffen. „Also man würde in der Philosophie sagen, oder das ist Wesen also das Wesen also das Lesen und Akzidenz und das sind alles akzidentielle Sachen.“ Dann greift er zu einem Beispiel: „Das Wesen eines Tisches ist, dass man Sachen darauf abstellen kann. Ob er drei, vier oder fünf Beine hat, ist akzidentiell, und was im Lexikon drin stehen muss bei Tisch ist, dass es eine Unterlage ist, auf der man Sachen abstellen kann und bei bei Feliks steht drin über 15 Seiten dass der Tisch drei Beine hat und welche Farbe er hat.“

Wikipedia hat den Anspruch einer Universalenzyklopädie, die über den Darstellungsrahmen klassischer Lexika deutlich hinausgeht. Im normalen Brockhaus wären Leute wie zum Beispiel Groth und Möller nie erwähnt worden, Dehm vermutlich auch nicht. Ein Anspruch darauf, dass in einem Lexikon nur Dinge stehen, die der Betroffene schön findet, besteht nicht – Uli Hoeneß wird das bestätigen können. Das „Gleichnis vom Tisch“ aus dem Evangelium nach Pohlmann klingt zwar schön, hat aber mit der Wikipedia-Wirklichkeit leider nichts zu tun: Der Wikipedia-Artikel zu „Tisch“ ist deutlich länger als „Ein Tisch eine Unterlage ist, auf der man Sachen abstellen kann“. Um genau zu sein, er umfasst sechs PDF-Seiten. Und 15 Seiten habe ich noch nie zu einem Politiker der Linkspartei geschrieben – entgegen der Behauptungen von Fiedler und Pohlmann ist nämlich der tatsächliche Schwerpunkt meiner Wikipedia-Arbeit die Militärgeschichte, so z.B. Bundesheer (1. Republik) (22 PDF-Seiten, Textanteil Feliks 63%).

43:33 Fiedler erklärt, dass ich Mitglied der Linkspartei wäre oder zumindest lange Zeit gewesen sei. Er vermute, dass ich es noch sei. Und damit bekomme „natürlich“ die Art und Weise, wie ich hier Mitglieder der Linkspartei angehe, ein ganz besonderes Geschmäckle.

Dann vermutet mal schön weiter. Wenn ich 24/7 nichts anderes als Nettes über Politiker einer speziellen Partei schreiben würde, dann wäre das wohl eher ein deutliches Indiz für Manipulation, Propaganda und fehlende Objektivität. Genau das mache ich aber eben gerade nicht. Und ich schreibe auch über Politiker anderer Parteien mal Nettes, mal weniger Nettes – aber vor allem nur Belegbares. Worin liegt also das „Geschmäckle“?

43.59 Pohlmann behauptet, ich mache Politik. Ich hätte unter normalen Umständen nicht die Bedeutung und würde weder als Journalist noch als Politiker die Bedeutung entfalten, die ich als „Junta-Mitglied in Wikipedia“ habe. Ich hätte eine Agenda, sei Mitglied der Linkspartei, würde meine eigenen Parteigenossen in einer massiv desinformativen Art und Weise niederschreiben und ich arbeite dabei zugunsten Israels bzw. der Netanjahu-Regierung. „Er macht Politik in Wikipedia und das wird unterstützt und gedeckt von der Junta, wie wir sie genannt haben oder wie ich sie nenne, das heißt, diese wenigen Leute, es ist ja wirklich eine Handvoll Leute, man kann diese Leute, die jetzt da mit ihm zusammenarbeiten, die kann man an zwei Händen abzählen, und diese Leute nutzen die Wikipedia als politisches Kampfinstrument.“

Ich bin hier auch weder als „Journalist noch als Politiker“ unterwegs, sondern beim Schreiben einer Enzyklopädie. Nicht mit Desinformation, sondern mit aus zuverlässigen Quellen belegten Informationen. Das beinhaltet auch, dass nicht zuverlässig belegte Inhalte gelöscht werden. Dass meine Bearbeitungen nicht an irgendwelchen politischen Strömungen verortbar sind, habe ich oben schon klar dargestellt. Das Gerede von der angeblich alles beherrschenden „Junta“ ist geradezu grotesk falsch und wird von den beiden andernorts noch näher ausgeführt: dass da immer die gleichen Leute ihre Kumpel bei den Wahlen zu den Administratoren durchhieven würden, damit diese dann die Machenschaften der „Junta“ decken. Für Außenstehende: Wikipedia-Administratoren müssen mit 2/3-Mehrheit gewählt werden (Wikipedia:Kandidaturen), an den Wahlen nahmen 2017/2018 im Schnitt 270 Leute teil (ohne vorzeitig abgebrochene Kandidaturen), man braucht für ein Mandat im Schnitt 180 Stimmen für einen Sieg (wobei die erfolgreichen Kandidaten im Schnitt 250 Stimmen hatten), der knappste Sieg war mit 167 Stimmen: Wikipedia:Adminkandidaturen/Statistik. Dass da die maximal zehn Mitglieder der angeblichen „Junta“ gegen den Willen der unterdrückten Massen die ihnen gefälligen Kandidaten durchboxen und missliebige Bewerber verhindern könnten, ist rein mathematisch ein Ding der Unmöglichkeit. Außerdem nehme ich zum Beispiel an den wenigsten Admin-Wahlen teil, und zumindest mein Stimmverhalten hängt primär von meinem Respekt für die Fachlichkeit des Bewerbers ab und weniger von dessen weltanschaulicher Ausrichtung – im Falle Nicolas, die ein Musterexemplar der Palästina-Solidarität ist ([41]), habe ich bei ihrer leider gescheiterten Wiederwahl nicht nur für sie gestimmt (Wikipedia:Adminkandidaturen/Nicola_IV), sondern sogar aktiv für sie Werbung gemacht. Die Verschwörungstheorien, die hier gesponnen werden, haben also strukturelle Ähnlichkeiten mit den Protokollen der Weisen von Zion, auch wenn sie auf einen anderen Personenkreis zielen.

45:10 Fiedler stellt an die Linkspartei die Frage, ob dann hier kein parteischädigendes Verhalten vorliege, wenn jemand massiv Parteimitglieder über die Wikipedia diskreditiere unter dem Vorwand enzyklopädischer Genauigkeit, die jedoch nicht vorhanden sei, was man ja schon mehrfach herausgestellt habe.

Nun, in dem Land, bei dessen Staatsmedien sich Fiedler und Pohlmann so gerne kooperieren, landen solche Parteimitglieder traditionell in Sibirien. In einer demokratischen Partei kann man wohl mit der sauber belegten Darstellung von Kontroversen leben, auch wenn das den Wunschfantasien der beiden Meisterjournalisten jetzt nicht so ganz entgegenkommt – denn weder das Zitieren der Parteivorsitzenden noch das von Parteivorstandsbeschlüssen noch von Parteizeitungen gilt für gemeinhin als parteischädigend.

45:36 Pohlmann erklärt, dass niemand wisse, wer Feliks in Wirklichkeit sei. Die Leute hätten schon bemerkt, dass sie niedergeschrieben würden, aber ich träte anonym als „Heckenschütze“ nie mit offenem Visier an. Ich könne diese Leute hinter der Maske diskreditieren und meine Giftpfeile „abspritzen“. Ich könne machen, was ich wolle, weil nie klar sei, wer ich eigentlich sei. Und ich würde dann innerhalb der Partei natürlich große Schwierigkeiten bekommen, wenn das bekannt werde. Er und Fiedler aber würden der Linken ihre Kenntnisse zur Verfügung stellen.

Da habe ich aber jetzt schon Angst. Nebenbei: Pfeile, auch Giftpfeile werden abgeschossen, nicht „abgespritzt“. Die Gründe, warum ich meinen bürgerlichen Namen nicht auf Wikipedia nenne, habe ich schon auf meiner Nutzerseite genannt, aber hier noch mal kurz: Auch wen es sich für Außenstehende etwas fremdartig anhören mag - eines der Grundprinzipien der Wikipedia ist, dass alle Nutzer das Recht auf Anonymität haben: Wikipedia:Anonymität. Genau genommen liegt eigentlich nicht Anonymität vor, sondern Pseudonymität – etwas, was ja auch der von Fiedler und Pohlmann so geschätzte Ken Jebsen für sich in Anspruch nimmt. Übrigens hat auch manch anderer Wikipedianer den Klarnamen hinter seinem Wikipedia-Account nie wirklich offengelegt: [42]. Wer das sein könnte, darf sich jeder selbst denken. Dass mit innerparteilicher Repression zu rechnen wäre, ist wieder Teil der Vernichtungsfantasien der beiden. Nochmal: Es liegt keine Diskreditierung im Sinne unbelegter oder gar unwahrer Behauptungen vor – die Heckenschützen/Giftpfeil-Anwürfe gehen also ins Leere.

46:20 Fiedler frohlockt, dass es genau mit dieser Anonymität in der nächsten Sendung vorbei sei, und kündigte für die nächste Sendung an, einiges Groteskes über mich zu Tage zu bringen.

46:40 Pohlmann: „Es ist grotesk. Man muss sich klar sein, wir machen das nicht um eine Person einfach aufzudecken, sondern um aufzudecken, dass sie die Anonymität in Wikipedia für Manipulationen nutzt, und das ist etwas, was dringend korrigiert werden muss und was bekannt werden muss.“

Nochmal: Manipulationen liegen meinerseits nicht vor. Dass es den beiden selbsternannten Scharfrichtern nicht um Bloßstellung geht, kann man unschwer an ihren Gesichtern ablesen. Wenn Fiedler eine Frau wäre, dann hätte er in dem Moment wohl einen Eisprung gehabt. Dass die Herren mit der angekündigten Offenlegung meines Namens nicht nur gegen WP:ANON, sondern auch gegen geltendes Recht verstoßen, hat ihnen inzwischen mein Anwalt schon erklärt. Es gilt das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, das dem Einzelnen die Befugnis gibt, grundsätzlich selbst darüber zu entscheiden, ob, wann und innerhalb welcher Grenzen persönliche Lebenssachverhalte offenbart werden (Bundesgerichtshof vom 29. April 2014 - VI ZR 137/13, AfP 2014, 325 Rn. 9; vom 30. September 2014 - VI ZR 490/12, AfP 2014, 534, 536; vom 13. Januar 2015 - VI ZR 386/13, VersR 2015, 336 Rn. 9, jeweils mit weiteren Nennungen). Hierzu gehört insbesondere die Entscheidung, ob die Person überhaupt in die Öffentlichkeit gezogen werden möchte.

46:50 Fiedler behauptet, es gäbe hier eine Identität als Wikipedia-Schreiber, eine private Identität und eine Identität als Parteimitglied der Linken, was viele Fragen aufwerfe und ganz starken Sprengstoff beinhalte, und es gäbe ein starkes Interesse der Öffentlichkeit, dass diese Sachen auch aufgedeckt und auch zusammengeführt würden.

Auch „öffentliches Interesse“ oder „Sprengstoff“ sind wohl Teil der Fantasie der Herren.

47:20 Pohlmann: „Das ist klassischer Journalismus und ja und die ganze Struktur die dahinter steht Wikipedia ist etwas, wie ich gesagt, wie wir es immer wieder sagen, die gefragt werden muss, wie es möglich ist, dass solche Zustände jahrelang in ihrem Inneren stattfinden gedeckt werden, und dass sich eine Gruppe die Wikipedia aneignen was ist das also öhm was ist das für eine Struktur mit der wir es zu tun haben.“

Das Eigenlob für die als Journalismus getarnte Dreckwerferei sollte der Herr stecken lassen, es duftet doch ein wenig arg ranzig. Aber schön ist das Offenlegen der eigenen Methode des „immer wieder Sagens“, um die Adressaten entsprechend zu konditionieren.

47:50 Fiedler wendet sich an die „lieben Zuschauer“, wirbt für die nächste Sendung, in der das Rätsel über meine wahre Identität aufgelöst werde. Es komme noch so viel schockierender Stoff, da man nämlich anhand meines Namens eine ganze Menge ableiten könne. Und außerdem halte er mich nicht für sympathisch. enn Fiedler mich der sympathisch fände, würde ich wohl in mich gehen müssen.

48:40 Pohlmann: „Heckenschütze, Heckenschütze“

Noch zweimal wiederholen: Pohlmann hat seinen Kahnemann gelesen.

48:50 Fiedler verabschiedet sich von den „lieben Zuschauern“ und verweist auf die nächste Folge der Serie.

Die Sendung wendet sich offensichtlich nicht an Frauen, denn sonst würde er versuchen, zumindest einmal auch die „Zuschauerinnen“ anzusprechen.

49:00 Pohlmann ruft dazu auf, diese Sendung zu verbreiten, damit Freunde und Bekannte erfahren, was mit Wikipedia ist. Man könne sich nicht auf die Unterstützung der Medien in dieser Sache verlassen.

Da die beiden genau wissen, dass kein Medium, das im Ansatz etwas auf sich hält, etwas über ihre Cybermobbing-Attacke berichten würde, inszeniert man sich gleich vorsorglich als Opfer des organisierten Verschweigens.