Schloss Kürnbach
Schloss Kürnbach, Frontansicht mit Kastanienallee

Schloss Kürnbach, Frontansicht mit Kastanienallee

Staat Deutschland
Ort Kürnbach (Landkreis Karlsruhe, Baden-Württemberg)
Entstehungszeit um 1200
Burgentyp Wasserschloss, Ortslage
Erhaltungszustand vollständig erhalten; bewohnt
Bauweise gotisch (Grundmauern) mit barocken Fachwerkaufbauten
Geographische Lage 49° 5′ N, 8° 51′ OKoordinaten: 49° 4′ 37,3″ N, 8° 50′ 51,8″ O
Höhenlage 213 m ü. NHN
HerrSonderbar/Schloss Kürnbach (Baden-Württemberg)
HerrSonderbar/Schloss Kürnbach (Baden-Württemberg)

Schloss Kürnbach ist ein in der baden-württembergischen Gemeinde Kürnbach im Landkreis Karlsruhe gelegenes ehemaliges Wasserschloss. Das Gebäude geht auf eine frühgotische Tiefburg zurück und diente vermutlich ab dem beginnenden 13. Jahrhundert zunächst als Stammsitz verschiedener regional einflussreicher Adelsgeschlechter. Von Ende des 15. Jahrhunderts an war es Eigentum der Landgrafen von Hessen, von 1815 bis 1872 dann der Großherzöge von Hessen und bei Rhein; anschließend ging es in Privatbesitz über.

Seit xxxx steht das Kürnbacher Schloss unter Denkmalschutz.

Das Schloss liegt am östlichen Ortsende der im Landkreis Karlsruhe gelegenen Gemeinde Kürnbach im nordwestlichen Baden-Württemberg; das Umland bildet der Naturraum Kraichgau im Südwestdeutschen Schichtstufenland.

Geschichte

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Das heutige Schloss geht auf eine historische Wasserburganlage zurück, die zum ersten Mal in einer Lehensurkunde aus dem Jahre 1354 erwähnt wird. Die Burg war ursprünglich ein befestigter Rittersitz, vermutlich erbaut vom ab der ersten Hälte des 12. Jahrhunderts in Quellen nachgewiesenen Ortsadel, den Herren von Kürnbach. Der exakte Erbauungszeitraum ist nicht belegt, lässt sich anhand der Bauweise der ältesten Gebäudeteile aber um das Jahr 1200 datieren.[1] Bei der eher leicht befestigten Anlage war seinerzeit sehr wahrscheinlich weniger der dauerhafte Widerstand gegen Belagerungen beabsichtigt, sondern vielmehr ausreichende Sicherung gegen plötzliche Überfälle.[2] Die ursprüngliche Burg war von einem Wassergraben umgeben und nur über eine Zugbrücke erreichbar[, heute ist der frühere Graben zugeschüttet und durch Grasflächen ersetzt.[3]]

Schon wenige Jahrzehnte nach Fertigstellung errichteten die Herren von Kürnbach zum Zwecke der besseren Verteidigung im benachbarten Sternenfels eine kleine Höhenburg (→ s. Burg Sternenfels); sie hielten zwar weiterhin auch die Kürnbacher Ländereien, änderten ihren Namen aber fortan in von Sternenfels.

 
Wappen derer von Sternen­fels in Siebmachers Wappenbuch…
 
…und (hier links im Bild) eingelassen in die Außenfassade des Haupt­hauses

Die von Sternenfels unterstützten 1267 den durch den letzten Stauferkönig Konradin initiierten, letztlich erfolglosen Zug nach Italien, verarmten aufgrund der hohen Ausgaben in der Folge mehr und mehr und konnten viele Teile ihres Besitzes wirtschaftlich nicht länger unterhalten. 1380 verkauften sie etwa zwei Drittel Kürnbachs, die Burg eingeschlossen, an die Grafen von Katzenelnbogen, die sie bis zum Aussterben ihres Geschlechts 1479 unterhielten; in der Erbfolge fielen die Kürnbacher Besitztümer anschließend den Landgrafen von Hessen zu, in deren Eigentum sie über die nächsten gut 400 Jahre bleiben sollten.

Vor allem wegen distanzbedingter Verwaltungsschwierigkeiten, die sich auf Dauer zwischen der kraichgauer Exklave und den hessischen Ländereien ergaben, übereignete knapp 90 Jahre später, im Jahr 1567, Georg I. von Hessen-Darmstadt die geerbten Teile Kürnbachs mit der Burg wiederum denen von Sternenfels als Lehen. Um diese Zeit begann wohl auch der fließend verlaufende Wandel von der Burg hin zum Schloss, als man nach und nach Fachwerkaufbauten auf die massiven Mauern setzte. Allerdings verstarb mit Bernhard II. der letzte Schlossherr derer von Sternenfels schon 1598 (in einigen Quellen 1599) kinderlos, woraufhin das Schloss nach nur wenig mehr als 30 Jahren wieder zurück an die hessischen Landgrafen fiel. In der Folgezeit wurde das Schloss zunächst von einem Verweser, später zusammen mit den umliegenden Ländereien von Vögten verwaltet und auch immer wieder bewohnt.

 
Kürnbach 1684 mit dem Schloss in der linken Bildhälfte (Abbildung in den Kieserschen Forstlagerbüchern)

1634 fielen während des Dreißigjährigen Krieges große Teile Kürnbachs einem Feuer zum Opfer; ob oder inwieweit das Schloss in diesem Zusammenhang in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist nicht bekannt, gesichert aber ist die Plünderung des Schlosskellers, bei der unter anderem rund 320.000 Liter dort gelagerten Weins geraubt wurden.

Im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekriegs wurde Kürnbach dann 1688 von französischen Streifkorps wiederum schwer geplündert. Überliefert ist die Anekdote von einigen zur Bewachung der Beute zurückgebliebenen französischen Soldaten, die sich gezwungenermaßen einige Tage im Schloss verschanzen mussten, um sich vor einem Mob aufgebrachter Kürnbacher Bürger zu schützen.[4]

1872 wurde das Schloss von der hessisch-darmstädtischen Linie schließlich aufgegeben und versteigert. Den Zuschlag erhielten drei in historischen Aufzeichnungen nicht näher benannte Brüder, die es bis 1887 mit ihren Familien bewohnten, dann aber ihrerseits wiederum an eine Gräfin Waldeck verkauften.[5]

Am 17. Februar 1896 ersteigerten 18 Kürnbacher Bürger das Schloss gemeinschaftlich für 19.090 Mark, wollten es seines schlechten Zustands wegen aber möglichst schnell wieder veräußern und boten es mit Franz Gros, einem gebürtigen Kürnbacher, dem in Darmstadt ansässigen Hofapotheker des damaligen hessischen Großherzogs Ernst Ludwig zum Kauf an. Gros erwarb das Schloss samt umliegendem Grundstück noch im selben Jahr schließlich zum Preis von 20.244 Mark. Seitdem befindet sich das Schloss im Besitz einer Erbengemeinschaft.[6][7]

Anlage und Architektur

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Südflügel mit im Jahr 1938 freigelegtem Barockfachwerk und Walmdachaufbau

Der Hauptbau des Schlosses ist eine einen kleinen Innenhof umgebende, nahezu quadratische Anlage von etwa 25 Metern Seitenlänge innerhalb eines ehemaligen Zwingers (bis auf die Front von einer Zwingermauer umfriedet?). Die Grundmauern stammen noch aus der frühen Gotik, die Fachwerkaufbauten dagegen sind größtenteils barock.[6] Die unteren, gemauerten Teile der drei Schlossflügel sind nur wenig jünger, die darauf gesetzten, erst 1938 im Zuge einer Grundsanierung wieder von Überputzung freigelegten Fachwerkgeschosse stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, ebenso die teilweise am Hofpflaster ansetzenden Fachwerkeinbauten des Innenhofs.[3]

Der älteste Teil ist die rückwärtig gen Osten gelegene sogenannte Schloss- oder Ostscheune, deren Mauern (wie die übrigen, aber später entstandenen Grundmauern) Grundrisszeichnungen zufolge etwa zwei Meter dick sind und aus Backstein bestehen. Während man bis in die Romantik Befestigungsmauern üblicherweise vollständig aus Buckelquadern errichtete, fanden selbige hier nur für die Eckkonstruktionen Verwendung, was eine frühgotische Entstehungszeit wahrscheinlich erscheinen lässt.[2] So schätzt Dehio den Bau denn auch auf Anfang des 13. Jahrhunderts.[1] Die Ostscheune ist auch der einzige Gebäudeteil mit Satteldachaufbau, Haupthaus und Flügel dagegen sind mit Walmdächern gedeckt.

Im Äußeren ist der Bau durch Stützpfeiler, Erker, Spitzbogenportal und Wappensteine geprägt.[6] In der Nordwand sind zwei Schlitzfenster und eine etwas unterhalb durch das Mauerwerk gebrochene Schießscharte – in diesem Fall eine sogenannte Schlüsselscharte speziell für Feuerwaffen – erhalten.

Außenanlage

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Kastanienallee

Das Schloss ist rundum von einer etwa 2.000m² großen, parkähnlich angelegten Grünanlage umgeben und in weiten Teilen von einer Ringmauer, an der Nordseite abschnittsweise von einem Zaun eingefriedet; Zugang bieten das nach Westen in Richtung Stadtmitte ausgerichtete Haupttor und ein weiteres, zur heutigen Winzergenossenschaft gelegenes Tor an der Südseite (→ vgl. Nebengebäude). Das Gelände quert mit dem Humsterbach von Nord nach Süd noch immer ein Bachlauf, der direkt an der Gebäudefront vorbeiführt und westlich von Kürnbach in den Kraichbach mündet. Die frühere hölzerne Zugbrücke allerdings wurde schon in den frühen 1740er Jahren der besseren Witterungsbeständigkeit wegen durch eine gemauerte Steinbrücke ersetzt.[8] Vom Haupttor bis zum Schlosseingang führt eine etwa 70 Meter lange, von Kastanien gesäumte Allee.

Nebengebäude

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Neben dem Haupttor des Anwesens steht eine vermutlich zu Beginn des 17. Jahrhunderts erbaute Zehntscheune, die vollständig im Fachwerkstil gehalten ist und am äußersten Rand des Geländes liegt, sodass ihre Außenwand einen Teil der Ringmauer ersetzt. Die Scheune steht heute größtenteils leer und wird nur noch als Lagerraum genutzt. Unter der Scheune befindet sich ein – nicht mehr zugänglicher – rund 45m langer, tonnengewölbter Zehntkeller.[6]

Ein zweites, am südlichen Tor des Schlosses gelegenes Gebäude ist heute baulich durch die Ringmauer abgetrennt und nicht mehr Teil der Anlage; es diente bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts als Winzerkeller, stand anschließend aber leer und wurde 1951 schließlich an die zum Winzerkeller Wiesloch gehörende Winzergenossenschaft Kürnbach eG verkauft, die es für ihre Zwecke umbaute und modernisierte und noch heute nutzt.

Denkmalschutz

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Siehe auch

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Commons: Schloss Kürnbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b Dehio 1993, S. 444.
  2. a b Becker 1996, S. 2.
  3. a b Drechsler 2005, S. 352 ff.
  4. vgl. Becker 1996, S. XX.
  5. vgl. Ebd., S. XX.
  6. a b c d vgl. Riehl 1997, S. 108.
  7. vgl. Becker 1996, S. 12 ff.
  8. Becker 1996, S. 6.


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