Bergheim (Haut-Rhin)

französische Gemeinde im Elsass

Bergheim ist eine französische Gemeinde mit 2066 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Haut-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Sie ist Mitglied des Gemeindeverbandes Pays de Ribeauvillé.

Bergheim
Bergheim (Frankreich)
Bergheim (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Haut-Rhin (68)
Arrondissement Colmar-Ribeauvillé
Kanton Sainte-Marie-aux-Mines
Gemeindeverband Pays de Ribeauvillé
Koordinaten 48° 12′ N, 7° 22′ OKoordinaten: 48° 12′ N, 7° 22′ O
Höhe 172–733 m
Fläche 19,16 km²
Einwohner 2.066 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 108 Einw./km²
Postleitzahl 68750
INSEE-Code
Website ville-bergheim.fr

Bergheim (Ansicht von Norden)

Bergheim besitzt eine vollständig umschließende doppelte Stadtmauer mit zahlreichen Wehrtürmen und einem Stadttor, dem Obertor, aus dem 14. Jahrhundert. Das zweite Stadttor am anderen Ende der Stadt existiert nicht mehr.

2022 wurde Bergheim mit dem Prädikat Die schönsten Dörfer Frankreichs ausgezeichnet.[1]

Geographie

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Bergheim liegt im Oberelsass zwischen Colmar (16 km südlich) und Schlettstadt (11 km nördlich) in der Oberrheinebene.

Das Städtchen ist ein typischer Weinort mit zwei bekannten Weinlagen, dem Altenberg de Bergheim und dem Kanzlerberg. Es liegt an der Elsässer Weinstraße. Das Gemeindegebiet gehört zum Regionalen Naturpark Ballons des Vosges.

Geschichte

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Während der fränkischen Zeit (465) hieß der Ort Berchem. In den nachfolgenden Jahrhunderten wurde der Ort erwähnt als Perechheim (728), villa Bercheim (768), Berchem (11. Jh.), Berghein (1297), Bergkein (1278 ff.), Berchein (1302), Berghein (1305), Bergheim (1314), Berckheim (1434), Obernperckhaim (1446), statt Obernbergkeym und als Berckhin (1509).[2] Auf der Gemarkung sind Siedlungsspuren aus der Römerzeit freigelegt worden, im Jahr 1848 ein großes Mosaik[2] (heute im Musée d’Unterlinden in Colmar), im Jahre 2006 dann ein weiteres.

Im Mittelalter war Bergheim freie Stadt der Herrschaft Rappoltstein im Heiligen Römischen Reich. Im Jahr 1313 erhielt die Stadt das Recht, Münzgeld zu prägen und Zölle zu erheben. Nachdem der Graf von Rappoltstein sich bereits im Jahr 1665 für einen Teil seiner Ländereien dem Königreich Frankreich unterworfen hatte, wurde 1680 auch der Rest seiner Herrschaft durch einseitigen Beschluss der Reunionskammern von Frankreich annektiert.[3]

Durch den Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 kam das Gebiet an das deutsche Reichsland Elsaß-Lothringen, und das Dorf wurde dem Kreis Rappoltsweiler im Bezirk Oberelsass zugeordnet. Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Region aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1919 an Frankreich abgetreten werden. Im Zweiten Weltkrieg war das Gebiet von der deutschen Wehrmacht besetzt, und der Ort stand bis 1944 unter deutscher Verwaltung.

Demographie

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Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1793 2546 [4]
1821 3194 davon 2734 Katholiken und 460 Juden[5]
1836 3659 [6]
1861 3100 [7]
1866 3089 [8]
1872 3072 am 1. Dezember, in Häusern[9]
1880 2771 am 1. Dezember, auf einer Fläche von 1915 ha, in 398 Häusern, davon 2573 Katholiken, zehn Protestanten und 187 Juden[10]
1890 2503 [7]
1895 2484 am 2. Dezember[11]
1900 2424 meist katholische Einwohner[12]
1905 2209 [7]
1910 1956 [13][14][7]
Anzahl Einwohner seit 1945
Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2017
Einwohner 1708 1753 1703 1774 1802 1830 1860 2121
Quelle: Gemeindeverzeichnis,[15] Cassini und INSEE

Sehenswürdigkeiten

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  • Die den Ort vollständig umschließende doppelte Stadtmauer mit zahlreichen Wehrtürmen und dem westlichen Obertor als Stadttor wurde im 14. Jahrhundert errichtet und im 16. Jahrhundert erneuert. Das östliche Untertor existiert nicht mehr. Der Zwinger zwischen den beiden Stadtmauern wird heutzutage von Privatgärten eingenommen. Die äußere Stadtmauer ist vollständig begehbar. Die innere Stadtmauer besteht aus den Außenwänden der Stadthäuser.
  • Die Pfarrkirche Notre-Dame de l’Assomption (Mariä Himmelfahrt) wurde von 1320 bis 1347 erbaut, der Innenraum 1718 barock umgestaltet. Seitenkapelle und Sakristei sind neugotisch. Das Tympanon zeigt eine Anbetung der Könige. 1959 wurden bei einer Restaurierung Fresken aus dem Jahr 1480 wiederentdeckt. Die große Rinkenbach-Orgel von 1903 wurde in ein neubarockes Gehäuse von 1879 eingebaut, bei dem jedoch Originalskulpturen aus dem Jahre 1740 verwendet wurden.
  • Das Rathaus stammt aus dem Jahr 1767.
  • Die Synagoge wurde in den Jahren 1860 bis 1863 erbaut. Sie ersetzte die mittelalterliche Synagoge (um 1300), die durch einen Brand 1840 zerstört worden war.
  • Unter der alten Dorflinde soll nach einer dortigen Inschrift schon im Jahr 1300 ein Fest gefeiert worden sein. Ihr Stammdurchmesser beträgt 1,80 Meter.
  • Die Burg Reichenberg (13./20. Jahrhundert) befindet sich in Privatbesitz.
  • Auf dem deutschen Soldatenfriedhof sind 5308 im Zweiten Weltkrieg gefallene deutsche Soldaten begraben, die von 1970 bis 1975 aus mehr als 225 Gemeinden des Oberelsass hierher umgebettet wurden.

Persönlichkeiten

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Literatur

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Commons: Bergheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Beaulieu-sur-Dordogne, Bergheim, Martel et Rocamadour rejoignent « Les plus beaux villages de France » ! Association Les plus beaux villages de France, 30. Juni 2022, abgerufen am 17. Oktober 2022 (französisch).
  2. a b Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band II: Ober-Elsass. Friedrich Bull, Straßburg 1881, S. 29–34 (books.google.de).
  3. Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870-1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 6 (books.google.de).
  4. Bergheim – statistische Angaben der Arbeitsgruppe für Demographie und Geschichte der École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Frankreich
  5. Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass: Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente. Band 2, Straßburg 1825, S. 96–97, Ziffer 2 (books.google.de).
  6. Theodor Franz Xaver Hunkler: Geschichte der Stadt Colmar und der umliegenden Gegend. Colmar 1838, S. 495–497 (books.google.de).
  7. a b c d Michael Rademacher: Landkreis Rappoltsweiler, Elsaß-Lothringen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 5 (books.google.de).
  9. C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 51 (books.google.de) und S. 79, Ziffer 49 (books.google.de).
  10. Statistisches Büro des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen (Hrsg.): Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 72, Ziffer 879 (books.google.de).
  11. Uebersicht über das endgiltige Ergebniß der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 in Elsaß-Lothringen. In: Beiblatt zum Central- und Bezirks-Amtsblatt für Elsaß-Lothringen. Straßburg, den 21. November 1896, S. 303 (books.google.de).
  12. Bergheim. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 2: Astilbe–Bismarck. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1905, S. 676 (Digitalisat. zeno.org).
  13. Bergheim, Kreis Rappoltsweiler, Elsass-Lothringen. In: Meyers Gazetteer. Mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Bergheim (meyersgaz.org).
  14. Kreis Rappoltsweiler, Elsass-Lothringen gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  15. 1910: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 – Kreis Rappoltsweiler