Klassifikation nach ICD-10
G72.8 Sonstige näher bezeichnete Myopathien
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Bei der Bethlem-Myopathie handelt es sich um eine seltene Muskelerkrankung, die zur Gruppe der angeborenen Muskeldystrophien gehört. Sie wird autosomal-dominant vererbt. Die Erkrankung ist durch einen relativ milden Verlauf mit proximaler Muskelschwäche und distalen Gelenkkontrakturen gekennzeichnet. Ursache für die Erkrankung sind Mutationen in einem von 3 Genen, die für Kollagen VI, ein Protein der extrazellulären Matrix, kodieren. Die Erkrankung ist sehr selten. Bisher wurden weniger als 100 Fälle beschrieben.

Geschichte

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Die Erstbeschreibung der Erkrankung stammt von J. Bethlem und G. K. Wijngaarden und erfolgte 1976 anhand der Untersuchung von 3 Familien mit insgesamt 28 Patienten.[1] In einer Publikation aus dem Jahr 1988 über eine große Familie mit 33 betroffenen Patienten wurde die Bezeichnung Bethlem-Myopathie. für dieses Krankheitsbild vorgeschlagen.[2]

Die Ursache für die Erkrankung sind Mutationen in den Genen, die für Kollagen-VI kodieren. Kollagen VI besteht aus 3 Untereinheiten, die von 3 verschiedenen Genen kodiert werden: COL6A1 und COL6A2 auf dem langen Arm von Chromosom 21 (21q22.3) und COL6A3 auf dem langen Arm von Chromosom 2 (2q37). Für alle 3 Gene wurden Mutationen beschrieben, sowohl Punktmutationen als auch Spleißmutationen, die zur Erkrankung führen. Die Erkrankung wird autosomal-dominant vererbt.[3] Kollagen VI ist ein Protein der extrazellulären Matrix, das unter anderem für die Verbindungen zwischen den Zellen (Zell-Zell-Verbindung) eine Bedeutung hat.[4][5]

Krankheitsbild und Verlauf

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Die Bethlem-Myopathie ist durch eine leichtgradige Muskelschwäche der proximalen Extremitätenmuskulatur gekennzeichnet. Darüber hinaus treten Kontrakturen auf, insbesondere im Bereich der Fingergelenke, aber auch im Bereich anderer Gelenke. Die Bethlem-Myopathie ist durch einen relativ gutartigen, nur langsam fortschreitenden Verlauf gekennzeichnet. Im Durchschnitt sind die Patienten mit 25–40 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen.

  • F. Jerusalem, S. Zierz: Muskelerkrankungen. 3. Auflage. Thieme-Verlag, 2003, ISBN 3-13-567803-2, S. 127 ff.
  • A. H. Ropper, M. A. Samuels: Adam's and Victor's Principles of Neurology. 9. Auflage. McGraw-Hill Companies, ISBN 978-0-07-149992-7, S. 1374.

Einzelnachweise

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  1. J. Bethlem, G. K. Wijngaarden: Benign myopathy, with autosomal dominant inheritance. A report on three pedigrees. In: Brain. 1976 Mar;99(1), S. 91–100. PMID 963533.
  2. M. D. Mohire u. a.: Early-onset benign autosomal dominant limb-girdle myopathy with contractures (Bethlem myopathy). In: Neurology. 1988 Apr;38(4), S. 573–580. PMID 3352914.
  3. Jöbsis u. a.: Type VI collagen mutations in Bethlem myopathy, an autosomal dominant myopathy with contractures. In: Nature Genetics. 1996 Sep;14(1), S. 113–115. PMID 8782832.
  4. Eintrag zu Bethlem-Muskeldystrophie. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
  5. Bethlem myopathy. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)

Weiterführende Literatur

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  • N. L. Baker: Molecular consequences of dominant Bethlem myopathy collagen VI mutations. Ann Neurol. 2007 Oct;62(4), S. 390–405. PMID 7886299
  • D. Hicks u. a.: A refined diagnostic algorithm for Bethlem myopathy. Neurology. 2008 Apr 1;70(14), S. 1192–1199. PMID 18378883
  • G. J. Jobsis u. a.: Bethlem myopathy: a slowly-progressive congenital muscular dystrophy with contractures. Brain. 1999 Apr;122 ( Pt 4), S. 649–655. PMID 10219778.
  • A. K. Lampe u. a.: Collagen VI related muscle disorders. J Med Genet. 2005 Sep;42(9), S. 673–685. PMID 16141002.
  • L. Merlini u. a.: Therapy of collagen VI-related myopathies (Bethlem and Ullrich). Neurotherapeutics. 2008 Oct;5(4), S. 613–618. PMID 19019314
  • A. J. van der Kooi u. a.: Cardiac and pulmonary investigations in Bethlem myopathy. Cardiac and pulmonary investigations in Bethlem myopathy. Arch Neurol. 2006 Nov;63(11), S. 1617–1621. PMID 17101832