Der Clawson-Punkt in einem Dreieck ist einer der ausgezeichneten Punkte des Dreiecks. Er kann auf folgende zwei Arten konstruiert werden und hat die Kimberling-Nummer X(19).[1] Der Punkt wurde nach John Wentworth Clawson benannt und 1886 von Émile Lemoine untersucht.[2]

Ähnlichkeitszentrum des Höhenfußpunktdreiecks (rot) und des rot gezeichneten Dreiecks, das von den (äußeren) gemeinsamen Tangenten der Ankreise gebildet wird (siehe gestrichelte Linien)

Definition

Bearbeiten

Für ein beliebiges Dreieck   mit Winkeln   in den Punkten   ist der Clawson-Punkt definiert als der Punkt mit den trilinearen Koordinaten  .[3][4]

Erste Konstruktion

Bearbeiten

Konstruiere zum gegebenen Dreieck   das Höhenfußpunktdreieck   (siehe nebenstehende Zeichnung) und das von den gemeinsamen äußeren Tangenten von jeweils zwei der drei Ankreise gebildete Dreieck  . Man kann zeigen, dass diese beiden Dreiecke paarweise parallele Seiten haben und sich daher die Geraden (gestrichelt in nebenstehender Zeichnung) durch die entsprechenden Eckpunkte dieser beiden ähnlichen Dreiecke in einem Punkt, im sogenannten Ähnlichkeitszentrum, schneiden. Dieser Punkt heißt der Clawson-Punkt.[3]

Zweite Konstruktion

Bearbeiten
 
Clawson-Punkt als Perspektivitätszentrum des Dreiecks ABC (braun) und des blau dargestellten Dreiecks, das von den gemeinsamen Sehnen von jeweils einem Ankreis und dem Umkreis begrenzt wird (siehe gestrichelte Linien).

Konstruiere zum gegebenen Dreieck ABC den Umkreis und die Ankreise. Jeder Ankreis schneidet den Umkreis in zwei Punkten, die damit jeweils eine Sehne festlegen. Die Verlängerungen dieser Sehnen bilden ein Dreieck   (blau in nebenstehender Zeichnung), wobei   der Schnittpunkt der Sehnenverlängerungen der Ankreise an den Seiten mit Endpunkt   ist, und entsprechend   und  . Man kann zeigen, dass sich die Geraden  ,   und   (rot gestrichelt in nebenstehender Zeichnung) in einem Punkt schneiden. Man sagt in dieser Situation auch, dass die beiden Dreiecke perspektivisch liegen mit dem Schnittpunkt als „Perspektivitätszentrum“. Dieser Punkt ist der Clawson-Punkt, das heißt, man kann nachweisen, dass er mit dem Punkt der ersten Konstruktion übereinstimmt.[2]

Baryzentrische Koordinaten

Bearbeiten

Die baryzentrischen Koordinaten des Clawson-Punkts sind

 ,

wobei  ,   und   wie üblich die Längen der Dreiecksseiten gegenüber den Eckpunkten  ,   und   bezeichnen.

Literatur

Bearbeiten
  • Émile Lemoine: Quelques questions se rapportant à l'étude des antiparallèles des côtés d'un triangle. In: Bulletin de la Société Mathématique de France, Band 14 (1886), S. 107–128, insbesondere 114 (Digitalisat bei Nundam)
  • J. W. Clawson, Michael Goldberg: problem 3132. In: The American Mathematical Monthly, Band 33, Nr. 5, 1926, S. 285–285. (JSTOR)
  • Clark Kimberling: Central Points and Central Lines in the Plane of a Triangle. In: Mathematics Magazine, Band 67, Nr. 3, 1994, S. 163–187, insbesondere 125. (JSTOR).
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Antreas P. Hatzipolakis, Paul Yiu: Reflections in Triangle Geometry. In: Forum Geometricorum. Band 9, 2009, S. 301–348 (englisch, fau.edu).
  2. a b Clark Kimberling: X(19)=CLAWSON POINT in der Encyclopedia of Triangle Centers (abgerufen 2019-11-30)
  3. a b Clark Kimberling: CLAWSON POINT. In: Encyclopedia of Triangle Centers (abgerufen 2019-11-30)
  4. J. W. Clawson, Michael Goldberg: problem 3132. In: The American Mathematical Monthly, Band 33, Nr. 5, 1926, S. 285–285. (JSTOR)